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Juli

I.

Ma­rus wisch­te sich mit ei­nem tie­fen Seuf­zer den Schweiß von der Stirn. Heu­te war ei­ner die­ser Tage, an de­nen man bes­ser gar nicht erst auf­ge­stan­den wäre.

Trotz sei­ner ha­ge­ren Sta­tur litt er un­ter der sen­gen­den Hit­ze. Seit Wo­chen brann­te die Son­ne un­barm­her­zig vom Him­mel und lähm­te jede Be­we­gung, je­den Ge­dan­ken, je­des Ge­fühl. Auch hat­te er den Ein­druck, dass es in Mo­gon­tia­cum manch­mal noch hei­ßer und un­an­ge­neh­mer war als an­ders­wo. In Tre­ve­ris war es ihm nie so un­er­träg­lich vor­ge­kom­men. Doch hier mach­te die un­mit­tel­ba­re Nähe zum Rhein, an des­sen Ufer sich die Häu­ser sei­ner Hei­mat­stadt in der Ebe­ne hin­zo­gen, die Luft feucht und drü­ckend. An sol­chen Ta­gen hass­te er den brei­ten Strom, hass­te er Mo­gon­tia­cum und viel mehr noch For­tu­na, die ihm wie­der ein­mal nicht hold zu sein schien.

Ma­rus saß an an ei­nem Tisch, auf dem ei­ni­ge Wach­stä­fel­chen mit ge­schäft­li­chen Auf­zeich­nun­gen, meh­re­re Schreib­grif­fel und ein Re­chen­brett la­gen. Er strich sich über sein kurz­ge­scho­re­nes Haar und ließ sei­nen Blick ge­dan­ken­ver­lo­ren durch sein Wohn- und Ar­beits­zim­mer schwei­fen. Er blieb hän­gen an ei­ni­gen klei­nen Be­chern aus Ton, die in ei­nem Re­gal an der Wand stan­den. Silb­ri­ger Glanz fiel ihm ent­ge­gen. Ein Strahl der Mit­tags­son­ne traf ge­nau auf das Trink­ge­schirr und ließ die grau-schwa­r­ze Ober­flä­che der Be­cher glän­zen, als wä­ren sie aus feins­tem Sil­ber. »Schön wärʼs«, dach­te er bei sich und muss­te in­ner­lich grin­sen. Als wäre der Son­nen­strahl ein Zei­chen der Göt­ter. So ein Un­sinn.

Er stand auf, nahm einen der Be­cher und igno­rier­te den klei­nen Krug mit ab­ge­stan­de­nem Was­ser, der da­ne­ben im Re­gal stand. Statt­des­sen ging er durch die nied­ri­ge Tür in das hin­te­re Zim­mer sei­nes klei­nen Hau­ses, das er als Schlaf­raum nutz­te.

Dort bück­te er sich und öff­ne­te eine höl­zer­ne Luke im Bo­den. In dem klei­nen Erd­kel­ler, den er vor Jah­ren hat­te an­le­gen las­sen, griff er ziel­si­cher nach ei­nem schwe­ren Ton­krug. Er nahm ihn her­aus und schenk­te sich dar­aus et­was ver­dünn­ten Wein ein.

So­fort nahm er einen tie­fen Schluck und ge­noss das er­fri­schen­de Ge­fühl, als die küh­le Flüs­sig­keit ihm die Keh­le her­un­ter­lief. Er füll­te den Be­cher ein zwei­tes Mal, stell­te den Krug in den Kel­ler zu­rück und schloss die Luke wie­der. Da­nach ging er zu­rück und setz­te sich er­neut an sei­nen Ar­beit­s­tisch.

Er stell­te den Be­cher ab und nahm ei­nes der Wach­stä­fel­chen zur Hand, auf dem er den gan­zen Vor­mit­tag über No­ti­zen ge­macht hat­te. Ma­rus run­zel­te die Stirn und war fast et­was ent­täuscht, dass die­se auch nach der kur­z­en Pau­se nicht er­freu­li­cher wa­ren als zu­vor.

Von drau­ßen war das Kläf­fen ei­nes Stra­ßen­kö­ters zu hö­ren, der als ein­zi­ger nicht Zu­flucht vor der Hit­ze ge­sucht zu ha­ben schien. Das Ge­jau­le des Hun­des poch­te ihm zu­sätz­lich in sei­nem Kopf, als er sich dar­an­ma­ch­te, al­les noch ein­mal durch­zu­rech­nen.

Doch schon nach­dem er we­ni­ge Zei­len sei­ner Auf­lis­tung durch­ge­gan­gen war, brach er sei­ne Ar­beit ab. Es war ein­deu­tig. Im letz­ten hal­b­en Jahr wa­ren sei­ne Ge­schäf­te so schlecht ge­lau­fen wie noch nie.

Er kam nun end­gül­tig ins Grü­beln. »Al­les wird bes­ser, wenn der Kai­ser die Gren­zen wie­der si­cher ge­macht hat«, ha­ben sie ge­sagt. »Wenn erst die Stra­ßen wie­der in Schuss sind und das Land wie­der ur­bar ge­macht ist, dann kom­men die gol­de­nen Zei­ten der Vor­vä­ter wie­der.« Al­les Un­sinn.

Die gro­ße Ka­ta­s­tro­phe, die in sei­ner Ju­gend über das rö­mi­sche Land am Rhein her­ein­ge­bro­chen war, hat­te man zwar über­win­den kön­nen. Es stimm­te zwar: In ei­ner ge­wal­ti­gen Kraft­an­stren­gung hat­te der Cae­sar Ju­li­an die Ala­man­nen vor Jah­ren zu­rück über den Rhein ge­drängt. Da­mals konn­te Ma­rus auch wie­der in sei­ne Hei­mat zu­rück­keh­ren und das Ge­schäft sei­nes Va­ters wei­ter­füh­ren, nach­dem die­ser kurz nach sei­ner Mut­ter ge­stor­ben war. Aber die alte Ord­nung, so es sie je­mals über­haupt ge­ge­ben hat­te, war al­les an­de­re als wie­der­her­ge­stellt.

Der kai­ser­li­che Prinz Ju­li­an war längst fort, so­gar tot war er. Das tat Ma­rus fast ein we­nig leid. Denn ein­mal hat­te er den jun­gen Heer­füh­rer so­gar ge­se­hen – da­mals, als er mit sei­nen Trup­pen durch Tre­ve­ris ge­zo­gen war, wo Ma­rus mit sei­ner Fa­mi­lie Zu­flucht ge­sucht hat­te. Tat­kräf­tig hat­te er ge­wirkt, wie ein ge­bo­re­ner An­füh­rer.

Alle wa­ren sich da­mals si­cher, dass Ju­li­an bald als Kai­ser in Rom die Ge­schi­cke des Rei­ches len­ken wür­de. Nun ja, für eine kur­ze Zeit hat­te er das spä­ter zwar, aber auch ihm war die Schick­sals­göt­tin For­tu­na nicht hold ge­we­sen. Mitt­ler­wei­le saß be­reits sein zwei­ter Nach­fol­ger auf dem Thron.

Trotz al­ler Fes­tun­gen, die man heu­te bau­te, trotz al­ler Be­mü­hun­gen, das Acke­r­land wie­der zu be­stel­len und die Stra­ßen si­che­rer zu ma­chen, trotz al­ler Feld­zü­ge, die man ge­gen die Ger­ma­nen auf der an­de­ren Sei­te des Rheins führ­te – das Le­ben woll­te und woll­te ein­fach nicht bes­ser wer­den.

Da­bei tat er doch, was er konn­te. Er han­del­te mit Rö­mern und Ala­man­nen glei­cher­ma­ßen, hat­te ge­nug Ge­schäfts­part­ner und kann­te sich mit den un­ter­schied­lichs­ten Han­dels­gü­tern aus. Aber all dies nutz­te ihm nichts. Ein­mal war ein Schiff mit­samt sei­ner La­dung im Rhein ver­sun­ken. Ein an­de­res Mal hat­te sich eine gan­ze Wa­gen­la­dung Wein als un­ge­ni­eß­bar her­aus­ge­stellt. Und neu­lich erst war das Ge­trei­de auf den Fel­dern ei­nes Guts­herrn, das er hat­te auf­kau­fen wol­len, voll­stän­dig ver­dorrt. For­tu­na schien alle sei­ne Be­mü­hun­gen zu­nich­te­zu­ma­chen. Und da­für hass­te er die­se elen­de Göt­tin.

Er zog einen Strich un­ter die Auf­lis­tung auf dem Wach­stä­fel­chen und woll­te dar­un­ter eine Zahl schrei­ben. Doch dann ball­te er die Hand zur Faust, dreh­te den Schreib­grif­fel her­um und tilg­te mit dem fla­chen Ende des Grif­fes die Be­rech­nun­gen, mit de­nen er so vie­le Stun­den ver­schwen­det hat­te. Schnell war das durch die Hit­ze oh­ne­hin schon wei­che Wachs ge­glät­tet und er­weck­te den An­schein, als hät­te es den Vor­mit­tag nie ge­ge­ben. Auch der Hund auf der Stra­ße war nun nicht mehr zu hö­ren. Ma­rus wi­der­stand dem Im­puls, das Tä­fel­chen in die Ecke des Zim­mers zu schleu­dern und fühl­te sich für einen Mo­ment so­gar bes­ser.

Doch es half al­les nichts. Wenn er nicht bald Geld ein­nahm, konn­te er sei­ne Ver­bind­lich­kei­ten nicht mehr zu­rück­zah­len und muss­te viel­leicht die Händ­ler­ver­ei­ni­gung ver­las­sen, in der er Mit­glied war. Am Ende war er viel­leicht so­gar dazu ge­zwun­gen, sein El­tern­haus zu ver­kau­fen. Er hat­te noch eine letz­te klei­ne Geld­re­ser­ve, aber wenn die­se auf­ge­braucht war, dann war es end­gül­tig aus.

Er griff nach dem Be­cher mit Wein und leer­te ihn mit ei­nem Zug. Wäh­rend er auf sei­ner Un­ter­lip­pe her­um­kau­te, kam ihm aber doch noch eine Idee. Viel­leicht konn­te er so sei­ne Bi­lanz et­was auf­bes­sern: Er hat­te ge­hört, dass in letz­ter Zeit ver­mehrt Ala­man­nen über die Rhein­brü­cke nach Mo­gon­tia­cum ka­men und um Auf­nah­me ins Ge­biet der rö­mi­schen Pro­vinz ba­ten. Er hat­te frü­her schon oft sol­che Leu­te als Ar­bei­ter ver­mit­telt. Die Ba­r­ba­ren ga­ben gute Erntehel­fer oder Ar­bei­ter ab, und um die­se Jah­res­zeit war die Nach­fra­ge nach gu­ten Hilfs­kräf­ten groß. Schließ­lich wa­ren in den Kriegs­jah­ren vie­le Män­ner um­ge­kom­men und spä­ter wa­ren längst nicht alle Ge­flo­he­nen zu­rück­ge­kehrt. Er konn­te sei­ne Kon­tak­te in der Stadt und bei den Bau­ern im Um­land nut­zen und ei­ni­ge von ih­nen un­ter­brin­gen. Viel­leicht. Aber we­nigs­tens war die­se Hoff­nung bes­ser als nichts.

Also stand er auf, griff erst nach dem Wach­stä­fel­chen und dann nach sei­nem Ka­pu­zen­man­tel, den er als Schutz vor der Son­ne mit­neh­men woll­te.

II.

Doch da klopf­te es an die Haus­tür. Ein­mal, zwei­mal, drei­mal. Wer konn­te das sein? Hof­fent­lich kein ver­damm­ter Gläu­bi­ger, ei­ner von der Sor­te, wie sie in den letz­ten Wo­chen öf­ter vor sei­nem Haus ge­stan­den hat­ten. »Wer ist da?«, rief Ma­rus ge­reizt durch die ver­schlos­se­ne Tür hin­durch.

»Ich bin es: Sa­mus, dein Bru­der!«, be­kam er als Ant­wort zu hö­ren.

»Sa­mus?«, kam es dem über­rasch­ten Händ­ler über die Lip­pen, als er rasch zur Tür ging, den Rie­gel zur Sei­te schob und öff­ne­te. Tat­säch­lich, da stand sein klei­ner Bru­der Sa­mus und lä­chel­te ihn mit sei­nem un­ver­wech­sel­ba­ren Ge­sichts­aus­druck an. Er sah ziem­lich ver­dreckt und ab­ge­kämpft aus. Auch Ma­rus lä­chel­te kurz, doch kaum aus Freu­de sei­nen Bru­der nach so vie­len Mo­na­ten wie­der­zu­se­hen.

Viel­mehr kam ihm so­fort in den Sinn, dass Sa­mus seit Jah­ren als Fuhr­knecht bei ei­nem sei­ner Ge­schäfts­part­ner, dem Händ­ler Ame­li­us, ar­bei­te­te – eine An­stel­lung, die er ihm da­mals per­sön­lich ver­schafft hat­te. Und zu­sam­men mit Ame­li­us war er seit Wo­chen mit ei­ner La­dung feins­tem Ta­fel­ge­schirr aus Tre­ve­ris über­fäl­lig, auf die er drin­gend war­te­te.

Er ver­lor kei­ne Zeit mit rühr­se­li­gem Be­grü­ßungs­ge­plän­kel. Da­nach stand ihm so ganz und gar nicht der Sinn. »End­lich!«, ent­fuhr es ihm, »wie­so habt ihr so lan­ge ge­braucht? Und wo ist Ame­li­us, der fet­te Hals­ab­schnei­der?«

Das Lä­cheln ver­schwand aus Sa­musʼ Ge­sicht und wich ei­nem trot­zi­gen Stirn­run­zeln. »So ken­ne ich dich, Bru­der­herz. Aber ich muss dich ent­täu­schen, ich kom­me al­lein. Darf ich viel­leicht erst ein­mal her­ein­kom­men?«

Ma­rus woll­te zwar lie­ber so­fort wis­sen, wo sein Ta­fel­ge­schirr war und wie­so der fet­te Idi­ot nicht selbst zu ihm ge­kom­men war. Aber er hat­te auch kei­ne Lust, halb auf der Stra­ße und in der pral­len Son­ne über Ge­schäf­te zu spre­chen. Also ließ er sei­nen Bru­der her­ein und setz­te sich mit ihm an den Ar­beit­s­tisch, auf dem noch im­mer der lee­re Wein­be­cher stand. Auf die Idee, sei­nem Bru­der et­was an­zu­bie­ten, kam er je­doch nicht.

»Also, was ist los? Wie­so bist du al­lein und wo ist mei­ne Ware?«

Den Blick auf den Be­cher ge­rich­tet, sprach Sa­mus: »Wir wur­den auf dem Weg hier­her von ei­ner Ban­de Räu­ber über­fal­len. Ich konn­te ent­kom­men, aber Ame­li­us ist ver­mut­lich tot, und die Wa­gen­la­dung ist ver­lo­ren.«

Ma­rus schau­te un­gläu­big. So viel Pech konn­te ein ein­zel­ner Mann doch gar nicht ha­ben. Er­neut stieg der Zorn in ihm hoch. »Du bist also ein­fach da­von­ge­lau­fen?«

»Mir blieb kei­ne an­de­re Wahl. Aber ich habe al­les da­für ge­tan, die Ker­le in die Flucht zu schla­gen. Nur mit mei­nem Dolch in der Hand habe ich selbst so­gar einen rie­sen­haf­ten Her­ku­les zu Fall ge­bracht - naja, fast zu­min­dest. Lei­der hat er mich aber auch ganz schön er­wi­scht. Es war schnell klar, dass es ein­fach zu vie­le wa­ren. Also muss­te ich mein Heil in der Flucht su­chen. Sex­tus, der an­de­re Fuhr­knecht, hat­te nicht so viel Glück und wur­de be­stimmt er­schla­gen.«

»Ich habe noch ver­sucht Hil­fe zu ho­len«, fuhr Sa­mus fort, »aber bis ich den nächs­ten Guts­hof er­reicht hat­te, ver­ging ein gan­zer Tag. Dort habe ich dann nie­man­den ge­fun­den, der mit mir zu der Stel­le des Über­falls hät­te ge­hen wol­len. Es war den Leu­ten zu ge­fähr­lich. In dem halb ver­fal­le­nen Haus leb­te nur eine ein­fa­che Bau­ern­fa­mi­lie, und man woll­te kei­nen der we­ni­gen Knech­te vom Hof weg­schi­cken. Ich habe ei­ni­ge Tage dort zu­ge­bracht und ge­war­tet, das durf­te ich im­mer­hin. Als von Ame­li­us aber nichts zu se­hen und zu hö­ren war, habe ich mich auf den Weg hier­her ge­macht. All­zu schnell kam ich lei­der nicht vor­an, ich weiß. Das lag an den Bles­su­ren, die ich mir bei dem Über­fall zu­ge­zo­gen hat­te. So, Bru­der, nun kennst du die gan­ze Ge­schich­te.«

Ma­rus schlug zor­nig mit der Faust auf den Tisch, kaum als Sa­mus das letz­te Wort ge­spro­chen hat­te. For­tu­na, die­se Hure un­ter den Göt­tin­nen, hat­te ihm ein wei­te­res Mal ein Ge­schäft zu­nich­te ge­macht. Er hät­te sei­nem treu­doofen Bru­der am liebs­ten auf den blon­den Kopf ge­schla­gen. Da hat­te er ein­mal den Hel­den spie­len wol­len und doch wie­der nichts aus­rich­ten kön­nen.

Sei­ne Wut ver­rauch­te al­ler­dings um­ge­hend wie­der, denn ins­ge­samt ver­schlech­ter­ten die Neu­ig­kei­ten sei­nes Bru­ders sei­ne Lage nicht wirk­lich. Die Wa­gen­la­dung mit tre­ve­ri­schem Ta­fel­ge­schirr hat­te er we­gen der gro­ßen Ver­spä­tung oh­ne­hin schon mehr oder we­ni­ger ab­ge­schrie­ben. Kurz zuck­ten sei­ne Mund­win­kel zu ei­nem spöt­ti­schen Grin­sen nach oben als er dar­an dach­te, dass er heu­te Vor­mit­tag Ame­li­usʼ Lie­fe­rung be­reits als Ver­lust auf­ge­lis­tet hat­te. Und als er die Zah­len und Buch­sta­ben im wei­chen Wachs des Tä­fel­chens ge­tilgt hat­te, hat­te er un­wis­sent­lich auch den al­ten Ame­li­us selbst aus sei­nem Le­ben ge­stri­chen.

Der Trot­tel war in den letz­ten Jah­ren oh­ne­hin viel zu sehr da­mit be­schäf­tigt ge­we­sen sich um sein See­len­heil zu küm­mern, als dass er über die Op­ti­mie­rung sei­ner Ge­schäf­te nach­ge­dacht hät­te. Wel­che gött­li­che Macht hat­te ihm nun bei­ge­stan­den? Mer­kur? Der Chris­ten­gott? Nein, na­tür­lich nicht. Viel­leicht wäre es bes­ser ge­we­sen, in die­sen un­si­che­ren Zei­ten mehr auf an­stän­di­ges Schutz­per­so­nal zu set­zen als auf im­mer neue Göt­ter.

»Nun gut, ich habe mir so et­was be­reits ge­dacht und mit dem Ge­schirr in mei­ner Bi­lanz schon gar nicht mehr kal­ku­liert«, sag­te er kühl zu sei­nem Bru­der. Er sah ihn fra­gend an: »Und du, was willst du jetzt ma­chen?«

»Nun, so wie es aus­sieht, habe ich kei­ne An­stel­lung mehr«, ant­wor­te­te Sa­mus schick­sals­er­ge­ben. Ich bin zwar ein gu­ter Fuhr­knecht, aber ich wür­de nur un­gern in nächs­ter Zeit wie­der auf der Land­s­tra­ße von Räu­bern über­fal­len wer­den. Ein­mal reicht mir. Hast du nicht eine Ar­beit für mich? Ganz ab­ge­se­hen da­von, Bru­der, könn­test du mir dar­über hin­aus freund­li­cher­wei­se noch et­was zu trin­ken an­bie­ten? Ich war seit heu­te früh un­ter­wegs, und es ist dir si­cher nicht ent­gan­gen, dass es drau­ßen ziem­lich heiß ist.«

Ma­rus ver­dreh­te die Au­gen und stand auf, um einen wei­te­ren Be­cher aus dem Re­gal zu neh­men. Es war wie im­mer. Wie­der ein­mal war er es, zu dem sein klei­ner Bru­der kam, wenn er kei­nen an­de­ren Aus­weg mehr wuss­te.

Er be­füll­te den Be­cher mit ein we­nig Was­ser aus dem klei­nen Krug im Wand­re­gal. Das hat­te für sei­nen Bru­der zu rei­chen. Den Wein im Kel­ler brau­che ich für mich selbst; wer weiß, wann ich mir neu­en kau­fen kann, dach­te er bei sich.

Als er Sa­mus den Be­cher hin­ge­stellt hat­te, sah er ihn ernst an: »Mei­ne Ge­schäf­te ge­hen nicht gut im Mo­ment. Ganz und gar nicht gut, um ehr­lich zu sein. Aber viel­leicht hast du Glück. Ich woll­te mich ge­ra­de auf die Su­che nach Ar­beits­wil­li­gen ma­chen, die ich als Land­a­r­bei­ter oder Hilfs­kräf­te ver­mit­teln könn­te. Auf ei­nem Land­gut, hier im Um­land der Stadt. Es ist Som­mer, und bald be­gin­nen die Vor­be­rei­tun­gen für die Ern­te. Eine An­stel­lung als Land­a­r­bei­ter wäre zu­min­dest si­che­rer als auf der Stra­ße un­ter­wegs zu sein. Du könn­test gleich mit­kom­men und mir bei der Su­che hel­fen. Dann wärst du viel­leicht in we­ni­gen Ta­gen schon wie­der in Lohn und Brot, und ich hät­te mei­ne Ruhe.«

Sa­mus run­zel­te die Stirn. »Du suchst dei­ne Leu­te si­cher­lich bei den Ba­r­ba­ren. Ich habe ge­hört, dass sie seit ei­ni­ger Zeit wie­der in grö­ße­rer Zahl um Auf­nah­me bei uns bit­ten. Aber viel­leicht ist dein Plan ja gut. Im­mer­hin sind das die bil­ligs­ten Ar­beits­kräf­te, die man fin­den kann. Das ge­fällt mir zwar nicht, aber es ist bes­ser als nichts. Es ist also ab­ge­macht: Ich kom­me mit und hel­fe dir. Da­für siehst du zu, dass ich wie­der eine Ar­beit be­kom­me, et­was zu es­sen und ein si­che­res Dach über dem Kopf.«

III.

Be­reits nach we­ni­gen Mi­nu­ten au­ßer­halb des Hau­ses rann Ma­rus der Schweiß über die Stirn. Den Ka­pu­zen­man­tel hat­te er schnell wie­der aus­ge­zo­gen, weil er es dar­un­ter ein­fach nicht aus­ge­hal­ten hät­te. Bei­fäl­lig rich­te­te er sei­nen Blick im­mer wie­der kurz auf sei­nen Bru­der, dem die Hit­ze of­fen­bar weit we­ni­ger zu­setz­te. Also hat­te das Le­ben als Fuhr­knecht doch auch sein Gu­tes, dach­te er spöt­tisch bei sich.

Ma­rus führ­te sei­nen Bru­der durch klei­ne­re Gas­sen in Rich­tung der Rhein­brü­cke. Hier war der Bo­den we­gen des feh­len­den Stra­ßen­be­lags zwar oft un­eben und schmut­zig, aber in den ver­win­kel­ten We­gen zwi­schen den eng bei­ein­an­der­ste­hen­den Häu­sern gab es we­nigs­tens deut­lich mehr Schat­ten. Er war über­rascht, wie vie­le Men­schen un­ter­wegs wa­ren. Stra­ßen­händ­ler bo­ten aus ih­ren Bu­den her­aus Wa­ren an, Be­diens­te­te und Skla­ven er­le­dig­ten Be­sor­gun­gen für ihre Her­ren und ver­ein­zelt sah man Bür­ger in Ge­sprä­che ver­tieft bei­ein­an­der­ste­hen. Nur schien das Le­ben un­ter der blei­er­nen Last der Son­ne er­drückt zu wer­den; al­les spiel­te sich ver­lang­samt und na­he­zu ge­räusch­los ab.

»Ed­ler Herr, habt ihr viel­leicht ein paar Mün­zen für eine arme alte Frau? Ohne eure Hil­fe weiß ich nicht, wie ich den Tag über­ste­hen soll.«

Ma­rusʼ Blick fiel auf eine in sich zu­sam­men­ge­sun­ke­ne Ge­stalt in dre­cki­gen Lum­pen, die an ei­ner vom Schmutz der Stra­ße ver­dreck­ten Haus­mau­er kau­er­te. Sie hielt ihm eine Holz­scha­le ent­ge­gen und blick­te ihn aus eis­grau­en Au­gen an. Für einen kur­z­en Mo­ment schau­ten sich Ma­rus und die Frau an. Für einen Se­kun­den­bruch­teil war der Händ­ler über­rascht von der Stär­ke, die im Blick der Al­ten im­mer noch zu spü­ren war. Sie pass­te nicht so recht zu ih­rem fast zahn­lo­sen Grin­sen und der fle­hend aus­ge­streck­ten Hand. Ma­rus war zwar einen kur­z­en Mo­ment lang ver­wun­dert dar­über, aber es scher­te ihn letzt­lich nicht wei­ter.

»Selbst bei die­sem Wet­ter hat man kei­ne Ruhe vor euch Bett­ler­pack!«, ent­fuhr es Ma­rus ver­ächt­lich. Ohne die Frau ei­nes wei­te­ren Bli­ckes oder Ge­dan­kens zu wür­di­gen gab er Sa­mus ein Zei­chen, bloß nicht ste­hen zu blei­ben und ging wei­ter.

Ein­ge­zwängt zwi­schen dem Fluss und dem Hoch­pla­teau, auf dem die Mau­ern des al­ten Le­gi­ons­la­gers vor sich hin­rot­te­ten, war die Tief­ebe­ne seit Ge­ne­ra­ti­o­nen be­baut und im­mer wie­der über­schwemmt wor­den. Was durch Feu­er ab­ge­brannt oder zu lan­ge Nut­zung in sich zu­sam­men­ge­stürzt war, wur­de not­dürf­tig weg­ge­schafft – ge­ra­de so weit, dass man auf den frei­ge­wor­de­nen Stel­len er­neut Häu­ser aus Lehm und Holz er­rich­ten konn­te. An Ta­gen wie die­sen stand die feuch­te Luft drü­ckend zwi­schen den Ge­bäu­den und ließ den all­ge­gen­wär­ti­gen Ge­stank von Un­rat, Fä­ka­li­en und Men­schen un­er­träg­lich wer­den.

Ma­rus fühl­te sich wie ein ver­dau­tes und aus­ge­schie­de­nes Stück Brot, als sie aus der letz­ten Gas­se auf ih­rem Weg zum Fluss her­aus­tra­ten und das of­fe­ne Ufer­ge­län­ge an der gro­ßen Brü­cke er­reich­ten. We­nigs­tens war die Luft hier et­was in Be­we­gung und ver­schaff­te Lin­de­rung, und auch der Ge­stank der Stadt war hier nicht mehr so un­er­träg­lich.

»Sieh, Bru­der, oben auf der Brü­cke!«, raun­te Sa­mus mit im­mer noch er­staun­lich fri­scher Stim­me, wäh­rend er den rech­ten Arm ausstreck­te und mit dem Zei­ge­fin­ger auf de­ren dies­sei­ti­ges Ende deu­te­te. Was sich dort ab­spiel­te, zer­riss jäh den Man­tel aus Stil­le, der bis eben über der Stadt ge­le­gen hat­te.

Auf dem stadt­sei­ti­gen Teil der ur­al­ten stei­ner­nen Brü­cke be­fand sich eine gro­ße Grup­pe von Män­nern, Frau­en und Kin­dern, ganz of­fen­bar Ala­man­nen, die auf eine Grup­pe von Sol­da­ten ein­re­de­ten. Die­se be­nutz­ten ihre Spee­re, ei­ni­ge von ih­nen auch ihre gro­ßen Rund­schil­de, um den An­kömm­lin­gen den Durch­gang zu ver­sper­ren. Man hör­te ein Kind wei­nen und die auf­ge­reg­ten Stim­men meh­re­rer Frau­en.

Ma­rus schätz­te die Zahl der Men­schen auf etwa 50. Es han­del­te sich of­fen­bar um meh­re­re Fa­mi­li­en, die sich auf den Weg in Rich­tung der rö­mi­schen Pro­vinz ge­macht hat­ten – wie so vie­le in letz­ter Zeit. Den Grund da­für kann­te er nicht. Aber er in­ter­es­sier­te ihn auch nicht. Är­ger­lich war je­doch, dass man die Leu­te an­schei­nend nicht durch­las­sen woll­te. In der auf­ge­heiz­ten Stim­mung war es un­mög­lich, dort nach po­ten­zi­el­len Ar­bei­tern zu su­chen.

»Sie wol­len sie wie­der zu­rück­schi­cken«, sag­te Sa­mus, der sei­nen prü­fen­den Blick kei­ne Se­kun­de von dem Tu­mult ließ.

»Da­nach sieht es aus. Wie sind die über­haupt so weit ge­kom­men?«, ent­geg­ne­te Ma­rus. »Ver­dammt, dort un­ten am ers­ten Brü­cken­pfei­ler lun­gern meis­tens ein paar von den Ba­r­ba­ren her­um, die man gut als Ar­bei­ter ein­set­zen könn­te. Aber mit all den Sol­da­ten und der Un­ru­he dort wird man heu­te si­cher kei­ne von de­nen fin­den.

»Und da drü­ben?« Sa­mus zeig­te auf ei­nes der Boots­häu­ser, die in der Nähe des Ufers auf­ge­reiht wa­ren. Es stand au­gen­schein­lich leer, aber im Schat­ten hin­ter dem lang­ge­streck­ten Holz­ge­bäu­de konn­te man eine Grup­pe her­um­sit­zen­der jun­ger Män­ner aus­ma­chen, die nach ih­rer Klei­dung und Haar­tracht zu ur­tei­len Ala­man­nen wa­ren.

»Dein Ver­stand ist wach­sa­mer als ich dach­te«, fand Ma­rus und ging in Rich­tung des Boots­hau­ses. Sa­mus folg­te ihm, er­freut über die ers­ten lo­ben­den Wor­te sei­nes Bru­ders seit lan­gem.

IV.

Das Ge­spräch der Män­ner ver­stumm­te, alle dreh­ten sich zu den bei­den Brü­dern um. Als sie nä­her­ka­men, stand die ge­sam­te Grup­pe lang­sam auf. Ein Mann mach­te einen Schritt auf sie zu und schau­te Ma­rus und Sa­mus ernst an. Wie auch die an­de­ren trug er eine ein­fa­che, un­ge­färb­te Tu­ni­ka aus gro­bem Stoff, die schon bes­se­re Zei­ten ge­se­hen hat­te. Sein Ge­sicht wur­de von un­ge­zähm­tem Haar ge­rahmt: auf dem Kopf ein wir­res Ge­flecht dun­kel­brau­ner Lo­cken und dazu ein lan­ger, in kei­ner Wei­se ge­pfleg­ter Bart.

»Was?«, bell­te der Kerl eben­so ein­sil­big wie ein­deu­tig.

Wäh­rend Sa­mus ver­un­si­chert ste­hen­blieb, muss­te Ma­rus lä­cheln. Be­reits die­ses eine Wort ver­ri­et dem ge­wief­ten Händ­ler viel über sein Ge­gen­über. Auf­ge­wach­sen war der Mann, pas­send zu sei­ner äu­ße­ren Er­schei­nung, ein­deu­tig un­ter Ala­man­nen. Wel­chen Di­a­lekt er ge­nau sprach, wuss­te er zwar noch nicht, aber of­fen­kun­dig hat­te er ei­ni­ge Zeit im Pro­vinz­ge­biet ver­bracht. Ma­rus wet­te­te mit sich selbst dar­auf, dass der Bur­sche als ein­zi­ger der Grup­pe ge­bro­chen die Spra­che der Rö­mer sprach und des­halb ihr Wort­füh­rer war.

»Ich grü­ße Euch, ed­ler Ger­ma­ne. Euch und eure Freun­de. Mein Name ist Ma­rus, und das ist mein Bru­der Sa­mus. Ich neh­me an, dass ihr euch hier, in der Haupt­stadt der rö­mi­schen Pro­vinz Ger­ma­nia Pri­ma, über­aus wohl­fühlt. Hier, wo doch die Ver­lo­ckun­gen so zahl­reich sind wie die Flie­gen auf dem Hof ei­nes ala­man­ni­schen Rin­der­züch­ters.«

Der Ger­ma­ne ver­zog die haa­rum­wu­cher­ten Mund­win­kel zu et­was, das man als ein Grin­sen deu­ten konn­te. Ma­rus wähn­te sich auf dem rich­ti­gen Weg.

»Al­lein, all die Köst­lich­kei­ten der rö­mi­schen Kul­tur ha­ben ih­ren Preis«, fuhr er fort. »Und ich sehe es als mei­ne Auf­ga­be an, es star­ken und tüch­ti­gen Män­nern wie euch zu er­mög­li­chen, die­sen Preis zah­len zu kön­nen.«

Der Ala­man­ne schnitt ihm das Wort ab: »Rede nicht so ko­misch, Rö­mer. Du hast Ar­beit für uns? Sag es doch gleich.«

»Euer Ver­stand ist so wach wie Euer Kör­per stark ist, Freund, der ihr mir Eu­ren Na­men si­cher aus gu­tem Grund nicht ver­ra­ten möch­tet. In der Tat, ich könn­te euch und eu­ren Freun­den Ar­beit ver­schaf­fen. Auf ei­nem der lieb­li­chen Land­gü­ter auf den son­nen­um­wo­be­nen Hü­geln süd­lich der Stadt.«

»Kein In­ter­es­se. Das nichts für uns. Wir ge­hen noch heu­te zu­rück über die Brü­cke. Und ihr bei­de, haut jetzt ab!« Mit ei­ner dro­hen­den Ges­te mach­te der Ala­man­ne deut­lich, dass für ihn das Ge­spräch be­en­det war.

Ma­rus hat­te eben­falls kei­ne Lust, Zeit und Ener­gie an Män­ner zu ver­schwen­den, die für ihn so of­fen­kun­dig kei­nen Nut­zen hat­ten. Er setz­te einen ent­schul­di­gen­den Ge­sichts­aus­druck auf, mach­te eine ver­ab­schie­den­de Ges­te und dreh­te sich um.

Sa­mus tat es ihm gleich und mur­mel­te ihm zu: »Das war wohl nichts. Aber sag, Bru­der, hast du nichts, was du de­nen ver­kau­fen könn­test? Wenn sie heu­te noch in Rich­tung ih­rer Hei­mat ab­rei­sen, ha­ben sie viel­leicht In­ter­es­se dar­an et­was mit­zu­neh­men?«

»Nein, habe ich na­tür­lich nicht, du ein­fäl­ti­ger Narr. Auf die­se Idee wäre ich schon selbst ge­kom­men.«

»Was?«, hör­ten die bei­den die Stim­me des Bär­ti­gen hin­ter sich. »Ihr auch Händ­ler? Dann viel­leicht doch ein Ge­schäft für euch.«

Das klang schon bes­ser. Ma­rus ging zu­rück und sah das brei­te Grin­sen im Ge­sicht des Kerls.

»Ja, was wäre das wohl?«

»Wir ha­ben Freun­de. Drü­ben. Die kön­nen nicht rü­ber, weil Brü­cke ge­sperrt für alle. Die ha­ben aber Wa­ren und wol­len sie ver­kau­fen.«

»Was denn für Wa­ren?«, platz­te es aus Sa­mus her­aus, für Ma­rusʼ Emp­fin­den viel zu has­tig und for­dernd.

»Frau­en­haar, fünf gro­ße Sä­cke. Nur blon­de und lan­ge. Gute Qua­li­tät. Ist eine Gold­mün­ze wert.«

Eine gan­ze Gold­mün­ze. Ein So­li­dus war eine Men­ge wert. Ma­rus war nun ganz in sei­nem Ele­ment. Blitz­schnell kal­ku­lier­te er die Her­stel­lung von Pe­rü­cken aus dem be­gehr­ten blon­den Ger­ma­nen­haar und be­rech­ne­te de­ren Ver­kaufs­preis. Egal wie viel Haar es ge­nau war, er müss­te meh­re­re So­li­di Ge­winn da­mit ma­chen kön­nen. Und den einen So­li­dus Kauf­preis hat­te er so­gar noch. Es war sei­ne letz­te Re­ser­ve. Auf die­sen Weg konn­te er sie sinn­voll ein­set­zen.

»Und wie bit­te sol­len wir an die­se Wa­gen­la­dung kom­men? Du hast selbst ge­sagt, dass im Mo­ment nie­mand über den Rhein kommt.«

»Ge­sagt, nicht über die Brü­cke. Über den Fluss schon. An an­de­rer Stel­le. Geh heu­te Nacht auf der Stra­ße am Fluss ent­lang nach Sü­den. Du kommst an eine gro­ße alte Ei­che. Dort geht ein schma­ler, wie sagt man, Tr… Tram­pel­pfad, zum Fluss. Ist sehr flach dort, aber vie­le Bäu­me und Pflan­zen und In­sel­chen im Was­ser. Dort wir kom­men rü­ber. Bring ein Gold­s­tück mit, dann kannst du die fünf Sä­cke ha­ben.« Er hielt Ma­rus die rech­te Hand hin, um das Ge­schäft zu be­sie­geln.

Der war­te­te nicht lan­ge und er­griff die Hand des Ger­ma­nen. Er sah dem Mann tief in die Au­gen und sag­te: »Heu­te, nach Ein­bruch der Dun­kel­heit, an der Stel­le, die du be­schrie­ben hast.«

Bei­de nick­ten sich kurz zu, dann gin­gen die bei­den Par­tei­en aus­ein­an­der. Die Ala­man­nen setz­ten sich wie­der in den Schat­ten des Boots­hau­ses. An­schei­nend un­ter­rich­te­te der Wort­füh­rer sei­ne Kum­pa­ne vom In­halt des Ge­sprächs. Sie hat­ten wohl wirk­lich nichts ver­stan­den.

Wäh­rend die bei­den Brü­der zu­rück in Rich­tung der en­gen Gas­sen der Stadt gin­gen, at­me­te Sa­mus schnell und auf­ge­regt. »Ist das dein Ernst? Du willst schmug­geln?«, platz­te es aus ihm her­aus. »Mit die­sen zwie­lich­ti­gen Ge­stal­ten?«

Ma­rus seufz­te. Sein Bru­der hat­te kei­ne Ah­nung und trotz­dem reg­te er sich so auf, statt sich be­deckt zu hal­ten. Es war wie im­mer. »Hör zu, ers­tens habe ich kei­ne an­de­re Wahl. Mei­ne Ge­schäf­te sind schlecht ge­lau­fen in letz­ter Zeit, und wenn ich nicht bald zu Geld kom­me, kann ich mei­ne Schul­den nicht be­zah­len. Zwei­tens ist die Sa­che un­ge­fähr­lich. Wer soll­te uns be­mer­ken? Wenn die Ger­ma­nen eine Furt ken­nen, dann nut­zen sie sie schon län­ger. Es sind so we­ni­ge Sol­da­ten hier sta­tio­niert, die ha­ben bes­se­res zu tun, als nachts auf der Land­s­tra­ße her­um­zu­lau­fen.«

»Viel­leicht hast du recht, Bru­der. Aber was, wenn die Ger­ma­nen uns, ähm, ich mei­ne: dich, be­trü­gen wol­len? Sie könn­ten das Haar doch auch so über die Furt brin­gen und in der Stadt ver­kau­fen. Wo­für brau­chen sie uns dazu?«

»Sie hät­ten in der Stadt kei­nen Ab­neh­mer. Du hast doch si­cher be­merkt, dass sie sich hier nicht aus­ken­nen und Pro­ble­me ha­ben wür­den, einen In­ter­es­sen­ten zu fin­den. Die Nacht müss­ten sie au­ßer­dem so­wie­so ab­war­ten, wenn sie die Sä­cke her­über­schaf­fen wol­len. Dann ist es doch das ein­fachs­te für sie, wenn auf der an­de­ren Sei­te di­rekt ein Käu­fer war­tet und sie das Ge­schäft ab­schlie­ßen kön­nen.«

»Ich habe trotz­dem ein un­gu­tes Ge­fühl bei der Sa­che. Aber du bist hier der Ge­schäfts­mann. Ich bin nur ein Fuhr­knecht. Also soll­te ich dir da­bei hel­fen, den Wa­gen zu fah­ren und die Sä­cke zu trans­por­tie­ren. Al­les an­de­re über­las­se ich dir.«

»Ge­nau da­für brau­che ich dich. Für nichts an­de­res.«

V.

Es war schon seit ei­ner Stun­de dun­kel, als sich der Kar­ren klap­pernd der Sil­hou­et­te ei­ner gro­ßen Ei­che nä­her­te. Der ster­nen­kla­re Him­mel ließ ge­ra­de ge­nug Licht auf die Erde fal­len, um sich auch ohne La­ter­ne oder Fa­ckel zu­recht­zu­fin­den. Sa­mus zog die Zü­gel scha­rf an. Das Maul­tier, das vor das Ge­fährt ge­spannt war, blieb ab­rupt ste­hen. Es war zwar alt und nicht mehr so stark wie ein jun­ges Tier, aber of­fen­bar war es aus Ar­mee­be­stand. Das merk­te man so­fort, denn die wa­ren die bes­ten.

Wo und wie sein Bru­der den klei­nen ein­ach­si­gen Kar­ren samt Zug­tier or­ga­ni­siert hat­te, wuss­te er nicht. Eben­so we­nig war er sich si­cher, dass die ver­spro­che­nen fünf Sä­cke dar­auf Platz fin­den wür­den. Die bei­den hat­ten sich ne­ben­ein­an­der ge­ra­de so auf den schma­len Kutsch­bock zwän­gen kön­nen.

Ma­rus wa­ren in der Zeit, die sie in der ein­bre­chen­den Dun­kel­heit über die schlecht ge­schot­ter­te Ufer­stra­ße un­ter­wegs wa­ren, ganz an­de­re Ge­dan­ken durch den Kopf ge­gan­gen. Sei­ne Ner­vo­si­tät moch­te er vor sei­nem Bru­der ver­ber­gen, doch in sei­nem Kopf konn­te er sie nicht aus­blen­den.

Was, wenn der ein­fäl­ti­ge Sa­mus doch recht hat­te? Es durf­te nichts schief­ge­hen. In dem Beu­tel an sei­nem Gür­tel be­fand sich der letz­te So­li­dus in sei­nem Be­sitz. Wenn die­ses Ge­schäft nun auch noch schief­ging, dann wür­de er so en­den wie die alte Bett­le­rin, die sie heu­te Mit­tag ge­trof­fen hat­ten. Wei­ter reich­te sei­ne Fan­ta­sie nicht. Das war auch gut so, wie er fand.

Im­mer­hin war die ver­damm­te Hit­ze mit dem Ver­schwin­den der Son­ne ei­ner an­ge­neh­men Küh­le ge­wi­chen, fand er und konn­te sich so et­was ab­len­ken.

»Die Ei­che dort vor uns ist sehr alt und steht ein­zeln am Weges­rand. Das muss sie sein«, riss Sa­mus ihn aus sei­nen Ge­dan­ken.

»Wir sind recht weit weg vom Haupt­arm des Flus­ses«, fand er. »Zwi­schen ihm und uns dürf­te ein gu­tes Stück Au­wald lie­gen, voll von Ge­strüpp und klei­nen Ne­ben­ge­wäs­sern. Wo ge­nau der Trei­del­pfad ver­läuft, weiß ich schon seit ei­ner hal­b­en Stun­de nicht mehr.«

Sa­mus sprang auf den Bo­den und ging schnel­len Schrit­tes in Rich­tung des Bau­mes. Er sah sich kurz um und ging dann zu­rück zum Kar­ren. »Doch, wir sind rich­tig. Ich habe einen schma­len Pfad ge­fun­den, der zum Fluss run­ter­führt.«

»Dann lass uns mit dem Kar­ren so weit fah­ren wie es mög­lich ist. Dann se­hen wir wei­ter«, ent­geg­ne­te Ma­rus.

Sa­mus lenk­te das Ge­fährt vor­sich­tig den Pfad ent­lang. Er war sehr froh, dass er mit ei­nem gu­ten Zug­tier ar­bei­ten konn­te. Die Sicht war mi­ni­mal und der Bo­den auf dem kaum ge­pfleg­ten Pfad sehr holp­rig. Es dau­er­te nicht lan­ge, und sie stan­den vor ei­ner Wand aus Bäu­men und Bü­schen.

Zwi­schen dem üp­pi­gen Grün konn­te man in der Fins­ter­nis Flä­chen aus­ma­chen, die von Was­ser be­deckt wa­ren und sich mit zahl­rei­chen klei­nen und un­be­wach­se­nen Sand­bän­ken ab­wech­sel­ten. Hier woll­ten die Ger­ma­nen die Sä­cke über den Fluss schaf­fen?

»Der Rhein hat sehr we­nig Was­ser«, stell­te Sa­mus fest. Es kann gut sein, dass es hier eine Furt gibt.«

Lang­sam war Ma­rus doch froh, sei­nen Bru­der da­bei­zu­ha­ben. In die­sen Din­gen war er ein­deu­tig er­fah­re­ner als er, das muss­te er ihm las­sen.

Die bei­den schau­ten sich rat­los um, ohne zu wis­sen, wie es wei­ter­ge­hen soll­te. Da hör­ten sie ein Knacken. Je­mand be­weg­te sich im Dun­keln des Au­walds auf sie zu. In­stink­tiv wi­chen sie ei­ni­ge Schrit­te zu­rück, ihre Au­gen in der Hoff­nung, et­was er­ken­nen zu kön­nen, auf die Quel­le der Ge­räu­sche ge­rich­tet.

»Ihr da. Wir auch!«, hör­ten bei­de eine be­kann­te Stim­me. Kaum hat­ten die Brü­der re­a­li­siert, dass es sich um den Ala­man­nen von heu­te Mit­tag han­del­te, trat die­ser auch schon aus der Dun­kel­heit her­aus und stand vor ih­nen.

»Seid ihr über­rascht? Wir ken­nen den Weg über das Was­ser, auch wenn er nicht ge­se­hen wer­den kann«, sag­te er mit ei­ner Laut­stär­ke in der Stim­me, die nicht so recht zu der Si­tua­ti­on pas­sen woll­te.

»Sei doch lei­ser«, wis­per­te Sa­mus ängst­lich, »sonst hört uns noch je­mand!«

Der Ger­ma­ne lach­te laut auf. »Hier nie­mand. Kei­ne Angst. Wir ganz al­lein. Eure Sol­da­ten nur tags­über auf Pa­trouil­le. Nachts Angst, ha.«

Doch ganz stimm­te es nicht, was er sag­te. Plötz­lich tra­ten zwei wei­te­re Ger­ma­nen aus dem Dun­keln. Sa­mus er­schrak, Ma­rus war höchst er­staunt. Die bei­den Män­ner hat­ten sich ih­nen völ­lig ge­räusch­los bis auf we­ni­ge Me­ter ge­nä­hert.

Wäh­rend Sa­mus das Herz vor Schreck fast ste­hen­blieb, fing sich Ma­rus schnell wie­der. »Gut, wir sind also alle hier. Wo sind die fünf Sä­cke? Lasst uns das Gan­ze hier nicht un­nö­tig in die Län­ge zie­hen.«

»Du hast recht. Die Sä­cke dort hin­ten auf ei­ner Sand­bank«, sag­te der Ger­ma­ne und deu­te­te hin­ter sich. Du und dein Freund kön­nen ho­len und auf den Kar­ren la­den. Wo ist das Gold­s­tück?«

»Das be­kommst du, wenn wir die Sä­cke ha­ben«, ent­geg­ne­te Ma­rus, als er sich be­reits dar­an­ma­ch­te, das Ge­strüpp des Au­wal­des zu be­tre­ten. »Sa­mus, komm her, lass uns schnell die Sä­cke ho­len.«

Sa­mus folg­te der Auf­for­de­rung sei­nes Bru­ders nur wi­der­wil­lig. War­um muss­ten sie selbst zu der Sand­bank ge­hen? Ihm wur­de mul­mig im Ma­gen. Aber sein Bru­der gab vor, was zu tun war.

Da be­för­der­te ein kräf­ti­ger Tritt in den Rü­cken den Fuhr­knecht zu Bo­den und gab sei­nem Bauch­ge­fühl auf bru­ta­le Art recht. Keu­chend fiel er auf das feuch­te Gras di­rekt am Rand der Was­ser­rin­ne vor ihm. Sein Ge­sicht lan­de­te im Schlamm, der sei­nen Au­gen so­fort die Sicht nahm. Er woll­te sich auf­stem­men und um Hil­fe ru­fen, aber dazu kam er be­reits nicht mehr. Ein zwei­ter, kräf­ti­ger Tritt auf den Hin­ter­kopf lie­ßen ihn das Be­wusst­sein ver­lie­ren.

Er­schro­cken fuhr Ma­rus her­um. Er sah, wie ei­ner der bei­den Be­glei­ter des Wort­füh­rers sei­nem am Bo­den lie­gen­den Bru­der einen wei­te­ren kräf­ti­gen Tritt gab, mit dem er des­sen schlaf­fen Kör­per auf den Rü­cken dreh­te. »Sa­mus! Ihr Hun­de, was soll das?«, ent­fuhr es ihm. Pa­nik kroch in ihm hoch.

»Ihr Idi­o­ten. Es gibt kei­ne fünf Sä­cke mit Haa­ren. Wir uns nun das Gold neh­men!«, fauch­te der Ala­man­ne und blick­te gie­rig auf den Beu­tel an Ma­rusʼ Gür­tel. Alle drei Ger­ma­nen fin­gen laut an zu la­chen, als der Wort­füh­rer mit schwe­ren Schrit­ten und ent­schlos­se­ner Mie­ne auf Ma­rus zu­ging. Nur fünf Schrit­te trenn­ten die bei­den noch von­ein­an­der.

Ma­rus schos­sen die Ge­dan­ken durch den Kopf. Soll­te er flie­hen? Das war un­mög­lich: hin­ter sich der un­durch­dring­li­che Au­wald und vor ihm die drei Ger­ma­nen. Noch vier Schrit­te.

Er konn­te ver­han­deln. Das war sei­ne Stär­ke. Aber wel­chen Han­del konn­te er in die­ser Si­tua­ti­on noch an­bie­ten? Hät­te er doch nur den So­li­dus im Kar­ren ge­las­sen! Noch drei Schrit­te.

Sei­ne Gier war schuld. Ihm wur­de schlag­ar­tig be­wusst, dass sei­ne Gier nach dem Ab­schluss ei­nes Ge­schäf­tes die Kon­trol­le über sein Han­deln über­nom­men hat­te. Sonst wäre er viel vor­sich­ti­ger ge­we­sen. Un­ter an­de­ren Um­stän­den wäre er nie­mals so naiv ge­we­sen, sich auf so eine Dumm­heit ein­zu­las­sen. Noch zwei Schrit­te.

Und sei­nen Bru­der mit hin­ein­zu­zie­hen! Der arme Sa­mus. Zum ers­ten Mal seit sehr lan­ger Zeit fühl­te er auf­rich­ti­ges Mit­leid mit ihm. Sie wür­den ihn nicht um­brin­gen, sonst hät­ten sie ihn im Schlamm er­sti­cken las­sen. Sie wür­den ihn mit­neh­men und als Skla­ven in ir­gend­ein stin­ken­des Ala­man­nen­dorf brin­gen. Er wuss­te nicht, was schlim­mer war.

Noch ein ein­zi­ger Schritt. Der Ger­ma­ne zog ein Mes­ser, das er un­ter sei­ner Tu­ni­ka ver­bor­gen hat­te.

In die­sem, kur­z­en Mo­ment kam es dem Händ­ler so vor, als ob nicht ein grob­schläch­ti­ger Ger­ma­ne auf ihn zu­stapf­te, son­dern die Schick­sals­göt­tin For­tu­na per­sön­lich sich ihm nä­her­te. Wie sehr hat­te sie ihn ver­spot­tet in all den Jah­ren sei­ner Ge­schäfts­tä­tig­keit und wie sehr hat­te er sie da­für ver­flucht. Er war ver­bit­tert, hat­te den Glau­ben an die Göt­ter und auch die Freu­de am Le­ben ver­lo­ren.

Noch vor viel­leicht ei­ner Stun­de hat­te sei­ne Fan­ta­sie nicht aus­ge­reicht, um sich aus­zu­ma­len, was das Schick­sal nun noch für ihn be­reit­hielt. Er wur­de end­gül­tig ins Un­g­lück ge­ris­sen und sein ar­mer Bru­der, der ge­ra­de erst mit dem Le­ben da­von­ge­kom­men war, gleich mit.

»Nein!«, rief er laut aus und wuss­te selbst nicht ge­nau, was er da­mit ei­gent­lich mein­te. Dann pack­te ihn eine star­ke Hand an der Tu­ni­ka und ramm­te sei­nen ha­ge­ren Kör­per ge­gen den nächs­ten Baum. Er hat­te das Ge­fühl, dass sein Rü­ck­grat an der ver­krüp­pel­ten Ei­che zer­barst, sol­che Kraft steck­te hin­ter dem Stoß. Das Letz­te, was er sah, war die Spit­ze des Mes­sers, die der Ger­ma­ne mit vol­ler Wucht in sei­nen Hals ramm­te.

Nach kur­z­em To­des­kampf blieb sein er­schlaff­ter Kör­per für ei­ni­ge Se­kun­den an dem Baum hän­gen, bis der Mann, des­sen Na­men Ma­rus nie er­fah­ren hat­te, sein Mes­ser erst aus der Eich, dann aus Ma­rusʼ Hals her­aus­zog. Leb­los sack­te er zu­sam­men und blieb un­ter dem Baum lie­gen.

Der Ala­man­ne bück­te sich über sein Op­fer und schnitt ihm den Beu­tel mit dem So­li­dus dar­in vom Gür­tel. Er gab sei­nen bei­den Be­glei­tern ein Zei­chen und ver­schwand dann im Dun­kel des Au­wal­des. Die bei­den an­de­ren Ger­ma­nen schirr­ten das Maul­tier ab und wa­r­fen den be­we­gungs­lo­sen Sa­mus über des­sen Rü­cken. Ohne Mur­ren trab­te es an ei­ner Lei­ne hin­ter ih­nen her, als sie ih­rem An­füh­rer folg­ten.

Zu­rück blieb au­ßer dem Kar­ren nur eine in sich zu­sam­men­ge­sun­ke­ne Lei­che im feuch­ten Schlamm. Es wür­de nicht lan­ge dau­ern, dann wür­de der Rhein beim nächs­ten An­stei­gen des Was­ser­pe­gels sei­nen Kör­per ver­schlin­gen und das An­den­ken an ihn til­gen – ganz so, wie er es selbst nur ei­ni­ge Stun­den zu­vor mit dem Na­men von Ame­li­us auf der Wachs­ta­fel ge­tan hat­te. Ma­rus wäre sich si­cher ge­we­sen: For­tu­na, die Hure, hat­te ge­siegt.

AD FLUVIUM

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