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Lerndimension Können
ОглавлениеBei der Lerndimension Können geht es um verkörperlichte Handlungsfähigkeit, letztendlich um Fertigkeiten, die dem Menschen helfen, seine Lebenspraxis routinehaft zu gestalten. Solche Fertigkeiten bauen überwiegend auf zwei Funktionsbereiche auf. Diese sind zum einen die Motorik und die motorische Entwicklung und zum anderen die Wahrnehmung und die in diesem Zusammenhang stehende perzeptuelle Entwicklung.
Der Funktionsbereich der Motorik umfasst sowohl die Alltagsmotorik, also das Bewegungsrepertoire, das für die Bewältigung des täglichen Lebens von Bedeutung ist, die Berufs- bzw. Arbeitsmotorik. Gemeint ist hier sowohl eine spezielle Motorik, die sich aus den Anforderungen einer spezifischen Tätigkeit ergibt, als auch die Ausdrucksmotorik, die auf die Ästhetik und Stilisierung der Persönlichkeit durch Bewegung abhebt. Allgemeine, spezielle und auch Ausdrucksmotorik bedürfen der Ausbildung von sowohl groß- und kleinmotorischen Fertigkeiten, also Fertigkeiten, die groß- und kleinräumige Bewegungsabläufe ermöglichen, als auch von loko- und sprechmotorischen Fertigkeiten, die den ortsverändernden Bewegungs- und den Sprechapparat zum Gegenstand haben. Die Entwicklung der motorischen Fertigkeiten verläuft entsprechend der jeweiligen Bereiche immer vom grobmotorischen zum feinmotorischen Leistungsniveau. Pädagogisch gesprochen: vom Noch-nicht-Können zum Können.
Der Funktionsbereich der Wahrnehmung als weitere Grundlage verkörperlichter Handlungsfähigkeit umfasst zunächst ganz allgemein das, was mit den fünf Sinnen gemeint ist. Der Mensch nimmt wahr, indem er sieht, hört, tastet, riecht und schmeckt. Die ausgebildeten Fertigkeiten im Bereich des Sehens (visuelle Wahrnehmung), des Hörens (auditive Wahrnehmung), des Tastens (taktile Wahrnehmung), des Riechens (olfaktorische Wahrnehmung) und des Schmeckens (gustatorische Wahrnehmung) stehen dem Menschen im alltagspraktischen Lebensvollzug immer nur in einem spezifischen Mischungsverhältnis zur Verfügung. Beim Essen beispielsweise geht das Sehen mit dem Riechen und Schmecken einher oder beim Liebesakt das Fühlen, Sehen, Hören und Schmecken. Diese fünf Sinne lassen sich zum einen ihrem Charakter nach in Nah- und Fernsinne unterteilen. So fällt das Sehen und das Hören unter die Kategorie »Fernsinne«, die anderen dann, also Schmecken, Tasten und Riechen, unter die Kategorie »Nahsinne«. Zum anderen werden sie ergänzt durch vier weitere Sinne, die sich auf die Körperwahrnehmung (Propriozeption), die Wahrnehmung der Temperatur (Thermorezeption) und des Gleichgewichts (vestibulärer Sinn) und auf die Wahrnehmung von Schmerz (Nozizeption) beziehen. Für alle Sinne gilt, dass sie zwar als biologische Reaktionsbereitschaft zur Verfügung stehen, in ihrer Funktionalität aber durch Verwendung erst ausgebildet werden müssen.