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Die Ge­schich­te kennt kein Volk, des­sen Weg tra­gi­scher ge­stal­tet wäre. In den großen Kri­sen kämpf­ten alle an­de­ren um Sieg oder Ver­lust; wir ha­ben im­mer um Sieg oder Ver­nich­tung ge­kämpft: von Ko­lin und Hoch­kirch über Jena und die Frei­heits­krie­ge, wo noch auf fran­zö­si­schem Bo­den ver­sucht wur­de, durch eine Auf­tei­lung Preu­ßens die Ver­stän­di­gung zwi­schen des­sen Ver­bün­de­ten und Na­po­le­on zu er­rei­chen, über jene ver­zwei­fel­te Stun­de von Ni­kols­burg, in der Bis­marck an Selbst­mord dach­te, und Se­dan, das die Kriegs­er­klä­rung Ita­li­ens und da­mit eine all­ge­mei­ne Of­fen­si­ve der Grenz­mäch­te eben noch ab­wand­te, bis zu dem Ge­wit­ter furcht­ba­rer Krie­ge über den gan­zen Pla­ne­ten hin, des­sen ers­te Schlä­ge eben ver­hallt sind. Nur der Staat Fried­richs des Gro­ßen und Bis­marcks durf­te es wa­gen, an Wi­der­stand über­haupt zu den­ken.

In all die­sen Ka­ta­stro­phen ha­ben Deut­sche ge­gen Deut­sche ge­stan­den. Es ge­hört nur der Ober­flä­che der Ge­schich­te an, dass es oft Stamm ge­gen Stamm oder Fürst ge­gen Fürst war; in der Tie­fe ruh­te je­ner Zwie­spalt, den jede deut­sche See­le birgt und der schon in go­ti­scher Zeit, in den Ge­stal­ten Bar­ba­ros­sas und Hein­richs des Lö­wen zur­zeit von Le­gna­no groß und düs­ter her­vor­trat. Wer hat das ver­stan­den? Und wer durch­schaut jene Wie­der­kehr des Her­zogs Wi­du­kind in Luther? Wel­cher dunkle Drang ließ all jene Deut­schen für Na­po­le­on kämp­fen und füh­len, als er mit fran­zö­si­schem Blu­te die eng­li­sche Idee über den Kon­ti­nent trug? Was ver­bin­det in der tiefs­ten Tie­fe das Rät­sel von Le­gna­no mit dem von Leip­zig? Wes­halb emp­fand Na­po­le­on die Ver­nich­tung der klei­nen fri­de­ri­cia­ni­schen Welt als sei­ne erns­tes­te Auf­ga­be – und im Grun­de sei­nes Geis­tes als eine un­lös­ba­re?

Der Welt­krieg ist, am Abend der west­li­chen Kul­tur, die große Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen den bei­den ger­ma­ni­schen Ide­en, Ide­en, die wie alle ech­ten nicht ge­spro­chen, son­dern ge­lebt wur­den. Er trug seit sei­nem wirk­li­chen Aus­bruch, dem Vor­pos­ten­ge­fecht auf dem Bal­kan 1912, zu­nächst die äu­ße­re Form des Kamp­fes zwei­er Groß­mäch­te, von de­nen die eine bei­na­he nie­mand, die an­de­re alle auf ih­rer Sei­te hat­te. Er en­de­te zu­nächst im Sta­di­um der Schüt­zen­grä­ben und ver­rot­ten­den Mil­lio­nen­hee­re. Aber schon in die­sem wur­de eine neue For­mel des un­ge­mil­der­ten Ge­gen­sat­zes ge­fun­den, die au­gen­blick­lich mit den Schlag­wor­ten So­zia­lis­mus und Ka­pi­ta­lis­mus in ei­nem sehr fla­chen Sin­ne und mit der vom vo­ri­gen Jahr­hun­dert er­erb­ten Über­schät­zung rein wirt­schaft­li­cher Ein­zel­hei­ten be­zeich­net wird. Hin­ter ih­nen tritt die letz­te große See­len­fra­ge des faus­ti­schen Men­schen zu­ta­ge. In die­sem Au­gen­blick tauch­te, den Deut­schen selbst nicht be­wusst, das na­po­leo­ni­sche Rät­sel wie­der auf. Ge­gen die­ses Meis­ter­stück von Staat, uns­re ech­tes­te und ei­gens­te Schöp­fung, so ei­gen, dass kein an­de­res Volk es zu ver­ste­hen und nach­zuah­men ver­moch­te, dass man es hass­te wie al­les Dä­mo­nisch-Uner­gründ­li­che, rann­te das eng­li­sche Heer Deutsch­lands an.

Preußentum und Sozialismus

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