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2 Einiges zum Grundverständnis über den störungsfreien Wirtschaftsablauf
ОглавлениеUm die Ursachen und Wirkungen von Ereignissen im Wirtschaftsleben besser verstehen zu können, sollten einige grundlegende Begriffe und Zusammenhänge bekannt sein. Einer der zentralen Begriffe ist das Geld. „Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles! Ach, wir Armen!“ sagt Gretchen in Goethes Faust, und daran hat sich bis heute nichts geändert. Woran liegt es denn, dass das Geld eine so wichtige Rolle im Wirtschaftsleben spielt?
Die Erfindung des Geldes und die Entwicklung des Geldwesens hängen eng mit der Entwicklung der Wirtschaft vom Tauschhandel zur modernen Wirtschaftsform zusammen. Die älteste Wirtschaftsform ist die Lebensweise der Steinzeitmenschen, bei denen jeder die Gegenstände seines täglichen Bedarfs selber herstellte. Wer besonders kräftig und schnell war, tat sich bei der Jagd hervor, und vielleicht zeichnete sich ein Hordenmitglied durch seine besondere Fingerfertigkeit beim Schnitzen oder beim Herstellen von Werkzeugen aus. Wenn wir uns vorstellen, dass der Fingerfertige nicht mit auf die Jagd ging, sondern sich stattdessen der Herstellung von Werkzeugen widmete, dann ist dies bereits ein Fall von Spezialisierung und Arbeitsteilung.
Die Menschen spezialisierten sich in ihren Tätigkeiten immer mehr, und aus dieser Spezialisierung entstanden die verschiedenen Berufe. Wenn nun jemand einen Stuhl hergestellt oder ein Tuch gewebt hatte, bestand die Möglichkeit, diese Gegenstände gegen Hühner oder Gemüse einzutauschen. Diese Form des Wirtschaftens ist als Tauschhandel bekannt. Der Warentausch wurde als Folge der Spezialisierung notwendig.
Der Tauschhandel hat aber seine Tücken. Ein Bauer, der sein Pferd beschlagen lassen will, könnte den Schmied mit einem Sack Getreide oder etwas Gleichwertigem entlohnen. Aber was macht ein Schmied mit täglich zehn Säcken Getreide, wenn er doch eher ein Paar Schuhe oder Kohlen für sein Schmiedefeuer benötigt? Aus einem angestrebten Tauschhandel kann nur dann etwas werden, wenn der Anbieter eine Ware oder Dienstleistung anbietet, die der Nachfrager braucht, und wenn der Nachfrager den Anbieter mit einem Gegenstand entlohnt, mit dem der Anbieter etwas anfangen kann. Mit der Erfindung des Geldes hatte man einen universellen Tauschgegenstand. Der Bauer gibt dem Schmied eine bestimmte Menge Geld, und ebenso kann sich der Schmied beim Schuhmacher das gewünschte Paar Schuhe für Geld anfertigen lassen.
Wenn also eine Ware nicht gegen eine andere Ware getauscht, sondern mit Geld bezahlt wird, dann erleichtert das nicht nur den allgemeinen Handel, sondern das Geld begründet damit auch seine zentrale Stellung für das gesamte Wirtschaftsgeschehen. „Ohne Moos nichts los“ lautet der lockere Spruch über das Geld.
In einer etwas groben Form lässt sich nämlich die Kausalkette für die Verbraucher ableiten: Ohne Geld kein Handel, ohne Handel kein Konsum, ohne Konsum keine befriedigende Lebensführung. Aber auch die Unternehmen wären betroffen: Ohne Geld kein Handel, ohne Handel kein Gewinn, ohne Gewinn keine Investitionen, ohne Investitionen keine Produktion, ohne Produktion kein Warenangebot. Der Kreis schließt sich mit der Kausalkette: Ohne Geld auf der Unternehmensseite keine Produktion, ohne Produktion keine Beschäftigung, ohne Beschäftigung keine Löhne, ohne Löhne kein Geld auf der Arbeitnehmerseite, ohne Geld auf der Arbeitnehmerseite kein Handel, ohne Handel kein Gewinn der Unternehmen.
In der heutigen arbeitsteiligen Wirtschaft hängt also alles vom Geld ab. Aus dieser Einsicht erklärt sich auch: Geldmangel dämpft die Wirtschaftstätigkeit, und ausreichend vorhandenes Geld regt die Wirtschaftstätigkeit an.
Um eine florierende Wirtschaft zu betreiben, muss nicht alles Geld aus Münzen oder Banknoten bestehen. Der überwiegende Teil unserer Wirtschaftstätigkeit wird bargeldlos abgewickelt. Dabei werden lediglich entsprechende Buchungen auf den betroffenen Bankkonten vorgenommen. Sofern man einen Kredit bekommt, braucht man noch nicht einmal ein ausreichendes Guthaben auf seinem Bankkonto zu haben.
Wenn sich jemand etwas auf Kredit kauft, dann ist die Gewährung des Kredites gleichzusetzen mit einer Geldschöpfung. Bei dieser Art von Geldschöpfung werden freilich keine Münzen oder Banknoten erzeugt, sondern es wird nur theoretisches Geld erschaffen. Gegenüber dem Kreditnehmer, also dem Käufer, entsteht auf diese Weise eine juristische Forderung, das Geld später zu bezahlen. Dennoch ist der Kredit ebenso wirksam wie Bargeld, denn man kann über einen Kredit genauso eine Ware oder eine Dienstleistung erwerben wie mit Bargeld. Die spätere Tilgung des Kredites entspricht dann der Vernichtung des durch den Kredit geschöpften Geldes.
Mit der Einführung des Geldes wurden die vielfältigen Hemmnisse, wie sie der Tauschhandel mit sich bringt, aus dem Wege geräumt, und daher blühte die Wirtschaft erst mit der Einführung des Geldes richtig auf. Kaufen und verkaufen mit Geld war wesentlich leichter, als Waren gegen Waren zu tauschen. Die Arbeitsteilung wurde mit der Zeit immer umfangreicher. War es im Mittelalter noch üblich, dass ein Tischler einen Tisch von der Idee bis zum fertigen Produkt allein herstellte, so wurden die komplexen Produktionsabläufe in den Manufakturen bereits in Teilschritte zerlegt und von verschiedenen Personen ausgeführt. Einen weiteren Schritt bei der Arbeitsteilung erfuhr die Warenherstellung mit der Einführung des Fließbandes, wo ein einzelner Arbeiter nur noch wenige Handgriffe ausführt. Die arbeitsteilige Produktionsweise erlaubt es, beispielsweise einen Stuhl wesentlich billiger und damit konkurrenzfähiger herzustellen, als es ein einzelner Tischler tun könnte. Deshalb hat die industrielle Fließbandproduktion die klassische Handwerksarbeit weitestgehend verdrängt.
In der modernen, arbeitsteiligen Wirtschaft wandert das Geld von einem Marktteilnehmer zum andern. Die wichtigsten Marktteilnehmer sind die Wirtschaftsunternehmen und die Haushalte. Die Wirtschaftsunternehmen stellen Waren und Dienstleistungen her, und die Haushalte verbrauchen sie. Daneben umfasst die moderne Wirtschaft noch den Handel, die Banken und den Staat. Zwischen diesen Marktteilnehmern fließt nun das Geld, kreuz und quer oder im Kreis, je nach Betrachtungsweise. Wer mag, kann sich den Geldfluss innerhalb einer Volkswirtschaft wie den Blutfluss im menschlichen Körper vorstellen.
Grob gesehen, unterteilt man die hergestellten Waren in Konsumgüter und Investitionsgüter. Unter Konsumgütern versteht man die Dinge des täglichen Bedarfs wie zum Beispiel Möbel, Nahrungsmittel oder Unterhaltungselektronik. Investitionsgüter sind beispielsweise Maschinen oder eine neue Fabrikhalle. Damit wird deutlich, dass nicht nur die Haushalte Waren und Dienstleistungen nachfragen, sondern auch die Wirtschaftsunternehmen. Der Handel bringt die Waren von den Unternehmen zu den Konsumenten. Er stellt selber keine Waren her, er fragt die Konsumwaren bei der produzierenden Wirtschaft nach und bietet sie den Haushalten an. Gleichzeitig tritt der Handel gegenüber der produzierenden Wirtschaft als Nachfrager nach Geschäftshäusern, Büroeinrichtungen, Fahrzeugen und anderem auf.
Eine Sonderstellung in wirtschaftlicher Hinsicht nimmt der Staat ein. Er ist gleichzeitig Produzent, Dienstleister und Konsument. Als Produzent ist er oft an großen und kleinen Aktiengesellschaften beteiligt. So hält beispielsweise das Land Niedersachsen Aktien des VW-Werkes, oder die Stadt Frankfurt und das Land Hessen halten Aktien des Flughafenbetreibers Fraport. Vorwiegend auf kommunaler Ebene betreibt der Staat Wasserwerke und andere Versorgungsunternehmen, teils als alleiniger Besitzer, teils als Anteilseigner zusammen mit anderen Aktienbesitzern. Vor allem aber ist der Staat Anbieter einer großen Palette an Dienstleistungen. Seine Dienstleistungen erstrecken sich von der Gewährleistung der Sicherheit (Militär und Polizei) über das Rechtssystem (Gerichte und Staatsanwaltschaften), die öffentliche Verwaltung (Regierungen, Stadtverwaltungen, Finanzämter), Bildung (Schulen und Universitäten) und Gesundheit (Krankenhäuser) bis zum Bau und dem Unterhalt von Schienen, Straßen, Autobahnen, Häfen und Wasserwegen. Gleichzeitig unterhält der Staat die kommunalen und staatlichen Parlamente.
In dieser Eigenschaft ist der Staat Arbeitgeber für eine Vielzahl von Menschen. Das Geld für die Löhne und Gehälter für seine Bediensteten nimmt sich der Staat über die Steuern. Wenn der Staat ein Krankenhaus baut, dann tritt er gegenüber der Bauwirtschaft und gegenüber den Ausstattern als Nachfrager auf, und wenn das Krankenhaus in Betrieb genommen ist, dann tritt der Staat gegenüber der Bevölkerung als Anbieter einer Dienstleistung auf.
Das Sozialprodukt einer Volkswirtschaft ist die Summe aller in einem Jahr hergestellten Waren und Dienstleistungen. Das Sozialprodukt wird über die in der Volkswirtschaft wirksame Kaufkraft gekauft und konsumiert. Die Kaufkraft der Nachfrager hängt von der Menge des umlaufenden Geldes ab. (Streng genommen auch noch von der Umlaufgeschwindigkeit des Geldes.) Dabei ist es zunächst einmal unerheblich, ob viel oder wenig Geld umläuft. Wenn die Menge des Sozialproduktes und die umlaufende Geldmenge gleich bleiben, dann stellt sich ein bestimmtes Preisniveau ein. Dadurch wird der umlaufenden Geldmenge jene Kaufkraft zuteil, mit der die Güter des gesamten Sozialproduktes nachgefragt werden. Ist viel Geld im Umlauf und das Angebot an Waren und Dienstleistungen gering, dann stellt sich ein hohes Preisniveau ein. Ist dagegen das Sozialprodukt umfangreich und/oder die umlaufende Geldmenge gering, dann fällt das Preisniveau niedrig aus. Das Geld, mit dem die Konsumgüter des Sozialprodukts gekauft werden, beziehen die Menschen über Löhne und Gehälter oder Renten, und die Unternehmen, die Investitionsgüter kaufen, nehmen das Geld dafür aus ihrem Betriebsgewinn.
Der Antrieb dafür, dass die Wirtschaft überhaupt etwas produziert, ist die Erwartung eines Unternehmens, dass es durch den Verkauf seiner Produkte einen Gewinn erzielt. Ein Unternehmen ist bemüht, seine Produkte einerseits mit einem möglichst hohen Preis anzubieten, damit sein Gewinn möglichst hoch ausfällt. Hohe Preise kann ein Unternehmen aber nur in dem Maße durchsetzen, wie die Käufer bereit sind, diese Preise auch zu bezahlen. Der Preiskampf zwischen den einzelnen Unternehmen bringt es mit sich, dass ein Unternehmen auch die Preisgestaltung der Konkurrenz berücksichtigen muss. Es darf die Preise seiner Produkte nicht all zu hoch ansetzen, damit der Kunde nicht das Produkt der Konkurrenz kauft, denn in einer Marktwirtschaft entscheidet vor allem der Preis, ob ein Produkt gekauft wird und von welchem Hersteller es gekauft wird. Um dennoch möglichst hohe Gewinne zu erzielen, suchen die Unternehmen nach Mitteln und Wegen, die Produktionskosten zu senken, denn fallende Kosten lassen die Gewinne steigen. Das Zauberwort dazu heißt Produktivität. Die Produktivität ist das Verhältnis zwischen der produzierten Warenmenge und der dazu benötigten Zeit, es geht dabei um das Verhältnis zwischen Wirkung und Aufwand.
Bei Produktivitätssteigerungen handelt es sich ganz allgemein um verbesserte Produktionsverfahren. Das kann beispielsweise dadurch geschehen, dass der gesamte Produktionsablauf besser organisiert wird, dass die eingesetzten Maschinen schneller oder rationeller arbeiten, dass der Verbrauch an Material und Energie geringer ausfällt und damit die Kosten für Material und Energie gesenkt werden, dass die Lohnkosten geringer ausfallen, oder einfach dadurch, dass die Fließbänder schneller laufen, so dass in derselben Zeit mehr produziert wird als vorher. Auf der Suche nach günstigeren Produktionsmethoden bemüht sich ein Unternehmen um billigere, moderne Produktionsverfahren und setzt dabei auf neue Erfindungen und Innovationen. Auf diese Weise wird der technische Fortschritt gefördert, und die Produkte erhalten dadurch oft eine höhere Qualität. Beispielsweise weist ein modernes Auto aus der heutigen Produktion einen höheren technischen Standard auf als ein Auto aus der Zeit vor dem 1. Weltkrieg.
Über die Produktivitätssteigerung kann ein Unternehmen seine Stückkosten senken und auf diese Weise seine Produkte bei gleicher oder höherer Qualität zu einem geringeren Preis auf dem Markt anbieten, ohne auf einen ausreichenden Gewinn verzichten zu müssen. Wenn der geringere Preis eines Produktes zudem noch unter dem Preis der Konkurrenz liegt, dann verspricht das dem Unternehmen einen höheren Absatz und dadurch oft auch einen größeren Gewinn. Wenn die Konkurrenz hingegen auf dem alten Stand verharrt, dann gewinnt das Unternehmen auf diese Weise einen höheren Marktanteil. Oft weist nicht nur ein einzelnes Unternehmen eine Produktionssteigerung auf, sondern auch die Konkurrenzunternehmen, und das nicht nur in einem einzelnen Wirtschaftssektor, sondern auch in den übrigen, dann bedeutet dies gesamtwirtschaftlich ein allgemeines Wirtschaftswachstum. Damit steigt insgesamt das Sozialprodukt, und dies hebt den Wohlstand der Bevölkerung.
Die Steigerung der Produktivität trägt also zur Ausweitung des Sozialproduktes bei und gilt daher gesamtwirtschaftlich als ein Vorteil. Betriebswirtschaftlich dagegen hat die allgemeine Produktivitätssteigerung den Nachteil, dass sich dadurch der Wettbewerb unter den Wirtschaftsunternehmen verschärft, denn die Konkurrenz schläft nicht. Ein Unternehmen, das keine oder nur eine kleine Produktivitätssteigerung aufweist und deshalb ungünstiger produziert als die Konkurrenz, kann seine Waren nur noch mit Mühe verkaufen und erleidet Nachteile im Wettbewerb um die Kunden. Bei zu hohen Produktionskosten fällt sein Gewinn zu gering aus, oder bei vergleichsweise zu hohen Preisen bricht der Absatz seiner Produkte ein. Im Extremfall kann sich daher ein Unternehmen mit unzureichender Produktivität am Markt nicht mehr halten und muss Konkurs anmelden. Es verschwindet vom Markt, und nur die produktiven Unternehmen überleben. Auf diese Weise hebt sich allgemein die Produktivität der gesamten Wirtschaft, und die Warenpreise sinken auf breiter Front. Den Vorteil hat der Kunde, weil er dann aus einem umfangreicheren und billigeren Angebot auswählen kann.
Die Produktion von Waren kostet zunächst nur Geld, beispielsweise für Material, Maschinen, Energie, Löhne oder Kredite. Die Kosten für Maschinen und Anlagen fallen zwar nicht regelmäßig an, aber Maschinen halten nicht ewig. Irgendwann werden sie unbrauchbar, dann müssen sie durch neue ersetzt werden. Dazu bildet das Unternehmen Rücklagen und legt die Anschaffungskosten auf die Dauer der Benutzung um. Angenommen, eine Maschine kostet bei ihrer Neuanschaffung 10.000 Euro und muss nach zehn Jahren ersetzt werden, dann verbucht das Unternehmen jährlich einen Verlust am Maschinenpark von 1.000 Euro. Um den Bestand der Maschinen zu erhalten, muss das Unternehmen also jährlich 1.000 Euro zurücklegen, damit es in zehn Jahren eine neue Maschine für 10.000 Euro kaufen kann. Diese jährliche Abschreibung von 1.000 Euro zählt zu den laufenden Kosten für Maschinen.
Für die Versorgung der Wirtschaft mit Geld sind die Geschäftsbanken verantwortlich. Sie erhalten das Geld als Kredite von der Zentralbank des Staates. Aus diesem Grunde hat jede Volkswirtschaft eine Zentralbank, auch Notenbank genannt. Die Zentralbank ist verantwortlich für die „richtige“ Menge an umlaufendem Geld. (Im Euroraum gibt es jedoch nur eine Zentralbank für eine Vielzahl unterschiedlich produktiver Volkswirtschaften. Das ist die Hauptursache für die aktuelle Eurokrise.)
Für die Wirtschaft ist der Zugang zu Geld dringend notwendig. Je nach der Größe und rechtlichen Beschaffenheit eines Unternehmens kann es frisches Geld aus unterschiedlichen Quellen bekommen. Normalerweise nimmt ein Unternehmen bei Geldbedarf einen Kredit bei einer Geschäftsbank auf, sehr große Unternehmen können aber auch Anleihen auflegen, und Aktiengesellschaften können Aktien ausgeben. Bei Aktien geht das durch den Verkauf der Aktien eingenommene Geld in den Besitz des Unternehmens über, und dafür erhält der Käufer der Aktien einen ideellen Besitzanteil am Unternehmen und wird auch am Gewinn des Unternehmens beteiligt. Kleinere Unternehmen sind auf die Kredite der Geschäftsbanken angewiesen.
Die Zinsen, die das Unternehmen für einen Kredit bezahlen muss, erhöhen die Produktionskosten und mindern den Gewinn. Daher überlegt jedes Unternehmen sorgfältig, ob es sinnvoll ist, sich die benötigten Geldmittel als Kredit zu besorgen und dafür auch Zinsen zu bezahlen oder nicht. Ein Unternehmen wird nur dann einen Kredit aufnehmen, wenn es die für später erwarteten Einnahmen für so groß einschätzt, dass davon nicht nur die Zinsen abgedeckt werden, sondern auch noch ein Gewinn übrig bleibt. Die Kreditzinsen werden in die Verkaufspreise der mit dem Kredit hergestellten Waren eingerechnet.
Aber nicht nur produzierende Unternehmen brauchen Kredite, auch der Handel. Beispielsweise braucht ein Bekleidungsfachgeschäft, das seine neue Sommerkollektion einkaufen will und dafür den Bekleidungsgroßhändler bezahlen muss, ebenfalls einen Kredit. Ebenso auch ein Rechtsanwalt, der eine eigene Kanzlei gründen und dazu Geschäftsräume anmieten oder kaufen und ausstatten will. Und welche von den vielen Familien, die sich ein Eigenheim kaufen oder bauen wollen, könnte dies ohne einen Kredit tun?
Man muss unterscheiden zwischen den Marktgesetzen und einer Wirtschaftsordnung. Ein Marktgesetz ist eine verallgemeinerte Beschreibung von wirtschaftlichen Erfahrungen und Wirkungszusammenhängen. Beispielsweise hat sich durch vielfältige Beobachtung die Erkenntnis herausgebildet, welche Auswirkungen ein Preis auf das mengenmäßige Angebot einer Ware und die Nachfrage danach ausübt, oder umgekehrt, wie Angebot und Nachfrage zu einem marktüblichen Preis einer Ware führen.
Die Marktgesetze sind im Wesentlichen statistische Aussagen und beschreiben, wie sich eine große Anzahl von Menschen unter gegebenen Umständen erfahrungsgemäß verhält. Was der Einzelne tut, spielt dabei kaum eine Rolle, weil es bei statistischen Aussagen vor allem auf den Mittelwert der in Frage stehenden Erscheinung ankommt. So führt an der Wechselwirkung zwischen Preis, Angebot und Nachfrage einer Ware kein Weg vorbei, und es wäre hoffnungslos, an diesem erfahrungsgemäßen Zusammenhang etwas verändern zu wollen. Selbst dann, wenn eine Regierung den Preis einer Ware mit staatlicher Macht zu verändern versucht, wird sich neben dem staatlich kontrollierten Markt ein Schwarzmarkt mit eigenem Schwarzmarktpreis entwickeln, bei dem das Gesetz über Preis, Angebot und Nachfrage seine Verwirklichung erfährt. An solchen Marktgesetzen kann man so gut wie nichts verändern.
Anders als die Marktgesetze ist eine Wirtschaftsordnung ein rechtliches System, in dem festgelegt ist, wer was tun darf und was nicht, ob Verträge eingehalten werden müssen und wer im Bedarfsfall die Einhaltung eines Vertrages erzwingt, oder welche Dinge als Privateigentum gelten dürfen, usw. Die Sachlage, wem eine Fabrik gehört, hat Auswirkungen auf die Frage, wer wem Befehle erteilen darf, was mit dem erwirtschafteten Gewinn geschieht und wer darüber verfügen darf. Die Wirtschaftsordnung regelt also die Fragen, in welchem rechtlichen Rahmen wirtschaftliches Handeln erfolgen soll und darf. Solche Fragen der Wirtschaftsordnung werden von Menschen, zumeist vom Staat festgelegt und lassen sich deshalb auch von Menschen verändern.
Unsere kapitalistische Wirtschaftsordnung fußt auf zwei rechtlichen Säulen: auf der Vertragsfreiheit und dem Eigentumsrecht. Beides wird durch die bestehende Rechtsordnung gewährleistet. Die Vertragsfreiheit ermöglicht es dem Einzelnen, selber zu entscheiden, ob er wirtschaftlich aktiv werden will oder nicht, ob er etwas herstellen will und was. Der Unternehmer (bzw. das Unternehmen) entscheidet über die Herstellungsweise der Güter, wen er als Arbeitskraft einstellen will oder nicht, und wem, wann und zu welchem Preis er seine erzeugten Güter verkaufen will. Und vor allem gehört ihm allein der Gewinn. Theoretisch könnte in diesem Wirtschaftssystem jeder zum Unternehmer werden, und das suggeriert uns ja auch der Mythos vom amerikanischen System, bei dem es jedermann vom Tellerwäscher zum Millionär bringen kann. Allerdings muss man hier sorgfältig zwischen Theorie und Praxis unterscheiden.