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Lass doch einmal die Stiefel an

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Irgendwann forderte Adele ihren Theodor dazu auf, im Bett doch einfach die Stiefel anzulassen, wenn sie es täten, denn sie hatte gehört, dass nur so Söhne gezeugt werden könnten. Adele fand das zwar ein bisschen dumm, aber sie wollte nichts unversucht lassen und sie hatte ja auch schon eine Menge anderer Dinge versucht, die nicht gefruchtet hatten, also kam es darauf auch nicht mehr an.

Es klappte und das dreizehnte Kind war ein kleiner Karli, der erste Stammhalter in der Division und nun wäre wohl alles gut, dachte Adele.

Theodor hingegen dachte ganz etwas anderes. Er wusste nun, wie man einen Sohn zeugt und daher zog er seine Stiefel nun im Bett überhaupt nicht mehr aus, was Adele nicht ganz so gefiel, denn es waren Reiterstiefel, die hinten spitze Sporen haben.

Sonntags, wenn die Familie zur Kirche ging, mussten die Mädchen in zweier Reihen der Größe nach antreten und dann sahen sie wie die Orgelpfeifen aus, die ganz artig zur Kirche stapften. Auch die zweite Kirchenbank war inzwischen überfüllt und so überlegte der Pfarrer, ob er die Familie vielleicht auf den linken und rechten Block aufteilen sollte, aber er entschied sich dann doch, die dritte Reihe für die Familie zu reservieren.

Das Schloss, in dem die Familie aufwuchs war sehr weitläufig, so dass alle genug Platz hatten, aber wenn sie alle zu Tisch kamen, so sah es doch ein bisschen wie in einem Mädchenpensionat aus. Theodor blickte ganz stolz auf ‚sein Werk‘ und er hatte keinen Moment Zweifel, ob sein Weg der richtige wäre. Seine Geschäfte liefen prächtig, die Felder brachten tolle Erträge und er ging sogar dazu über, Teile seines Besitzes an Pächter zu vergeben, weil er sie dadurch auch besser in die Verantwortung einbeziehen konnte und sich dies wieder positiv auf die Erträge auswirkte. Schließlich musste er ja eine große Familie ernähren. Seine Adele kümmerte sich um das Gesinde fürs Haus und er kümmerte sich um die Geschäfte. Darüber brauchte man nicht miteinander zu sprechen, dachte Theodor und emanzipatorische Bewegungen gab es damals noch nicht.

In der Schule wurden die Kinder mit Samthandschuhen angefasst, denn alle wussten dass dieser Familienvater alleine eine Menge Arbeitsplätze sicherte. Zudem machte Theodor zuweilen größere Spenden und so war es ganz selbstverständlich, wenn die Lehrer auch kostenlos diesen Kindern Nachhilfe gaben, wenn es wirklich nötig war.

Die Kinder entwickelten sich ganz unterschiedlich, sie hatten nur einen gemeinsamen Nenner, jenen den kleinen Karli zu quälen. Er war als Hahn im Korb mehr den Streichen ausgesetzt, als alle anderen Kinder. Daher zog sich Karli auch immer mehr zurück und entwickelte sich, trotz der großen Kinderschar, oder auch genau wegen ihr, als Einzelgänger. Stundenlang war er im Wald verschwunden und erschuf sich dort seine eigene Phantasiewelt von Drachen, Rittern, Helden und anderen Figuren.

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