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Paris, 22. August 1890

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Eben gerade habe ich die letzten Zeilen in Mrs. Blys Reisebericht gelesen. Ich habe den Atlas genommen und habe ihre Reiseroute noch einmal verfolgt. Von New York über den Atlantik hierher zu uns nach Europa, nach Frankreich. Dann in Italien von Brindisi aus auf dem Dampfer durch das Mittelmeer nach Ägypten, nach Port Said. Weiter durch den Suezkanal, durchs Rote Meer bis nach Aden. Von dort über den Ozean nach Colombo. Weiter nach Penang und Singapur bis nach Hongkong. Das waren schon zwölftausend Meilen, eine gewaltige Strecke, aber es ging ja noch weiter. Über Yokohama und zurück auf den amerikanischen Kontinent, nach San Francisco. Hier ist Mrs. Bly vom Dampfschiff auf die Eisenbahn umgestiegen, bis nach Chicago und schließlich zu ihrem Ziel nach Jersey City gefahren. Es waren genau einundzwanzigtausendsiebenhundertvierzig Meilen, einmal rund um die Welt in tausendsiebenhundertdreißig Stunden und davon hat sie auch noch fast sechzehn Tage durch unvorhersehbare und unvermeidliche Aufenthalte verloren. Wenn jedes Schiff, jede Zugverbindung ohne Verzögerung erreicht wird, wenn es nirgends auf dieser langen Reise eine Verzögerung gibt, dann hätte es Mrs. Bly in etwas mehr als sechsundfünfzig Tagen um die Erde geschafft. Vielleicht wird ein solches Rennen einmal arrangiert, vielleicht warten in jedem Hafen die Dampfschiffe, voll mit Kohle gebunkert, sodass der Weltreisende nur noch von einem Deck zum anderen springen muss und es geht weiter. Vielleicht wird für die Überlandfahrten eine Eisenbahn benutzt, die ohne Halt die Strecken überwindet. Wenn dies alles arrangiert ist, wenn die schnellsten Dampfschiffe und rasantesten Eisenbahnen zur Verfügung stehen, kann eine Reise um die Erde auch in fünfzig oder gar vierzig Tagen geschafft werden. Eines an Mrs. Blys Reise hat mich aber nicht minder verblüfft. Eine Weltreise zu unternehmen weckt in mir die Vorstellung, auch viel von der Welt zu sehen. Am Ende ihres Berichts zählt Mrs. Bly noch einmal auf, welche Länder sie schließlich besucht hat. Europa war mit England, Frankreich und Italien vertreten, sicherlich nicht sehr viele Länder. Außerhalb Europas war sie dann eigentlich nur noch in Ägypten, Japan und den Vereinigten Staaten und in einigen britischen Besitzungen an der arabischen, indischen und chinesischen Küste. Es ist nicht viel, und es fehlt doch der größte Teil der Welt. Wenn ich eine solche Reise unternehmen würde, so wollte ich doch auch Südamerika, Afrika und das nördliche Asien kennenlernen. Ich könnte mithilfe meines Atlas zahllose Städte und Orte aufzählen, doch sie zu bereisen dürfte Monate, nein bestimmt Jahre dauern. Eines hat Nellie Bly aber geschafft und das war ja auch das Ziel ihrer Reise, sie ist in eine Richtung gestartet, hat diese Richtung immer beibehalten und ist dann wieder dort angekommen, wo sie gestartet ist, eine Umrundung der Welt eben.

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