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Papeete, 14. April 1896

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Ich habe kaum daran gedacht und schon werde ich erhört. Mutter sollte ja noch die fehlenden Ausgaben des Cosmopolitan mit den übrigen Dschungel-Abenteuern schicken. Dabei hat sie in Liverpool das beinahe druckfrische Buch gefunden, in dem alle Geschichten enthalten sind. Eine wunderschöne Ausgabe und die Bilder sind noch wirkungsvoller, noch viel lebhafter als im Cosmopolitan. Bei dem Klima in diesem Teil der Welt ist ein Buch mit seinen dickeren Seiten etwas angebrachter als die dünnseitigen Magazine, die sich schnell abgreifen. Drucksachen müssen allerdings immer trocken gelagert werden, damit sie nicht zu feucht werden oder gar verschimmeln. Meine Bibliothek bewahre ich daher in einem Schrank auf, in den einige Säckchen mit Reiskörnern gelegt sind. Diesen Trick kenne ich von Salzstreuern. Mutter hat in ihrem Brief noch einen Namen erwähnt, der mir gleich bekannt vorkam. Victor hatte auch gleich die Lösung und sagte mir, dass wir den Herrn vor fast zwei Jahren in Rouen gesehen haben und dann fiel es mir ebenfalls wieder ein. Vater hat mit Monsieur de Dion Bekanntschaft gemacht, dessen Dampfwagen damals als Erster und schnellster das Ziel bei der Wettfahrt Paris-Rouen erreicht hatte und daher der eigentliche Sieger des Rennens war. Da dieses Gefährt allerdings nicht dem Reglement entsprach, wurde ihm nur der ehrenvolle zweite Platz anerkannt. Monsieur de Dion hat anscheinend andere Ziele als die, Automobilrennen zu gewinnen. Mutter berichtet, dass Vater eine nicht unerhebliche Summe gespendet hat, um Monsieur de Dion bei der Gründung eines Automobil-Clubs zu unterstützen. Mutter schreibt, dass sie gänzlich gegen diese Ausgabe gewesen sei, weil Vater derzeit weder in Frankreich lebt, noch selbst ein Automobil fährt oder besitzt. Außerdem reiche es ihr, dass ein Fußballverein von Vaters geschäftlichen Erfolgen profitiert. Vielleicht werde ich Monsieur de Dion einmal schreiben und ihn bitten, ein paar Automobile nach Tahiti zu schicken. Ich würde dann auch Mitglied in seinem Club werden, wenn es Vater nicht schon stellvertretend für die ganze Familie ist. Dann noch eine dritte Sache, über die Mutter schreibt und die sie sogar mit einem Exemplar des La Nature belegt. Im Gare Montparnasse hat es ein Zugunglück gegeben, das, so schrecklich es anmutet, auch recht kurios erscheint. Das Kuriose daran sind die Zeichnungen, die den verunglückten Zug skizzieren. Die Lokomotive hat im Bahnhofsgebäude nicht nur den ihr bestimmten Prellbock, sondern auch den angrenzenden Bahnsteig überfahren und ist schließlich durch die große Glaswand gestoßen, die hinaus auf den Platz vor dem Bahnhof führt. Auf einer Zeichnung ist die Lokomotive zu sehen, wie sie von der oberen Galerie gerutscht ist. Mit dem Tender hing sie noch auf der Galerie, während sich der vordere Teil schräg auf dem Place de Rennes stützte. Im Bahnhof selbst blieb der Rest des Zuges unversehrt und war noch nicht einmal entgleist, sodass es unter den Passagieren nur wenige Verletzte gab. Solch ein Spektakel gibt es auf Tahiti nicht und es ist vielleicht auch ein Glück, denn es war auch ein Todesopfer zu beklagen. Es war eine Zeitungsfrau, die unten auf dem Place de Rennes von der stürzenden Lokomotive erschlagen wurde. Das Ganze ereignete sich schon Ende Oktober letzten Jahres.

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