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Im Teufelskreis

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Laura startet am nächsten Morgen mit Schwung in den Tag hinein. Nachdem die letzten Wochen doch arg trist gewesen sind, zeichnet sich jetzt ein Silberstreif am Horizont ab: Kalle hat sich aus der Versenkung ihres Desinteresses wieder ans Tageslicht gekämpft und er hat obendrein einen mächtigen Verbündeten an seiner Seite. Was heißt er – sie beide haben diesen Verbündeten! Und mehr noch – vielleicht will ja der Geist nicht alles auf die eine Karte setzen, die Kalle heißt? Vielleicht hat er genau aus diesem Grund gestern allein mit Laura gesprochen, in der Verborgenheit der heimatlichen Hecke? Oh, es fühlt sich so gut an, Möglichkeiten zu haben!

Mit dieser Melodie des Erfolges im Kopf geht Laura in Richtung Schule los. Die Wege sind noch ganz nass vom Regen der Nacht. Andere Schüler mit dem gleichen Ziel überholen Laura auf dem Fahrrad. Einer dieser Spaßvögel fährt genau durch die Pfütze, an der sie gerade vorbeigeht. Lauras neue Jacke bekommt dabei ein paar Schlamm-Sprenkel ab. Laura flucht und schleudert dem Verkehrsrowdy einen „netten“ Spruch hinterher.

Doch der kommt nicht weit. In 100 Metern Entfernung hält ein Schülerlotse den Rallye-Fahrer an und faltet ihn nach allen Regeln der Kunst zusammen. Laura freut sich diebisch, auch wenn das ihrer Jacke nichts nützt, die jetzt „mehrfarbig“ ist. Doch eine helfende Hand reicht Laura ein Taschentuch. Es ist Uli. Was will dieser Verlierer aus dem Fußballverein denn hier? Na egal, das Taschentuch ist nett. Dafür darf er gnädigerweise den Rest des Weges zur Schule neben ihr gehen. Uli findet das klasse. Er genießt Lauras Anwesenheit und schwebt mehr neben ihr, als dass er geht. Bloß gut, dass Kalle nicht in der Nähe ist …

Peter fehlt am Morgen der rechte Schwung. Das kommt daher, dass er mit der Gesamtsituation unzufrieden ist. Zum einen weiß er nicht, wie er der Albtraum-leidenden Heidi helfen kann. Und dann hat zu allem Überfluss auch noch Uli diesen Streit vom Zaun gebrochen. Freundschaft ist Peter viel wert – die mit Heidi, aber auch die mit Uli. Klar, Peter fühlt sich der Freundesvernachlässigung schuldig, denn um Uli hat er sich in letzter Zeit nicht wirklich gekümmert. Aber muss Uli gleich die große Keule herausholen und einen Freund gegen den anderen ausspielen? Nein, das ist nicht fair und das muss ihm Peter sagen!

Also beeilt er sich, in die Schule zu kommen. Er will Uli gleich auf dem Weg dorthin abfangen. Er will nichts auf die lange Bank schieben, sondern die dicke Luft auflösen und wenn es sein muss mit einem Gewitter.

Peter nimmt das Fahrrad, obwohl es über Nacht geregnet hat und er Slalom um die Pfützen fahren muss. Aber trotzdem kommt er schneller voran als zu Fuß. Hier und da erwischt er eine Pfütze, hilft ja nichts. Peter entschuldigt sich bei den Passanten, wenn er es schafft. Manche rufen ihm Drohungen hinterher. Peter späht in alle Richtungen, so gut es seine atemlose Fahrt erlaubt – doch von Uli ist keine Spur zu sehen.

Peter hat die Schule schon fast erreicht, da baut sich vor ihm ein Schülerlotse auf. Peter legt eine Vollbremsung hin. Danach kann er sich eine Standpauke anhören, die sich gewaschen hat – von wegen zu schnell fahren und dabei auch noch jede Pfütze mitnehmen. Warum muss der Typ so übertreiben? Die Schüler, die an dem Schauspiel vorbeigehen, grinsen hämisch und tragen nur noch weiter zu Peters Schmach bei. Er sieht sich um. Da hinten kommt Uli – endlich! Aber Laura ist an seiner Seite. Peter brennt fast eine Sicherung durch. Uli schmeißt sich an Laura ran!

Der Lotse hat inzwischen genug Dampf abgelassen und entlässt Peter. Unauffällig schiebt der sein Fahrrad den Rest des Weges. Wenn Uli mit Laura zusammen ist, hat er bestimmt keinen Nerv für Peter. Außerdem klingelt es gleich zur ersten Stunde. Die Unterhaltung mit Uli muss also warten.

Heidi kann heute nicht zur Schule gehen, denn sie ist zu sehr durch den Wind. Die Albträume erzeugen Angst. Die Angst lässt sie nicht schlafen. Der fehlende Schlaf schwächt sie. Schläft sie dann doch ein, hat sie Albträume. Es ist ein Teufelskreis. Mit schmerzendem Kopf und auf schwachen Beinen steht sie auf. Frau Persig bemerkt das Elend und bringt ihr eine Tasse Kamillentee. Heidi soll sich wieder hinlegen und ausruhen. Ja, das ist vielleicht das Beste.

Die Träume werden immer krasser: in dieser Nacht hat Heidi an einem Lagerfeuer gesessen. Sie ist allein gewesen und hat die Flammen benutzt, um die Dämonen der Finsternis und der Angst abzuhalten. Trotzdem sind genau die bald am Horizont erschienen und immer näher gekommen. Ihr Augen haben glutrot geleuchtet, wie in einem billigen Horrorfilm. Heidi läuft jetzt noch ein Schauer über den Rücken, wenn sie daran denkt.

Sie steht noch einmal kurz auf und geht zum Fenster. Draußen fährt Peter mit dem Fahrrad vorbei. Der hat es aber eilig!

Doch es ist nur eine kurze Ablenkung für Heidi: Der Kreis der Dämonen, die sie bedroht, zieht sich immer enger. Ihre Albträume werden intensiver, die Erinnerung an sie okkupiert mittlerweile auch schon ihren Tag. Es reicht jetzt, Heidis Gesundheit lässt sie schon langsam im Stich. Und etwa jeden Tag Kamillentee trinken? Das könnte sie nicht auf Dauer ertragen. Wie schlimm soll das alles noch werden? Heidi beschleicht das ungute Gefühl, dass sie langsam durchdreht. Aber als Ex-Geist kann sie sich keine Ausrutscher leisten, vor allem nicht in Obertrolla, wo fast jeder jeden kennt. Da gibt es nur eins: Heidi muss aus dem Teufelskreis ausbrechen!

Peters Schultag ist endlich vorbei. Es ist ihm nicht gelungen, ein Gespräch mit Uli einzufädeln. Aber jetzt nach Schulschluss müsste es doch klappen! Schnell holt er sein Fahrrad und baut sich vor dem Hauptausgang des Gebäudes auf. Endlich, da kommt Uli! Doch der hat keine Augen für Peter. Er umkreist Laura wie eine Wespe den süßen Kuchen und textet sie dabei zu. Sie wirkt davon leicht genervt, aber wehrt Uli auch nicht ab.

Peter will seine Chance auf eine Unterhaltung mit Uli noch nicht beerdigen. Also folgt er mit seinem Fahrrad in sicherer Entfernung, aber immer noch nah genug, um das Gespräch der beiden mitzubekommen. Uli gibt mächtig an, dass er bald Moped fahren darf und dass er bereits übt. Dabei ist es in Wahrheit mit dem Führerschein noch eine ganze Weile hin und er fährt unterdessen auch nicht mit einem eigenen Moped, sondern mit dem seiner Mutter. Das stibitzt er heimlich und es ist nicht klar, ob seine Eltern wirklich keine Ahnung davon haben oder ob sie nur beide Augen zudrücken.

Uli fragt Laura sogar, ob sie nicht mal mitfahren will, in der Sandgrube, auf seinem Übungsplatz. Die Sandgrube weckt Lauras Interesse. Ob Uli beim Fahren auch manchmal Kalle sieht? – „Kalle?“ Uli fällt in sich zusammen, als der Name seines Konkurrenten fällt. „Ja, schon. Er arbeitet ja dort.“ Doch das weiß Laura bereits, denn Kalle hat ihr davon erzählt, gestern zum Beispiel, als er von seiner Bekanntschaft mit dem Geist gesprochen hat. Ob Uli gesehen hat, wie sich Kalle mit jemandem unterhalten hat? Sie will alles über den Geist erfahren. Doch Uli schüttelt mit dem Kopf. Immerhin hat er vorgestern bemerkt, dass Kalle etwas sehr sorgsam in einer Holzschachtel verborgen hat. Laura ist befremdet, dass Kalle ihr nichts davon erzählt hat. Aber das bindet sie dem nervigen Uli nicht auf die Nase. Schließlich ist es gut, seine Quellen zu haben, und die sollen ihr Wissen auch nur an Laura liefern und nicht umgekehrt.

Peter hat genug gehört. Er bleibt stehen und zählt 1 und 1 zusammen: Kalle ist im Aufwind. Beim Fußball hat er gestern eine Wahnsinns-Show abgeliefert. Bei Laura steht er seitdem wieder hoch im Kurs. Er arbeitet in der Sandgrube, die, von ein paar Möchtegern-Mopedfahrern abgesehen, recht verlassen ist. Dort versteckt er seit mindestens vorgestern etwas in einer Holzschachtel. Peter schöpft den Verdacht, dass sich hier Geschichte wiederholen könnte: es ist so ähnlich wie damals, als sich Kalle Hauptmanns Zauberbuch unter den Nagel gerissen hatte!

Ist es etwa wieder in Gefahr?

Wie bucht man eine Zeitreise?

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