Читать книгу Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane - Pete Hackett - Страница 45

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Beim Sportwagen holte ich Milo ein. Fast gleichzeitig rissen wir die Türen auf. Sekunden später startete ich den Wagen, und wir brausten los. Die Fahrt dauerte nur Augenblicke. Dann hatten wir Pier 61 erreicht. Schroff ragten die großen Kräne in den Himmel, die meisten davon ziemlich rostzerfressen.

Wir stiegen aus, die Waffen im Anschlag. Das Licht des Sportwagens hatte ich abgeschaltet, so dass er in der Dunkelheit nicht mehr zu sehen war.

Wir blickten uns um.

"Sie müssen noch hier sein", raunte Milo mir zu. "Einen davonfahrenden Wagen hätten wir bemerkt."

"Und wenn sie mit einem Boot über den Hudson gekommen sind?", gab ich zurück.

Milo zuckte die Achseln.

"Dann kann ich nur hoffen, dass Orry daran gedacht hat, die Hafenpolizei zu alarmieren..."

Ich atmete tief durch.

Vermutlich hatte Milo recht und die Killer waren noch hier, auf diesem unübersichtlichen Gelände. Ich hoffte es. Denn wenn wir sie stellen konnten, würden sie uns vielleicht einige Fragen beantworten können. Fragen, die wir sonst direkt an Ray Tarantino zu stellen hatten.

Und der würde den Ahnungslosen spielen, so wie wir ihn bislang kennengelernt hatten.

Wir arbeiteten uns langsam vorwärts und deckten uns dabei gegenseitig. Milo ließ die Taschenlampe in der Jackentasche.

Es war zu gefährlich, sie anzumachen. Wer konnte schon wissen, wo in diesem unübersichtlichen Hafengelände einer dieser Killer-Scharfschützen auf uns lauerte.

Eine solche Chance würde er sich nicht entgehen lassen.

Ich hoffte nur, dass unsere Leute rasch eintrafen. FBI, City Police, Hafenpolizei. Der ganze Verein. Wenn das Netz nicht engmaschig genug war, würden uns die Killer durch die Lappen gehen....

Vorsichtig ging es voran.

Und dann...

Eine roter Punkt aus dem Nichts!

Direkt an meinem Oberarm. Mit einem Ruck bewegte er sich seitwärts...

Dorthin, wo sich mein Herz befand.

"Runter, Jesse!" Das war Milo. Aber wenn ich erst dann reagiert hätte. wäre es zu spät gewesen - so wie bei Kalman.

Ich duckte mich und warf mich zu Boden. Hart kam ich auf den Beton auf. Ein Schuss bellte auf. Die Kugel zischte durch die Nacht und verfehlte mich um Haaresbreite.

Milo feuerte zurück.

Ungefähr in die Richtung, in der er das Mündungsfeuer hatte kurz aufblitzen sehen.

Ich rollte mich auf dem Boden herum und hockte mich hinter die Ecke einer Lagerhalle.

Milo hatte ganz in der Nähe Deckung gesucht. Er kauerte hinter einer mannshohen Palette mit Kalksandsteinen, die einer der großen Kräne am nächsten Morgen in irgendeinen Frachter verladen und den Hudson hinaufbringen würde.

Das Feuer verebbte.

Ich machte Milo ein Zeichen, das soviel wie 'Alles in Ordnung!' bedeuten sollte. Und er verstand mich.

Wir warteten ab.

Sie konnten nicht vom Pier ans Festland gelangen, ohne an uns vorbei zu kommen. Und das mussten sie erst einmal schaffen.

Allerdings hatten wir es mit Gegnern zu tun, die uns in jeder Hinsicht weit überlegen waren. Ihr größter Vorteil war, dass sie aus großer Entfernung auch bei Nacht sehr zielgenau schießen konnten. Es hätte mich nicht verwundert, wenn sie über Nachtsichtgeräte verfügten.

Alles Dinge, die das FBI auch einsetzte.

Aber natürlich führten wir nicht das komplette Ausrüstungssortiment jederzeit mit uns herum.

Milo bewegte sich etwas.

Ein Fehler.

Sofort bellte aus der Dunkelheit heraus ein Schuss auf. Wie die blitzschnelle Zunge einer Klapperschlange schnellte das Mündungsfeuer scheinbar aus dem Nichts hervor. Ein Feuerstoß von mindestens zehn Schüssen kurz hintereinander setzte einen wahren Geschosshagel in Bewegung.

Milo verkroch sich wieder in seine Deckung, während die Projektile einige der Kalksandsteine zerspringen ließen.

Ich feuerte so lange in Richtung des Schützen, bis auch auf mich ein Geschosshagel einschlug.

Ich presste mich dicht an das feuchte Mauerwerk des Lagerhauses. Kugeln zerfetzten Fensterscheiben.

Ich fragte mich, mit wie vielen wir es zu tun hatten.

Mindestens zwei Schützen, vielleicht auch mehr.

Irgendwo hinter mir nahm ich eine Bewegung war. Ich drehte mich herum.

Es war Orry Medina, der sich hinter einem Mauervorsprung verschanzte.

Er feuerte auch. Ein Schrei gellte durch die Nacht. Das dumpfe Geräusch eines menschlichen Körpers, der auf den harten Beton schlug folgte.

Schritte.

Und dann...

Stille.

Wir lauschten einen Moment. Milo ließ den Lichtkegel seiner Taschenlampe umherkreisen. Es war niemand zu sehen.

In diesem Moment knatterte ein Motor los. Ein Außenborder. Ich war sofort auf den Beinen und setzte zu einem Spurt an - ohne Rücksicht auf jedes Risiko. Mit schnellen Schritten lief ich über den feuchten Beton, der etwas glitschig war. Der Dunst, der am Abend vom Hudson heraufzog, war für diese Feuchtigkeit verantwortlich. Meine Waffe hielt ich in der Rechten. Ich passierte den großen Kran. Auf dem Boden lag eine Gestalt in seltsam verrenkter Stellung. Das Gewehr mit der Laserzielvorrichtung war den toten Händen entfallen.

Ich rannte bis zum Ende des Piers, während mir im nächsten Moment wieder die Kugeln um die Ohren flogen. Schlecht gezielt und hastig geschossen. Der Außenborder knatterte los, heulte laut auf. Vage sah ich die Umrisse eines großen Schlauchbootes, das sich jetzt hoch aus dem Wasser hob. Mit hoher Geschwindigkeit strebte es hinaus in die Fluten des Hudson, Richtung Hoboken vielleicht.

Ich duckte mich.

Ein Schuss pfiff dicht über mich hinweg, und ich feuerte zurück. Wenn ich die Außenhaut erwischte...

Der verräterische rote Laserpunkt ließ mich seitwärts schnellen. Ich presste mich so dicht ich konnte gegen den Boden, während ein Geschoss an der Betonkante von Pier 61 kratzte. Noch einmal drückte ich ab.

Dann hatte die Dunkelheit das Boot verschluckt. Der Außenborder war noch für einige Augenblicke zu hören.

Dann vermischte sich auch dieser Sound mit den nächtlichen Geräuschen dieser Riesenstadt New York, der Stadt, die niemals schläft, wie Sinatra sie besungen hatte.

Grimm erfasste mich.

Diese Kerle hatten offenbar gewusst, dass George Kalman sich hier mit uns treffen wollte.

Und sie hatten geduldig gewartet, bis ihre Chance gekommen war. Vielleicht wäre es ihnen sogar am liebsten gewesen, wenn sie auch gleich noch ein paar G-men ausgeschaltet hätten.

Sechsmal Mord für den Strand: Sechs Kriminalromane

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