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Vorwort von Paul Keller

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Der Dichter Paul Barsch, einer der edelsten Schlesier, entschlief Anfang August 1931. Ein wunderliches Leben ging mit ihm zu Ende, arm an äußeren Gütern, prangend von innerem Reichtum. Die Allmacht Gottes gab ihm, ihrem Kinde, einen Vorzug: Liebe zur Mitwelt in ungewöhnlichem Maß, und sie ließ ihn über die hemmende Not der Jugend hinweg aus eigenen Kräften zu Wissen und Weisheit gelangen, ohne die alle menschliche Güte kein Wert hat.

In der düsteren, dürftigen Behausung eines oberschlesischen Dorftischlers wuchs er unter Entbehrungen und Krankheit auf, nur fähig, zwei Jahre lang die Volksschule zu besuchen. Dann kam er in die Lehre nach Neisse, um seines Vaters Beruf ergreifen zu können, und ging, noch fast ein Kind, auf die Walze: Von Schlesien nach dem Westen und Süden Deutschlands, bis in die Schweiz. Oft saß der Hunger neben ihm am Wegrande. Oft deckte niemand den Wandermüde zu als die mütterliche Nacht.

In Breslau bestand damals ein literarischer Verein. Er nannte sich Dichterschule und übte strenge Kritik. Von Lothringen aus schickte der arme Handwerksbursche Paul Barsch seine Gedichte nach Breslau. Die kritischen Herren waren erstaunt und fassten Neigung zu dem Dichter. Sie riefen ihn nach Schlesien zurück. Seltsame Fügungen versetzten ihn einige Jahre darauf in die Redaktionsstube der Breslauer Gerichtszeitung, mit der er bis zum letzten Tage in treuer Freundschaft verbunden blieb. Wer das herrliche Büchlein „Über die Scholle“ liest, empfindet, dass Paul Barsch als Lyriker zu den Besten seiner Nation gehört. Sein großer autobiografischer Roman „Von Einem, der auszog“ bestätigt ihn als Epiker. Nie hat ein deutscher Dichter die Poesie der Landstraße, die Seele des staubüberwölkten, obdachlosen Gesellen so echt erfasst wie dieser. Er konnte viel erzählen, weil er viel erlebte. Er konnte viel erleben, hundertfältig mehr ins Weite und Breite und in der Berührung mit den großen Zeitgenossen, als sein Roman und diese seine Geschichten aus Jugend und Kindheit bezeugen, er konnte viel erleben, weil er Leben in sich trug.

Wer dem Erzähler folgt, sieht einen breiten, stillen Strom, ohne reißende Bewegung, ohne blendende Wasserfälle, ohne romantische Burgen und blinkende Schlösser an den Gestanden! Armes Gelichter treibt auf selbstgezimmertem, brüchigem Fahrzeug. An den Ankerplätzen weht der Sturm, der jedes Schiff bald wieder losreißt. Aber siehe, der Fluss hat Schönheit, er ist tief wie das Meer, und eben, weil er so tief ist, geht seine Strömung so ruhig. Wenn der Himmel grau über ihm hängt, dann schleichen im gespenstischen Zwielicht durch seien Ufergebüsche die bösen Geister des Elends, der Verkennung, der Verzweiflung. Auf einmal lacht der Schiffer im Kahn und stimmt ein Lied von seiner großen Freude an. Ihr begreift ihn nicht. Boch ehe sich ein Streifen Sonne durch die Wolken stehlen konnte, hat ihn der Schiffer gefühlt und geschaut. Und seht, ihm lodert die Erde von Reichtum und Glück. Paul Keller.

Paul Barsch erzählt

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