Читать книгу Abschiedsbrief an die Liebe - Patrick Sandro Nonn - Страница 3
Prolog
ОглавлениеStephanie, schwerster Stein auf meinem Herzen, Edelstein, mein leuchtender Stern. Ich werde dich bestimmt niemals vergessen. Das schwöre ich. Zu wertvoll und kostbar war für mich unsere gemeinsame Zeit. Vieles ändert sich im Laufe der Jahre, aber meine Erinnerungen an dich sind festgefroren und gleichzeitig eingebrannt in meinem Gedächtnis zu dem Zeitpunkt, als ich dich endgültig verloren habe. Verloren durch mein eigenes fahrlässiges Verhalten. Ich könnte mich beißen! Nichts war unnötiger als der letzte große Krach zwischen uns. Leider gibt es keine Macht im Himmel und auf der Erde, die diesen Tag ungeschehen machen könnte. Emotion Nummer eins, landauf, landab auch Liebe genannt, schert sich nicht darum, ob jemand leidet. Ihre kleine Schwester Einsamkeit reibt sich genüsslich die Hände, da sie glaubt, ihre herrschsüchtige Schwester würde mal wieder jemanden in ihr Bett treiben. Die beiden sind ja so gerissen! Sie beuten dich aus, wo sie nur die geringste Möglichkeit dazu wittern. Es reicht ihnen nicht, dich in die Knie zu zwingen. Nein du musst auch noch „bluten“! Selbst wenn es nur Herzblut ist, reicht ihnen dies vollkommen. Hauptsache sie wissen, das man leidet. Das ist es was sie wollen. Von niemandem sonst hätte ich den Sadismus so gut, so genau lernen können, wie von den beiden ungleichen Schwestern.
Stephanie, du bist der Pfeil, der mein Herz durchbohrt. Wie gerne würde ich im smaragdblauen Ozean deiner Augen ertrinken und dir die Tränen wegküssen, die ich verschuldet habe. Mehr kann ich nicht tun. Selbst dazu hatte ich keine Chance. Keine Chance für mich, keine Chance für uns und jetzt ist es zu spät.
Nichts wird jemals wieder so sein, wie es war. Auch wenn ich selber will, dass es so ist, schmerzt es mich doch. Nichts daran zu ändern. Es bleibt nur, die Gegebenheiten hinzunehmen, wie sie sind.
Dies ist also, was ich niemals für möglich gehalten habe, weil ich dich liebe. Dies ist der große Abschied. Ich habe mich entschieden, einen Schlussstrich unter unsere verquere Beziehung zu ziehen und du sollst wissen warum. Meine Liebe hat dich nie interessiert. Jedenfalls nicht genug, als dass du sie in dein Herz hättest hinein lassen können. Ich will dir wenigstens aus meiner Sicht schreiben, was passiert ist. Du sollst es erfahren. Vielleicht komme ich so an den tiefsten Grund deiner Persönlichkeit, an dein Herz. Wenn ich dir schreibe, fällt es mir leichter zu erzählen, was mein Herz im Bezug auf dich bluten lässt. Durch dich habe ich meine schriftstellerische Ader entdeckt. Ich bin durch dich, was ich bin. Gleichzeitig hoffe ich, Emotion Nummer eins loszuwerden. Sie soll keine Möglichkeit mehr bei mir bekommen, ihre niederträchtigen Tricks anzuwenden, die mich haben glauben und hoffen lassen, für nichts und wieder nichts. Alles was sie tut, um Hoffnung, die längst hätte tot und begraben sein müssen, künstlich am Leben zu erhalten, ihre Beharrlichkeit, auf Godot zu warten und dich im glühenden Fieber schmoren zu lassen, ohne Aussicht auf Erlösung. Nicht mehr mit mir! Denn zur Erlösung braucht man in so einem Fall einen anderen Menschen, jemanden, der das Gefühl, der Emotion Nummer eins, erwidert. Einen Menschen, der dich so liebt, wie du ihn. Und das ist mir bis heute noch nicht passiert. Ich hegte Gefühle für jemanden, diese wurden nicht erwidert. Sie liebte mich, ich sie jedoch nicht. Und umgekehrt und immer so fort. Wirklich, ich habe dieses Glück.
Wie soll man da an ein großartiges und gleichzeitig unfassbares Phänomen wie die Liebe glauben?
Ich werde mich von ihr verabschieden, der Liebe. Emotion Nummer eins. Ich verabschiede mich aus dem Leben des Mädchens, der Teenagerin, der jungen Frau, die für mich das Ein und Alles in der Welt darstellte. Ich sage Lebewohl, zu dem schönsten Traum, den ich je träumte. Für mich ist es an der Zeit, aufzuwachen und mich zu erlösen. Nein, vielmehr ist es notwendig, mich aus einem Käfig zu befreien, den ich mir selbst gebaut habe. Dreizehn Jahre durfte ich nicht mehr als dein bester Kumpel sein. Jetzt wird es Zeit, dass du das Nichts ohne mich kennen lernst.
Ich habe in den vergangenen Monaten oft an dich denken müssen. Wer hat schon seine Gedanken derart im Griff, ihnen Befehle erteilen zu können. Ich habe viele Briefe an dich geschrieben und keinen abgeschickt. Vielleicht, weil ich mich davor gefürchtet habe, eine Antwort von dir zu erhalten. Möglicherweise war für mich die Zeit, die Funkstille zu unterbrechen, noch nicht gekommen. Das hole ich mit diesem Buch nach. Ich hatte erwartet, dass du dich nicht melden würdest. Findest du nicht auch, das ist ein eindeutiges Zeichen für meinen Stellenwert in deinem Leben?
Obwohl ich nicht vorhabe, dich wieder zu sehen, sollst du doch auch meinen Standpunkt und meine Gefühlswelt kennenlernen. Was immer ich dir gesagt habe, hat dich nur selten erreicht. Es ist vielleicht eindringlicher, wenn du es schwarz auf weiß vor dir hast, dir meine Stimme in deinen Gedanken in Erinnerung rufst, ohne mich sehen zu müssen. Erinnerung und Vergangenheit sind starke Mächte in unserem Leben. Meine Erinnerungen an dich ließen das Motto „Ein Mensch ohne Vergangenheit ist ein Mensch ohne Zukunft“ zum wichtigsten Grundpfeiler meiner Persönlichkeit werden. Wie in so vielen anderen Punkten, habe ich mit meinem Glauben an eine Wiederkehr der Vergangenheit maßlos übertrieben. Gegenwart und Zukunft haben mich längst überholt. Und heute bin ich zeitlos. Was bleibt sind leuchtende Gedanken. Zeitlos wie dein Gesicht, das ich trotz allen Leugnens immer wieder vor mir sehe.
Ich hoffe, dir gefällt die Geschichte. Dieses Buch ist der glutrote Sonnenuntergang unserer Beziehung. Wenn die Sonne unter dem Meer versunken ist, das Abendrot langsam der Dämmerung weicht und schließlich in die Nacht übergeht, wird sie vorbei und Vergangenheit sein. So wie du es dir immer gewünscht hast.