Читать книгу Die Kannibalen - Pat. Rick - Страница 8

Kapitel 6

Оглавление

Die Anzahl der Morde in der Stadt waren außergewöhnlich hoch beinahe in jeder Nacht fand man einen Leichnam. Die Verbrechen traten scheinbar willkürlich auf und Sie waren völlig sinnlos. Bei den Opfern handelte es sich um Männer Frauen Kinder. Die Mordserie dauerte von 1827 bis 1831, bevor sie ebenso abrupt endete, wie sie begann. Einhundertvierzehn ungeklärte Mordfälle und drei Mordversuche. Morde ohne Zeugen, ohne Motiv und immer bei Nacht. Der aus Preußen entsandte Polizei Ermittler, ein Polizeirat von Erlenbusch schrieb in seinen als geheim eingestuften Protokollen, an den preußischen König Wilhelm IV. „Die einzigen Anhaltspunkte in dieser bedauerlichen Affäre lassen mich vermuten es nicht mit einer weltlichen, sondern mit einer geistigen Ursache zu tun zu haben. Ein noch neues Krankheitsbild übertragen von noch unentdeckten Tieren. Meiner strengen Untersuchung nach haben wir es mit einer Krankheit zu tun, die sich vor allen in den Kreisen der Armen und Trunkenbolde ihre Opfer sucht. Sei es der miasmatische Dunst, der vom faulenden Boden aufsteigt, auf dem diese Stadt erbaut ist. In jedem Falle dürfte ärztlicher Rat und Beistand bei der Aufklärung hilfreicher sein als mein Aufenthalt in dieser verängstigten Stadt. Es ist nur ein weiterer Ausbruch eines Fiebers, das die Schwachen und Armen trifft“. Panik hatte sich in Trier breitgemacht aber Regent Wilhelm war beruhigt. Während eines Morgenspaziergangs mit seinem Hund stieß ein Herr Notar Philippe de Lymere in der Kaiserstraße auf einen unachtsam entsorgten Leichnam, ein Bettelknabe von 8 Jahren. Der als aufmerksamer Beobachter bekannte Notar bemerkte, dass der kleiner Körper komplett steif geworden zu sein schien so, wie sie nur Tote nach dem zweiten Tage ereilte. Er hatte in den Befreiungskriegen gekämpft und kannte sich mit den Stadien des Todes aus. Der kleine Junge sah aus als währe er seit mindestens 2 tagen tot und eine Kanonenkugel hätte ihn am Bauch getroffen. Ein Arzt namens Krumm berichtete, dass seltsam wenig Blut in der armen Seele gefunden wurde. Nicht auf seiner Kleidung oder in der Nähe des Tatorts, ein Gebüsch in der Kaiserstraße. Die äußerlichen Verletzungen waren, zwei Einstiche am Hals und ein Schnitt durch den Bauch, es fehlte ein inneren Organ die Leber. Joachim Gerstenbrot war das zweiundzwanzigste Opfer in diesem Jahr. Der namenlose Schrecken, der die Stadt befallen hatte, ließ alle anständigen Bürgern Wachsamkeit anraten. Die Anzahl der Nachtwächter wurde verdoppelt Frauen und Kinder gingen nur noch in Begleitung eines Mannes auf die Straße. Selbst starke Männer mieden es, sich nach Einbruch der Dunkelheit im Freien zu bewegen. Und nicht nur Trier war betroffen. In jenen Jahren erschien die Plage das ganze als Hundsrück bekannte Gebiet erfasst zu haben. Gab es ausnahmsweise keine Toten in Trier, so fand man die Opfer in den naheliegenden Orten und Flecken. Es war die Rede von, Teufels Bünden und entflohenen Geisteskranken. Obwohl die Polizeiakten geheim waren drangen, doch die Gerüchte von der Völligen blutleere der Opfer den Trierer Bürgern zu Ohr, es war die Rede von jenen geheimnisvollen Vampiren und Wehrwölfen an deren Existenz man bis dato nicht geglaubt hatte. Am Morgen des siebenten Juni 1830 rückte ein Regiment Dragoner nach Trier und übernahm es für den Schutz der Bürger zu sorgen. Am 9. Juni fand man zwei Soldaten steif und blutleer einem, fehlte die Leber die abgefeuerten Pistolen noch in den Händen, an eine Hauswand in der Schiller Straße gelehnt. Der wahnsinnige Täter hatte mit Blut Obszönitäten in französischer Sprache gegen den preußischen König an die Wand geschrieben. Pour Guillaume tu vieux crouton. die Situation für den 12 jährigen Karl Marx war furchterregend in einer Stadt, die von einem mittelalterlichen übel heimgesucht wurde, waren die normalsten Dinge verboten. Er war großgewachsen und hatte lebhafte braune Augen und ein Haarschopf das nur mit Mühe mit dem Kamm und seiner Mutters guten Worten, endlich still zu sitzen und nicht zu zappeln, sie kämme doch bloß die Haare, gebändigt werden konnte. Ein wissbegieriger und aufgeweckter Knabe eben der Anführer einer von ihm gegründeten Räuberbande, den Simeon Straße Schaschulotten er konnte das Wort ?Sancsulottes?, nicht richtig sprechen, die die Straßen der Stadt unsicher machten die zu tausend spielen aufgelegt waren litten unter dem Hausarrest, den die Fürsorge ihnen auferlegte. Der Tagesablauf war dirigiert, von Schule und auf dem schnellsten Wege in Gruppen nach Hause zu eilen. Es blieb keine Zeit die Welt zu erkunden zu spielen unsagbare Langeweile hatte sich breitgemacht und dazu der unheimliche Schauer, den diese Verbrechen in ihm wachriefen. Die Kinder Triers hatten Hausarrest ab 17 Uhr, ohne das sie die Gelegenheit gehabt hätten etwas anzustellen. Es war eine Wette, die Karl Marx dazu veranlasste, ende November des nachts aus seiner Stube zu schlüpfen und leise aus dem Fenster zu klettern und auf die Straße zu laufen. Eine Mutprobe, die er mit klopfenden Herzen bestand. Es waren die einfachen Worte, »du traust dich nicht, niemand traut sich nachts auf die Straße«, die ihn dazu mit klopfenden Herzen bewogen. Er lief über die Menschen leeren Gassen zu Kirchstraße 23 und klopfte dreimal gegen ein Fenster des kleinen Hauses zum Zimmer seines Freundes Johannes Herschel. Es war verabredet, dass Johannes ihm öffnen und ihn einlassen würde damit sie sich, wie beste Freunde es taten, die Nacht gemeinsam um die Ohren schlagen konnten, doch sein Klopfen erhielt keine Erwiderung keine Reaktion. Er klopfte wiederholt, diesmal energischer mit seiner Faust gegen das dünne Fensterglas, es war die Vorfreude auf das Drinnen und Angst hier draußen allein zu stehen, es war zudem kalt und er trug nur sein Nachtgewand unter dem Mantel. Er wischte den Raureif von der Scheibe und spähte in die Dunkelheit des verschlossenen Zimmers. Nach einigen Sekunden sah Karl das Bett in dem Johannes aufrecht saß, sein Nachthemd gepackt von einer Faust, wie in Trance auf etwas Dunkles starren. Der Schatten drehte blitzartig sein fahles spitzes Gesicht zum Fenster. Eine Gestalt ähnlich einem Menschen doch seltsam farblos und grau starrte ihn an. Das Gespenst, denn das es ein Gespenst war daran zweifelte Karl keinen Moment, hob den Nüstern und seine spitzen Nasenflügel vibrierten, als ob es mit seiner Nase sehe. Dunkle Augen ohne ein Zeichen von Weiß oder Farbe in ihnen bohrten sich in Karls Richtung. Das mit der Dunkelheit des Zimmers verschmolzene Phantom ließ Johannes aufs Bett fallen und öffnete sein Maul und fauchte in Karls Richtung. Aus dem aufgerissenen Maul ragten zwei lange spitze weiße Zähne. Karl drehte den Blendverschluss seiner Laterne und strahlte durch das Fenster auf die Gestalt, die von dem Lichtstrahl getroffen, seine Arme schützend vor seine Augen hob und einen hohen Schrei ähnlich dem Heulen eines jungen Wolfes, aus Enttäuschung und irrer Wut, ausstieß. Das Schemen in der vermoderten Uniform eines napoleonischen Soldaten machte auf dem Absatz kehrt riss die Zimmertür auf und verschwand. Was immer es gewesen sein mochte, war jetzt zweitrangig, Johannes lag immer noch reglos auf dem Bett. Karl rannte zur Haustür und hämmerte und klopfte mit seinen Fäusten gegen die schwere Holztür. Nach unendlich langer Zeit nach Stunden, so schien es, vernahm er die ersten Geräusche aus dem Haus »Macht auf, Hilfe macht auf Hilfe der Johannes!« Schwere Schritte näherten sich der Tür die Laternen wurden angedreht und das Guckloch in der Tür zur Seite geschoben. »Karl bist du es?«, fragte Herr Herschel mit erschreckter Stimme. »Machen Sie auf um Gotteswillen das Ding hat den Johannes gebissen machen Sie auf, bevor es zu spät ist.« Die Tür wurde geöffnet und Familie Herschel eilte in das sich im Erdgeschoss befindliche Zimmer des Jungen. Johannes lag reglos und totenblass auf dem Bett. Sein Vater stürzte zu ihm und fühlte seinen Puls. »Lauf zum Arzt, Peter und nimm die Pistole mit. Wer immer es war er kann noch nicht weit sein.« Befahl der Hausherr seinem Lehrling, der sich die Laterne aus Karls Hand nahm und schnell mit einer Antiken Pistole bewaffnet aus dem Gebäude in die Dunkelheit lief. Karl betrachtete mit einer gewissen Distanz seinen bleichen Freund, er setzte sich zu ihm aufs Bett und sah das sich sein kleiner schmächtiger Brustkorb senkte und hob. Er atmete er lebte, was das Wichtigste war. Frau Herschel kam mit einer Schüssel Wasser aus der Küche. Sie kniete sich vor das Bett und benetzte Johannes Gesicht, während lautlos ihre Tränen aus ihren Augenwinkeln tropften. Herr Herschel drehte sich zu Karl, der in diesem Moment die Hand Johannes hielt, um ihm in seinem Traum beizustehen. Es musste ein schrecklicher Traum sein denn seine Pupillen flatterten unter den geschlossenen Lidern. »Was hast du gesehen Karl Heschel Marx, was hast du gesehen und warum bist du um diese Zeit im Freien?«, rief Herr Herrschel und seine Stimme schwankte zwischen Verzweiflung und Wut. »Es war ein Gespenst, ich konnte sehen, wie er sich über Johannes beugte und ihn biss. Es war Grau und seine Augen waren schwarz als ob, ich weiß nicht so als sei es blind. Es hatte Zähne wie ein Wolf und als ich es mit meiner Laterne geblendet hatte floh es hinaus. Es war lautlos alles, was er machte, wenn es sich bewegte es verursachte keine Geräusche. Es trug außerdem eine Uniform.« Herr Herschel blickte auf. »Was für eine Uniform?«, fragte er streng und trug gleichzeitig der Dienstmagd auf jedes Zimmer mit Laternen zu beleuchten. Bald darauf erstrahlte das Haus Kirchstraße 23 in festlichem Glanze. Jedes Fenster warf Lichtvierecke auf die schmale Gasse und vertrieb alle Dunkelheit. Karl überlegte, er hatte ein Buch mit den Uniformen der großen europäischen Armeen gelesen. »Es war die französische Uniform eines Korporals aus dem Russland-Feldzug Napoleons.« Herr Herschel neigte den Kopf, ungläubig fragte er, »Bist du dir sicher, könnte es nicht die Bekleidung eines preußischen Dragoners gewesen sein?« Karl schüttelte seinen Kopf, er hatte das Buch, kurzer Abriss aller Uniformen der großen stehenden Heere mit Stichen von Josef Grazbach, seinem Bruder entwendet und die verbotene Frucht mit doppelter Freude gelesen und sich die Bilder eingeprägt. »Nein es war ein Korporal, ein napoleonischer Infanterist, blaue Uniform und der französische Adler auf den Ärmelaufschlägen, so wahr ich hier sitze.« Herr Herschel nickte er kannte Karl als Kind mit besonderer Gedächtnisgabe er vergaß nie etwas wenn, er es las. Besorgt murmelte er etwas in seinen grauen Bart und stand auf, sah seine Frau fest an und sagte: »Komets Alef Chaje et war ene Tier it muss de Rabbi wissen.« Er sah unsicher auf Karl herab und befahl. »Du bleibst hier, bis ich zurück bin, heute verlässt keiner dieses Haus. Heschel was weißt du von den Chaje?« Karl zuckte unwissend mit den Schultern, seit sein Vater vor einigen Jahren zum protestantischen Glauben übergewechselt war, ein nötiger Schritt allen Juden wurde im preußischen Staat die Beschäftigung als Staatsdienst untersagt, hatte er kein einziges Wort Jiddisch mehr gehört. »Du musst mir versprechen, vorsichtig zu sein. Das was du gesehen hast war ein Chaje. Mein Großvater erzählte mir von ihnen. In seinem Geburtsort in Litauen hatte es eine ähnliche Seuche gegeben, sie hörte erst auf, als man das Versteck des Vampirs gefunden und ihm dem Kopf abgehauen hat. Wenn der Chaje, der Bluttrinker dich gesehen hat, wird er versuchen, dich zum nächsten Opfer zu machen. Glaube mir mein Junge ich, meine es ernst. Sieh mich nicht so an, ich bin bei völligem Verstand. Ich will dir das sagen, damit du dich vorbereiten kannst, denn sie mögen stark und gefährlich sein aber sie haben eine Achillesferse. Erstens sie vertragen kein Sonnenlicht und der Anblick heiliger Orte Kirchen und Synagogen das Kreuz und die Schriften jagen ihnen Abscheu ein. Zweitens sie mögen den Geruch von Knoblauch nicht und drittens die einzige Art wie man sie verletzen kann ist eine Klinge aus Glas. Nur Glas kann ihre Hülle durchdringen, einzig Glas kann sie verletzen, wenn sie wach sind. Hast du mich verstanden Karl Heschel Marx.« Aberglaube ist ein scharfes Schwert im Repertoire der Pfaffen um das Volk zu unterdrücken, dachte Karl und wandte seinen Blick zum Boden. Aber Herr Herschel war ein aufgeklärter ein gebildeter Mann er war Apotheker ein Pharmazeut. Er war wie Karls Vater Heinrich Mitglied des Zirkels el ‚Etoile Ansiatique. Eines Ordens, der sich der Aufklärung und der Wissenschaften und dem Bekämpfen des Aberglaubens verschrieben hatte. Herr Herschel schrieb in der Apotheker Zeitung und verfasste dort Aufsätze über die Wirkung hochkomplexer Medikamente wie Mumia oder Alraunenwurzelpastillen. Dennoch stand er da und erzählte etwas von Wiedergängern. Was Karl gesehen hatte, war ein Verrückter in einer alten Uniform, der sich unsittlich an Herschel vergehen wollte. Die Zähne und das Gespenstische erklärte sich Karl mit der Dunkelheit des Zimmers.

Die Kannibalen

Подняться наверх