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Kapitel 6

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Erkenntnisse und Realitätschecks

Schließlich duschten wir und machten uns auf in die Stadt. Die Hauptstraße von Alice Springs hatte nichts von einer aufstrebenden Metropole, aber wir fanden einen Coffeeshop und gönnten uns ein spätes Frühstück.

Trav bestellte das größte Frühstück, das angeboten wurde, und irgendeinen hippen Kaffee. Er war seltsam aufgekratzt. Oder vielleicht auch nur sehr glücklich. Ich versuchte, ihn nicht anzulächeln, richtete meinen Blick auf das Mädel hinter dem Tresen und hielt einfach nur zwei Finger hoch. »Mach daraus zwei.«

Er schnappte sich ein paar Zeitungen von einem in der Nähe stehenden Tischchen und fand einen freien Tisch im hinteren Teil des Cafés. Er rutschte auf die Sitzbank und schob eine Zeitung über den Tisch. Für mich, wie ich annahm. Er blätterte durch die The Australian, bis er die Seite mit den Nachrichten aus aller Welt gefunden hatte. »Weißt du, moderne Technologie ist gut und schön. Alles geht schnell, das Angebot ist groß und ich kann jede beliebige Zeitung von jedem Ort der Welt in wenigen Sekunden aufrufen. Aber es geht doch irgendwie nichts darüber in einem Café zu sitzen und eine echte Zeitung zu lesen.«

Ich nahm das Lokalblatt der Alice, The Centralian, und schlug den Teil mit den Aktienkursen auf. »Man fragt sich allerdings, wie lange es überhaupt noch echte Zeitungen geben wird«, bemerkte ich. »Irgendwann werden die Leute keine mehr kaufen, wenn sie alles online lesen können.«

Trav sah von seiner Lektüre auf. Er schien über meine Worte nachzudenken. »Stimmt. Schade allerdings.«

Ich sah mir an, was er las. Es war die Seite mit den internationalen Nachrichten und ich nahm an, dass er nach Meldungen suchte, die mit Amerika zu tun hatten. Ich hatte eine Idee. »Hättest du gern, dass wir ein Zeitungsabonnement abschließen, sodass sie zur Farm geliefert wird? Sie würde einfach Montag und Freitag mit der Post kommen«, erklärte ich. »Mein Vater hat das so gemacht, aber mit dem Internet bin ich nie auf die Idee gekommen.«

Er schien es in Erwägung zu ziehen, aber genau in diesem Moment brachte die Bedienung unsere Kaffees. Travis lächelte sie an, hob sofort seine Tasse an seine Lippen und nippte daran. Seine Augen schlossen sich langsam, und er summte genüsslich beim ersten Schluck. Vielleicht war es der Geschmack. Vielleicht auch nur das Aroma, aber ich nahm mir vor, ihm eine Kaffeemaschine zu kaufen. Es würde jeden verdammten Cent wert sein, einfach nur, damit ich ihn so sehen konnte.

»Gott, das ist gut«, murmelte er. »Ich vermisse guten Kaffee.« Sein Blick schoss zu mir. »Ich meine, der Kaffee auf der Farm ist gut. Versteh mich nicht falsch. Ich habe mich inzwischen daran gewöhnt, schätze ich.«

Ich lachte und trank meinen Kaffee. Ich musste ihm zustimmen – er war so, so viel besser als der Mist, den wir zu Hause tranken. Ich war eigentlich mehr ein Teetrinker, aber seit Travis angekommen war, war ich auch auf den Geschmack gekommen, was Kaffee anging. »Ist schon in Ordnung, Trav. Ich bin ganz deiner Meinung. Der hier ist viel besser.«

Unser Frühstück wurde serviert und während wir aßen, las Travis die Zeitung und ich informierte mich auf meinem Handy über Kaffeemaschinen und fand heraus, dass eines der Kaufhäuser in Alice Springs eine beliebte Marke führte.

»Worüber grinst du so?«, fragte Travis mit halbvollem Mund. Er hatte mich beobachtet, während ich mein Handy angestarrt hatte. »Dein Essen wird kalt. Iss, solange es noch warm ist. Es schmeckt lecker.«

Ich schob mein Handy zur Seite. »Nichts Besonderes«, antwortete ich ihm. Ich machte mich über meinen Teller mit Schinken, Eier, Tomaten, Würstchen, Bohnen und Toast her und ignorierte die Seitenblicke, die er mir zuwarf.

Nachdem wir viel zu viel gegessen hatten, begaben wir uns wieder auf den Gehsteig und spazierten in der warmen Wintersonne die Straße entlang. »Wo gehen wir hin?«, fragte er.

»Dahin«, sagte ich und zeigte auf das Harvey Norman-Kaufhaus.

»Was suchst du?«

»Wirst du schon sehen«, sagte ich. Wir kamen beim Kaufhaus an, ich hielt ihm die Tür auf und folgte ihm hinein.

Ein Verkäufer kam in der Einrichtungsabteilung auf uns zu. »Kann ich Ihnen helfen?«

Travis sah mich an und wartete zusammen mit dem Verkäufer auf meine Antwort. Ich musste grinsen, ich konnte nicht anders. »Kaffeemaschinen?

Wir folgten dem Mann in die Elektroabteilung, und er wies mit ausgestrecktem Arm auf ein Regal mit zwei Dutzend verschiedener Kaffeemaschinen und sah mich an. »Suchen Sie nach einer Standardmaschine, Filtermaschine, einem Vollautomaten oder einer mit Kapseln?«

Ich blinzelte verwirrt. »Ähm.« Ich sah Travis hilfesuchend an. »Ich habe keine Ahnung.«

»Ist sie für mich?«, fragte er vollkommen überrascht.

»Natürlich«, sagte ich. »Du bist der Kaffeetrinker.«

Der Verkäufer sah uns beide an. Er betrachtete meine abgetragene Jeans, die alten, staubigen Stiefel und den löchrigen Hut. Dann sah er Travis von oben bis unten an. Ich war mir ziemlich sicher, dass er es wusste. Als hätten wir ein Schild um dem Hals, auf dem Wir sind ein Paar stand. Sein Lächeln wirkte gezwungen.

Travis bemerkte nichts davon. Er war zu sehr damit beschäftigt, die Reihe der Kaffeemaschinen zu studieren. »Wir fahren drei Stunden bis zur Stadt«, sagte Travis. »Für welche kann man am einfachsten Kaffee kaufen und lagern?«

Sie diskutierten über die Geräte und ich lief ein bisschen herum, bis ich plötzlich vor einem dieser riesigen Flachbildschirmfernseher stand. Ich hatte das mit Sicherheit nicht geplant, aber plötzlich waren da zwei Mädchen. Sie waren Kunden, so um die zwanzig Jahre alt, und wir fingen irgendwie an, vor der Kamera herumzualbern, die unser Bild auf den größten Bildschirm an der ganzen Wand warf. Wir machten einfach nur ein paar Faxen und ich dachte mir, es konnte ja nicht schaden, wenn der Verkäufer annahm, dass ich mich mehr für die zwei Mädchen interessierte als dafür, mit meinem Freund eine schwule Kaffeemaschine zu kaufen.

»Charlie!«, rief Travis.

Ich wirbelte herum, sah ihn an und tat so, als würde ich nicht gerade versuchen, wie ein Ägypter zu gehen und die Mädchen zum Lachen zu bringen. Travis hob seine Was zum Henker machst du da?-Augenbraue.

Ich ließ die Mädchen einfach stehen, ohne auch nur zurückzuschauen, und ging zu Travis und dem Verkäufer hinüber. »Hast du ihre Telefonnummern bekommen?«, fragte Travis. Er klang so, als würde er einen Witz machen, aber sein Blick war ein wenig stechend.

Red Dirt Heart: Lodernde Erde

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