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2.2 Operationen der Erziehung

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Das didaktische Dreieck stellt also in strukturformaler Hinsicht einen Rahmen bereit, der es erlaubt zu bestimmen, wann überhaupt von Erziehung gesprochen werden kann und wann eben nicht. Allerdings ist die triadische Struktur der Erziehung eine notwendige, für die Erziehung aber keinesfalls hinreichende Voraussetzung. Verweist die Struktur auf die Statik der Erziehung, so muss nun noch die Dynamik der Erziehung in den Blick genommen werden – das heißt, es gilt, den Rahmen, den das didaktische Dreieck konstituiert, gewissermaßen dynamisch auszukleiden.

Erziehung entsteht in der Koordination von zwei ganz grundsätzlich zu unterscheidenden Operationen, die sowohl aufeinander Bezug nehmen als auch durch den Bezug auf ein gemeinsames Thema zusammengehalten werden. Immer, wenn erzogen wird, finden wir nicht nur wenigstens zwei Akteure, deren Aufmerksamkeit sich auf ein gemeinsames Thema richtet, sondern immer auch spezifische Handlungsformen. Auf Seiten des Erziehers lässt sich immer eine Zeigegeste erkennen, die versucht, zunächst die Aufmerksamkeit des Zöglings zu gewinnen, um diese dann auf das Thema, das es zu zeigen gilt, zu lenken. Die Zeigeoperation und ihre theoretische und interventionspraktische Einbindung in die pädagogische Disziplin und Profession sind gemeinsam als die didaktische Seite der Erziehung aufzufassen. Auf der Seite des Zöglings wiederum verorten wir die Bemühungen um das Lernen. Denn die zeigenden Bemühungen des Erziehers haben grundsätzlich das Lernen des Zöglings im Blick. Immer geht es darum, ein Thema so zu zeigen, dass es sich der Zögling auch lernend aneignen kann. Ist das Zeigen als zentrale Signatur der »Erzieher von Beruf« (Prange/Strobel-Eisele 2006, 44) der didaktischen Seite der Erziehung zuzuordnen, so verweist das Lernen des Zöglings auf die anthropologische Seite der Erziehung. Aus dieser Bestimmung von Erziehung folgen zwei Sachverhalte. Erstens lernt der Mensch auch ohne Erziehung, und zweitens kann es keine Erziehung geben, die sich nicht auf das über Themen vermittelte Lernen bezieht. Wenn wir erziehen, wollen wir immer das Lernen des Gegenübers erreichen, und immer haben wir Themen im Sinn, die von uns zeigend vermittelt werden und die sich der Zögling lernend aneignen soll. Der Pädagogikprofessor Wolfgang Sünkel hat in seiner Allgemeinen Theorie der Erziehung dieses grundlegende pädagogische Verständnis folgendermaßen auf den Punkt gebracht: »Erziehung ist die vermittelte Aneignung nicht-genetischer Tätigkeitsdispositionen« (Sünkel 2011, 46). Und Pädagogik wäre demnach die wissenschaftliche Lehre von Erziehung als vermittelte Aneignung nicht genetischer Tätigkeitsdispositionen. Diese Definition ist für unsere Ausführung leitend.


Abb. 2: Operationen der Erziehung

Soweit erst einmal der Überblick über die Dynamik der pädagogischen Operationen, die sich im Feld der Erziehung entfaltet. Blicken wir aber nun zunächst etwas genauer auf die didaktische Seite der Erziehung

Entwicklungspädagogik

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