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DAS STREBEN NACH EXZELLENZ UM JEDEN PREIS

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Kreativdirektoren sind manchmal richtig schizophren, wenn es um schlechte Arbeitsbedingungen geht. Als Junior-Mitarbeiter quälten sie sich selbst oft jahrelang mit Überstunden, Wochenendarbeit und Egomanie herum, nahmen es zähneknirschend hin, dass es in unserer Branche kein Privatleben gibt – und sobald sie dann selbst Kreativdirektor sind, gehen sie über Leichen, um exzellent (und ausbeuterisch) zu arbeiten. Es ist ein Teufelskreis.

Ich weiß, wovon ich spreche. In Südafrika schuftete ich freiwillig wie ein Irrer 20 Stunden und mehr am Tag, um eine Plattform aufzubauen, die soziale Unternehmer in ärmeren Gemeinden fördert. Dieses Projekt war wichtig, und ich opferte gerne meine freie Zeit dafür. Aber ich habe leider – besonders zu Beginn meiner Laufbahn – auch viele, viele, Stunden meines »Privatlebens« für Projekte gearbeitet, die niemandem etwas brachten, am allerwenigsten mir selbst. Denn das blinde perfektionistische Streben verhindert, dass wir diejenigen Projekte, für die es sich lohnt, seine persönliche Zeit einzusetzen, von all dem Scheiß unterscheiden, den niemand braucht. Besonders kurios dabei ist: Niemand außerhalb unseres Zirkels des kreativen Wahnsinns interessiert sich überhaupt für das, was wir da machen. Bestimmt erinnern auch Sie sich noch noch an irgendeine Banner-Kampagne, für die Sie 15 Stunden am Tag gearbeitet und zwei Wochenenden ihres Privatlebens verpasst haben: Nur 0,05 % aller Leute, die diese Kampagne überhaupt wahrnehmen1, werden sie jemals anklicken. Vieles von dem, was »dringend, sofort und gleich« gemacht werden »muss«, ist am Ende Müll, den niemand braucht und der keinen wirklich interessiert. So »perfekt« der Müll auch gemacht sein mag:

UNTERSCHEIDEN SIE DIEJENIGEN PROJEKTE, FÜR DIE ES SICH LOHNT, SEINE ZEIT ZU OPFERN, VON DEM MIST, DEN KEINER BRAUCHT.

Der Slogan einer bekannten Werbeagentur lautet »The Work. The Work. The Work«. Wie ein Mantra betont dieser Slogan eine Führungskultur, in der von den Mitarbeitern erwartet wird, dass sie zu allem bereit sind, um für nahezu jede beliebige Aufgabe Spitzenleistungen zu erbringen. Erst wenn Sie einen Schritt zurücktreten, werden Sie erkennen, dass dieses Verhalten komplett verrückt ist.

Achtung! Machen Sie den »Reality Check«!

Sie helfen Unternehmen, billige Telefonpakete, kohlensäurehaltige Getränke, Schokoriegel und alle möglichen anderen nutzlosen oder ungesunden Produkte zu verkaufen. Ist es das wert, dafür Ihr Privatleben, Ihre Familie und Ihre Freunde zu verlieren?

Lange Zeit war die Antwort darauf für viele von uns ein klares Ja.

Wie kann man grandiose Arbeit leisten, ohne ein Arschloch zu sein?

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