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2. Kapitel

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Guten Tag, mein Cousin,

wie, mein Sekretär Eckermann? Nein, ich sprach natürlich von Goethe, ich habe keinen Sekretär! Lies nach, das war ein s und kein m.

Wenn wir schon von Goethe sprechen, so liegt es nahe, einen anderen großen deutschen Dichter zu erwähnen: Jakob Michael Reinhold Lenz. Im Herbst 1772 / 1773 zog er, als Begleiter des Barons von Kleist, mit einem Trupp Soldaten durch das Französische Tor in das damals französische Landau ein. Er blieb vier Monate. Dieser ruhelose Geist hielt sich, in seiner Dichterzeit, in keiner deutschen Stadt länger auf. Dies spricht eindeutig für Landau. Hier reifte auch sein Entschluss, keine andere Laufbahn anzustreben, sondern nur Dichter zu bleiben. In Landau vollendete er sein Theaterstück Der Hofmeister, das nach über 200 Jahren nicht veraltet ist und immer noch gespielt wird. In seinen Briefen las ich, wie sehr den genialen Lenz Landau und seine Umgebung beeindruckt haben:

‘In der Tat finde ich in der Flur um Landau täglich neue Schönheiten…Hätte ich doch eines göttlichen Malers Pinsel, ich wollte gleich einige Seiten von diesem göttlichen Amphitheater der Natur hin malen, so lebhaft hat‘s sich in meiner Phantasie abgedrückt. Berge, die den Himmel tragen, Täler voll Dörfern zu ihren Füßen, die dort zu schlafen scheinen, wie Jakob am Fuß seiner Himmelsleiter.‘

Was kann man solchen Zeilen noch hinzufügen? Ich bin gespannt, zu welchen Briefen dich Landau inspirieren wird.

Anbei die Kopie einer Radierung, auf der Lenz im Seitenprofil zu sehen ist.

Gruß Felix

Lieber Jobst Jürgen,

mich freut, dass dir das Konterfei von J. R. M. Lenz gefällt. Nur musst du, denke ich, dir deswegen nicht gleich seine Haartracht, d. h. einen Zopf, zulegen.

Wie ich deinem Brief jedoch mit Freuden entnehme, lässt dich der Landauer nicht mehr los. Hast du schon einmal deinen Terminkalender überflogen? Die Pfalz ist im Frühling und Sommer, im Herbst und im Winter eine Reise wert. Ich hoffe aber, dass ich nicht vier Jahreszeiten auf dich warten muss.

Ein Landauer − den ihr in Gießen sicher nicht aus eigener Erfahrung kennt − hat vier Räder, sinnigerweise auch vier Sitze. Die Kutsche lässt sich von einem offenen in einen geschlossenen Wagen umwandeln. Für einen so wetterfühligen Zeitgenossen wie dich ist dies sicher ein Argument. In der Innenstadt findet sich an einer Hauswand – zwischen zwei Bogenfenstern – die lebendig wirkende Darstellung einer Fahrt mit dem Landauer: Ein Herr in Kniehosen und wallendem Mantel erscheint auf dem Trittbrett, bei voller Fahrt. Der Kutscher vorn hält die Zügel fest. Hinten sitzen zwei mit großen Hüten bedeckte Soldaten, die stramm ein Gewehr halten.

Landauer sind ja auch in Wien zu sehen. Dort führen sie allerdings den Falschnamen Fiaker. Ich brauche wohl kaum zu betonen, dass sie mit einem echten Landauer Landauer nicht konkurrieren können. Das in der Pfalz produzierte Gefährt war einfach genial. Ich denke, hier eröffnen sich dir gleich mehrere Felder historischer Grundlagenforschung. Du könntest endlich Klarheit in umstrittene Fragen bringen. Wer weiß, ob man dann in Zukunft nicht deinen Nachnamen Brohmleben dauerhaft mit dem Landauer in Verbindung bringt. Ich will der Geschichte nicht vorgreifen, aber eine Fahrt mit dem Brohmländer oder Brohmlandauer, das klänge auch interessant.

Es grüßt dich Felix

LANDAU Perle der Südpfalz

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