Читать книгу Rurschatten - Olaf Müller - Страница 23
Ölig, etwas ölig
Оглавление»Schmelzer, neu denken.«
»Was?«
»Neu denken.«
Fett buchstabierte.
»Vielleicht ein Geisteskranker aus der Forensik. Hat Rütters mal einen beschäftigt? Kümmerte er sich um Resozialisierung? Hat er schwererziehbaren Jugendlichen geholfen? Alles checken. Kontoauszüge noch mal durchforsten. Wohin ging die Knete? Auch wenn das alles nicht so richtig zu der professionellen Ausführung des Mordes passt, wir müssen immer noch alle Möglichkeiten und Motive überprüfen.«
Schmelzer maulte. Dann legte er los. Am Nachmittag meldete er sich fast triumphierend in Fetts Büro.
»Das Superluxusseniorenwohnheim, das kostet rund 4.000 Euro im Monat. Meister Rütters hat jeden Monat 5.000 überwiesen. Seltsam, oder?«
»Termin mit der Leitung machen, rapido«, sagte Fett. Mehr als drei Wochen waren seit dem Mord vergangen.
Ölig, etwas ölig und tiefengebräunt saß der Leiter des Seniorenstifts, Fred Strack-Zimmermann, vor den beiden Kommissaren aus Aachen, wie er mehrfach betonte. Der Anzug war zu groß, die Uhr zu golden, die Haare zu ölig. Alles an dem Mann missfiel dem Kommissar. Nicht dem ersten Eindruck hingeben, sagte er sich.
Nein, warum Herr Rütters die 5.000 überwiesen habe, immerhin über zwei Jahre, vorher nur 4.000 und seit Mai dann wieder nur 4.000, da könne er sich jetzt keinen Reim drauf machen.
»Gut, jetzt nicht, später schon«, sagte Fett, »Betriebsprüfung hilft bestimmt. Heimaufsicht plus Durchsuchungsbeschluss, ob die Presse davon Wind bekommt, kann ich nicht ganz auszuschließen.«
»Moment mal«, stockte der Ölige, »doch, ja, jetzt kommt die Erinnerung.«
Der Herr Rütters selig, der sei sehr sozial gewesen. Klar, warum habe er das nur vergessen.
»Wir haben vor zwei Jahren einen Aufruf gemacht. Damals boten wir einigen schwererziehbaren Jugendlichen Jobs an. Dafür suchten wir Paten. Und Herr Rütters wurde Pate. Pate von Johnny.«
»Johnny«, sagte Fett, »wer zum Teufel ist Johnny, was heißt Pate und was hat das mit der Knete zu tun?«
»Nun ja, mit den 1.000 Euro zusätzlich wurde der Johnny gefördert, konnte sich eine Wohnung leisten, war sozusagen Resozialisierung«, meinte der Ölige.
»Wo finden wir denn den Johnny? Warum hörte denn die Zahlung im Mai auf?«, grätschte Schmelzer in das Gespräch.
»Herr Rütters, der wollte nicht mehr.«
»Ach so, warum denn und wo ist Johnny?«
»Moment mal. Schwester Irmgard, wo ist noch mal der Johnny Kaiser«, knurrte der Ölige ins Telefon. »Stimmt, hatte ich vergessen. Danke. Also«, setzte er an, »Herr Kaiser fehlt seit rund drei Wochen, genauer, seit das mit Herrn Rütters hier bei uns bekannt wurde. Vielleicht weil Rütters nicht mehr zahlen wollte, warum, warum. Keine Ahnung.«
Fett spürte etwas hochsteigen. So aus dem Bauch nach oben. Wie beim Wasserkessel kurz vor dem Pfiff. Er zählte bis fünf. Eine Kombination aus Wut und Ärger. Er hatte etwas übersehen, und das ärgerte ihn. Zudem verbarg Strack-Zimmermann etwas. Und leise sagte er ihm ins Ohr: »Wenn Johnny auch nur irgendwas mit dem Mord zu tun hat, sind Sie am Arsch. Und zwar richtig. Behinderung, Vertuschung. Sie kommen nach Aachen, wo die schweren Jungs einsitzen. Die freuen sich auf so einen Öligen wie Sie. Und jetzt die Adresse, sonst fahren Sie noch heute ein.«