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Papeete, 2. März 1898

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Die letzte Post war sehr umfangreich. Mutter hat wieder einiges aus der Presse der vergangenen Monate zusammengetragen. Es waren Artikel vornehmlich aus dem Figaro, über den Fall Dreyfus. Nach langer Zeit gibt es wieder Neuigkeiten. Der Figaro hat schon im letzten November die Dreyfus-Affäre wieder aufgegriffen. Ein Artikel von Monsieur Zola, der sich wieder als Journalist betätigt. Es ist sehr verwirrend, weil von Beweisen gesprochen wird, die am Ende doch gefälscht sein sollen oder deren Echtheit zu Recht angezweifelt werden kann. Niemand bekennt sich und niemand leugnet. Es ist sehr undurchsichtig. Es gibt auch einen neuen Verdächtigen, der Alfred Dreyfus in der Rolle des Vaterlandsverräters abzulösen scheint. Es handelt sich dabei um einen Major Esterházy. Mutter hat alles sauber ausgeschnitten und chronologisch geordnet. Der Figaro berichtete am 25. November und am 1. und 14. Dezember des letzten Jahres. Dann geht es gleich in diesem Jahr, am 7. Januar weiter. Dazwischen gibt es Artikel aus anderen Zeitungen. Der Höhepunkt scheint aber die Ausgabe des L'Aurore vom 13. Januar zu sein. Monsieur Zola hat hier einen Brief veröffentlicht, in dem er sich an unseren Staatspräsidenten wendet und den skandalösen Freispruch des Majors Esterházy anprangert, der sich längst selbst beschuldigt hat und sich seiner Strafe durch Flucht ins Ausland entziehen konnte. Ich wünsche Lucie Dreyfus nur, dass ihr Mann nun doch unschuldig ist. Bei diesen ernsten Gedanken hätte ich fast vergessen, dass Mutter mir auch etwas Heiteres geschickt hat, ein Büchlein. Es ist ein richtiges Theaterstück mit dem Titel »Cyrano de Bergerac«. Die Eltern waren über Weihnachten und Neujahr in Paris und haben die Uraufführung des Stücks in Saint-Martin gesehen. Irgendwie ist Vater dann an das gedruckte Werk gekommen, das es eigentlich noch gar nicht zu kaufen gibt.

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