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Papeete, 7. August 1898

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Heute haben wir einen Sonntagsausflug mit Pferd und Wagen unternommen. Victor ist schon früh aufgestanden, um das Gespann von einem Nachbarn zu holen. Wir haben noch schnell gefrühstückt, den Picknickkorb, Decken und Handtücher zusammengepackt und sind Richtung Mahina aufgebrochen. Wir haben es nicht bis ganz nach dorthin geschafft, auch weil wir eine nette, kleine Bucht entdeckt haben. Auf Moorea haben die Kinder das erste Mal im Meer gebadet und fanden das warme Wasser herrlich, sodass wir auch heute wieder baden gehen wollten. Victor hat das Pferd abgespannt und auf der Wiese mit einem langen Strick angebunden, sodass es ausgiebig weiden konnte. Wir haben es uns dann am Strand gemütlich gemacht. Ich konnte die Kinder kaum halten, so schnell wollten sie ins Wasser. Victor ist mit ihnen gegangen. Es wurde erst ein übermütiger Vormittag und dann ein träger Nachmittag. Gegen vier haben wir uns dann wieder auf den Rückweg gemacht. Kurz hinter Arue ist Victor eingefallen, dass er mir etwas zeigen wollte. Wir sind mit dem Wagen in einen Weg eingebogen und ein ganzes Stück gefahren. Dann mussten wir den Rest zu Fuß laufen. Wir haben die Kinder getragen, die uns schon fast eingeschlafen waren. Es war dann aber nicht weit. Das Gestrüpp wurde immer dichter. Ich wollte schon protestieren, aber dann standen wir plötzlich auf einer kleinen Lichtung. Das Gras war hochgewachsen und darum habe ich es erst gar nicht gesehen. In der Mitte der Lichtung lag eine Steinplatte, kreisrund und bestimmt zwei oder sogar drei Meter im Durchmesser. Am Rande der Lichtung, schon von den Bäumen verdeckt, standen auch noch zwei Steinfiguren, zwei große Tikis. In die Steinplatte waren Linien gemeißelt, Symbole einer fremden Kultur, ein Altar, wie Victor sagte. Seine Leute haben die Steinplatte und die Tikis entdeckt. Selbst die Eingeborenen wissen nicht, wo sich diese Altäre aus vergangenen Zeiten überall auf der Insel befinden. Ich soll aber nicht zu viel darüber reden, denn es gibt auf Tahiti übereifrige Missionare, die solche heidnischen Stätten gerne sprengen lassen. Es soll schon vorgekommen sein, mit der Begründung, dass die Maori am Sonntagvormittag in die Kirche gehen, um am Nachmittag ihren alten Göttern zu huldigen. Dabei fällt mir ein, dass wir den Gottesdienst heute auch verpasst haben, aber dafür waren wir ja gestern in der Spätmesse.

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