Читать книгу Zinsen sind verlorenes Geld - Otfried Müller - Страница 3
Vorwort
ОглавлениеAls Kind sah ich im Treppenhaus eines öffentlichen Gebäudes eine Grafik, wie ein Mensch mit offenem Mund seine Hand hinters Ohr hält, um besser hören zu können. Darunter standen die Worte: „Wer Ohren hat zu hören, der höre. (Matth. 11, 15)“
Es war weniger der Text, der mich anfänglich so sehr beeindruckte, sondern es war die eindringliche Grafik. Sie brannte sich mir ins Gedächtnis ein und erinnerte mich stets an diesen für mich damals belanglosen Text. Womit sollte ich denn sonst hören, wenn nicht mit den Ohren? Es mussten erst einige Jahre vergehen, bevor sich mir der tiefere Sinn dieser Worte erschloss, und zwar in Verbindung mit Kants Aufruf „Sapere aude!“
Immanuel Kant, der große Philosoph der Aufklärung, rief vor zweieinhalb Jahrhunderten die Menschen auf, selber zu denken und sich nicht kritiklos von der Meinung anderer abhängig zu machen. Er forderte den mündigen Menschen, der sich selber seine eigene Meinung über die Welt bildet.
Sapere aude! Habe den Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! Greife die Informationen auf, die dich erreichen, und blende sie nicht aus, nur weil sie nicht in dein Weltbild passen. Und denke vor allem darüber nach. Nicht das Nachplappern vorgesagter Glaubenssätze bringt dich weiter, sondern das eigene Nachdenken über die Dinge, die du hörst, siehst oder liest.
Diese beiden Weckrufe wirkten in mir nach, als ich im Internet auf die Veröffentlichungen von Bernd Senf stieß (www.berndsenf.de). Vorher passte meine Ansicht über die Wirtschaft noch gut in die Welt. Sie war fest gefügt, denn die Ausführungen von Gregory Mankiw und Mark Taylor gaben mir Gewissheit. Ich hatte gelernt: Die Marktwirtschaft ist der staatlichen Planungswirtschaft haushoch überlegen, Angebot und Nachfrage regeln den Preis, und der Motor wirtschaftlichen Handelns ist der Gewinn. Man kann nur das Geld ausgeben, das man hat. Ach ja, nicht zu vergessen: Schulden müssen bezahlt werden und kosten Zinsen. Zinsen sind wichtig, denn sie lassen das Geld dorthin wandern, wo es am effektivsten wirken kann.
Bernd Senf lenkte meine Aufmerksamkeit auf Fragen, die ich bisher mit volkswirtschaftlichen Glaubenssätzen erklärt hatte. Seine Ausführungen öffneten mir die Augen dafür, dass sich hinter manchen Glaubenssätzen der Volkswirtschaftslehre massive wirtschaftliche und soziale Widersprüche verbargen. Auf einmal waren so manche wirtschaftliche Selbstverständlichkeiten für mich überhaupt keine mehr.
Ich bin Bernd Senf unendlich dankbar dafür und möchte in diesem Zusammenhang auf seine Bücher „Der Nebel um das Geld“, „Der Tanz um den Gewinn“ und „Die blinden Flecken der Ökonomie“ als weiterführende und gut verständliche Lektüre hinweisen.
Der Autor