Читать книгу Mein Weg: Der Weg der weißen Wolke - Бхагаван Шри Раджниш (Ошо), Osho, Osho . - Страница 7

2. Kapitel DAS MYSTERIUM HINTER DEM VERSTAND

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Wie kommt es, dass wir das Glück haben, dich bei uns zu haben? Warum bist du bei uns?

„WARUM“ KANN MAN NIE BEANTWORTEN. Dem Verstand kommt es so vor, als könnte jede Frage mit warum beantwortet werden. Aber das ist eine dieser trügerischen Annahmen. Kein Warum ist jemals beantwortet worden oder könnte jemals beantwortet werden. Die gesamte Existenz ist, da gibt es kein Warum. Wenn man hartnäckig fragt, kann man eine Antwort fabrizieren, aber diese Antwort ist dann hergestellt, es ist keine richtige Antwort. Fragen als solches ist grundsätzlich absurd. Die Bäume sind, man kann nicht fragen warum. Der Himmel ist, man kann nicht fragen warum. Die gesamte Existenz existiert. Flüsse fließen, Wolken ziehen, man kann nicht fragen: „Warum?“

Aber der Verstand fragt warum. Ich weiß, der Verstand ist neugierig. Der Verstand will bei allem das Warum wissen, aber das ist eine Krankheit, die nicht geheilt werden kann, denn wenn ein Warum beantwortet wurde, taucht dahinter sofort ein neues auf. Jede Antwort gebiert nur neue Fragen, und der Verstand bleibt solange unbefriedigt, bis die letztmögliche Antwort gegeben worden ist. Und mit letztmöglicher Antwort meine ich eine Antwort, auf die kein Warum mehr folgen kann. Aber so ein Stadium gibt es eben nicht. Was auch immer gesagt wird, Warum kann immer wieder gefragt werden …

Das ist die ganze absurde Anstrengung der Philosophien. Man hat darüber nachgedacht, warum diese Welt existiert, und dann eine Theorie aufgestellt. Man dachte, dass Gott die Welt geschaffen hat, aber warum hat er sie geschaffen? Jetzt kommen immer neue Theorien ins Spiel und am Ende: Warum ist Gott?

Darum muss man diese Eigenschaft des Verstandes, immer warum zu fragen, von Anfang an kennen. So wie die Blätter aus den Bäumen wachsen, so wächst das Warum aus dem Verstand, und wenn man eines beschneidet, wachsen gleich eine Menge nach. Man kann viele Antworten sammeln, aber die eine Antwort kann nicht gegeben werden. Und wenn die richtige Antwort nicht gegeben wird, läuft der Verstand immer weiter in seiner rastlosen Suche.

Das ist das erste, das ich euch sagen möchte: Beharrt nicht auf euren Warums. Warum bohren wir immer wieder, warum wollen wir die Gründe wissen? Warum wollen wir tief in die Dinge eindringen und zu ihrem Urgrund vorstoßen? Warum? Weil man sich als Herr der Lage fühlt, wenn man für jedes Warum eine Antwort weiß. Dann kann man die Dinge manipulieren, dann gibt es keine Mysterien mehr, es gibt keine Ehrfurcht und keine Wunder mehr, man weiß alles – und hat das Wunder getötet. Der Verstand ist ein Mörder, er bringt alle Mysterien um. Der Verstand fühlt sich wohl bei leblosen Dingen. Mit irgendetwas Lebendigem fühlt er sich bedrängt, weil er nicht ganz Herr der Lage sein kann.

Das Lebendige ist immer unberechenbar. Die Zukunft eines lebenden Organismus kann nicht festgelegt werden, und wir wissen nicht, wo es hinführt, was geschehen könnte. Mit einem toten Gegenstand ist alles todsicher und festgesetzt. Man braucht sich keine Sorgen zu machen. Man lebt in Gewissheit. Alles zur Gewissheit zu machen ist der tiefe Trieb des Verstandes – weil der Verstand Angst vor dem Leben hat. Der Verstand schafft die Wissenschaften, um jeden lebendigen Keim abzutöten. Der Intellekt versucht Erklärungen zu finden, denn wenn man etwas erklären kann, ist das Mysterium aufgelöst. Ihr fragt warum und bekommt eine Antwort, dann ist der Verstand zufrieden. Aber was habt ihr damit erreicht? Ihr habt überhaupt nichts erreicht, ihr habt etwas verloren – das Mysterium.

Mysterien geben euch ein unbehagliches Gefühl, da ist etwas, das größer ist als ihr; etwas, was ihr nicht beeinflussen könnt, etwas, das ihr nicht wie einen Gegenstand benutzen könnt. Etwas Überwältigendes, Umwerfendes, etwas, dem ihr nackt und hilflos gegenübersteht, etwas, vor dem man ganz einfach verschwindet. Mysterien geben uns ein Gefühl des Todes, darum wird so viel warum, warum gefragt. Aber glaubt nicht, dass ich eure Frage vermeide; ich weiche nicht aus. Ich erzähle euch etwas über den Mechanismus des Verstandes und warum er fragt. Wenn du dir das Gefühl des Mysteriums bewahren kannst, will ich antworten.

Wenn das Gefühl des Wunderbaren, Rätselhaften bewahrt bleibt, ist eine Antwort ungefährlich, sogar nützlich. Dann wird euch jede Antwort in ein tieferes Mysterium führen. Dann wird das Ganze qualitativ völlig verschieden. Dann fragt ihr nicht, um eine Erklärung zu bekommen, ihr fragt, um tiefer in das Mysterium einzudringen. Es ist keine intellektuelle Neugierde, sondern eine Suche. Eine Suche nach dem tiefsten Wesen der Dinge. Seht ihr den Unterschied? Wenn ihr nach Erklärungen verlangt, bin ich der Letzte, der diese Wünsche erfüllt. Damit würde ich alles um euch herum abtöten, damit kann euch nicht geholfen werden.

Die Theologen haben selbst Gott in ein totes Ding verwandelt. Sie haben ihn zu Tode erklärt. Sie haben zu viele Fragen über Gott beantwortet. Darum ist Gott tot. Die Menschheit hat ihn nicht umgebracht, die Priester haben ihn umgebracht. Sie haben Gott so völlig rationalisiert, dass kein Mysterium mehr übrig blieb. Und was ist Gott, wenn kein Mysterium in ihm ist? Wenn Gott nur eine Theorie ist, kann man ihn analysieren, wenn er Glaube ist, kann man ihn annehmen oder ablehnen. Dann ist man selbst der Größere, und Gott ist bloß ein Teil des Mobiliars im Kopf. Ein totes Ding. Wenn ich zu euch spreche, denkt immer daran: Was auch immer ich sage, es soll eure Suche nicht abtöten, es ist nicht, um irgendetwas zu erklären. Es liegt nicht in meinem Interesse, euch Antworten zu geben. Im Gegenteil: Ich möchte eure Suche tiefer und gezielter ins Mysterium führen. Meine Antworten bringen euch tiefere Fragen, und dann kommt die Stunde, in der alle Fragen von euch abfallen. Nicht, weil endlich alle Antworten gegeben worden sind, sondern weil jede Antwort sinnlos ist.

Dann ist das Mysterium vollkommen, dann ist es überall, außen und innen, dann bist du ein Teil davon und schwimmst darin. Dann bist auch du ein mysteriöses Wesen geworden. Nur dann sind die Türen offen.

Jetzt will ich euch sagen, warum ich bei euch bin und warum ihr bei mir seid. Das erste: Ihr seid nicht nur jetzt bei mir, ihr wart auch schon früher bei mir. Das Leben ist eine ineinander greifende Kette, ein flussähnliches Fließen. Wir trennen das Leben in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft, aber diese Trennung ist nur eine zweckdienliche Einrichtung. Das Leben ist nicht getrennt. Der Fluss des Lebens ist all-zeitlich, gleich-zeitig. Der Ganges an seiner Quelle, der Ganges, der durch die Berge fließt, durch den Himalaja, der Ganges in den Ebenen, der Ganges, wenn er sich in den Ozean ergießt, ist eins. Er ist gleichzeitig – ein Fluss. Ursprung und Ende sind nicht getrennt. Er ist ein Fluss, ein Fließen. Er ist weder Vergangenheit noch Zukunft, sondern ewige Gegenwart. Das muss man ganz tief verstehen: Ihr wart mit mir zusammen, und ihr seid mit mir zusammen. Es ist keine Frage der Vergangenheit. Wenn du ganz still sein kannst und den Verstand beiseite lassen kannst, wenn du eine weiße Wolke werden kannst, die über den Hügeln schwebt, nicht denkst, nur bist, dann wirst du es fühlen. Ihr wart bei mir, und ihr seid bei mir, und ihr werdet bei mir sein. Dieses Bei-mir-sein ist keine Angelegenheit der Zeit.

Jemand fragte Jesus: „Du sprichst über Abraham, aber woher weißt du denn über Abraham Bescheid? Eine lange Zeitspanne liegt zwischen den Leben von Abraham und Jesus. Tausende von Jahren.“

Und Jesus sprach ungeheuer mysteriöse Worte, das rätselhafteste, was er jemals gesagt hat. Er sagte: „Bevor Abraham war, war ich.“

Das Leben ist ewige Gegenwart. Wir waren hier und jetzt, ewig! Immer in verschiedenen Formen, selbstverständlich, in unterschiedlichen Gestalten, in verschiedenen Situationen. Aber immer waren wir hier, zu jeder Zeit, immer. Individuen sind Fiktionen, das Leben ist nicht aufgeteilt. Wir sind nicht wie Inseln, wir sind eins. Diese Einheit muss man fühlen. Und wenn du diese Einheit einmal fühlst, gibt es keine Zeit und keinen Raum mehr.

Auf einmal bist du jenseits von Zeit und Raum. Beides verschwindet und dann bist du. Nur du bist.

Jemand fragte Buddha: „Wer bist du?“

Buddha sagte: „Ich gehöre zu keiner Klasse, ich bin nur einfach da. Ich bin, aber ich gehöre zu keiner Kategorie.“

Jetzt, sofort, könnt ihr den tiefen Einblick haben!

Wenn man nicht denkt: Wer bin ich? – Wo ist dann die Zeit? Hm? Gibt es eine Vergangenheit? Gibt es eine Zukunft? Nein! Dann wird dieser Augenblick zur Ewigkeit. Der ganze Ablauf der Zeit ist nur ein weitreichendes Jetzt. Der gesamte Raum dehnt sich genau hier in alle Richtungen aus.

Wenn man also fragt: Warum bist du hier, oder, warum bin ich hier, dann ist die Antwort: weil es das einzige Sein ist, das es gibt. Ich kann nirgendwo anders sein, und ihr könnt nirgendwo anders sein. Auf diese Weise sind wir verbunden. Du magst es jetzt noch nicht verstehen, die Verbindungen sind nicht so klar für dich, weil dein eigenes Unterbewusstsein nicht klar für dich ist, weil du dich selbst in deiner Totalität nicht kennst. Du kennst vielleicht ein Zehntel deines Wesens, neun Zehntel liegen im Dunkeln. Du bist wie ein Wald mit einer kleinen Lichtung. Ein paar Bäume sind gefällt worden, und du hast dir einen kleinen Platz zum Leben freigeräumt. Aber jenseits der kleinen Lichtung ist dunkler Wald. Du kennst seine Grenzen nicht und fürchtest dich vor der Dunkelheit und den wilden Tieren und kommst nie aus deiner Lichtung heraus. Aber deine kleine Lichtung ist ein Teil des dunklen Waldes, du kennst nur einen Teil deines Wesens.

Ich sehe dich in deiner Gesamtheit, den ganzen Wald. Und wenn ich einmal eine Person in ihrer Gesamtheit sehe, dann sind alle anderen Personen darin enthalten, denn dieser Wald ist nicht getrennt. In der Dunkelheit verschwinden die Grenzen, treffen sich und werden eins. Ihr seid hier … Wenn ich meine Aufmerksamkeit nur auf ein einzelnes Individuum richte, verkleinere ich den Strahl meines Bewusstseins. Aber selbst wenn ich mich völlig auf einen Teil konzentriere, betrachte ich euch einfach, ohne euch zu sehen; einfach betrachten, dann seid ihr nicht mehr da.

Eure Grenzen verschmelzen mit denen eines jeden anderen. Und das ist nicht nur so zwischen Menschen, das ist so zwischen Menschen und Bäumen und Steinen, mit der Luft, mit allem. Grenzen sind Einbildungen. Darum bestehen auch Personen nur aus Einbildungen.

Ich bin hier, weil ich nirgendwo sonst sein kann. Das Leben wollte es so. Ihr seid hier, weil ihr nirgendwo sonst sein könnt, so wollte es das Leben für euch. Aber es ist schwierig, dies hinzunehmen – warum ist es so schwer, das hinzunehmen? Weil man es nicht ändern kann, und weil dann das Leben größer ist als man selbst. Wenn ich sage, dass ihr hier seid, weil ihr großartige Wahrheitssucher seid, dann fühlt ihr euch geschmeichelt. Wenn ihr hier seid, weil ihr große Suchende seid, ist das Ego mit Zufriedenheit erfüllt. Dann kannst du jederzeit gehen, wenn du willst. Dann bist du derjenige, der bestimmt. Du hast das Leben unter Kontrolle und wirst nicht vom Leben kontrolliert. Aber das sage ich nicht, ich sage, dass ihr hier seid, weil es das Leben so gewollt hat. Ihr könntet es nicht bestimmen, es ist nicht eure Wahl. Selbst wenn du von hier fortgehst, ist es nicht deine Wahl.

Wieder ist es das Leben, das es so gewollt hat. Wenn du entscheidest, hierzubleiben, dann ist auch das nicht deine Wahl. Es gibt keine Wahl. Eine Wahl ist nur möglich, wenn das Ego vorhanden ist. Wenn das Ego nicht gefüttert wird, fühlt man sich unzufrieden, ungemütlich. Darum gibt es zwei Wege zur Zufriedenheit, der erste ist, das Ego zu päppeln, der andere ist, es einfach völlig fallen zu lassen. Und vergesst nicht, dass der erste Weg nur zeitweise wirkt.

Je mehr man das Ego aufpäppelt, desto mehr verlangt es, und seine Forderungen kennen keine Grenzen. Darum sage ich euch, dass das Leben es so gewollt hat, dass ich hier bin und ihr auch. So ist es schon viele Male gewesen, und so wird es auch weitergehen. Wenn ihr das verstehen könnt, wird vieles sofort möglich. Wenn ihr das erkennt werdet ihr offener, weniger verschlossen, verwundbarer, empfänglicher. Dann habt ihr keine Angst. Dann kann das Leben durch euch hindurchströmen, dann ist das Leben wie ein Windhauch, und ihr seid ein leerer Raum.

Das Leben kommt und geht, und ihr erlaubt es. Alles zu erlauben ist das Geheimnis. Das Geheimnis der Geheimnisse.

Darum bestehe ich darauf, dass ihr nicht aus eigener, freier Wahl hier seid. Ich bin auch nicht hier aus meiner eigenen Wahl; soweit es mich betrifft, gibt es keine Wahl, denn ich bin nicht. Was euch betrifft, so mögt ihr euch in der Illusion befinden, dass ihr hier seid, weil ihr es so gewollt habt, aber das entspricht nicht den Tatsachen. Ich werde eure Egos nicht füttern, denn sie müssen zerstört werden. Die ganze Anstrengung geschieht, um euch zu vernichten. Wenn eure Grenzen vernichtet sind, seid ihr grenzenlos.

Jetzt, sofort, in diesem Moment kann das geschehen! Es gibt keinen Hinderungsgrund – nur euer Festhalten. Viele Leute kommen zu mir und fragen: „War ich früher schon bei dir?“ Wenn ich ja sage, freuen sie sich. Wenn ich nein sage, fühlen sie sich weggestoßen und deprimiert. Warum ist das so? Wir leben in Einbildungen. Ihr seid jetzt hier bei mir, das scheint nicht so wichtig zu sein; es scheint viel aufregender zu sein, dass ihr in der Vergangenheit mit mir zusammen wart. Und ihr verpasst den jetzigen Moment, in dem ihr wirklich bei mir sein könntet. Mit mir zusammen zu sein, ist keine Sache des Körpers. Du kannst an meiner Seite sitzen und doch nicht bei mir sein. Du kannst dich für viele Jahre an mich klammern und trotzdem keine einzige Minute bei mir sein. Denn bei mir sein heißt, dass du nicht bist.

Ich bin nicht, und wenn du auch nur eine einzige Sekunde nicht bist werden wir uns begegnen, zwei Leeren können sich begegnen. Vergiss das nie: Nur zwei Leeren können sich treffen, keine andere Begegnung ist möglich. Wo immer eine Begegnung stattfindet, zwei Leeren.

Das Ego ist hart, zu festgefügt, um in einer Begegnung zu verschmelzen. Man kann streiten, aufeinanderprallen, aber nicht sich begegnen. Man kann sich einbilden, dass dieses Aufeinanderprallen zweier Egos eine Begegnung ist. Ja, es ist eine gewisse Art von Begegnung. Man kommt zusammen, aber man kommt nie wirklich zusammen. Man trifft sich, aber man begegnet sich nicht wirklich. Ihr berührt einander und bleibt doch unberührt. Euer inneres Nicht-Sein bleibt ein jungfräuliches Land, bis dahin dringt ihr nicht vor. Nur wenn kein Selbst da ist, hat man den Zustand erreicht, den Buddha Anata – kein Selbst – nennt. Buddha ist völlig missverstanden worden.

In Indien redeten die Leute von Atma – das Selbst, das höhere Selbst. Alle waren auf der Suche nach dem höheren Selbst und wie man das letzte Selbst werden könne. Und dann kam Buddha und sagte: „Es gibt kein Selbst, das man erreichen kann, im Gegenteil, ihr müsst zum Nicht-Selbst gelangen!“ Das konnten die Inder nicht hinnehmen. Man hat Buddha aus diesem Land verjagt. Er wurde nirgends akzeptiert.

Ein Buddha wird überall vertrieben, wo er auch hingeht, weil er uns so tief trifft, dass wir es einfach nicht ertragen können. Er behauptet, dass wir nicht sind. Wenn kein Ego da ist, wenn ihr kein Ich-Gefühl habt, wenn ihr nicht über euch selbst nachdenkt, wenn kein Selbst da ist, wenn ihr leer seid, wenn nur ein Vakuum existiert, dann ist eine Begegnung möglich. Jeder, der fähig ist, leer zu sein, wird eins werden. Und dies ist der einzige Weg, eins zu werden mit dem All. Man kann es Liebe nennen oder Beten. Man kann es Meditation nennen – was ihr wollt.

Ihr seid hier, weil das Leben so geschehen ist. Ich bin hier, weil das Leben so geschehen ist. Diese Möglichkeit, nah bei mir zu sein, kann benutzt werden, kann diskutiert werden oder auch völlig verpasst werden. Wenn du sie verpasst, dann ist es nicht das erste Mal. Du warst schon viele Male bei mir, obwohl es vielleicht nicht genau ich war, der ich jetzt bin.

Viele Male warst du bei einem Buddha, und das bedeutet, bei mir. Viele Male warst du bei einem Jaina, bei Mahavir, und das bedeutet, bei mir. Du warst bei Jesus oder Moses oder Laotse, das heißt, du warst bei mir. Einen Laotse oder Buddha kann man nicht definieren, weil es Leeren sind, und zwei Leeren haben keine unterschiedlichen Eigenschaften. Du magst bei Laotse gewesen sein, und ich sage, du warst bei mir, denn es gibt keinen Unterschied. Ein Laotse ist ein Nichts. Zwei Nichts sind gleich, da gibt es keinen Unterschied. Aber ihr habt es verpasst, viele Male seid ihr daran vorbeigegangen, und ihr könnt es wieder verpassen. Vergesst nicht, dass ihr sehr clever und weise seid und alles schön ausgerechnet habt. Selbst wenn ihr an den Tatsachen vorbeigeht, tut ihr das auf sehr clevere Weise. Ihr rationalisiert es dann. Ihr sagt, dass da nichts zu gewinnen war, und findet Gründe, die Tatsachen zu verbergen.

Wenn ihr der Möglichkeit des Verfehlens gewahr werdet, ist eine Begegnung sofort möglich. Ich sage sofort – nicht nötig, es hinauszuschieben. Es ist bedeutsam, dass das Leben es so gewollt hat, dass ihr hier seid. Für Millionen Leute hat es das Leben nicht so gewollt. Ihr habt Glück, aber macht daraus kein Ego-Futter. Wenn euer Ego sich etwas darauf einbildet, und dadurch stärker wird, habt ihr einen unendlichen Schatz versäumt. Ihr seid gut dran, aber alle Möglichkeiten bleiben offen. Ihr könnt hineinwachsen oder abfallen. Diese Anziehung ist selten – aus verschiedenen Gründen.

Zum ersten: Es ist schwer, zu einem Menschen hingezogen zu sein, der völlig leer ist, sehr schwer, denn Leere hat keine starke magnetische Kraft. Man fühlt sich zu jemandem hingezogen, der irgendetwas hat. Warum sind wir angezogen von einem, der etwas zu bieten hat? – weil wir Wünsche haben. Wir wollen auch etwas zu bieten haben. Ihr seid angezogen von Politikern, die Macht haben, weil ihr machtgierig seid. Ihr wollt Macht. Darum wird jeder, der das hat, was ihr wollt, euer Idol, euer Held. Ihr seid hingezogen zu reichen Leuten, weil ihr arm seid. Tief im Innern begehrt ihr den Reichtum, darum wird der, der ihn hat, für euch zum Idol.

Warum sollte man sich zu jemandem hingezogen fühlen, der nichts hat? Da habt ihr Glück gehabt, es ist eine seltene Möglichkeit. Manchmal spielt das Leben so, dass ihr hingezogen seid zu einem, der nichts hat, der leer ist. Bei ihm könnt ihr nichts gewinnen, im Gegenteil, alles muss verloren werden. Es ist ein Glücksspiel. Ihr seid Glücksritter, deshalb seid ihr hier. Wenn ihr aber nicht alles aufs Spiel setzt, verpasst ihr die Chance. Dieses Glücksspiel kann nicht halbherzig gespielt werden, halbe Herzen werden nicht zugelassen. Das ist die Regel dieses Spiels.

Also haltet nichts zurück und investiert alles, was ihr habt. Natürlich ist ein Risiko dabei, und es ist gefährlich. Darum sage ich, dass es selten vorkommt, dass man sich zu einem Buddha oder Jesus hingezogen fühlt. Es sind immer nur sehr wenige Leute. Ihr wisst ja, dass Jesus nur zwölf Schüler hatte, sehr wenige. Und es waren einfache Leute, Fischer, Holzfäller, Bauern, ganz gewöhnliche Leute. Warum fühlten sich diese gewöhnlichen Leute zu Buddha oder Jesus hingezogen? Wirklich gewöhnlich zu sein, ist etwas ganz Außergewöhnliches, weil die Leute normalerweise auf einem Ego-Trip sind und hinter Reichtum, Macht und Ansehen herjagen. Ein Bauer, ein Fischer, ein Holzfäller, unbedeutende Leute, absolut gewöhnlich, die nicht hinter irgendwelchen Errungenschaften herlaufen, fühlen sich zu Jesus hingezogen. Wirklich gewöhnlich zu sein, ist selten; ganz und gar normal zu sein, ist wirklich etwas Außergewöhnliches!

Zen-Meister haben immer gesagt: „Werdet gewöhnlich, und dann werdet ihr außergewöhnlich sein.“ Jeder einfache Mensch versucht doch irgendwie, außergewöhnlich zu sein, aber das ist wiederum eine ganz gewöhnliche Sache. Bleibt doch einfach normal! Das heißt, dass man hinter nichts her ist, nichts erreichen will, in keinster Weise zweckorientiert ist, man lebt einfach von Moment zu Moment, schwebend. Das meinte ich, als ich sagte, „wie eine weiße Wolke schweben.“

Euer hier sein, ist etwas Besonderes, auch aus anderen Gründen. Der menschliche Verstand hat immer Angst vor dem Tod… Er klammert sich an das Leben. Er giert ständig nach Leben. Selbst im größten Elend klammert er sich ans Leben. Da ist eine große Todesangst, und wenn einer zu mir kommt, dann kommt er, um zu sterben, um sich aufzulösen. Ich werde wie ein Abgrund für ihn sein, ein bodenloser Abgrund, in den er fällt und fällt und fällt und nirgends ankommt. Wenn du in mich hineinsiehst, wird dir schwindelig. Wenn du in meine Augen schaust, blickst du in einen Abgrund, und die Todesangst packt dich – und dann das Fallen und Fallen. Denkt euch ein Blatt, das in einen Abgrund fällt, in einen unendlichen Abgrund ohne jeden Boden, sodass es niemals irgendwo ankommen kann, es kann nur verschwinden; fallen, fallen, fallen, und verschwinden.

Die spirituelle Reise hat einen Anfang, aber kein Ende. Du kommst zu mir, du fällst in mich hinein und versinkst in mir – und erreichst nirgends ein Ziel. Aber dieses Versinken ist ein Genuss, eine unvergleichliche Wonne. Es gibt kein größeres Entzücken, als das Entzücken des völligen Vergehens.

Wie ein Tautropfen vergeht, wenn am Morgen die Sonne aufgeht … Wie die Flamme einer Erdlampe in der Nacht, der Wind kommt, und die Flamme erlischt, und nur die Dunkelheit bleibt. Die Flamme verschwindet, man kann sie nirgends mehr finden. Genauso verschwindet ihr. Es ist selten, dass man den Selbstmord sucht, und das, was ich meine, ist wirklicher Selbstmord. Den Körper kann man jederzeit töten, aber nicht das Selbst. Hier aber seid ihr zum letzten Selbstmord bereit: das Selbst zu töten. Aber nun denkt nicht, dass diese Dinge Erklärungen seien, es sind keine. Ich bin immer gegen Erklärungen. Wenn es euch mysteriöser macht, weniger festlegt, dann ist es gut. Wenn sich der Verstand im Rauch auflöst, und ihr nicht mehr wisst, was was ist, das ist der beste Zustand.

So wie alle Wolken werden weiße Wolken vom Wind getrieben. Wo treibt der Wind gegenwärtig hin? Bietet unser Zeitalter besondere Möglichkeiten?

WEISSE WOLKEN WERDEN NICHT IN DIESEM SINN GETRIEBEN. Irgendwohin getrieben wird man nur, wenn ein Widerstand da ist. Wenn eine weiße Wolke nach Osten will und der Wind weht nach Westen, dann wird sie getrieben, denn sie leistet Widerstand. Aber Wolken wollen nirgendwohin, Osten und Westen sind ihnen gleich. Sie leisten keinen Widerstand, sie haben keinen eigenen Willen, so kann der Wind sie nicht treiben. Man kann nur jemanden führen, der bereit ist, sich gehen zu lassen, zu entspannen, aufzugeben. Das ganze Wesen einer weißen Wolke ist Hingabe. Wenn der Wind nach Osten will, dann ist die Wolke bereit. Kein einziger Gedanke, keine Verweigerung. Wenn die Wolke auf dem Weg nach Westen ist, und der Wind dreht sich nach Osten, dann geht sie nach Osten. Der Wind treibt und führt nicht. Ein Antreiben ist nur nötig, wenn Widerstand geleistet wird.

Viele Leute kommen zu mir und sagen: „Führe uns.“ Ich weiß, was sie meinen: „Leite uns.“ Ich weiß, was sie sagen wollen. Sie sind unreif. Warum wollt ihr sonst geleitet und geführt werden? Es genügt, dass ihr bei mir seid. Es wird alles von selbst geschehen, der Wind wird nach Osten wehen, und ihr schwebt nach Osten … Aber ihr sprecht von Leiten und Führen. Ihr sagt damit, dass ihr nicht schweben wollt. Ihr seid ablehnend, verneinend. Ihr kämpft. Wenn eine Wolke keinen eigenen Willen hat, wie soll man da zwischen der Wolke und dem Wind unterscheiden? Die Abgrenzung existiert nur durch den Willen.

Vergesst das nicht, lasst es euch zur inneren Grundlage werden, die Grenze zwischen euch und mir existiert nur, weil ihr einen Willen habt. Ihr lebt dahin, umgeben von eurem Willen. Und dann komme ich daher, und es gibt einen Zusammenstoß.

Eine Wolke hat keinen Willen, wo sollte da ihre Grenze sein? Wo fängt sie an, wo hört sie auf? Der Wind und die Wolke sind eins. Die Wolke ist ein Teil des Windes, der Wind ein Teil der Wolke. Ihr natürliches Wesen ist eins, ungetrennt.

Der Wind weht immer in verschiedenen Richtungen, darum geht es nicht um die Wahl der Richtung, die Frage ist, wie man eine Wolke wird. Der Wind weht immer in verschiedene Richtungen. Er dreht sich, bewegt sich. Es gibt keine bestimmte Richtung, keine Landkarte; alles ist völlig offen. Niemand leitet den Wind und sagt, jetzt musst du nach Osten wehen und jetzt nach Westen … Die ganze Welt fließt und weht. Es ist ein Ineinanderwehen, und alle Richtungen sind darin enthalten.

Und wenn ich sage, alle Richtungen, dann meine ich beides, das Gute und das Böse, das Moralische und das Verbotene. Wenn ich sage, alle Richtungen, dann meine ich alle. Der Wind weht in alle Richtungen, das ist immer so gewesen. Darum vergesst nicht, dass es nie ein besonders religiöses Zeitalter gegeben hat und auch kein besonders ungläubiges Zeitalter. Das ist unmöglich. Die Leute denken in diesen Kategorien, weil es ihr Selbstgefühl erhöht.

In Indien glauben die Leute, dass die Erde in früheren Tagen, in der guten alten Zeit, ein religiöses Zeitalter gekannt hat, und dass heutzutage alles völlig verdorben sei, und dies das finsterste aller Zeitalter sei. Religiosität hat nichts mit Zeitaltern zu tun, sondern mit der Qualität des menschlichen Bewusstseins. Es ist keine Frage, ob die Wolke gläubig ist, wenn sie nach Osten zieht oder ungläubig, wenn sie nach Westen zieht. Nein, wenn die Wolke keinen Willen hat, ist sie religiös, egal in welche Richtung sie sich bewegt. Und wenn die Wolke einen Willen hat, egal wohin sie zieht, ist sie unreligiös. Es gibt beide Arten von Wolken.

Sehr wenige haben keinen Willen – Millionen haben einen eigenen Willen, eigene Vorstellungen, Wünsche und Ideen. Sie kämpfen mit dem Wind. Und je mehr sie kämpfen, desto mehr müssen sie leiden, denn Kämpfen nützt gar nichts, weil man nichts damit ausrichtet. Ob ihr nun dagegen kämpft oder nicht, der Wind weht in seine Richtung, und ihr werdet dorthingeweht. Man kann sich höchstens einbilden, dass man gekämpft hat und dass man ein großer Krieger ist. Das ist alles.

Jemand, der das vesteht, hört auf zu kämpfen. Er versucht nicht einmal mehr zu schwimmen, er treibt einfach mit dem Strom. Er benutzt den Fluss als sein Gefährt, wird eins mit ihm und geht mit ihm. Das ist es, was ich unter Hingabe verstehe, und das ist es, was die alten Schriften unter der Einstellung eines Suchenden verstehen. Gibts du dich hin, bist du nicht mehr. Wenn du dich hingibst, gehst du dahin, wo der Wind dich hinträgt. Du hast keinen eigenen Willen mehr. Das war schon immer so.

Früher gab es Buddhas – schwebende weiße Wolken; heutzutage gibt es Budhas – schwebende weiße Wolken. Früher gab es auch verrückte schwarze Wolken, voller Willen und voller Begierden, voll von der Zukunft. Und heute gibt es sie genauso. Mit einem eigenen Willen und eigenen Wünschen bist du eine schwarze Wolke, schwerfällig. Ohne eigenen Willen und ohne Wünsche bist du eine weiße Wolke, schwerelos. Beide Möglichkeiten stehen dir offen. Es liegt in deiner Hand, ob du dich hingibst oder nicht. Denkt nicht über Zeitalter nach, das ist irrelevant. Sie zwingen niemanden, erleuchtet zu werden; sie hindern auch keinen daran, ein Buddha zu werden. Zeitalter spielen keine Rolle.

Erlaube dir, leer zu sein – dann ist dieses Zeitalter das Goldene; wenn du voller Wünsche bist, ist dieses Zeitalter das Finsterste von allen, das Kali-Yuga. Du schaffst dir deine eigene Zeit und deinen eigenen Raum und lebst darin. Vergiss nicht, dass wir in diesem Sinne keine Zeitgenossen sind.

Ein Mensch wie Jesus ist uralt. Er mag jetzt hier leben und ist doch uralt. Er lebt ewig. Er lebt so total, man kann ihn nicht modern nennen; man kann nicht sagen, dass er zu einem bestimmten Zeitalter gehört. Er gehört nicht zur Welt der wechselnden Moden. Wenn man im Absoluten lebt, wird man zum Absoluten; wenn man in der Ewigkeit lebt, wird man ewig; wenn man in Zeitlosigkeit lebt, wird man zeitlos.

Aber eine Frage bleibt immer noch offen, überall in der Welt fühlen die Menschen, dass zu einer bestimmten Zeit, in einer bestimmten Epoche, ein Höhepunkt, ein Crescendo nahe ist, als ob etwas explodieren wollte, als ob man einen besonderen Punkt in der menschlichen Entwicklung erreicht hätte. Aber ich muss euch sagen, dass das ein epochaler Ego-Trip ist. In jeder Epoche glaubt man, dass irgendein außergewöhnlicher Höhepunkt erreicht wurde. Wir sind am Leben, also muss doch etwas Außergewöhnliches auf Erden los sein! Das war schon immer so.

Man berichtet, dass Adam zu Eva sagte, als sie aus dem Garten Eden vertrieben wurden, gerade als sie zum Tor hinaustraten: „Wir erlebten soeben den größten Umbruch der Menschheitsgeschichte!“ Der erste Mensch – und er denkt an den größten Umbruch…

Seitdem glaubt jedes Zeitalter, dass man zu einem Höhepunkt gelangt ist, zu einem letzten Ultimatum, einem absoluten Endpunkt, wo alles explodiert und ein neues Wesen geboren wird. Das sind Hoffnungen, Selbsttäuschungen, und es ist alles nicht sehr bedeutend. Ihr werdet ein paar Jahre hier sein, und andere werden kommen und genauso denken.

Ein Höhepunkt wird nicht mit einem Zeitalter erreicht, sondern mit Individuen. Ein Crescendo entsteht durch ein erwachtes Bewusstsein und nicht durch kollektiver Unbewusstheit. Ihr könnt religiöse Leute werden. Die Zeiten sind gut, die Zeiten sind immer gut! Denkt nicht so viel über Andere nach, das ist nur eine Flucht vor euch selbst. Denkt nicht an Epochen und an die Menschheit schlechthin. Der Verstand ist so hinterlistig. Ihr macht euch keinen Begriff, wie hinterlistig er ist.

Ich las neulich einen Brief von einem Freund. Er schrieb, er sei völlig frustiert von all seinen Liebesbeziehungen, und dass er nur Unglück in der Liebe hatte, und nun hat er aufgehört, Personen zu lieben. Jetzt liebt er die gesamte Menschheit.

Die gesamte Menschheit kann man leicht lieben. Wenn man nicht lieben kann, liebt man einfach die gesamte Menschheit! Kein Problem. Aber eine einzelne Person zu lieben, ist viel schwieriger – es kann die Hölle sein. Es kann die Hölle sein, weil es auch der Himmel sein kann. Wir weichen immer aus. Die Leute denken über andere nach, bloß, um nicht über sich selbst nachdenken zu müssen. Sie denken über Epochen, die Gezeiten, die Planeten nach und was mit dem menschlichen Bewusstsein geschehen wird, einfach nur, um das Grundproblem zu vermeiden, das, was mit ihrem eigenen Bewusstsein los ist.

Kümmert euch um euer eigenes Bewusstsein! Jede Zeit ist gut; alle Zeiten sind gut.

Genug für heute.

Mein Weg: Der Weg der weißen Wolke

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