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3 Inflation, Deflation und Konjunkturzyklus

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Stabile Preise sind die Voraussetzung für eine sinnvolle Planung in den Unternehmen und in den Haushalten. Geld, das eine Familie für die Heizung ausgibt, kann sie nicht gleichzeitig auch noch für andere Sachen ausgeben. Wenn zum Beispiel die Ölpreise steigen und deshalb das Geld bei vielen Haushalten für geplante Möbelkäufe fehlt, schwächt dies die Nachfrage nach Möbeln. Falls nun die Nachfrage nach Möbeln auf breiter Front fallen sollte, könnte man erwarten, dass die Hersteller ihre Preise für Möbel senken, damit die Kunden wieder zum verstärkten Kauf von Möbeln angeregt werden.

Gesamtwirtschaftlich bedeutet das, dass der Anstieg des Ölpreises durch den Verfall der Möbelpreise ausgeglichen wird. In solch einem Fall spricht man gesamtwirtschaftlich immer noch von stabilen Preisen, denn das Preisniveau als Ganzes bleibt erhalten. Die Tatsache, dass die Preise bei Möbeln fallen, während sie für die Heizung steigen, liegt vor allem daran, dass die Haushalte nur eine bestimmte Geldmenge verplanen und ausgeben können und nicht mehr. Auf die gesamte Volkswirtschaft übertragen, bedeutet das, dass bei einem konstanten Warenangebot auch die umlaufende Geldmenge gleich bleiben muss, wenn die Preise stabil bleiben sollen.

Wir hatten schon gesehen, dass im Idealfall das gesamte Sozialprodukt konsumiert wird. Das Geld, das über den Konsum zurück zur produzierenden Wirtschaft fließt, ermöglicht die Produktion des neuen Sozialprodukts für das nächste Jahr. Im Idealfall ist also die Kaufkraft auf der Nachfrageseite so groß wie das Sozialprodukt. Wenn aber aus irgendeinem Grund die umlaufende Geldmenge ansteigt, während die Herstellung von Sozialprodukt auf demselben Stand bleibt, entsteht ein Überhang von Geld gegenüber den hergestellten Waren und Dienstleistungen. Das hat zur Folge, dass sich ein neues, höheres Preisniveau einstellt. Die Menschen können jetzt zwar mehr Geld ausgeben, aber sie erhalten dafür genau so viele Waren wie vorher; sie müssen jedoch höhere Preise für die Waren bezahlen.

Wenn sich die Erhöhung der Preise bei sonst gleichem Angebot an Waren und Dienstleistungen auf breiter Front und über längere Zeit fortsetzt, dann spricht man von einer Inflation. Die Zentralbank druckt ständig frisches Geld und gibt es an die Geschäftsbanken oder an den Staat aus. Wenn die Gewerkschaften nun höhere Löhne fordern, weil die Preise gestiegen sind, erhöhen die Unternehmen die Preise, weil die Löhne gestiegen sind. Es kommt zur berühmten Lohn-Preis-Spirale. Was zuerst da war, die Lohnerhöhung oder die Preiserhöhung, lässt sich oft ebenso schwer entscheiden wie die Frage, ob die Henne oder das Ei zuerst da war.

Die Inflation ist eine Störung des Gleichgewichtes zwischen Angebot und Nachfrage nach Sozialprodukt. Sie vernichtet Guthaben und Schulden. Wenn 12 Jahre lang in einer Volkswirtschaft eine jährliche Inflationsrate von 6 % herrscht, dann verlieren die Menschen die Hälfte ihrer Ersparnisse. Angenommen, ein Mensch hat als Altersvorsorge 50.000 Euro angespart, dann hat er nach 12 Jahren Inflation zwar immer noch 50.000 Euro, aber er kann sich damit nur noch halb so viel kaufen wie vorher. Die inflationäre Preisentwicklung hat die Kaufkraft seiner Ersparnisse halbiert.

Was für einen Sparer, der für sein Alter vorsorgen will, tragisch ist, kann für jemanden, der Schulden hat, höchst angenehm sein. Wenn jemand 50.000 Euro Schulden hat, dann muss er zwar nominell ebenfalls 50.000 Euro tilgen, in einer Inflation tut er das aber mit „wertlosen“ Euros. Für die Staaten, die heute so gut wie allesamt verschuldet sind, ist das ein Anreiz, eine inflationäre Wirtschaftspolitik zu betreiben. Eine Regierung, die bei hoher Staatsverschuldung Jahr für Jahr Geld aus dem Haushalt für die Tilgung der Schulden abzweigt, muss dafür an anderer Stelle sparen und gefährdet wegen der erforderlichen Sparmaßnahmen die eigene Wiederwahl. Da ist es doch wesentlich leichter, Staatsschulden durch eine Inflation abzubauen. Nach 9 Jahren Inflation mit einer Inflationsrate von 8 % kann sich ein Staat bereits zur Hälfte entschulden. Allerdings verlieren die Menschen dann auch die Hälfte ihrer Ersparnisse.

Die Inflation hat nicht nur den Nachteil, dass Sparguthaben entwertet werden, sondern sie trägt auch wesentlich dazu bei, dass die gesamte Wirtschaftstätigkeit gedämpft wird. Der wirtschaftliche Druck, der die heimische Wirtschaft schrumpfen lässt, kommt dabei in nicht geringem Ausmaß aus dem Ausland. Moderne Volkswirtschaften stehen nämlich über den internationalen Handel mit anderen Volkswirtschaften in Verbindung und damit auch untereinander im Wettbewerb.

Wir wollen annehmen, die heimische Wirtschaft macht eine Inflationsphase durch, dann steigen die Preise der heimischen Waren und Dienstleistungen. Wir nehmen ferner an, die heimische Wirtschaft steht in Konkurrenz zu einer ausländischen Volkswirtschaft ohne Inflation. Dann bleiben die Preise der ausländischen Waren stabil. Dadurch gewinnen die ausländischen Waren einen Preisvorteil gegenüber den heimischen Waren. Die ausländischen, billigeren Waren werden deshalb verstärkt importiert und im Inland gekauft.

Gleichzeitig wird die Ausfuhr einheimischer Produkte ins Ausland behindert, denn wenn die Preise der heimischen Produkte über die Preise der ausländischen Waren hinauswachsen, geht die Bereitschaft des Auslandes, die teureren heimischen Waren zu kaufen, zurück. Die teuren heimischen Waren treffen also im Inland wie im Ausland auf die preisgünstigeren ausländischen Waren, ihr Absatz geht sowohl im Inland als auch im Ausland zurück. Den heimischen Herstellern bleibt daher nichts anderes übrig, als die Produktion ihrer Waren zurückzufahren, sie entlassen Arbeitskräfte, Arbeitslosigkeit macht sich breit, die Kaufkraft im Inland geht zurück, und die Nachfrage nach heimischem Sozialprodukt fällt noch weiter ab. Auf diese Weise schrumpft die gesamte inländische Wirtschaft.

Wenn die Wirtschaft wieder in Gang kommen soll, bleibt der heimischen Wirtschaft unter den Bedingungen des freien Marktes nichts anderes übrig, als die Preise ihrer Produkte zu senken. Dazu bieten sich zwei Möglichkeiten an: die Erhöhung der Produktivität oder die Abwertung der heimischen Währung.

Um die Preise der heimischen Produkte senken zu können, müssen die Produktionskosten gesenkt werden. Da die wenigsten Volkswirtschaften irgendeinen Einfluss auf die international gültigen Rohstoffpreise nehmen können, bleiben den Unternehmen als Hilfe in der Not im Wesentlichen nur die verstärkte Rationalisierung und die Senkung der Lohnkosten. Beides geht zu Lasten der Arbeitnehmer und erzeugt eine soziale Krise, denn die verstärkte Rationalisierung setzt Arbeitskräfte frei. Immerhin sind die Rationalisierung und die Lohnkürzungen geeignet, die Stückkosten zu senken, und dadurch können die Unternehmen ihre Waren zu geringeren Preisen verkaufen.

Aber auch der Staat muss seine Kosten senken. Man wird vom Staat fordern, dass er Staatsangestellte entlässt oder ihre Löhne senkt und Ausgaben für Gesundheit, Bildung und andere Staatsaufträge kürzt. Damit steckt der Staat in der Zwickmühle. Denn einerseits soll er sparen, andererseits soll er helfend einspringen, um soziale Härten zu mildern. Notfalls sollte er sich sogar verschulden, um angesichts der sozialen Krise helfen zu können.

Die andere Möglichkeit, die Preise der eigenen Produkte gegenüber dem Ausland zu senken, ist die Abwertung der eigenen Währung. Wir stellen uns dazu vor, die Währungseinheit des erfundenen Landes Teuerland heiße ein Pfund, und für ein Pfund bekommt man einen US-Dollar. Ein heimischer, teuerländischer Teppich soll 100 Pfund kosten, und wenn dieser Teppich exportiert wird, dann kann ihn ein Amerikaner für 100 Dollar kaufen. Umgekehrt soll ein amerikanischer Laserdrucker 100 Dollar kosten, der auf dem teuerländischen Markt für 100 Pfund angeboten wird. Diese Preise sollen als angemessen gelten, so dass bei einem ausgeglichenen Handel Einfuhr und Ausfuhr ebenfalls ausgeglichen sind.

Wenn nun in Teuerland die Inflation einsetzt, steigt dort das Preisniveau so weit an, dass der Teppich eventuell 200 Pfund kostet. Wegen des Umtauschkurses Dollar gegen Pfund von 1:1 kostet der Teppich in den USA dann 200 Dollar, das ist für den amerikanischen Markt viel zu teuer, und daher kauft kein US-Amerikaner diesen Teppich. Der Export nach den USA ist hierdurch schwer behindert, bzw. er kommt ganz zum Erliegen. Andererseits kostet der amerikanische Laserdrucker nach wie vor 100 Dollar, das bedeutet, er ist auf dem teuerländischen Markt für 100 Pfund zu haben. Dagegen kostet ein teuerländischer Drucker unter dem Einfluss der Inflation mittlerweile 200 Pfund. Gemessen am inflationär erhöhten Lohn- und Preisniveau in Teuerland gilt ein Laserdrucker für nur 100 Pfund als besonders preiswert. Daher kaufen die Teuerländer bevorzugt die amerikanischen Drucker.

Weder die teuerländischen Teppichhersteller noch die teuerländischen Druckerhersteller können unter diesen Umständen ihre Produkte im gewohnten Umfang verkaufen. Ihr Umsatz bricht ein. Sie schränken daher ihre Produktion ein und entlassen Arbeitskräfte. Das wiederum führt zu einer geringeren teuerländischen Kaufkraft, was einen zusätzlichen Rückgang der Nachfrage nach Produkten jeglicher Art zur Folge hat, die Rezession in Teuerland verstärkt sich. So weit hatten wir den Fall vorher schon diskutiert.

Der Import billiger Waren nach Teuerland ist inflationsbedingt sprunghaft angestiegen, während der Export eigener Produkte fast abgestorben ist. Wegen des gestiegenen Warenimports aus den USA fließt Geld aus Teuerland in die USA ab, gleichzeitig kommt wegen des zusammengebrochenen Teppichexports nach den USA kein Geld mehr aus den USA nach Teuerland zurück. Die umlaufende Geldmenge in Teuerland nimmt deshalb beständig ab. Die Leistungsbilanz von Teuerland weist ein bedenkliches Defizit auf, und die Teuerländer können mittlerweile in den USA nur noch über Kredit einkaufen, sofern sie überhaupt noch Kredit auf dem Finanzmarkt bekommen.

Zur Lösung des akuten Problems kann Teuerland seine Währung abwerten. Angenommen, das Pfund wird im Verhältnis 1:2 abgewertet, dann bekommt man für ein (neues) Pfund nur noch einen halben Dollar, bzw. für einen Dollar bekommt man 2 (neue) Pfund. Der teuerländische Teppich kostet zwar weiterhin 200 Pfund, weil man aber für 1 Dollar jetzt 2 Pfund bekommt, kostet der Teppich jetzt wieder 100 Dollar. Das ist der Kaufpreis, den ein Amerikaner vor der Inflation bezahlen musste. Der Export teuerländischer Teppiche nimmt also wieder den alten Umfang an. Für einen Teuerländer kostet der amerikanische Laserdrucker nach wie vor 100 Dollar, nach der Abwertung sind das aber jetzt 200 (neue) Pfund. Das ist derselbe Preis, den man auch für einen heimischen, teuerländischen Drucker bezahlen muss, so, wie es vor der Inflation war. Der Import amerikanischer Drucker geht also wieder auf den Stand vor der Inflation zurück. Die Abwertung der eigenen Währung unterstützt den Export eigener Produkte und erschwert den Import fremder Erzeugnisse.

Die Teuerländer kaufen neben den importierten amerikanischen Druckern auch wieder heimische, eigene Drucker. Die teuerländischen Druckerhersteller erhöhen die Druckerproduktion und stellen wieder neue Arbeitskräfte ein. Die teuerländischen Teppichhersteller exportieren wieder Teppiche, sie erhöhen die Teppichproduktion und stellen ebenfalls neue Arbeitskräfte ein. Wegen des wieder belebten Teppichexports fließt wieder Geld ins Land und wegen des reduzierten Imports von Druckern fließt weniger Geld in die USA ab. Die Leistungsbilanz ist wieder ausgeglichen. Die Wirtschaft Teuerlands hat sich erholt.

Wenn es Teuerland nun auch noch schaffen sollte, seine Produktivität auf den gleichen Stand wie die USA zu bringen, ist die Erholung seiner Wirtschaft von Dauer, andernfalls nur vorübergehend. Denn bei weiterhin zu geringer Produktivität bleiben die Stückkosten der teuerländischen Wirtschaft nach wie vor zu hoch, und die Inflation in Teuerland besteht weiterhin. Deshalb muss Teuerland seine Währung nach einiger Zeit erneut abwerten. Die Notwendigkeit der ständigen, wiederkehrenden Abwertung ist das Kennzeichen einer sogenannten weichen Währung.

Vielleicht will Teuerland das Handelsproblem aber über Schutzzölle lösen und erhebt Zölle auf amerikanische Waren. Einfuhrzölle drosseln zwar den Import von amerikanischen Druckern nach Teuerland, das ist gewollt, aber den teuerländischen Teppichherstellern hilft das wenig, der Export nach dem Ausland wird dadurch keineswegs beflügelt. Im Gegenteil. Einfuhrzölle auf der einen Seite lösen in aller Regel auch Einfuhrzölle auf der anderen Seite aus. Anstatt den bisherigen Freihandel beizubehalten, riskiert Teuerland einen Handelskrieg, der nicht nur den Export teuerländischer Teppiche behindert, sondern die gesamte teuerländische Wirtschaft belastet.

Außerdem setzen Einfuhrzölle oder Schutzzölle die falschen Anreize für die teuerländischen Unternehmen. Anstatt verstärkte Anstrengungen zu unternehmen, die eigene Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen, dämpfen Einfuhrzölle die Bereitschaft der teuerländischen Unternehmen, die eigene Produktivität zu erhöhen. - Nein, Einfuhrzölle machen die teuerländische Wirtschaft nicht wettbewerbsfähiger, sondern verzögern nur die erforderliche Anpassung an die internationalen Wettbewerbsbedingungen.

Auch Streiks verstärken inflationäre Tendenzen. Viele Gewerkschafter, die bei Arbeitskämpfen schnell mit Streiks bei der Hand sind, berücksichtigen diesen Zusammenhang vielleicht nicht immer ausreichend. Bei Streiks wird nicht gearbeitet, - das ist ja auch der Zweck eines Streiks. Dadurch wird die Warenproduktion vermindert, ohne dass gleichzeitig auch die Nachfrage nach diesen Waren vermindert würde. Nach dem Streik steht also der ungebrochenen Nachfrage nach diesen Waren ein vermindertes Angebot davon gegenüber. Dieses durch den Streik geschaffene Ungleichgewicht erhöht tendenziell die Preise dieser Waren. Es ist die Frage, ob das immer im Interesse der Streikenden liegt.

Das Gegenstück zur Inflation, die Deflation, ist noch schlimmer. Die Deflation entsteht, wenn ständig weniger Geld im Umlauf ist, als es das angebotene Sozialprodukt erfordert. Ist zu wenig Geld vorhanden, dann ist die Kaufkraft gering, das dämpft die Nachfrage nach Sozialprodukt, und ungenügende Nachfrage drückt die Preise nach unten. Die Gewinne brechen ein, so dass die Unternehmen ihre Investitionen kürzen oder ganz einstellen. Dies führt zusätzlich zu einer geringeren Produktion. Die Unternehmen schränken ihre Produktion ein, um sie der gefallenen Nachfrage anzupassen. Eine gedrosselte Produktion benötigt aber auch weniger Arbeitskräfte, daher wird zunächst Kurzarbeit eingeführt, später werden Arbeitskräfte entlassen. Mit der steigenden Arbeitslosigkeit nimmt die Kaufkraft noch weiter ab, und daher wird noch weniger gekauft.

Teilweise halten sich die Haushalte mit ihrem Kauf zurück, weil sie auf weiter fallende Preise warten, teilweise fehlt wegen der Massenarbeitslosigkeit schlicht die erforderliche Kaufkraft, um den Konsum hochzuhalten. Der Teufelskreis aus fallender Nachfrage und fallender Produktion mit einer weiter um sich greifenden Arbeitslosigkeit schließt sich.

Ziel einer sinnvollen Wirtschaftspolitik muss es daher sein, so viel Geld im Wirtschaftskreislauf zu halten, wie Sozialprodukt hergestellt wird. Dann bleibt das Preisniveau stabil, es drohen weder Inflation noch Deflation, und die Gefahr für eine Arbeitslosigkeit ist dann am geringsten.

Ganz so reibungslos und gleichmäßig, wie man sich es wünscht, läuft die Wirtschaft leider nicht, sie verläuft in Zyklen. Das Ausmaß der Wirtschaftstätigkeit verändert sich ständig, mal ist die Wirtschaft stark, mal ist sie schwach. In einer Art Wellenbewegung durchläuft die Wirtschaft Phasen verschieden starker Aktivität, man spricht in diesem Zusammenhang von den Konjunkturphasen.

Wenn in einer Wirtschaft, die gerade eine Phase geringer Aktivität durchgemacht hat, die Preise leicht nachgeben, belebt sich dadurch die Nachfrage. Mit dieser Belebung der Nachfrage beginnt die Phase des Konjunkturaufschwungs. Es wird wieder mehr gekauft. Die Wirtschaft verzeichnet ein Ansteigen der Auftragseingänge, und dies veranlasst sie, vermehrt zu investieren und mehr Beschäftigte einzustellen. Die Arbeitslosigkeit geht zurück, und mit der steigenden Beschäftigung steigt auch die Kaufkraft. Die Wirtschaft wächst, und das Sozialprodukt steigt.

Die gute Nachfrage hält an, und die Unternehmen können sich nun höhere Gewinne leisten, und damit steigen die Preise weiter. Angesichts der guten Produktions- und Beschäftigungslage in dieser Phase der Hochkonjunktur (früher war das die Zeit der Vollbeschäftigung) können die Gewerkschaften mit Macht auftreten und kräftige Lohnerhöhungen durchsetzen. Nicht nur die Konsumpreise, sondern auch die Preise der Investitionsgüter und Halbfertigwaren steigen an, und dies erhöht allgemein die Produktionskosten der Industrie. Die Folge davon sind weitere Preissteigerungen. Insgesamt gerät die Wirtschaft in die Inflation.

Die ersten Anzeichen dafür, dass die Nachfrager die Preiserhöhungen nicht länger tragen wollen oder können, leitet die Phase des Abschwungs oder der Rezession ein. Der Handel und die Industrie können ihre Produkte nicht mehr vollständig absetzen. Jetzt ist es für die Unternehmen besonders wichtig, ihre Produktionskosten zu senken, und es folgen die ersten Entlassungen. Gelegentlich lassen sich Entlassungen noch durch Kurzarbeit vermeiden. Aber je länger die Rezession dauert, desto stärker wird Kurzarbeit durch Entlassungen ersetzt. Firmen brechen zusammen, und die Arbeitslosigkeit steigt. Mit der verstärkten Arbeitslosigkeit sinkt die Kaufkraft, und deshalb auch die Nachfrage nach Sozialprodukt. Es wird noch weniger gekauft, und die Produktion wird noch weiter heruntergefahren.

Die Folge davon ist Massenarbeitslosigkeit und ein noch weiteres Absinken der Nachfrage. Noch mehr Firmen brechen zusammen und produzieren noch mehr Arbeitslosigkeit. Die noch produzierenden Unternehmen halten sich gerade noch mit wenigen Aufträgen über Wasser. Die krisenhafte Spirale von Nachlassen des Konsums, Nachlassen der Produktion, Verstärkung der Arbeitslosigkeit, weiteres Absinken der Kaufkraft und weiteres Nachlassen des Konsums ... kann nur angehalten werden, wenn das allgemeine Preisniveau gesenkt wird. Wenn die Unternehmen ihre Produkte zu den gegebenen Preisen nicht mehr absetzen können, dann werden sie die Preise senken. Wenn die Menschen zu den gegebenen Löhnen keine Arbeit mehr finden, werden sie sich mit Lohnkürzungen abfinden, und die Unternehmen müssen dann auch mit geringeren Preisen überleben. Dieser Rückgang des allgemeinen Preisniveaus auf breiter Front ist eine Deflation. Die sinkenden Preise und Löhne bieten aber die Voraussetzung dafür, dass die Wirtschaft wieder Tritt fassen und in die Phase des Aufschwungs übergehen kann.

Eine nicht geringe Einflussmöglichkeit auf die Wirtschaftstätigkeit hat die Zentralbank. Wenn eine Wirtschaft in der Hochkonjunktur droht, sich zu überhitzen, wenn die Preise steigen, wenn sich eine inflationäre Entwicklung abzeichnet, dann ist das ein Anzeichen dafür, dass zu viel Geld in der Volkswirtschaft umläuft. Dann sollte die Zentralbank den Leitzinssatz erhöhen oder die Geschäftsbanken zu einer höheren Reservehaltung verpflichten. Aufgrund eines erhöhten Leitzinssatzes müssen die Geschäftsbanken höhere Zinsen an die Zentralbank bezahlen, wenn sie sich selber bei der Zentralbank frisches Geld beschaffen wollen. Daraufhin erhöhen die Geschäftsbanken die Kreditzinsen für Kredite an die Wirtschaft. Die erhöhte Reservehaltung der Geschäftsbanken vermindert das frei verfügbare Geld, das die Banken als Kredite vergeben können. Beide Maßnahmen, die Erhöhung des Leitzinssatzes und die erhöhte Reservehaltung, sollen die Kreditvergabe der Geschäftsbanken an die Wirtschaft drosseln und beruhigend auf eine allgemeine Preissteigerung wirken, das heißt, dadurch soll eine Inflation bekämpft oder verhindert werden.

Wenn die Wirtschaft dagegen nur dahindümpelt und Fahrt aufnehmen soll, dann ist die Zentralbank aufgerufen, den Leitzinssatz zu senken, damit sich die Geschäftsbanken leichter frisches Geld bei der Zentralbank beschaffen können. Oder aber die Geschäftsbanken dürfen die Reservehaltung vermindern. Beide Maßnahmen sollen die Kreditvergabe der Geschäftsbanken an die Wirtschaft beflügeln. Denn damit die Wirtschaft wieder in Schwung kommt und mehr Sozialprodukt konsumiert wird, müssen sowohl die Unternehmen mehr investieren als auch die Haushalte mehr konsumieren. Dazu müssen beide Seiten der Wirtschaft mehr Geld zur Verfügung haben.

Über die Steuerpolitik haben Regierung und Parlament die Möglichkeit, in die Wirtschaft einzugreifen. Wenn der Staat Steuern einzieht, schöpft er auf diese Weise Geld bei Unternehmen und Haushalten ab und erniedrigt dadurch deren Nachfrage, denn ein Euro kann nur einmal ausgegeben werden. Dagegen verschafft eine Steuersenkung den Unternehmen und den Haushalten mehr verfügbares Geld für mehr Nachfrage, das belebt die Wirtschaftstätigkeit. Je mehr der Staat auf diese Weise die Wirtschaftstätigkeit fördert, schränkt er seine eigene ein. Außerdem kann der Staat gezielt bestimmte Wirtschaftszweige in ihrer Wirtschaftstätigkeit fördern, indem er ihre Steuerpflicht herabsetzt, oder er kann bestimmte Wirtschaftszweige in ihrer Wirtschaftstätigkeit dämpfen, indem er ihre Steuern erhöht.

Mit den zusätzlich eingezogenen Steuern hat der Staat nun seinerseits die Möglichkeit, zusätzliche Nachfrage auf der Staatsseite zu erzeugen. Insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, wenn die Arbeitslosigkeit groß ist und die Wirtschaft von sich heraus nicht in Schwung kommt, kann der Staat für mehr Nachfrage und damit für einen Impuls zur höheren Wirtschaftstätigkeit sorgen. Im Allgemeinen verschuldet der Staat sich dabei, und er muss Sorge dafür tragen, dass er die Schulden in möglichst kurzer Frist auch wieder tilgt. Andernfalls belasten ihn die Zinsen der Staatsschulden über Gebühr. Wenn der Staatshaushalt Schulden aufweist, und das ist so gut wie bei allen Staaten der Fall, kann und sollte der Staat mit den zusätzlich eingezogenen Steuern seine Schulden tilgen. Der Staat muss Acht geben, dass er die Steuergelder nicht unproduktiv einsetzt, indem er nicht übermäßig viel Geld in die Rüstung steckt oder die staatliche Verwaltung unnötig aufbläht.

Um die Wirtschaftstätigkeit in der Gesamtheit nicht abzuwürgen, darf der Staat den Unternehmen und den Haushalten nicht übermäßig viele Steuern aufbürden. Will der Staat die Wirtschaft als Ganzes fördern, dann müssen seine Maßnahmen so beschaffen sein, dass sie auch der gesamten Wirtschaft zugutekommen. Eine Abwrackprämie für Autos hilft zwar der Autoindustrie, aber keineswegs der Möbelindustrie.

Zinsen sind verlorenes Geld

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