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Auf Bewährung

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Kalle blinzelt in die Sonne. Sie ist schon kurz über dem Horizont angekommen. Das ist das Zeichen, dass er bald nach Hause gehen kann. Ein Blick auf seine Armbanduhr bestätigt seine Hoffnung. Kalle stützt die Hände in die Hüften. Er hat heute einiges geschafft, hier in der Sandgrube.

Noch vor ein paar Monaten ist es für ihn der Ort waghalsiger Mopedfahrten gewesen. Heute ist er mit seinem Fahrrad hier und leistet gemeinnützige Arbeit. Kalle ist „auf Bewährung“, nachdem ihn die Polizei erwischt hat – mit Moped, aber dafür ohne Führerschein. Auch seine Jagd durch die Straßen ist nicht geheim geblieben.

Seitdem ist er nicht mehr angeeckt, sondern befreit die Sandgrube von Unrat, den die Zeit und sorglose Menschen hier angesammelt haben: Schrott, Glas, alte Baustoffe. Gleich nachher wird er das Werk seines Nachmittags dem Kontrolleur zeigen, der abends vorbeikommt und beflissen Kalles Stunden abhakt.

Kalle packt an, das gibt Muskeln. Andere gehen dafür extra ins Fitnessstudio. Das hat Kalle früher auch getan und hat den Macho raushängen lassen. Jetzt hat er dafür keine Zeit und auch seine Eltern haben die Geldzuwendung an ihn gekürzt. So kann er sich solchen Luxus wie ein Training im Studio abschminken. Stattdessen heißen seine Trainingsgeräte verrostete Eisenrohre oder zerbrochene Ziegel, die er mit Schwung in einen Container wirft, den ihm die Stadt Obertrolla hingestellt hat.

An diesen Nachmittagen ist Kalle mit sich im Reinen. Was er getan hat, hat er getan: das Moped, das Imponiergehabe. War es all den Ärger wert? Eher nicht. Aber jetzt trägt er den Ärger ab, wie einen Haufen Pflastersteine, Stück für Stück. Und er hat keine Lust auf neuen Ärger. Also räumt er auf und der Kontrolleur kommt vorbei und macht seine Notiz und klopft Kalle auf die Schulter. Das ist fast schon ein bisschen cool, von wegen Belohnung und Selbstwertgefühl und so.

Doch da ist auch dieser unangenehme Druck: macht Kalle seine Sache nicht ordentlich, so hat er Aussicht auf noch mehr Bewährung, auf noch mehr Arbeit, auf eine weitere alte verlassene Sandgrube, die er aufräumen darf. Bei diesen Gedanken kommt in Kalle die kalte Wut hoch. Was war das für eine geile Zeit – damals mit dem Zauberbuch, das er von Hauptmann geklaut hatte. Kalle war der Größte, er konnte Moped fahren wie ein junger Gott und die Polizei hat noch nicht einmal seine Rücklichter zu sehen bekommen. Laura war bei ihm und alles war gut. Das änderte sich, als Kalle das Zauberbuch wieder abgeben musste, an den fiesen Hauptmann. Der steckte mit Peter und Heidi, diesen Strebern, unter einer Decke und die Drei kleben heute auch noch wie Pech und Schwefel zusammen – einfach widerlich! Will Kalle Rache? Ja, es gibt Momente, in denen er Rache will.

Wie bucht man eine Zeitreise?

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