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II. Historischer Rückblick

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Es wurde im obigen schon angeführt, daß dem dänischen Zoologen P. E. Müller das Verdienst zukommt, den ersten Anstoß zur Berücksichtigung der binnenländischen Seefauna gegeben zu haben. dem ist aber hier noch nachzutragen, daß es in Deutschland bald danach die Universitätsprofessoren Fr. v. Leydig und A. Weismann waren, welche in den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts sich ihrerseits am Bodensee in der gleichen Richtung forschend bemühten. Koryphäen der deutschen Wissenschaft haben sich also ebenfalls zu jener weit zurückliegenden Zeit als Klarsteller des feineren Baues und der Fortpflanzungsverhältnisse einer größeren Anzahl von niederen Krebstieren, welche das Süßwasser bevölkern, erfolgreich betätigt. Als der eigentliche Begründer einer wissenschaftlichen Seenkunde ist jedoch der schweizerische Naturforscher Prof. F. A. Forel (geb. 1841) zu betrachten, insofern dieser seine wissenschaftlichen Arbeiten von sehr großen Gesichtspunkten aus begann und durchführte. Das Werk, in welchem Forel die Ergebnisse seiner in den Jahren 1873 bis 1886 angestellten Untersuchungen niedergelegt hat, betitelt sich: "Materialien zum Studium der Tiefenfauna des Genfer Sees" (Materiaux pour servir a l'etude de la faune profonde du Lac Leman). Außerdem hat derselbe Gelehrte seine zahlreichen Beobachtungen, welche die hydrographischen physikalischen, zoologischen und botanischen Eigentümlichkeiten jenes großen Sees betreffen, in vielen kleineren Schriften veröffentlicht. Nach ihm haben sich zwei jüngere schweizerische Forscher Dr. G. Asper und Dr. Othmar Imhof, mit der Zoologie der Alpenseen befaßt und die darin obwaltenden Verhältnisse von biologischen Gesichtspunkten aus studiert. Namentlich betrieb der letztgenannte seine Forschungen in sehr extensiver Weise, insofern er nicht nur hunderte von Hochseen seines Vaterlandes bezuglich ihrer tierischen Bewohnerschaft untersuchte, sondern auch Ausflüge an die Seebecken Lothringens, Oberösterreichs, Oberbayerns und der Lombardei unternahm, um die darin vorhandene Organismenwelt festzustellen.

In Italien ist es hauptsächlich der Zoolog Pietro Pavesi, Professor an der Universität Pavia, gewesen, welcher durch eine Anzahl von Seenuntersuchungen die Kenntnis der lakustrischen Tierwelt seines Vaterlandes gefördert hat, und neuerdings war es seine begabte Schülerin Rina Monti, welche im Sinne ihres berühmten Lehrers die süßwasserbiologischen Untersuchungen auf italienischem Gebiet fortsetzte.

Was Deutschland anbetrifft, so darf ich mich selbst zu denjenigen zählen, welche sich berufsmäßig und während vieler Jahre mit biologischen Studien an Teichen und Seebecken beschäftigt haben. Ich begann damit 1884 im Riesen- und Isergebirge, wo ich die dortigen Moorgewässer und Hochseen untersuchte. Später begab ich mich an die Salzseen bei Eisleben und die Kraterseen (Maare) der Eifel. Ferner erforschte ich zahlreiche Gewässer des baltischen Landrückens, sowie neuerdings (1904/5) einige große Seebecken in Ober- und Mittelitalien, sowie verschiedene Sümpfe auf der Insel Sizilien und in der Umgebung von Tunis. Im Jahre 1890 begründete ich am Ufer des Großen Plöner Sees eine besondere Anstalt für Süßwasserbiologie, welche bis zur Stunde unausgesetzt in Betrieb geblieben ist. Um die gleiche Zeit etwa richtete der österreichische Zoolog Prof. Anton Fritsch (Prag) eine transportable kleine Station ein, die es ihm ermöglichte, längerwährende biologische Untersuchungen an verschiedenen böhmischen Teichen anzustellen.

In der Folge fand das von mir gegebene Beispiel auch in weiteren wissenschaftlichen Kreisen lebhaften Anklang, und es wurden an vielen Orten, bzw. in außerdeutschen Ländern, gleichfalls stabile Forschungsinstitute errichtet. So z.B. als eines der ersten die biologische Versuchsanstalt zu Ewois in Finnland, welche mit der dortigen Forstakademie verbunden ist. Dann erfolgte die Begründung von 8 biologischen Stationen in Rußland; etwas später eröffnete man ein Forschungsinstitut verwandten Charakters zu Besse in Frankreich, während Nordamerika seinerseits gleich mit einem Dutzend Süßwasserstationen, die in verschiedenen Seengegenden errichtet wurden, hervortrat. Italien blieb auch nicht zurück, und es besitzt jetzt zwei derartige Anstalten zu Rom und in Mailand. Hierauf schloß sich England dem gegebenen Beispiele an, und ein reicher Privatmann etablierte dort die Station in den Norfolk-Broads. Neuerdings ist es auch in Österreich zur Schöpfung von biologischen Laboratorien gekommen; das eine befindet sich im Prater zu Wien, das andere zu Lunz-Seehof in Niederösterreich. Einmal schien es so, als ob sich auch Spanien an diesem Fortschritte auf wissenschaftlichem Gebiete beteiligen wollte. Vor einigen Jahren war wenigstens die Rede davon, daß an der atlantischen Küste von Marokko die Begründung einer Anstalt zur Vornahme von marinen und lakustrischen Untersuchungen in Aussicht genommen sei.

In der obigen Aufzählung wird man die Schweiz vermissen. Hier ist tatsächlich noch keine spezielle Anstalt für biologische Seenkunde vorhanden. Aber trotzdem werden lakustrische Forschungen dort mit größtem Eifer betrieben, wie schon die Existenz einer besonderen limnologischen Kommission beweist, welche sich die allseitige Exploration der heimatlichen Seenbecken angelegen sein läßt. So hat z.B. bereits eine eingehende Untersuchung des Vierwaldstätter Sees stattgefunden, an der sich eine Anzahl hervorragender schweizerischer Forscher im patriotisch-wissenschaftlichen Interesse beteiligt hat. Präsident jener Kommission ist der durch seine klassische Untersuchung der Rhätikonseen bekannte Zoolog F. Zschokke (Basel), und um die Erforschung der lakustrischen Pflanzenwelt in den schweizerischen Seenbecken hat sich namentlich der Botaniker C. Schröter (Zürich) hervorragende Verdienste erworben.

So ist binnen zwei Dezennien aus einem kleinen Samenkorn ein mächtiger Baum erwachsen, an dessen Wurzeln niemand mehr rütteln kann. Als die zu Plön begründete erste Süßwasserstation in Tätigkeit getreten war, gab es freilich auch zahlreiche Fachleute, welche der Ansicht huldigten, daß sich das Material für die geplanten Untersuchungen sehr bald erschöpfen werde. Es bestand überhaupt damals noch sehr allgemein das Vorurteil, daß das Süßwasser viel zu arm hinsichtlich seiner Flora und Fauna sei, um für fortgesetzte Studien immer neuen Stoff zu liefern. Diese Befürchtung hat sich aber nicht im entferntesten bestätigt, sondern es stellte sich im Fortgange der hydrobiologischen Untersuchungen vielmehr das gerade Gegenteil heraus, nämlich eine Überfülle von Fragen und Problemen, die sich an die Organismenwelt unserer Binnengewässer knüpfen und dieselbe zu einem nicht minder interessanten Gegenstande der Forschung machen, wie es die marine Tier- und Pflanzenwelt notorisch schon seit Jahrhunderten für den Biologen gewesen ist.

Schließlich ist noch zu erwähnen, daß sich in jüngstverflossener Zeit eine ganze Reihe von namhaften Zoologen und Botanikern der Erforschung des Lebens in den Binnengewässern gewidmet hat. Ohne den übrigen Arbeitern auf diesem Gebiete, welche hier ungenannt bleiben, ihr Verdienst schmälern zu wollen, seien hier hauptsächlich diejenigen hervorgehoben, welche sich als besonders energische Pioniere bei der Erschließung der neuen Forschungsdomäne des Süßwassers erwiesen haben. Es begegnen uns da die Namen von C. Apstein, V.Brehm, G. Burckhardt, E. v. Daday, O. Fuhrmann, A. Fritsch, I. Heuscher, W. Hartwig, B. Hofer, F. Könike, H. Klebahn, R. Kolkwitz, R. Lauterborn, E. Lemmermann, M. Marsson, F. Ruttner, A. Seligo, O. Schmeil, W. Schmidle, C. Schröter, Th. Stingelin, A. Steuer, S. Strodtmann, A. Thienemann, W. Va'vra, P. Vogler, M. Voigt, R. Volk, W. Weltner, R. Woltereck, E. Zederbauer, C. Zimmer, und F. Zschokke. Dazu kommen noch die amerikanischen Forscher A. Forbes, S. Jennings, A. Kofoid, B. Ward und E. Whipple, der Norweger H. Huitfeld-Kaas, der Däne I. Wesenberg-Lund, die Engländer I. Murray und I. Scourfield, die Italienerin Cesarina Monti und ihr Landsmann A. Garbini, der Franzose C. Bryant, der Belgier E. Rousseau und der Russe S. Skorikow.

Auf Vollständigkeit macht diese Liste nicht im entferntesten Anspruch. Ein sehr umfangreiches Verzeichnis derjenigen Forscher und Schriftsteller, welche sich erfolgreich auf dem Gebiete der Süßwasserbiologie betätigt haben, findet der Leser in C. Lamperts bekanntem Buche über "das Leben der Binnengewässer" (II. Auflage 1909).

Das Süßwasserplankton

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