Читать книгу Satirische Sketche 2 - Paul Lammers - Страница 8
Ein Ehepaar im Alltag
ОглавлениеIn einem ruhigen Viertel wohnt das Ehepaar Puterrot — Ingo und Claudia Puterrot, um genau zu sein. So wie die meisten Leute haben auch Ingo und Claudia ein Wohnzimmer, Küche, Garten und Schlafzimmer. Im Schlafzimmer nun liegt zurzeit der Ingo auf dem Rücken, Hände und Füße sind mit Handschellen ans obere und untere Ende des Bettes gefesselt. Er trägt nur eine Unterhose und sein Mund ist zugeklebt. Seine Frau Claudia ist gerade dabei rund ums Bett mehrere Kerzen anzuzünden.
"Na, Ingo, dann werden wir unser Sexualleben mal wieder neu beleben", sagt Claudia leise. Gekleidet in sexy Damenwäsche zündet sie die letzte Kerze an, als der Ingo sich hin und her wirft und dabei versucht durch das Klebeband auf seinem Mund zu sprechen.
"So, du bist schon ganz heiß? Das ging aber schnell", murmelt Claudia leise.
Ingo aber zerrt immer wilder an seinen Fesseln und gibt merkwürdige Laute von sich.
"Bist ja schon richtig scharf, unglaublich", sagt Claudia, als sie hinter sich guckt und sieht, dass die Gardinen Feuer gefangen haben. Außerdem steht draußen am Fenster auf eine Leiter plötzlich der Fensterputzer. Wie man an den Streifen auf der Scheibe erkennen kann hat die aufreizend gekleidete Claudia seine Aufmerksamkeit mehr auf sich gezogen, als die Fensterscheibe.
Claudia wird es nun richtig heiß und Ingo fühlt sich bereits wie Grillfleisch. Ohne in Panik zu geraten holt sie aus dem Badezimmer einen Eimer, füllt ihn mit Wasser und kippt es über die brennenden Gardinen. Gerade noch rechtzeitig kann sie Schlimmeres verhüten, doch da das Fenster offen stand ist nun nicht nur das Feuer gelöscht, sondern auch der Fensterputzer pudelnass.
Rasch zieht Claudia ihren Bademantel an, noch bevor der Fensterputzer seine nassen Augen trocknen kann. Da sieht sie, dass der nicht mehr da ist. Fieberhaft geht sie auf die Suche nach dem Schlüssel für die Handschellen, mit denen sie ihren Mann ans Bett gefesselt hat. Vergeblich, denn durch die Aufregung hat sie total vergessen, wo Sie den Schlüssel gelassen hat. Zu all dem Stress kommt nun auch noch ihr Mann der immer noch wie verrückt an seinen Ketten zerrt und durch das Klebeband zu brüllen versucht. Schnell entfernt sie das Klebeband von seinem Mund.
"Verdammt noch mal, Claudia, wo hast du den Schlüssel gelassen? Und was macht der Fensterputzer hier, gerade jetzt?"
"Du hast ihn bestellt, nicht ich", ruft sie und sucht wie eine Irre, um den Schlüssel wiederzufinden. Nebenbei guckt sie noch aus dem Fenster. "Also, der Fensterputzer liegt unten an der Leiter, ich glaube aber, der lebt noch."
Claudia bricht die Suche ab. "Tut mir leid Ingo, ich kann ihn nicht finden."
"Eine schöne Bescherung. Und was nun?"
"Da müssen wir wohl das Bett zerlegen", antwortet sie.
"Und dann? Soll ich mich mit dem oberen und unteren Ende in den Wagen quälen? Ich komme ja nicht mal die Treppe runter?"
"Hast du eine bessere Idee?"
Er zieht wie verrückt an den Handschellen. "Na gut, wir probieren es mal. Unten in der Garage findest du Werkzeug."
Claudia holt das Werkzeug und versucht dann das Kopfteil des Bettes loszuschrauben. Irgendwie gelingt ihr das auch, nur knallt dabei der Ingo mit der Matratze auf den Boden. Claudia schraubt auch noch das Fußende ab.
"Siehst du? Und nun? Wie soll ich nun mit diesem schweren Teil die Treppe runter kommen?"
"Vielleicht sollten wir unsere Nachbarn um Rat fragen, von denen haben wir ja auch die Handschellen?"
"Und wie soll ich denen demnächst noch unter die Augen treten? Entschuldigung aber wir wollten nur mal unser Sexualleben aufmotzen?"
"Wir haben wohl keine andere Wahl."
Er zieht noch mal ordentlich an den Handschellen. "Okay, aber nur wenn du erst mal eine Bettdecke über mich legst."
Sie zieht ihm die Decke über und verschwindet.
Nach kurzer Zeit erscheint sie mit dem Nachbarn im Schlafzimmer.
"Na, was ist denn mit ihnen passiert, Herr Puterrot, schon so spät und noch im Bett?"
"Hallo Herr Meyer, nun ja, wir wollten mal ausprobieren wie es sich so anfühlt mit Handschellen hinter Gittern", witzelt Ingo.
"Haben sie eine Möglichkeit die Handschellen zu entfernen, Herr Meyer?", fragt Claudia, als das Handy von Kommissar Meyer klingelt.
"Meyer! Funke, du? Was ist los? Ich bin gerade bei meinen Nachbarn, wobei der Mann ans Bett gefesselt ist … ein Langschläfer, nein, wie kommst du darauf? Nein, ich brauche nur deinen Schlüssel um die Handschellen zu entfernen … ein Krimineller? Nein, was denkst du dir eigentlich? … Komm einfach mit dem Schlüssel … ja, dann bis gleich." Als er auflegt bemerkt er die abgebrannten Gardinen. "Das ging wohl schon heiß her hier, oder?"
"Mein Ingo war meine erste Flamme, die Gardinen haben anschließend gebrannt", witzelt Claudia.
"Nun, ich habe meine Claudia noch nie so heiß gesehen", grinst Ingo.
"Ich glaube, ich habe schon eine Idee was hier vorgegangen ist … ", resümiert Kommissar Meyer, als es an der Tür klingelt.
Claudia geht hin, lässt Funke rein und begleitet ihn ins Schlafzimmer.
Der ist zuerst sprachlos, aber findet bald seine Worte wieder. "Ich würde mich auch gerne mal ausschlafen, aber in Handschellen mit der Matratze abstürzen, nein … übrigens, die Handschellen kommen mir bekannt vor; hatten Sie nicht auch solche, Herr Kommissar?"
"Hör auf mit der Fragerei, Funke, hast du die Schlüssel dabei?", mault der Kommissar laut.
"Selbstverständlich, Herr Kommissar." Funke müht sich mit seinem Schlüssel ab, die Handschellen zu entfernen. Es hakt ein wenig, aber schließlich bekommt er sie ab.
"Klasse, Funke", ruft der Kommissar, als Ingo endlich wieder frei ist.
Der traut sich aber nicht aus dem Bett zu steigen, weil er unter der Decke ja immer noch nackt ist.
"Herzlichen Dank", sagt Claudia.
"Keine Ursache", meint Funke.
Der Kommissar kratzt sich am Kinn. "Ich hätte da noch eine Frage … war vorhin der Fensterputzer bei euch? Als er nämlich bei uns war ging es ihm eigentlich ganz schlecht, er war ganz nass, völlig fertig und sah aus, als hätte er einen Geist gesehen … "
Ingo und Claudia schmunzeln.
"Wir haben ihm gefragt, ob er sich mal hinlegen wolle … da ist er völlig ausgeflippt. Nun, wie es auch sei, ich grüße euch", verabschiedet sich der Kommissar und macht sich mit Funke auf den Weg.
"Nochmals herzlichen Dank", sagen Ingo und Claudia im Chor und atmen erleichtert auf, als die beiden Polizisten gegangen sind.
"So, das nie wieder, hörst du?", sagt Ingo.
"Auf keinen Fall", bestätigt Claudia, als sie beiden ihr Bett wieder zusammenschrauben und so tun, als ob nichts geschehen wäre.