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Gleich neben dem Haupteingang unserer Agentur in Downtown L.A. hängt – gedruckt auf einer 1961er-Korrex Frankfurt-Kraft Presse – ein gerahmtes Plakat. Es ist das beliebteste Poster, das ich kenne. Jeder, der die Agentur besucht – ob Hollywood-Celebrity oder Investmentbanker – kommentiert es oder macht ein Selfie von sich davor, damit Kollegen, Freunde oder Fans sie mit der Botschaft in Verbindung bringen. Es stammt von dem Typodesigner und Agenturgründer Erik Spiekermann. Darauf steht: »Arbeite nicht für Arschlöcher. Arbeite nicht mit Arschlöchern.«

Wenn die Arbeit für Arschlöcher vielen so zuwider ist, warum arbeiten viele von uns dann immer noch für sie? In der Kreativbranche gibt es mehr Leute vom Typ Arschloch und der damit einhergehenden toxischen Unternehmenskultur als Nonnen im Kloster!

Im Lauf der Jahre haben viele meiner Freunde für CEOs, Creative Directors, Account Directors und Who-the-hell-cares-Directors gearbeitet, die sich nicht nur wie Riesenarschlöcher benehmen, sondern auch noch stolz darauf sind. Das kann der egozentrische Kreativdirektor sein, der freitags um 17.50 Uhr noch ein paar spontane Launen und Feedbacks zu einer Präsentation für den Designer bereithält, die bis zum Präsentationstermin am Montag unbedingt ausgebügelt werden müssen; eine Personalabteilung, die es nicht mal für nötig hält, den Bewerbern Absagen zu schreiben; oder ein CEO, der seine Mitarbeiter unter dem Deckmäntelchen eines euphorischen »Living My Dream« dazu drängt, regelmäßig massenhaft Überstunden zu machen.

Die Kreativbranche hat schon lange den Ruf, dass hier viele Menschen arbeiten, die sich eher zur Führung von Gefangenenlagern eignen würden, als in einer kreativen Agenturumgebung beeindruckende junge Talente zu fördern.

Doch die Dinge ändern sich – wenn auch ganz langsam.

Früher waren Junior-Designer den jeweiligen Agenturgepflogenheiten – überbordende Arbeitszeiten, egomanische Chefs und dergleichen – regelrecht ausgeliefert. Es gab keine Alternativen, in denen sie sich kreativ austoben und zuverlässig einen Gehaltsscheck bekommen konnten. Das sieht heute ganz anders aus: Die Auswahl an neuen Stellen in Technologieunternehmen, Start-ups und expandierenden internen Designteams ist riesig. Die besten Talente haben freie Wahl und können sich für ihre Karriere und gegen ungute Arbeitsumgebungen entscheiden.

Doch obwohl alle Anzeichen auf Veränderung hindeuten – hin zu positiveren Einstellungen und Bedingungen –, kann man sich offenbar schwer von den alten Strukturen in der Branche lösen. Noch immer agieren Kreativagenturen nicht nachhaltig genug. Burnout, hohe Fluktuationsraten und schlechte Qualität sind an der Tagesordnung. Dabei dient ein toxisches Arbeitsumfeld weder dem Individuum, noch dem Kunden, noch der Sache selbst.

Genau aus diesem Grund widme ich mich in diesem Buch einer sehr einfachen Frage: »Kann man eine grandiose Arbeit leisten, ohne ein Arschloch zu sein?«

Mag sein, dass der eine oder andere diese Frage naiv findet. Das ändert aber nichts daran, dass ich sie nicht nur in unsere Branche für essenziell halte.

Wenn Sie die folgenden Seiten lesen, werden Sie dabei immer wieder auf Vergleiche zwischen meiner Zeit in Deutschland und meiner Zeit in den USA stoßen. Der kulturelle Unterschied zwischen Kreativagenturen in Nordeuropa (Deutschland, Schweden, Dänemark etc.) und in den westlichen englischsprachigen Ländern (USA, Großbritannien, Irland etc.) ist enorm. Die Nordeuropäer legen in ihrer Arbeitsweise besonders großen Wert auf Effizienz, während die englischsprachigen Kollegen eine Haltung favorisieren, die die Arbeit wirklich über alles stellt – unabhängig von den Auswirkungen, die das auf das Privatleben meistens hat. Nachdem ich in beiden Kulturen gearbeitet habe, sehe ich hier wie dort deutliche Vorteile. Mit diesem Buch versuche ich nun, die besten (und schlechtesten) Eigenschaften beider Arbeitsweisen einander gegenüberzustellen. Die Wertung überlasse ich dann gerne Ihnen …

Mit freundlichen Grüßen,

Paul Woods

P.S. Vielleicht stellen Sie sich jetzt die Frage, ob der Autor dieser Zeilen nicht vielleicht selbst ein bisschen was von einem Arschloch hat. Und, tja, möglicherweise liegen Sie damit gar nicht mal so falsch.

Wie kann man grandiose Arbeit leisten, ohne ein Arschloch zu sein?

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