Читать книгу Das magische Geheimnis der Familie Bernauer Verlockende Macht (Band 2) - Paula Böhlmann - Страница 9

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Kapitel 5

Ein Deal

Am Abend saß Violett im Wohnzimmer. Es war dunkel. Nur eine Leseleuchte brannte und leuchtete geradewegs in ihr Gesicht. Es blendete. Ihr gegenüber saß ihr Onkel und neben ihm ihr Bruder. Wie bei einem Verhör. Als objektiver Betrachter musste es eine lächerliche Szene abgeben, doch so wie Violett dasaß, fühlte sie sich beklommen und sehr schwach.

»Gut, Violett, deine Zeit ist um. Nun musst du uns zeigen, wie viel du in den vergangenen vierundzwanzig Stunden über die Hexenjagd gelernt hast. Wieso ist diese so wichtig?«, hakte ihr Onkel nach und betrachtete sie mit durchdringendem Blick.

Violett wusste die Antwort nicht ganz. Sie beschloss zu sagen, was sie wusste, und dann Zoes Antwort zu geben: »Weil Hexen durch Telekinese, Voodoo, Rituale und irgendwelche Tränke wehrlose Menschen abschlachten können. Aber der viel bessere Grund ist doch, dass sie etwas können, wozu die Hexenjäger nicht in der Lage sind. Da diese sich in ihrer Minderwertigkeit nicht bestätigt fühlen wollen, haben sie sich entschieden, einfach ganz viele Hexen und Hexer grausam zu ermorden.«

»Pass auf, was du sagst. Hör endlich auf, diese Freaks zu glorifizieren. Sie sind gefährlich und wollen dich töten!«, behauptete Jakob empört.

Violett fragte sich, ob er den Mist, den er da predigte, tatsächlich glaubte.

»Ach ja? Und wer trainiert seine Kinder zu Kampfmaschinen? Die Hexen oder die Hexenjäger? Während Liam in der Lage ist, Erkältungstränke zu brauen, kann ich ihm auf vier verschiedene Arten den Arm brechen«, stellte Violett wütend klar.

Niklas blickte sie an, als hätte sie gerade vorgeschlagen, die eigene Hand zu frittieren. »Spinnst du? Wir können uns verteidigen. Du weißt doch gar nicht, was bei den Bernauers im Keller läuft. Ich frage mich, wie viele Leichen schon auf dem Steinboden lagen und wie viele sie auf ihrem Grundstück bereits verscharrt haben. Das sind kranke Psychopathen. Hast du diesen Massenmörder Wenninger nicht selbst erlebt?«

»Das ist einer von tausenden Hexen und Hexern. Was ihr da sagt, ist doch alles vollkommen überalterter Mist. Ich will keine Hexen töten«, stellte Violett klar und verschränkte die Arme vor ihrer Brust.

»Du dummes Kind hast die Notwendigkeit und die Tragweite noch gar nicht begriffen, aber das wirst du sicher noch. Dafür solltest du den Inhalt des Buches lernen. Hast du es? Denn sonst wirst du morgen nicht in die Schule gehen und wenn du noch aufsässig wirst, wird es die ganze Woche nichts mehr«, prophezeite Jakob. Er sprach leise, dennoch waren seine Worte furchteinflößend.

Violett richtete sich auf. So wollte sie nicht mit sich umgehen lassen. Mit lauter Stimme hakte sie nach: »Ihr versucht mich jetzt mental zu brechen, oder?«

Jakob schüttelte energisch den Kopf. »Nein, wir wollen nur dein Bestes. Du stürzt dich aus unüberlegter Liebe ins eigene Unglück. Das wollen wir verhindern.« Er holte Luft. »Wählen wir ein Beispiel. Stell dir vor, dir steht Fiona Bernauer gegenüber. Was tust du?«

Violett überlegte und antwortete dann wahrheitsgemäß: »Sie begrüßen und sie fragen, warum sie sich für die Schwarzmagier entschieden hat.«

»Falsch, dann hat sie dich bereits abgeschlachtet«, behauptete Niklas.

»Warum sollte sie das tun? Ich bedrohe sie schließlich nicht«, widersprach Violett und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte keine Lust mehr auf die Diskussion. Sie war diejenige, die bis zum Schluss nett zu Fiona gewesen war. Sie stand wohl auf der Hassliste des Mädchens am weitesten unten.

»Das macht keinen Unterschied, aber dann nehmen wir halt ein anderes Beispiel. Stell dir vor, dir steht Magnus Claudius Wenninger gegenüber«, korrigierte Jakob.

»Dann würde ich zu Gott beten, dass er mich verschont.«

»Kämpfe!«

»Als ob ich gegen diesen Mann eine Chance hätte!«

»Versuche es!«

Violett verdrehte die Augen und dachte nach. Dann sagte sie: »Ich würde meine Waffe ziehen und ihm in den Kopf schießen.«

»Gut, und was, wenn du ihn nicht töten willst?«

»Dann muss ich mich auf einen Nahkampf einlassen, wobei die Schnelligkeit und der Überraschungseffekt meine stärksten Verbündeten sind. Ich muss ihn in Ketten aus speziellen Kristallen legen, damit er seine magischen Fähigkeiten verliert. Ohne die habe ich leichtes Spiel. Ich bin stark und gut im Kickboxen. Er ist mit zwei Schlägen k. o.«

Sie sah, wie ihr Onkel lächelte. Er freute sich sichtlich über ihre Antwort. Er schien Hoffnung zu haben, sie könnte sich doch zu einer guten Hexenjägerin entwickeln.

»Schön, und welche Steine nutzt man für diese Fesseln genau?«, wollte Jakob wissen.

Violett dachte angestrengt nach. Es waren fünf an der Zahl, aber ihr wollte keiner der Namen einfallen. Sie entschuldigte sich für ihr Unwissen, doch Jakob schien es nicht zu vergeben.

Er stand auf. »Gut, dann weißt du es morgen Abend hoffentlich. Hast ja den ganzen Vormittag Zeit«, teilte er ihr mit kalter Stimme mit und wollte sich von ihr abwenden.

Damit war klar, sie hatte in der Prüfung versagt.

Auch Niklas schüttelte enttäuscht den Kopf und erhob sich, doch Violett hielt sie auf. Sie klammerte sich an Jakobs Handgelenk. »Bitte, ich möchte in die Schule. Ich will ein gutes Abi machen. Ich kann mir keine Fehltage leisten. Ich lerne das bis morgen, auch wenn ich in die Schule gehe. Ich schaffe beides. Versprochen!« Tränen liefen über ihre Wangen. Sie hatte Angst, dass sie hier gefangen sein würde, denn sobald sie ihr einmal untersagten, die Schule zu besuchen, würden sie es häufiger als Erpressung benutzen.

Jakob blieb stehen und überlegte kurz, bevor er auf ihr Flehen einging: »Wir hatten eigentlich eine Abmachung, aber ich will gnädig sein. Was bist du bereit zu tun?«

»Alles!«, versicherte sie, ohne auch nur über die Konsequenzen ihrer unüberlegten Erwiderung nachzudenken.

»Gut, dann haben wir nur eine kleine Bedingung. Du gehst morgen nach der Schule mit zu deinem Freund nach Hause. Wenn er gerade nicht im Zimmer ist, nimmst du sein Handy, installierst diese App und passt auf, dass er dich dabei nicht erwischt«, wies Jakob sie an und reichte ihr einen Zettel, nachdem er den Namen der besagten App draufgekritzelt hatte.

Violett war so verzweifelt, dass sie ihn annahm. Jedoch fragte sie nach, was das sei.

Jakob lächelte freundlich und legte seinen Arm beruhigend um ihre Schulter. »Nichts Schlimmes. Die App hast du ebenfalls seit über einem halben Jahr auf deinem Handy. Du hast sie weder bemerkt, noch hat sie dir geschadet, nicht wahr? Tu es einfach.«

»Wie wollt ihr dann wissen, ob ich das gemacht habe?«, hakte sie nach.

Jakob und Niklas brachen in Gelächter aus, als hätte sie etwas unfassbar Dummes gesagt. »Oh, glaub mir. Das merken wir. Dafür ist die App doch da!«

»Wofür habt ihr die App bei mir genutzt?«

Jakob lächelte immer noch. Er schien gute Laune zu haben. Zum Glück war er nicht sauer auf sie. Er gab ihr jedoch auch keine Antwort, und sie traute sich nicht, weiter nachzufragen. Stattdessen war sie erleichtert, dass sie ohne weitere Aufgaben in ihr Zimmer gehen durfte.

Dort starrte sie auf den Zettel in ihrer Hand. Ihr war bewusst, wie falsch es war, diese App auf Liams Handy zu laden. Sie wollte das nicht tun und wünschte sich, sie hätte den Zettel niemals angenommen. Es fühlte sich an, als hätte sie damit einen unsichtbaren Vertrag unterschrieben, und sie wusste, dass es schreckliche Konsequenzen haben würde, wenn sie ihn brach.

Würde sie es also tun und die App installieren? Violett ballte die Hände zu Fäusten und atmete energisch aus. Nein! Sie würde sich nicht von ihrem Onkel instrumentalisieren lassen!

Sie legte den Zettel weg, nicht in den Papierkorb, wo er hingehörte, sondern auf den Schreibtisch. Sie machte sich bettfertig und legte sich hin. Als sie das Licht ausschaltete und die stille Dunkelheit sie umgab, war es ihr, als hörte sie den Zettel leise flüstern: »Spiel nicht die Starke! Du tust es doch!«

Als sie am nächsten Tag in die Schule ging, fühlte sie sich komisch. Das Gespräch des Vortags wirkte so unrealistisch und fern, aber der Zettel in ihrer Hosentasche erinnerte sie daran, dass es wirklich stattgefunden hatte.

Sie wartete unten im Foyer auf Liam.

Als er sie erblickte, fiel er ihr um den Hals. »Du hast es echt geschafft, fünfhundertzwanzig Seiten an einem Tag zu lernen? Du bist ein Genie!«

Violett nickte nur. Sie konnte dazu nichts sagen. Nein, sie hatte kaum etwas gewusst, sondern war bloß auf irgendeinen sonderbaren Deal eingegangen. Das war kein Grund, sich glorifizieren zu lassen, also wechselte sie schnell das Thema. »Ich habe noch eine gute Nachricht. Meine Mutter und mein Bruder haben Spätschicht, mein Onkel ist wie immer in der Kirche beschäftigt und mein Vater trifft sich mit einem seiner Cousins, der in der Gegend unterwegs ist. Ich kann also heute bis um sieben zu dir kommen.« Die Lüge glitt sonderbar leicht über ihre Lippen. Sie sprach bloß weniger fröhlich, als sie über die Neuigkeit eigentlich sein sollte.

Liam schien es glücklicherweise gar nicht zu bemerken, sondern freute sich nur.

Violett jedoch hatte während der ganzen Schulstunden ein furchtbar schlechtes Gewissen. Vielleicht hätte sie es ihm einfach sagen sollen. Gemeinsam hätten sie womöglich eine bessere Lösung gefunden, als den Befehlen ihrer gestörten Familie zu gehorchen. Doch nun traute sie sich nicht mehr, das Ganze richtigzustellen.

Fünf Stunden später saß sie mit Liam und Logan beim Mittagessen. Heute wurde in der Cafeteria ein sonderbarer grüner Einheitsbrei serviert. Zuordnen ließ er sich nicht. Er sah aus wie Spinat mit undefinierbaren Stückchen, roch künstlich und schmeckte nach nichts.

»Ich hasse Menschen«, beschwerte Faith sich und krachte ihr Tablett auf den Tisch der drei. Die grüne Ekelbrühe schwappte über die Ränder ihres Tellers. Doch Faith registrierte es kaum. Sie schaute stattdessen in die schockierten Gesichter. Sie schien selbst zu bemerken, dass dieser Satz so kurz nach Fionas Offenbarung für Missstimmung sorgen könnte, sodass sie die Augen verdrehte und sich korrigierte: »Ich meinte nicht Menschen-Menschen, sondern alles von der Spezies Homo sapiens. Also auch uns Hexen! Einfach alle!« Sie ließ sich auf den Stuhl fallen und patschte ihren Löffel wutentbrannt in die Suppe.

Violett wischte sich die Spritzer von der Wange. »Was ist denn passiert?«, fragte sie besorgt. So aufgebracht hatte sie Faith lange nicht gesehen. Sogar Fionas Auftritt hatte sie kälter gelassen.

»Am Anfang der Pause hat Ben mir gesagt, er müsse mit mir reden. Schon das hat mir den Magen umgedreht. Er meinte, er komme nicht damit klar, dass ich eine Hexe bin. Er habe sich wirklich bemüht, aber er könne es nicht ertragen. Was ist er denn für ein dämliches Arschloch? Nach zweieinhalb Jahren Beziehung serviert er mich wegen so einer Kleinigkeit ab.« Sie spuckte ihnen jedes Wort hasserfüllt entgegen.

»Oh mein Gott. Das tut mir so leid«, fand Liam seine Sprache wieder.

»Du hast leicht reden. Deine Freundin wurde von klein auf ausgebildet, so etwas wie dich zu töten, und dennoch seid ihr ein Traumpaar. Ihr seid Romeo und Julia des 21. Jahrhunderts. Und ich? Ich bin wie … Ich bin so unbedeutend, dass es nicht mal eine bekannte Person gibt, mit der man mich vergleichen kann.«

»Verherrlichst du gerade, dass meine Eltern meinen Freund am liebsten umbringen würden und mir den Kontakt zu ihm verbieten?«, hakte Violett nach. Sie konnte nicht fassen, dass Faith Romeo und Julia als Kompliment betrachtete.

»Du findest einen Neuen, einen Besseren«, versprach Liam.

Doch Faith verschränkte nur trotzig wie ein Kleinkind die Arme vor der Brust.

Wollte sie überhaupt getröstet werden? Oder suhlte sie sich nur im Selbstmitleid?

In dem Moment kam eine Gruppe aus drei Leuten auf sie zu. Zwei von ihnen hielten Händchen. Sie zogen sich Stühle an den Tisch und setzten sich.

»Ich hab gehört, dein Freund hat dich abserviert«, spottete Augustus, der einer von ihnen war.

»Willst du mich trösten? Ich meine, du kennst Liebeskummer ja von damals mit Fiona«, giftete Faith, die sich nach solch einem beschissenen Tag nicht noch schikanieren lassen wollte.

»Er wurde nicht von ihr abserviert. Er hat sich zuerst von ihr gefühlsmäßig entfernt. Die Trennung war nur die logische Konsequenz«, mischte Selin sich in die Diskussion ein und krallte sich mit ihren Wurstfingern an Augustus fest, um ihren Besitzanspruch zu verdeutlichen.

»Wie erbärmlich bist du eigentlich? Du redest es dir gerade schön, nur die zweite Wahl gewesen zu sein, indem du den Seitensprung verherrlichst?!«, fasste Violett die Argumentation von Augustus neuer Freundin zusammen. Sie erschrak selbst etwas über ihre Missgunst.

»Es ging um Zoe Bernauer. Welcher Mann wird da nicht schwach?«, bemühte sich Viktor, seinen besten Freund zu unterstützen. Für diese Blödheit kassierte er allerdings nur einen Tritt gegen das Schienbein von Augustus.

»Findest du Zoe wirklich hübscher als mich?«, fragte Selin unsicher.

Faith lachte böse und antwortete für Augustus: »Nein, er steht auf fettige Haare und Pickel.«

»Ich finde Zoe Bernauer nicht hübsch. Sie ist eine arrogante Zicke. Sie hat mich ganz sicher nur verhext«, behauptete Augustus.

»Der Zaubertrank hieß Alkohol«, mutmaßte Liam.

»Ihr seid solche widerlichen Monster«, sagte Viktor und die Gruppe stand auf. Sie traten die Flucht an, weil ihre Argumente erschöpft waren und es sich allein mit Beleidigungen schlecht diskutierte.

Faith blickte ihnen angewidert nach. »Deswegen hasse ich Menschen. So 'ne Zicke aus meinem Jahrgang hat das Gespräch mit Ben mitbekommen und meinte nur, dass sie ihn verstehen könne.«

»Die sind doch alle dämlich«, beschwerte sich Violett. Ihr war es egal, dass Liam zaubern konnte. Es war immer noch manchmal komisch, wenn er sich einfach mit bloßen Händen Wasser nachschenkte, ohne dass ein Krug, aus dem das Wasser stammte, zu sehen war, aber warum sollte sie das verurteilen?

Nach der Pause ging sie zurück in den Unterricht. Sie konnte sich kaum konzentrieren. Die Aufgabe für den Nachmittag warf ihre Schatten voraus.

Sie hatte keine Ahnung, was sie genau tun sollte. Jakobs Anweisungen waren zwar klar gewesen, dennoch hatte sie noch viele Fragen. Die wohl schwerwiegendste war, ob sie Liam und den Bernauers damit schaden könnte. Was gab es für Apps, die man unbemerkt auf Handys schmuggeln musste? Malware, Viren, Spyware … Nichts, was auf dem Handy ihres Freundes etwas zu suchen hatte, aber sie wollte nicht riskieren, aus Strafe nicht mehr in die Schule gehen zu dürfen. Aus diesem Grund musste sie den Befehl befolgen.

Nach der Schule liefen Liam und Violett Hand in Hand auf den Berg zum Bernauer-Anwesen.

»Ich freue mich, dass du endlich mal wieder aus dieser Hölle ausbrechen konntest«, verkündete Liam und drückte sie an sich.

Sie nickte und Liam öffnete mit seiner Schlüsselkarte das Eisentor, sodass sie das Grundstück betreten konnten. Wie hatte Violett diesen wunderschönen Park doch vermisst. Sie spazierten auf das Nebenhaus zu.

Vor dem Haupthaus trafen sie auf Aurora, die ihren Kräutergarten pflegte. Sie lächelte, als sie Violett erblickte, stand auf und kam auf sie zu.

»Schön, dich hier wieder einmal zu sehen«, begrüßte das Oberhaupt der Bernauers sie.

Violett war überrascht. Aurora war heute besonders nett.

»Wie ergeht es dir zu Hause?« Das war eine unangenehme Frage, und das wusste Aurora.

Violett verzog das Gesicht. »Ich muss irgendwelche Bücher über die Hexenjagd auswendig lernen, weil mein Onkel glaubt, dass ich so ihre Ideologie übernehme. Das ist total schwachsinnig, denn sollte es zu einem Krieg kommen, werde ich meine Waffe ganz sicher nicht auf euch richten. Ich finde eh, dass eine Pistole gegen echte Magie nichts bewirken kann.«

»Violett, ich bin von deinem Vertrauen in uns geschmeichelt, doch unterschätze deine Familie nicht. Sie sind vielleicht gegen schwarze Magie wehrlos, aber diese nutzen wir nicht«, belehrte sie Aurora und kehrte dann wieder zurück zu ihren Kräuterbeeten.

In Violetts Magen machte sich das ungute Gefühl breit, dass wohl nicht nur die Kramers vermuteten, dass sich irgendetwas Schreckliches zwischen den beiden Familien anbahnte. Wieso sonst sagte Aurora Bernauer so etwas und wieso sonst wollte ihre Familie so genau wissen, was in den vier Wänden der anderen vor sich ging?

Liam und Violett gingen nach oben in Liams Zimmer, wo sie sich auf sein Bett setzten. Violett konnte sich kaum auf das Gespräch konzentrieren. Irgendwann musste sie das durchziehen, sie wollte sich nicht ausmalen, was geschah, wenn sie nach Hause kam, ohne den Auftrag erfüllt zu haben. So bat sie nach einer halben Stunde: »Schatz, ich habe voll Durst. Würdest du mir etwas zu trinken holen?«

Liam lächelte und stichelte: »Was bekomme ich denn dafür?«

»Einen Kuss!«

»Na, dann kann ich wohl kaum ablehnen. Was willst du?«

Sie überlegte. Sie brauchte Zeit, also musste es etwas sein, dessen Zubereitung viel Zeit in Anspruch nahm. So antwortete sie: »Kann ich einen Kakao bekommen?«

Er nickte. »Natürlich!« Dann verließ er das Zimmer.

Violett lächelte so lange, bis er die Tür hinter sich geschlossen hatte. Sie griff nach seinem Handy, das auf seinem Nachttisch lag, und zog den Zettel aus ihrer Hosentasche, auf dem Jakob seine Anleitung vermerkt hatte. Zum Glück hatte Liam ihren Jahrestag als Sicherheitscode gewählt. Sie befolgte die Anweisungen und alles lief reibungslos. Dennoch schlug ihr Herz bis zum Hals. Sie traute sich aus Angst, sie könnte ein Geräusch auf dem Flur überhören, gar nicht zu atmen. Bei jedem Knarren zuckte sie zusammen. Sie war froh, als sie endlich die App auf seinem Handy installiert und versteckt hatte, sodass er nicht bemerkte, was sich nun auf seinem Smartphone befand. Sie legte es schnell zurück auf seinen ursprünglichen Platz und verharrte, als wäre nichts geschehen.

Er kam wieder ins Zimmer und reichte ihr die Tasse. Dann kuschelte er sich wieder zu ihr ins Bett und legte seinen Arm um sie. Er war so süß. Violett hätte am liebsten geheult. Sie war eine scheußliche Freundin. Das könnte ihre Beziehung zerstören, aber er musste es ja nicht erfahren.

Das magische Geheimnis der Familie Bernauer  Verlockende Macht (Band 2)

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