Читать книгу AD FLUVIUM - Patrick Jung - Страница 6
Vorrede
ОглавлениеDas Land am linken Ufer des nördlichen Oberrheins und das westlich daran anschließende Gebiet bis zur Mosel, also das heutige Rheinhessen, die Nordpfalz und der Hunsrück, waren im 4. Jahrhundert nach Christus römisches Provinzgebiet. So war es seit über drei Jahrhunderten gewesen, und noch immer galten Städte wie Mogontiacum (Mainz) oder Treveris (Trier) als Metropolen des römischen Lebens. Doch die langanhaltenden Friedensperioden unter den großen Kaisern des Imperium Romanum gehörten in dieser Zeit, die wir heute Spätantike nennen, bereits der Vergangenheit an.
Damals zog es Germanen aus den von den Römern nie besetzten oder bereits geräumten Gebieten östlich des großen Rheinstroms es in die immer noch vergleichsweise reichen Provinzen. Sie waren allerdings nicht mehr wie früher nur Handelspartner, billige Arbeitskräfte oder schlagkräftige Verbündete. Sie wurden zu einem Problem für die römische Ordnung, denn sie kamen nun auch als Räuber, Plünderer und schließlich sogar als Eroberer.
Während im Laufe der Zeit die Grenzen zwischen Römern und Germanen verschwammen, fand der junge, aus dem Osten stammende Glaube an den einen Gott der Christen immer mehr Verbreitung. Mit seinen neuen, einschneidenden Inhalten forderte er die traditionellen Religionen mit ihrer unüberschaubaren Vielfalt an Göttern heraus.
In diesen ereignisreichen Zeiten lebten die einfachen Leute, also die Bauern, Händler, Handwerker oder Soldaten und natürlich auch ihre Frauen und Kinder, ihr alltägliches Leben. Das Gleiche galt ebenso für die Banditen und Halsabschneider, Gauner und Gesetzlosen. Sie alle erfuhren jeden Tag aufs Neue Glück und Frieden, aber auch Unglück und Gewalt.
Von alledem wissen wir heute nichts mehr. Antike Autoren berichten uns nur über die große Politik und wichtigen Ereignisse dieser Jahre. Archäologische Zeugnisse vermögen es immerhin, die allgemeinen Lebensumstände der Menschen ein wenig zu erhellen. Aber die unzählbaren Gedanken, Worte und Taten der Menschen lassen sich nicht mehr rekonstruieren. Trotzdem oder gerade deshalb sind sie es, die unsere Vorstellungskraft anregen und Bilder in unseren Köpfen entstehen lassen.
Von den Menschen ad fluvium, am großen Fluss, dem Rhein, handeln die folgenden zwölf Geschichten. Sie berichten, verteilt über den Lauf eines Jahres, von ihren Sorgen und Ängsten, ihren Problemen und nicht zuletzt auch von ihrem Kampf ums Überleben.