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Suite 103
ОглавлениеNach der Lagebesprechung fuhren Fett und Schmelzer zum Seniorenluxusstift am Ortsrand von Gürzenich bei Düren, Südlage, Golfplatz in der Nähe. Sie trafen auf Helene Schulz-Weißenbach, die stellvertretende Leiterin des Domizils, wie sie mehrfach betonte. Ein Domizil für ältere Gäste. Der Leiter, Fred Strack-Zimmermann, komme erst in drei Wochen. Er sei auf Mallorca, wandern und so, Flucht vor der Annakirmes. Helene Schulz-Weißenbach führte Fett und Schmelzer durch das Domizil. Ja, Herr Rütters sei ein besonderer Mensch gewesen, sagte sie ohne erkennbare Regung. Der Tod sei hier ja quasi stets zu Gast und am Tisch. Sie versuchte, mit einer Portion Halbphilosophie das Domizil zu verklären, und kam dann zum An- und Abwesenheitsbuch. Herr Rütters habe am Freitag gegen 19.00 Uhr ausgecheckt. Er wollte zur Annakirmes, zu Tochter und Schwiegersohn. Alles wie in jedem Jahr. Nichts Ungewöhnliches. Er war sehr gut beisammen. Rüstig, durchtrainiert, ein Langstreckenwanderer. Da sei Strack-Zimmermann nicht mitgekommen, wenn sie das so sagen dürfe. Das Zimmer, ja dort, die Suite 103, geräumig, mit Blick auf die Eifel. Natürlich bleibt sie verschlossen. Wann wird sie wohl wieder vermietet werden können? Sie wissen, das Budget, die Kosten und so.
Helene Schulz-Weißenbach säuselte zu den beiden Kommissaren: »Bitte, sprechen Sie doch sehr sanft mit unseren Gästen. Sie sind leicht erregbar, ach, was sage ich, erschütterbar. Wir sind eine geborgene Gemeinschaft, da schafft so ein Verbrechen Unruhe und Aufregung. Wir brauchen doch alle unsere Mitte, unser Vertrauen, unseren inneren Klang, nicht wahr, Herr Kommissar.«
»Danke, wir schicken heute noch die Kriminaltechnik. Bestimmt in 14 Tagen, da kann wieder jemand ins Domizil.« Fett war kurz angebunden. Nun sagte er auch schon Domizil, bemerkte er selbstironisch. »Danke, und es kann sein, dass wir uns wieder melden. Wir werden Ihre Ruhe nicht unnötig stören. Es sei denn, einem Ihrer Bewohner fällt noch etwas Wichtiges ein.«
Nachmittags war die Kriminaltechnik bereits in der Suite. Sie stellten alles auf den Kopf, fanden aber nichts von Bedeutung. Gar nichts. Auch das war merkwürdig. Keine Erinnerungsstücke, Fotoalben. Viele Wanderbücher, Karten und Bücher über die Region. Alle Kreisjahrbücher seit 1960. Kaum Medikamente. Kein Hinweis, der sie weiterbrachte. Als ob Alexander Rütters geschichtslos dort gelebt hätte.