Читать книгу Ach du dicker Hund - Oyen Monika - Страница 7
Opa Heini
ОглавлениеEines Tages, das Wetter war nicht mehr so toll, ich räkelte wohlig auf dem Sofa, klingelte der sprechende Knochen. Frauchen geht ran und sagt „Hallo Sonja" und "ja wir kommen sofort".
Tante Sonja heißt Schule oder Spielstunde. Hoffentlich Spielen, auf Schule habe ich keinen Bock heute. Ich schwinge mich von der Couch und mache mich fertig. Ich werfe kurz einen Blick in den Spiegel, um einmal öfter festzustellen: Ok, ich bin die Schönste, mich kann keiner toppen.
Aber was ist jetzt los? Meine Leute sind weg und haben mich glatt vergessen! Wer spielt denn jetzt auf dem Hundeplatz? Lernt Herrchen Sitz und Bleib, mit Halsband ohne Leine? Kriegt er Frolics dafür oder was Anderes?
Es dauert gar nicht lange bis meine Leute zurück sind, Frauchen setzt uns einen schmutzigen, stinkenden Mopp vor die Nase mit den Worten: "Das ist Opa Heinrich, seid lieb zu ihm!"
Hä? Ich weiß ja, dass sie selten was wegwirft, aber auf dem Weg ins Haus kam sie doch an der Tonne vorbei...
Bei Sissy siegt mal wieder die Neugier, sie denkt bestimmt, dass es was zu essen ist. Sie beschnüffelt das Teil und ich helfe ihr widerwillig dabei. Unter dem Abfallgestank ist ein Geruch nach Rüde zu erkennen, oder das, was davon übrig ist. Okay, lieb sein fällt uns in dem Fall nicht schwer. Um meine Super-Spürnase zu schützen, halte ich vorsichtshalber zwei Meter Sicherheitsabstand von dem Kurzen.
Frauchen sieht meinen fragenden Blick und erzählt: "der Kleine wurde ausgesetzt und ist fast verhungert".
Willkommen im Club, Kumpel, verhungern tun wir hier auch, wird also keine Umstellung für dich. Schlechte Aussichten für den kleinen Fratz. Ein bisschen tut er mir leid. Taub ist er und blind. Alt wie Methusalem, und unterernährt. Die entzündeten Zähne verliert er nur Tage später bei Frau Doktor Piesack. Im Tierheim wurde dem Kleinen das komplette Fellkleid zerschnitten, wegen Filz und Knoten darin. Viel Geziefer hätte in den Haaren gewohnt.
Er ist von blauem Blut, französischer Adel. Reinrassig wie ich. Ein Pappilon.
Herrchen macht den Ventilator aus, es ist ein warmer Sommer. Er hat Angst, dass Opa wegfliegt, deshalb macht er auch im Auto das Gebläse nicht an. Herrchen sagt grinsend, dass Opa bei Stufe drei wie eine Comic Figur die Heckscheibe zieren würde.
Und bei uns wird lediglich Diätfutter serviert, fast muss ich weinen für den Kleinen...
Noch niemals habe ich so falsch gelegen..
Frauchen kocht sofort ihr Allheilmittel: Fleischsuppe, mit Nudeln! Bei Doktor Piesack holt sie extra kalorienreiches Aufbau-Dosenfutter, wovon der Kleine alle zwei Stunden ohne Fragen eine gute Portion vertilgt.
Sissy und ich weinen fast bei jeder seiner Mahlzeiten, wir sabbern einen kleinen See ins Esszimmer. Keine Chance, da einen Krümel abzukriegen, weil Frauchen mit Argusaugen die Schüssel bewacht.
Sie meint: " das ist sehr gehaltvolles Essen damit Opa zunimmt".
Klar, die Kalorien kamen mir im 40-Tonner im Flur schon entgegen.
Sie wieder: "das, was er zu wenig auf den Rippen hat habt ihr zu viel".
Was genau will sie mir damit sagen? Ich soll aussehen wie ein gerupftes Huhn auf Extasy? Wann hat sie mich das letzte Mal angesehen?
Hallo? Ich bin ein edler Rassehund und habe Anspruch auf artgerechte Tierhaltung.
Bei einem Boerboel heißt das:
Eine Couch, die mir ganztägig zur Verfügung steht!
Morgens ein lecker Leberwurstbrot!!!
Abends mindestens ein Schweineohr, am liebsten vor 20 Uhr, danach kommt mein Schönheitsschlaf.
Dazwischen die sechs gehaltvollen Mahlzeiten.
Gleiches Recht für alle!
Aber das, was mir hier geboten wird, grenzt an Tierquälerei!
Ich gehe jetzt schnurstracks zu meinem Bürgerbeauftragten