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Kapitel 4

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Tom White Feather tauchte aus seiner spärlichen Deckung hervor und feuerte seinen Revolver ab.

Einer der Bridger-Leute stand am Eingang zur Cowboy-Baracke.

Tom erwischte ihn mit einem Bauchschuss. Der Kerl klappte zusammen wie ein Taschenmesser.

McCall und seine Soldaten hatten sich inzwischen an die Ranch herangearbeitet und deckten die Bridger-Leute mit einem Kugelhagel ein, der ihrer eigenen Feuerkraft mehr als ebenbürtig war.

Tom zuckte zurück in Deckung. Ein Schuss pfiff über ihn hinweg. Dann rappelte sich das Halbblut auf und spurtete los in Richtung des Pferdestalls.

Vom Fenster der Cowboybaracke aus feuerte jemand. Dicht zischte die Kugel an Tom vorbei. Im Laufen schoss er zurück. Der Schütze am Fenster stöhnte auf.

Tom nahm Deckung hinter der Ecke des Pferdestalls.

Von innen vernahm er Schritte.

Instinktiv machte er einen Schritt zur Seite.

Der Mann im Stall feuerte einfach durch die dünne Holzwand hindurch. Die Spalten zwischen den einzelnen Brettern waren so groß, dass der Bridger-Mann Tom offenbar als Schatten hatte ausmachen können.

Zwei daumengroße Löcher stanzte der Unsichtbare in die Bretterwand. Die Kugeln zischen dicht an Toms Hüfte vorbei. Der Halb-Cherokee feuerte zurück. Drei Schüsse kurz hintereinander ließ er aus dem Revolver krachen. Breit gestreut, um die Wahrscheinlichkeit eines Treffers zu erhöhen. Tom schnellte zur Stalltür, trat sie zur Seite und ging mit dem Revolver in der Faust hinein. Eine Kugel hatte er noch in der Trommel seines Navy-Colts.

Der Mann, der von innen auf ihn geschossen hatte lag im Stroh, presste eine Hand gegen den Leib. Das Blut rann ihm zwischen den Fingern hindurch. Die Rechte krampfte er um den Revolver. Er versuchte, die Waffe noch einmal hochzureißen und ließ Tom White Feather keine andere Wahl, als zu schießen.

Beide Männer feuerten annähernd gleichzeitig.

Aber Toms Kugel traf.

Das Halbblut ließ die Waffe zurück ins Holster gleiten.

"So sieht man sich wieder, Nigger-Halbblut", hörte er hinter sich eine schneidende Stimme.

Tom wirbelte herum und blickte in die kalten Augen von Nat Gready. Er war aus der Dunkelheit herausgetreten und hielt einen Revolver in der Hand.

Tom schluckte. Jeder Muskel und jede Sehne seines Körpers waren gespannt wie eine Bogensehne. In seinem Colt war kein Schuss mehr.

"Na, was sagst du jetzt?", höhnte Gready. "Du bist doch so unglaublich schnell. Willst du nicht gegen mich ziehen?" Er kicherte zynisch.

"Während du bereits den Colt mit gespanntem Hahn in der Hand hältst?", erwiderte Tom. Er musste Zeit gewinnen.

"Du bist zwar ein verdammter Nigger, aber vielleicht doch nicht ganz so dumm!", meinte Gready gönnerhaft.

"Worauf wartest du? Warum hast du mich nicht gerade schon erschossen, als es um deinen Komplizen ging?"

"Dessen Zeit war ohnehin um. Du hast ihm eine Ladung in den Leib verpasst, die man nicht einmal mit einem guten Arzt überlebt. Aber du..." Er grinste. "...du bist für mich vielleicht so etwas wie eine Lebensversicherung!" Er schwenkte den Revolverlauf. "Da draußen läuft es nicht gut für unsere Leute. Kann also sein, dass ich darauf angewiesen bin, dich als Schutzschild zu nehmen... Die Schulter tut übrigens immer noch weh, Nigger!"

"Was du nicht sagst", brummte Tom.

"Den Revolvergürtel ab!"

Tom tat zunächst so, als würde er sich an der Gürtelschnalle zu schaffen machen. Draußen wurde der Kampflärm lauter. Schüsse krachten, Schreie gellten. Einen kurzen Moment lang war Nat Gready abgelenkt. Tom White Feathers Hand glitt seitwärts. Nicht zum Colt, sondern dahinter, wo er ein langes Bowie-Messer im Futteral stecken hatte. Er riss das Messer heraus, schleuderte es mit einer schnellen Bewegung in Richtung seines Gegners und warf sich mit einem katzenhaften Sprung zur Seite.

Nat Gready drückte ab.

Der Schuss fraß sich in einen Stützbalken hinein, ließ ein fingerdickes Holzstück heraussplittern.

Mit einem röchelnden Laut sank Gready auf die Knie.

Toms Bowie-Messer steckte ihm in der Kehle.

Mit starrem Gesicht sackte er zu Boden.

An der Tür sah Tom einen Schatten auftauchen. Es war Corporal Taggert. Er hielt seinen Karabiner im Anschlag und senkte den Lauf, als er Tom White Feather erkannte.

"Alles in Ordnung?", fragte der Corporal.

Tom nickte und begann, seinen Revolver nachzuladen.

*

Reilly feuerte seinen Colt ab und holte damit einen der Bridger-Leute aus dem Sattel. Getroffen schrie der Kerl auf und rutschte aus dem Sattel. Sein Pferd stob davon.

Der Kampf zwischen beiden Reitertruppen war kurz, aber sehr heftig gewesen. Auf beiden Seiten gab es Tote und Verwundete. Die Blauröcke hatten den Kampf für sich entschieden. Anscheinend galt das auch für das Gefecht um die Ranch-Häuser, wo kaum noch geschossen wurde.

Wer von den Bridger-Leuten noch auf einem Sattel sitzen oder auf zwei Beinen laufen konnte, versuchte zu flüchten.

Hughes deutete hinauf zu einer nahen Anhöhe.

Ein paar Reiter beobachteten von dort das Geschehen.

"Das müssen Bridger und sein Gefolge sein!", rief Hughes. "Die sehen doch, wie es hier für sie läuft! Wahrscheinlich werden sie die Flucht ergreifen!"

Reilly nickte. "Die wissen genau, dass die an den Galgen kommen, wenn sie gefasst werden", murmelte er.

Die Männer auf der Anhöhe lenkten jetzt ihre Pferde herum und preschten davon. Insgesamt fünf Reiter waren es. Reilly setzte seinen Feldstecher an die Augen.

"Der ganz links ist Bridger!", stellte Hughes fest. "Er sieht genau so aus wie auf dem Steckbrief... Wundert mich nur, dass dieser Einarmige nicht dabei ist."

"Der berüchtigte Leslie Crown, der seinen Arm verlor, als er angebliche Unionsanhänger in die Luft zu sprengen versuchte!", schloss Reilly. "Vielleicht war er in einem der Häuser."

Da der Kampf um die Ranch offenbar entschieden war, kamen einige der Soldaten, die dort eingesetzt gewesen waren, jetzt herbeigeritten, um ihre Kameraden zu unterstützen.

Aber auch hier war das Gefecht entschieden.

"Folgt mir!", rief Reilly. "Wir dürfen Bridger nicht entkommen lassen! Der baut sonst im Nu eine neue Bande auf!"

Reilly ließ sein Pferd voranpreschen.

Hughes gab seinem Gaul ebenfalls die Sporen. Die anderen Kavalleristen folgten. Dumpf dröhnten die Hufe ihrer Pferde auf dem aufgeweichten Prärieboden.

Unbarmherzig trieben Reilly und seine Leute ihre Reittiere vorwärts. Der Abstand zu Bridgers Leuten vergrößerte sich zusehends. Die Banditen hatten einfach die frischeren Pferde. Bald waren sie hinter dem Horizont verschwunden.

Aber Reilly dachte nicht daran aufzugeben.

Hughes war froh darüber, denn in ihm brannte noch immer das Feuer der Rache. Er suchte Vergeltung für Sam O'Maras Tod. Seinen Mörder hatte er allerdings bislang nicht auf dem Schlachtfeld gesehen.

Die Stunden krochen dahin und die Dämmerung setzte ein. Die Spur der Flüchtigen war deutlich zu sehen. Selbst für jemanden, der kein Indianer-Scout und Spezialist im Spurenlesen war.

"Die wollen ins Indianergebiet", war Hughes überzeugt.

Reilly nickte düster.

"Wenn sie dort erst einmal untergetaucht sind, wird es schwer für uns, ihnen noch mal auf den Pelz zu rücken."

Schließlich setzte die Dunkelheit ein. Reilly gab Befehl zum Halten. Die Männer stiegen aus den Sätteln und errichteten ein Lager. Die Pferde hatten eine Pause bitter nötig. Und in der Dunkelheit wurde es immer schwieriger der Spur zu folgen.

"Sollen wir ein Lagerfeuer machen, Sir?", fragte ein junger Soldat.

Reilly nickte. "Machen Sie eins! Auch wenn man es meilenweit sehen kann! Bridger soll ruhig wissen, dass wir ihm auf den Fersen sind!"

*

Es war schon dunkel, als zwei Reiter sich dem Lager näherten.

"Wer da?", rief ihm der wachhabende Soldat mit dem Karabiner im Anschlag entgegen.

"Ich bin es - Tom White Feather!", gab der Reiter zurück und stieg aus dem Sattel. Er hatte offensichtlich eines der überzähligen Pferde genommen, die die Kavallerie-Abteilung mit sich führte. "Ich dachte, Sie könnten jemanden wie mich bei der Verfolgung von Bridger brauchen", wandte er sich an den Captain.

Ein mattes Lächeln glitt über Reillys Gesicht.

"Allerdings, das kann ich!", gab er zurück.

Der zweite Ankömmling war Corporal Taggert. Er erstattete Reilly einen kurzen Lagebericht. McCall blieb danach mit dem Rest der Männer zunächst einmal bei der Ranch. Schließlich gab es eine Reihe von Verwundeten zu versorgen. Ein paar Gefangene waren den Blauröcken auch in die Hände gefallen.

"Fünf Mann waren bei Bridger", erklärte Reilly.

"Ein Teil der Bande hat offenbar die Ranch schon heute morgen verlassen", stellte Tom fest.

"Wer sagt das?", fragte Reilly.

"Die Spuren."

"Wie viele Männer?"

"Vielleicht ein Dutzend Reiter. So ungefähr."

"Leslie Crown könnte unter ihnen gewesen sein", mischte sich Hughes ein. "Oder war bei den Toten auf der Ranch ein Einarmiger, Mr. White Feather?"

Tom schüttelte den Kopf. "Nein."

Reilly stocherte nachdenklich mit einem Stück Holz im Feuer herum.

"Sie hatten einen guten Plan", fuhr Tom inzwischen fort. "Als sie uns auf der Ranch in eine Falle lockten, hatten sie die Pferde in einiger Entfernung festgemacht, damit wir kein Misstrauen schöpften. Unsere Leute haben die Tiere gefunden."

"Morgen werden Sie viel zu tun haben, Mr. White Feather", meinte Reilly. "Der Vorsprung von Bridger und seinen Leuten ist ziemlich angewachsen."

"Kunststück! Sie hatten frische Pferde!", mischte sich Hughes ein.

Tom wirkte sehr in sich gekehrt. Sein Blick starrte abwesend in die Flammen.

"Was geht Ihnen im Kopf herum?", fragte Reilly.

Ein Ruck durchlief ihn. Er erwiderte den Blick seines Vorgesetzten. "Ich frage mich, was die Gruppe um Leslie Crown wollte..."

"Nehmen wir mal an, diese Männer hatten einen Auftrag!", meinte Reilly. "Die Frage ist, warum sie nicht zurückgekehrt sind!"

"Vielleicht gab es da ein paar Meinungsverschiedenheiten innerhalb der Bande", vermutete Tom.

*

In aller Frühe brachen Reilly und seine Männer am Morgen auf. Das erste Licht der Sonne nutzten sie, um das Lager aufzuräumen und die Pferde zu satteln. Die verloschene Glut des Lagerfeuers wurde noch einmal angefacht, um etwas Kaffee aufzusetzen.

Tom White Feather ritt an der Spitze der Abteilung. Die strenge Zweierformation hatten die Männer längst aufgegeben. Reilly duldete es. Es ging jetzt einzig und allein darum, so schnell wie möglich voran zu kommen und Bridgers Gruppe einzuholen. Diesem Ziel musste alles andere untergeordnet werden. Selbst die eine oder andere Vorstellung von dem, was militärische Ordnung bedeutete.

Gegen Mittag sahen sie am Horizont Geier kreisen. Hinter der nächsten Hügelkette fanden sie einen reglos im Präriegras liegenden Mann.

Pferd und Waffen hatte man ihm offenbar abgenommen.

Reilly stieg vom Pferd, trat an den Mann heran und drehte ihn herum.

"Das ist Bridger!", entfuhr es Hughes, der ebenfalls vom Gaul gestiegen war. "Verdammt, ich bin mir sicher! Er sieht genau so aus wie das Bild auf dem Steckbrief."

Der Mann atmete sehr flach. Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Sein Blick war glasig. Der Blick eines Sterbenden. Mit beiden Händen hielt er sich den Bauch und versuchte die Blutung aufzuhalten. Offenbar hatte er eine Kugel abbekommen.

"Sind Sie Bridger?", vergewisserte sich Reilly.

Der Mann nickte. "Ja..." Seine Stimme war kaum mehr als ein schwacher Hauch. "Ja, ich ...bin Jeff... Bridger..." Er rang nach Luft. Es dauerte eine Weile, bis er weitersprechen konnte. Ein mattes Lächeln umspielte dabei seine Lippen. "Ich weiß, dass ich sterben werde..."

"Wer hat das getan?"

"Ed Willard... dieser Hund... ich hätte auf Leslie hören und ihn erschießen sollen, diesen Coyoten..." Bridger schluckte. "Keiner ist so schnell mit dem Colt wie Ed Willard. Ich warne Sie..."

"Wo ist Leslie Crown und etwa ein Dutzend Ihrer Leute?", hakte Reilly nach.

Bridger antwortete stockend. "Sie... sind nicht... zurückgekehrt... sollten...Passiergeld...von der Treibmannschaft..." Er brach ab.

Bridgers Gesicht lief rot an. Er versuchte den Kopf zu heben. Aber Reilly hielt ihn am Boden. "Ganz ruhig", sagte der Captain.

"Ich weiß, wo diese Bastarde unterkriechen werden! Haben Sie gehört?"

"Wo?"

Bridger brauchte einige Augenblicke, ehe er endlich einen verständlichen Satz herausbringen konnte. Er hustete zwischendurch und spuckte Blut. Es ging zweifellos zu Ende mit ihm. Lange hatte er nicht mehr. "Ich... habe oft mit Leslie darüber ... gesprochen!"

"Worüber?"

"Fort...Williams... Fort...Will..." Sein Kopf sackte zur Seite. Die Augen erstarrten.

Jeffrey Bridger, der Mann, der mit Quantrill und den James-Brüdern gegen die Unionstruppen geritten war, war tot.

Zur Strecke gebracht von seinen eigenen Leuten, die ihn qualvoll sterbend zurückgelassen hatten.

"Fort Wiliams!", murmelte Tom White Feather. "Ein Fort im Oklahoma-Territorium, aus dem sich die Armee bei Kriegsausbruch zurückgezogen hat!"

"Mit anderen Worten: Ein idealer Unterschlupf!", meinte Hughes.

Verlorene Todesreiter: Western Großband 7 Romane 5/2021

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