Читать книгу Hypnosystemische Therapie bei Depression und Burnout - Ortwin Meiss - Страница 45
Gesellschaftliche Spielregeln – zum Opfer werden
ОглавлениеIn meiner Schulzeit wurde man auf das reale Leben wenig vorbereitet. Nichts lernten wir über Wirtschaft, Versicherungen, Banken und die Regeln des Geschäftswesens. Viele Menschen sind über gesellschaftliche Prozesse und Zusammenhänge nur unzureichend informiert und werden schnell Opfer von Betrügern und Geschäftemachern. Beispielsweise hat kaum jemand einen Bankberater, auch wenn die Bank damit wirbt. Derjenige, der vor einem sitzt, ist ein Angestellter und Interessenvertreter der Bank, hat von Anlagen in der Regel wenig Ahnung und empfiehlt das, was sein Vorgesetzter ihm vorgibt. Dieser kennt den Kunden nicht und orientiert sich vor allem an dem Gewinn, den er selbst macht. Wenn ein sogenannter Bankberater einen Fonds anpreist, so wird es mit hoher Wahrscheinlichkeit einer sein, der ihm eine schöne Provision einbringt, wenn er einem eine Aktie empfiehlt, ist es wahrscheinlich, dass die Bank sie entweder selbst loswerden will oder aber ein anderer eine Provision dafür bezahlt, dass diese Empfehlung gegeben wird. Die Kaufempfehlung eines Bankberaters ist meist eine Verkaufsempfehlung.
Vielen Menschen ist zudem nicht klar, dass es Mitmenschen gibt, die keinerlei schlechtes Gewissen oder Schamgefühle empfinden, wenn sie andere belügen oder betrügen. Man bezeichnet diese Personen auch als Psychopathen, Soziopathen oder dissoziale Persönlichkeiten. Vor allem Menschen, die in ihrer Erziehung gelernt haben, anderen blindlings zu vertrauen, das zu glauben, was einem erzählt wird, oder ohne Ausnahme an das Gute im Menschen zu glauben, und die ein schlechtes Gewissen bekommen, wenn sie anderen unlautere Absichten unterstellen, werden leicht Opfer von Psychopathen. Patienten, die solchen Personen ausgesetzt sind, gebe ich eine Psychopathen-Checkliste, die ihnen hilft, diese Personen zu erkennen und sich zu schützen.
Vor allem Menschen mit hohen moralischen Ansprüchen verzweifeln oft an einer Welt, die sich nicht um diese Ansprüche schert. Dabei passt das Bild, das man sich von der Welt gemacht hat, nicht zu der Welt, die man vorfindet. Festzuhalten ist, dass jede Enttäuschung mit einer Täuschung beginnt, und jeder Ärger und jede Frustration eine nicht erfüllte Erwartung zur Voraussetzung hat.