Читать книгу Ach du dicker Hund - Oyen Monika - Страница 6
Schnitzelwiese
ОглавлениеAn einem sonnigen Frühlingsmorgen bette ich mich schlaftrunken auf die Couch um, in hoffnungsfroher Erwartung meines Leberwurstbrotes. Beim Frühstück wird auch immer der Tagesablauf geplant. Ich kann mich hundertprozentig darauf verlassen, dass Herrchen fragt: „Was gibt es heute zu essen?“ Ich glaube, dass er sich wie ich den ganzen Tag darauf freuen will. Frauchen kocht Bambi - Goreng, für mich hört sich das gut an. Herrchen verfällt in Schweigen, das kann er am besten. Das heißt, dass ich in seinem Auto wieder Papiertüten finde die nach Käse und Schinken duften. Er versteckt die immer unterm Sitz, aber meiner Spürnase entgeht nichts.
Dann bringt Frauchen ihr heißes „Eisen“ aufs Tablett, die Wiese!
Wenn andere Leute uns fragen ob wir denn genug Platz für so einen großen Hund haben, antwortet Frauchen: „Klar, wir haben einen Garten mit englischem Golfrasen und 18 Löchern.“ Ich ziehe den Kopf ein, das gilt mir. Vor mir gab es keine Löcher.
Frauchen redet weiter, dass sie die meiste Zeit den Rasenmäher über die Wiese tragen muss. Und dass sie gerne einen mit Allradantrieb hätte.
Herrchen nervt merklich dieses ewige Sommertheater. „Soll ich die Wiese betonieren und grün anstreichen?“ kontert er.
„Dann mäh du doch dieses Jahr, wir sprechen im Herbst noch mal drüber!“ Sie weiß genau, wenn Herrchen sowas machen soll, sucht er nach Lösungen, wobei delegieren in diesem Fall nicht funktioniert.
Als sie sich das letzte mal über zu wenig Hilfe im Haushalt beschwert hat, hat Herrchen gefragt: „Ok, was erwartest du, was soll ich tun?“
„Wie wär‘s mit Fenster putzen?“ prustet sie los. Ich hätte ja auf bügeln getippt, das macht sie nicht gerne.
Fenster putzen also, Herrchen sieht sich ganz still die Scheiben an. Ich sehe wie er denkt, er wägt sämtliche Möglichkeiten ab. Ich wette, dass er sich bestimmt nicht mit einem Eimer Wasser bewaffnet und loslegt. Der Tisch wird abgeräumt, die Betten gemacht, Herrchen guckt immer noch. Anscheinend hat er eine zündende Idee, schnappt sich seinen Autoschlüssel und ruft über die Schulter: „Ich fahre kurz in den Baumarkt!“
„Na super!“ sagt Frauchen zu mir, streichelt mir über meinen hübschen Kopf. „Wenn Herrchen in Männer - Boutique geht, sind wir den ganzen Tag alleine. Ich kann in Ruhe Fenster putzen und danach gehen wir spazieren!“
Seit diesem Tag aber hat Frauchen „professionelles Fensterputzer Werkzeug“ .
Und nun steht Herrchen mit dem Schwarzen Peter im Garten. Mähen oder gibt's Alternativen? Sie ist ihm gefolgt. „Siehst du mein Dilemma? Loch an Loch, genau da liegt der Hund begraben!“ Meine süßen Ohren sind nicht zum Stellen gemacht, gerade gehen sie samt meinen Nackenhaaren hoch. Was heißt: „Hier liegt der Hund begraben?“ Ist meine Lieblingsbuddelwiese etwa ein Tierfriedhof? Mich gruselt, hätte ich das gewusst gäbe es keine Löcher.
Auf Befehl sieht Herrchen sich den Garten an, während Frauchen ihre täglichen tausend Wörter verbraucht.
Er denkt nach, er denkt lange nach, tagelang!
Eine Woche später, wieder beim Frühstück kommt sein Beschluss:
„Ich lege Platten!“
„Wo?“ fragt sie, als wüsste sie nicht wovon er redet.
„Na, im Garten! Dann ist Ruhe im Karton.“
„Schön, und was soll ich mit dem Rasenmäher machen?“
„Ja, was denn nun?“ fragt er gestresst.
„Ok, ok. Wir verkaufen ihn.“
„Oder willst du lieber Gemüse anbauen, dann sag es jetzt!“
Oh, da hätte ich aber eine Idee. Ich habe unsere Nachbarn beobachtet wie sie Kleinkram auf den Acker werfen und am Ende sind das Möhren und Salat. Einen Garten in dem Wurstbäume wachsen wäre doch was. Und Schnitzelsträucher. Ich bin so begeistert von meinem Einfall, versuche es sofort meinem Frauchen zu vermitteln. Ich schubse sie am Knie und renne zum Kühlschrank. Sie begreift nicht. Mein ständiges Problem! „Also nochmal, Angel,“ schimpft sie, „du bist sowas von verfressen, unglaublich! Und du bist fett, fett, fett!“
Schwer beleidigt verschwinde ich in die Garage wo die Gartenkataloge liegen. Mal sehen ob da was Gescheites drin ist. Blaue Rosen werden angeboten, da müsste es doch auch Cordon Bleu Blumen geben oder Holzgewächse, an denen Schweineohren blühen. Wenn ich Fleischstücke vergrabe, wie der Nachbar die Kartoffeln, gibt das dann Gulasch? Von einem Busch pflückt Frauchen immer kleine Kugeln, die sie genüsslich auf der Zunge zergehen lässt. Das sollte doch vielleicht auch mit Salami funktionieren. Dann hätte ich meinen privaten „Angelschlaraffengarten“! Und schon die nächste Sorge! Die Schätze müsste ich bewachen! Meine Leute und Sissyl sind auch Fleischverwerter, die würden ständig schmatzend in meinem Garten lungern. Und erst mal unsere Katze, die nachts rumschleicht, und zwar nicht alleine. Laufend beherbergt sie Übernachtungsgäste. „Hotel Simba“! Rund um die Uhr müsste ich die Leckereien bewachen. Au Backe, ich trotte auf die Wiese und begrabe meinen Traum.
Den ganzen Sommer karrt Herrchen Anhänger voller Schotter, Kies und Platten ran. Nicht mal in Urlaub fahren wir dieses Jahr. Im Spätherbst ist es vollbracht, ein neuer Garten, ein Nutzsteingarten meint Frauchen. Er ist nicht so geworden wie ich es befürchtet habe, sondern sehr schön. Ich kann in der Sonne braten oder im Schatten liegen. Sissy kann ich jetzt auch viel leichter jagen ohne das jemand schreit, ich solle gefälligst die Blumen leben lassen. Verstecken können wir spielen, und was ich neulich gehört habe: Schnitzeljagd. Ich google grade nach den Spielregeln.