Читать книгу Das Brustgespenst - Patricia Causey - Страница 7

Kapitel 4

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Endlich werde ich aufgerufen, und nun begegne ich Frau Dr. Seifert, die gleichzeitig Feuerwehr und Trauma-Team in einer Person ist. Mein erster Eindruck ist, dass sie auf dem Foto größer schien, aber ansonsten erkenne ich sie sofort wieder. Noch während der Begrüßung möchte ich ihr mitteilen, dass ich sie gegoogelt habe und nun weiß, was sie kann. Sie schüttelt meine Hand und erwidert mein Lächeln: „Sie haben mich bestimmt schon gegoogelt“.

Ich bin total baff und weiß nicht mehr, was ich sagen soll. Dann fangen wir beide gleichzeitig an zu lachen. Ich mag sie bereits, und es wundert mich nicht, dass sie es wahrscheinlich darauf abgesehen hatte, mit diesem Spruch. Aber nun sei’s drum, denn sie hat mich damit voll erwischt. Sie weiß offenbar ganz genau, was sie da tut. Sie scheint das Thema ihrer Dissertation verinnerlicht zu haben, und bei mir hat sie damit vollen Erfolg. Die kleine Auflockerung führt nämlich gleich zu Beginn dazu, dass ich mich nun auf den Inhalt dieser Besprechung konzentrieren kann.

Sie berichtet mir, dass sie die Bilder aus der Computertomografie ausgewertet hatte. Darauf konnte sie jedoch nicht sehen, um was es sich nun wirklich handelte. Sie erklärt mir nun, dass das Objekt ungewöhnlich tief liegt. Normalerweise, erklärte sie, würde sie in derartigen Fällen eine sofortige operative Entfernung empfehlen, um daraufhin eine Biopsie zu machen. Jedoch würde dieser Schritt in meinem Fall aufgrund der Lage des Objektes einige Gefahren mit sich bringen. Darum möchte sie mit einer langen, dünnen Nadel ein Stück des Gewebes herausnehmen, um die Biopsie durchführen zu können. Danach würde endlich Klarheit herrschen, und die nächsten Schritte könnten besser geplant werden. Sie hebt jedoch während des Gespräches hervor, dass dieses Vorgehen auch seine Vorteile hat, denn ich würde somit schneller Bescheid wissen.

Die Biopsie möchte sie am liebsten sofort durchführen, und das Resultat würde bereits in zwei Tagen vorliegen.

Bei einer operativen Entfernung müsste ich mindestens drei Wochen warten. Ihre Erklärung erleichtert mich. Zudem klärt sie mich auf, dass sie nochmals ein Blutbild machen möchte. Diesmal wüsste sie nun, wonach sie suchen sollte.

Ich lasse die ziemlich schmerzhafte Gewebeentnahme über mich ergehen. Dabei lasse ich mir nichts anmerken. Die Kriegerin in mir kommt wieder zum Vorschein. Anschließend nimmt mir eine Praxisassistentin noch einen gefühlten Hektoliter Blut ab, bis ich dann gehen darf.

Im Bus mache ich mir Gedanken, wie ich das nun Uwe sage, schließlich muss er davon heute wissen. Länger verschweigen wollte ich es ihm gegenüber nicht, denn dies wäre sehr unfair gewesen. Andersherum, wenn es Uwe wäre, der eine Verdachtsdiagnose bekommen hätte, würde ich es auch gerne wissen wollen. Ja, ich wäre ihm sogar böse, wenn ich es erst später erfahren würde. Als Partner möchte man für seinen Schatz da sein und Unterstützung bieten können. Niemand sollte mit einer solchen Angst allein sein. Zudem wird er das Pflaster an meinem Finger und das an meiner Brust zu sehen bekommen. Wenn ich wieder mit einer faulen Ausrede kommen würde, dann würde ihn das verletzen. Das hatte er nicht verdient.

Während der Bus an einer roten Ampel hält, kommt mir plötzlich ein Gedanke, und ich ärgere mich, dass ich Frau Dr. Seifert in ihrer zweiten Funktion, der als Trauma-Team, nicht nach einem guten Rat gefragt habe. Einen Rat dahingehend, wie man so etwas am besten angeht. Mit einem Satz ähnlich wie „Hallo Hase, ich habe vielleicht Krebs“ würde ich nur erreichen, dass der Arme sich vor Sorgen verrückt macht. Im Bus grübele ich noch darüber, ob ich es ihm vielleicht doch lieber verschweigen sollte, zumindest, bis ich Gewissheit habe.

Das Brustgespenst

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