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Sechs­tau­send Jah­re hö­he­rer Men­schen­ge­schich­te lie­gen vor uns.

Aus der Mas­se, die sich über den gan­zen Pla­ne­ten ver­brei­tet hat, son­dert sich, Ge­schich­te im tiefern Sin­ne, das Schau­spiel und Schick­sal der großen Kul­tu­ren ab. Sie lie­gen vor dem Auge des Be­trach­ters als For­men­wel­ten von gleich­ar­ti­gem Bau, mäch­ti­ges See­len­tum, das sicht­ba­re Ge­stalt ge­winnt, in­ners­tes Ge­heim­nis, das sich in le­ben­dig fort­schrei­ten­der Wirk­lich­keit aus­drückt.

Ein un­ver­än­der­li­ches Ethos wirkt in ih­nen. Es prägt nicht nur je eine ganz be­stimm­te Art von Glau­ben, Den­ken, Füh­len, Tun, von Staat, Kunst und Le­bens­ord­nung, son­dern auch einen an­ti­ken, in­di­schen, chi­ne­si­schen, abend­län­di­schen Ty­pus »Mensch« von voll­kom­men eig­ner Hal­tung des Lei­bes und der See­le, ein­heit­lich in In­stinkt und Be­wusst­sein, Ras­se in geis­ti­gem Sin­ne, aus.

Je­des die­ser Ge­bil­de ist in sich selbst vollen­det und un­ab­hän­gig. His­to­ri­sche Ein­wir­kun­gen, über de­ren dich­tem Ge­we­be die land­läu­fi­ge Ge­schichts­schrei­bung al­les an­de­re ver­gisst, haf­ten am Äu­ßer­lichs­ten; in­ner­lich blei­ben Kul­tu­ren, was sie sind. So blü­hen sie am Nil und Eu­phrat, Gan­ges, Ho­ang­ho und ägäi­schen Meer, in der se­mi­ti­schen Wüs­te und der nor­di­schen strom­rei­chen Ebe­ne auf, die Men­schen ih­rer Land­schaft zu Völ­kern her­an­züch­tend, die nicht Schöp­fer, son­dern Schöp­fun­gen die­ser Kul­tu­ren sin­d, un­ter­ein­an­der an Geist und Sinn ver­schie­den und sich lei­den­schaft­lich wi­der­stre­bend: Do­rer und Jo­ni­er, Hel­le­nen und Etrus­ko-Rö­mer – die Völ­ker der alt­chi­ne­si­schen Welt – Ger­ma­nen und Ro­ma­nen, Deut­sche und Eng­län­der, nach au­ßen aber und ei­ner frem­den Kul­tur ge­gen­über so­fort als Ein­heit wir­kend: der an­ti­ke, der chi­ne­si­sche, der abend­län­di­sche Mensch.

Eine Idee ruht in der Tie­fe je­der Kul­tur, die sich in be­deu­tungs­schwe­ren Ur­wor­ten an­kün­det: das Tao und Li der Chi­ne­sen, der Lo­gos und das »Sei­en­de« der apol­li­ni­sche Grie­chen, Wil­le, Kraft, Raum in den Spra­chen des faus­ti­schen Men­schen, der sich vor al­len an­de­ren durch sei­nen un­er­sätt­li­chen Wil­len nach Unend­lich­keit aus­zeich­net, der mit dem Fern­rohr die Di­men­sio­nen des Wel­traums, mit Schie­nen und Dräh­ten die der Erd­ober­flä­che be­siegt, mit sei­nen Ma­schi­nen die Na­tur, mit sei­nem his­to­ri­schen Den­ken die Ver­gan­gen­heit, die er sei­nem eig­nen Da­sein als »Welt­ge­schich­te« ein­ord­net, mit sei­nen Fern­waf­fen den gan­zen Pla­ne­ten samt den Res­ten al­ler äl­te­ren Kul­tu­ren un­ter­wirft, de­nen er heu­te sei­ne eig­nen Da­seins­for­men auf­zwingt – wie lan­ge?

Denn zu­letzt, nach ei­ner ab­ge­mes­se­nen Rei­he von Jahr­hun­der­ten, ver­wan­delt sich jede Kul­tur in Zi­vi­li­sa­ti­on. Was le­ben­dig war, wird starr und kalt. In­ne­re Wei­ten, See­len­räu­me wer­den er­setzt durch Aus­deh­nung im kör­per­haft Wirk­li­chen, das Le­ben im Sin­ne des Meis­ters Eckart wird zum Le­ben im Sin­ne der Na­tio­nal­öko­no­mie, Ge­walt der Ide­en wird Im­pe­ria­lis­mus. Letz­te, sehr ir­di­sche Idea­le brei­ten sich aus, rei­fe Stim­mun­gen mit der vol­len Er­fah­rung des Al­ters: von So­kra­tes, Laot­se, Rous­seau, Bud­dha an wen­det der Weg sich je­des Mal ab­wärts. Sie sind alle in­ner­lich ver­wandt, ohne ech­te Me­ta­phy­sik, Wort­füh­rer prak­ti­scher ab­schlie­ßen­der Wel­t­an­schau­ung und Le­bens­hal­tung, für die wir um­fas­sen­de Na­men wie Bud­dhis­mus, Stoi­zis­mus, So­zia­lis­mus be­sit­zen.

Preußentum und Sozialismus

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