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4. Kapitel

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Lieber Jobst Jürgen,

du hast tatsächlich deinen Koffer gefunden? Das lässt hoffen.

Wegen meines Hinweises auf den Jungbrunnen Landau musst du aber wahrlich nicht pikiert sein. Hier hast du etwas in den falschen Hals bekommen. Ich meinte ja nur, dass es einen Mann, der wie du (als Historiker) gewohnt ist, in Jahrtausenden zu denken, erneut mit jugendlichem Elan erfüllen wird.

Wie du schon bemerkt haben wirst, verbinden sich hier auf harmonische Weise scheinbare Gegensätze: Eine Stadt mit internationalen Verbindungen und ernsthaften Studien, zugleich von zuweilen dörflichem Charme und lebensfrohen Weinfesten. Dabei ist die Stadt überschaubar.

Landau gehört zur europäischen Metropolregion Rhein-Neckar. Städte wie Karlsruhe, Heidelberg, Mannheim sind daher leicht erreichbar, ebenso unsere französischen Nachbarn im Elsass. Die idyllische Lage der in Weinberge eingebetteten Stadt wird dich begeistern.

So wie der hiesige Wein Qualität garantiert, so die Stadt Lebensqualität. Du wirst es selbst erleben, wenn wir über den Wochenmarkt schlendern, uns in einem der Straßencafés gemütlich niederlassen, die ungestörte Ruhe der Fußgängerzone genießen:

Über Landau liegt ein Flair, wie man es, in etwa vergleichbar, aus südeuropäischen Ländern kennt. Hier kann man sich nur wohlfühlen.

Doch glaube nun ja nicht, dass hier lauter phlegmatische Genussmenschen an Straßencafé-Tischen, Cappuccinos nippend, dem Flair erliegen. Hier wird auch gearbeitet. Die Bewohner dieser Stadt und Region sind von Natur aus dynamisch.

Viele Grüße Felix

Werter Cousin,

du möchtest wissen, ob es hier möglich ist, ’in einem offenen Landauer durch die Stadt’ zu fahren? Ich habe mich schlau gemacht: Hier kann man sich in der Tat im Original Landauer kutschieren lassen, wie einst König Joseph. Das Angebot reicht von Jubel- bis Nostalgietouren, von kurzen Fahrten durch die Innenstadt, bis zu 3-Tagestouren.

Landau ist so vielschichtig, das Angebot an natürlichen und kulturellen Attraktionen so reichhaltig, die Stadt unter vielen Gesichtspunkten interessant, so dass ich gar nicht weiß, womit ich heute beginnen soll. Da du beweglich und aufgeschlossen bist, beginne ich am besten mit Kultur: Ich übertreibe nicht, wenn ich Landau zum kulturellen Zentrum der Südpfalz deklariere.

Hier lasse ich, im Hinblick auf Kulturprogramme, nur kurz die Stichworte Jugendstil-Festhalle und Altes Kaufhaus fallen. Die denkmalgeschützte Jugendstil-Festhalle bietet einen würdigen Rahmen für Kulturereignisse der Stadt und Region. Das Angebot reicht von Sinfoniekonzerten, Oper und Operette bis zu Musical und Tanztheater. Sie zählt zu den bedeutendsten Festspiel- und Theaterbauten des Jugendstils in Süddeutschland. Dabei wurde modernste Technik harmonisch in die besondere Atmosphäre des Raumes integriert. Mittlerweile kenne ich den Weg auf die Empore. Während wir die Treppe hochsteigen, können wir originalgetreues Jugendstilgeländer bewundern. Wenn man sich von der Empore aus im weiten Rund umschaut, den Blick über die schwarzen Stuhlreihen, hellen Pfeiler, die Seitenränge, bis zur Bühne und dann in die Höhe, über die Gewölbedecke, Jugendstil-Ornamente und Lampen gleiten lässt, erkennt man erst die ganze Ausdehnung des Großen Saals. Wenn man zur Decke schaut, wird der Blick sogleich von einem herrlichen Deckenornament angezogen, das von einem Lichterkranz umrundet wird. Bei Theater- oder Schauspielaufführungen ist, dank der Hubpodien, auch von ganz oben ausgezeichnete Sicht auf die Bühne gewährleistet.

Ein Juwel ist der Kleine Saal, mit Holzvertäfelung und Parkettboden, in dem die Jugendstilkunst in Malereien im ägyptischen Stil voll zur Entfaltung kommt. Namen großer Komponisten – von Brahms bis Wagner, von Mendelssohn bis Bach – lassen sich in Jugendstilschrift, zwischen den erhobenen Händen dekorativer Frauenfiguren, entziffern. Ägyptisch anmutende Frauengestalten vergegenwärtigen den Glanz einer vergangenen, doch hier noch lebendigen Kunstepoche.

Ermöglicht wurde der Bau der Festhalle dank einer Spende von August Ludowici, einem in der Stadt ansässigen Unternehmer. Im stilvollen Foyer, einem repräsentativen Eingangs- und Empfangsbereich, erinnert eine ausdrucksstarke Büste an diesen Wohltäter.

Einen besonders schönen Anblick bietet die Jugendstil-Festhalle bei abendlicher Festbeleuchtung. Der Bau mit seinen ungewöhnlichen, harmonischen Bauformen – die Ecken und Kanten erfreulicherweise vermissen lassen – erstrahlt dann in vollem Glanz.

An dieser Stelle halte ich inne. Wenn ich nämlich zu viel ausplaudere, kommst du noch auf den Gedanken, du würdest die Stadt ja schon fast kennen, sodass sich die Anreise mit der Bahn vielleicht erübrige...

Bis bald, Gruß Felix

PS: Soll ich für eine Kulturveranstaltung in der Festhalle schon Karten reservieren lassen?

LANDAU Perle der Südpfalz

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