Читать книгу Zwischen meinen Inseln - Ole R. Börgdahl - Страница 159

Brisbane, 14. Mai 1915

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Heute war ich einkaufen. Ich habe nicht nach dem Geld geschaut, denn es geht darum, was ich zu Pfingsten anziehe. Ich habe in einem Modemagazin geblättert und in der vergangenen Woche begonnen, andere Frauen zu beobachten, was sie tragen, was gerade in Mode ist. Ich bin doch so einfach. Ich habe mir bisher noch nie über den Schnitt eines Kleides oder einer Bluse Gedanken gemacht. Ich habe mir auch die Frage gestellt, welche Bedeutung Pfingsten hat, ist es ein religiöses Fest? Natürlich ist es das, aber steht es über Ostern oder Weihnachten. Oh Gott, ich weiß noch nicht einmal, welcher Konfession John und seine Familie angehören. Wenn ich dort hochgeschlossen wie eine Klosternovizin erscheine, kann es ein Fehler sein, genauso als wenn ich zu leger gekleidet bin. Ich traue mich nicht, John zu fragen, ich bin schließlich eine Frau und kann einen Mann nicht nach solchen Dingen fragen. Meine zweite Schwierigkeit hat mit Tom zu tun. Ich habe eigentlich auch für ihn nichts richtig Festliches anzuziehen. Es war bisher nicht notwendig. Ich möchte aber unbedingt, dass Tom und ich standesgemäß auftreten. Was ist eigentlich unser Stand, frage ich mich jetzt. In der Kolonie, auf Tahiti und auf den Marquesas, war Vater sehr angesehen. Ich habe mich dem nicht immer würdig gezeigt, weil ich meinen eigenen Kopf hatte. Warum ist es mir dann jetzt so wichtig, was Johns Familie über mich denkt. Es ist die Umgebung. Ich lebe nicht mehr in einer Kolonie. Brisbane ist eine Großstadt, kein Dorf, ich muss mich selbst anpassen, wenn mich die Menschen beachten sollen, von denen ich Beachtung erwarte. Für Tom werde ich Hose, Hemd und Jacke kaufen. Es soll schlicht sein, er ist schließlich erst drei und braucht nicht wie ein kleiner Prinz herumlaufen.

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