Читать книгу Verlorene Todesreiter: Western Großband 7 Romane 5/2021 - Pete Hackett - Страница 11
Kapitel 5
ОглавлениеEin paar Tage später in Fort Williams, Oklahoma...
"Hey, Les! Da kommen ein paar Reiter!"
Der einarmige Leslie Crown sah den Mann überrascht an, der in das Blockhaus gestürmt war.
"Wie ist das möglich?", fragte Crown ungehalten. Seine Hand bildete unwillkürlich eine Faust.
"Keine Ahnung. Es sind unsere Leute. Die Willard Brüder und noch zwei andere Männer."
"Die Willards?", horchte Crown auf.
Er trat ins Freie.
Fort Williams war seit Jahren unbewohnt gewesen. Die hohen Holzpalisaden mit den Schießscharten boten einen guten Schutz gegen Angreifer, wenn es nötig war. Ein paar von Crowns Leuten war gerade damit beschäftigt, das Tor wieder zu reparieren, sodass es verschlossen werden konnte.
Vier Reiter passierten es gerade.
Die Willard-Brüder ritten vorneweg.
Leslie Crown atmete tief durch und ging auf sie zu.
Dan Willard warf Crown einen anerkennenden Blick zu. "Ein schöner Ort, um sich zu verteidigen", gab er zu. "Liegt zwar etwas vom Schuss, aber dafür wird sich hier kein Blaurock so schnell in unsere Nähe trauen!"
Ed Willard stieg vom Sattel und führte sein Pferd zu einer Tränke. Sie war bis zum Rand mit Wasser gefüllt. Eine Folge des heftigen Regens, der offenbar auch dieses Gebiet nicht ausgespart hatte.
"Was wollt ihr hier?", fragte Crown düster.
Die Männer, die bis dahin mit der Reparatur des Fort-Tores beschäftigt gewesen waren, hörten von einer Sekunde zur nächsten mit ihrer Arbeit auf. Stattdessen hatten sie plötzlich allesamt die Hände an den Colts. Sie kamen herbei und bildeten einen Halbkreis um die Ankömmlinge.
"Bridgers Plan ist gründlich in die Hose gegangen", berichtete Dan Willard inzwischen. "Die Blauröcke haben den Rest unserer Bande niedergemacht."
"Ich habe befürchtet, dass wir uns blutige Nasen holen", sagte Crown.
"Blutige Nasen?", mischte sich jetzt Ed Willard ein. "Das ist reichlich untertrieben."
"Wie auch immer. Bridger ist selbst Schuld."
Ed Willard grinste. "Komisch, Bridger sah die Schuld bei dir und deinen Leuten. Schließlich seid ihr ihn nicht wie verabredet zurückgekehrt!"
"Was du nicht sagst..."
"Ich habe ihn übrigens ausgeschaltet. Dachte mir, dass du dich nicht unbedingt freuen würdest, ihn wieder zu sehen. Leslie. Schließlich hätte er dir eiune Kugel in den Kopf gejsgt, wenn ihr euch nochmal getroffen hättet. Du kennst ihn ja..."
"Allerdings!"
"Für diesen Gefallen wäre vielleicht auch ein Anteil an dem Passiergeld für den Viehtrieb fällig!"
"Ach, ja?" Crowns Gesicht erstarrte zur Maske. "Wie seid ihr darauf gekommen, wo wir stecken?"
"Ich habe immer aufmerksam zugehört, wenn du von dem verlassenen Fort geredet hast! Bridger war dieser Ort ja immer zu weit vom Schuss..."
"Jetzt hör mir gut zu, Ed. Du und dein Bruder verschwindet von hier. Die anderen können bleiben, aber für euch ist hier kein Platz."
"Was?" Ed Willard fiel aus allen Wolken. Er stierte Crown ungläubig an.
"Sorry, Ed. Aber du bist einer, mit dem es immer nur Ärger gibt. Bei deinem Bruder glaube ich nicht, dass er aus deinem Fahrwasser herauskommt. Also tut mir den Gefallen und verschwindet!"
Leslie Crown drehte sich herum, um zum Blockhaus zurückzukehren.
Das Gesicht des jüngeren der Willard-Brüder verzog sich zur Maske. "Niemand schickt Ed Willard weg wie einen räudigen Hund!", rief er.
"Vorsicht, Les!", rief einer der Männer.
Ed Willard zog den Revolver.
Leslie Crown wirbelte herum und war einen Augenaufschlag schneller. Crowns Kugel traf Ed in den Kopf. Er riss den Lauf der Waffe anschließend in Dan Willards Richtung und feuerte ein zweites Mal. Dan Willards Pferd bäumte sich auf und warf den tödlich getroffenen Reiter ab. Mit einem dumpfen Geräusch schlug er auf dem Boden auf.
Leslie Crown ließ den Colt zurück ins Holster gleiten.
"Räumt diesen Dreck hier weg", meinte er an seine Männer gerichtet.
*
Tagelang folgten Reilly und seine Leute den Spuren, die die Willard-Brüder hinterlassen hatten. Tom White Feather entdeckte Spuren einer größeren Reitergruppe, die denselben Weg offenbar zuvor genommen hatte.
An einem Spätnachmittag erreichten sie schließlich Fort Williams. Aus der Deckung einer kleinen Baumgruppe heraus beobachteten sie das Fort mit dem Feldstecher. Viel war nicht von dem zu sehen, was sich hinter den Palisaden abspielte. Aber einer der Wachtürme war ständig besetzt. Am Tor arbeiteten ein paar Männer. Die Hammerschläge waren weithin zu hören.
"Wir sollten bis zur Dunkelheit warten", schlug Tom White Feather vor.
"Sollen wir etwa abwarten, bis sie das Tor repariert haben?"
"Es geht darum, sie zu überraschen. Sie sind vermutlich nicht mehr als ein Dutzend Mann, das heißt, sie können das Fort nicht so bewachen wie eine vollständige Wachmannschaft. Es dürfte kein Problem sein, über die Palisaden zu klettern, die wenigen Wachen auszuschalten und die Bande zu überraschen."
Reillys Gesicht wirkte nachdenklich. Schließlich nickte er. "Jedenfalls klingt Ihr Plan vielversprechender, als wenn wir jetzt einfach losstürmen", entschied er. "Das Gelände ist vollkommen ohne Deckung. Die könnten uns wie die Hasen abschießen, während sie selbst sicher hinter ihren Brustwehren lauern."
So warteten sie bis zum Einsetzen der Dunkelheit.
Die Pferde ließen sie zurück. Mit dem Karabiner im Anschlag und in geduckter Haltung arbeiteten sich die Soldaten langsam vor. Die einzige Deckung, die sie hatten, waren das hohe Präriegras und die Dunkelheit.
Das Tor war von den Banditen verriegelt worden. So blieb nur der Weg über die Palisaden.
Tom White Feather wandte sich an Captain Reilly und deutete hinauf zum Ostturm des Forts, auf dem ein Wächter patrouillierte. Bislang hatte er offenbar nichts bemerkt. In der Dunkelheit sah man seine Zigarette glimmen.
"Ich werde versuchen, die Wachen auszuschalten und das Tor von innen zu öffnen. Ihre Leute sollten sich bereitmachen, um hineinzustürmen. Danach muss es sehr schnell gehen..."
"Wollen Sie das wirklich allein machen, Tom?", fragte Reilly.
"Ich wäre gerne dabei!", erklärte Hughes.
Aber Tom winkte ab.
"Kein Kavallerist der gesamten US-Army vermag so lautlos zu schleichen wie ein Cherokee."
Reilly grinste. "Da haben Sie wahrscheinlich Recht!", gestand er zu.
Tom White Feather nahm sein Lasso von der Schulter. Er war der einzige in der Truppe, der kein Gewehr mit sich trug. Aber für das, was er vorhatte, musste er die Hände frei haben.
In geduckter Haltung arbeitete er sich näher an das Fort heran, erreichte schließlich die Palisaden.
Das Lasso schlang er um die hoch aufragenden angespitzten Pflöcke. Er zog sich mit katzenhafter Behändigkeit und vollkommen lautlos daran hoch, überkletterte die Palisaden und landete schließlich auf dem Wehrgang, der sich an deren Seite befand. Tom blickte sich. In der Mitte des Forts befand sich ein Lagerfeuer. Ein paar Männer saßen um das Feuer herum und ließen eine Whiskey-Flasche kreisen. Der Geruch von Stew drang bis zu Tom herüber. Die Pferde befanden sich offenbar im Stall. Eines der Tiere schnaubte hörbar. Aber dem schenkte keiner der Männer am Lagerfeuer irgendeine Beachtung.
Vollkommen lautlos schlich Tom die Brustwehr entlang. Er hielt sich dabei im Schatten, verschmolz für einen unaufmerksamen Beobachter förmlich mit der Dunkelheit. Tom erreichte den Ostturm, schlich die Leiter empor.
Der Wächter starrte hinaus auf die Prärie, die im Augenblick nur ein großes, dunkles Etwas war. Ein riesiger Schatten. Der Wind strich über das Gras und ließ es beständig rascheln.
Von hinten machte sich Tom an den Mann heran, hielt ihm den Mund zu und schaltete ihn mit einem gezielten Schlag aus. Der Halb-Cherokee fing den in sich zusammensackenden Wächter auf, legte ihn lautlos auf den Boden.
Dann machte er Reilly und den anderen ein Zeichen. Sie konnten sich schon mal an das Tor heranschleichen.
Von innen bewachte niemand das Tor.
Auf dem Wehrgang, oberhalb des Tores saß ein Mann, der offenbar eingeschlafen war.
Die Banditen rechneten offenbar gar nicht damit, dass sie hier, in Fort Williams jemand angreifen könnte.
Tom verließ den Turm, kletterte die Leiter hinunter, über die man auf den Wehrgang gelangen konnte und hielt sich im Schatten der Palisaden auf. Er schlich weiter und arbeitete sich langsam bis zum Tor vor.
Ein paar beherzte, schnelle Schritte und das Halbblut hatte den Torriegel erreicht. Er schob ihn zur Seite. Ein knarrender Laut entstand dabei.
"Hey, was ist da am Tor los?", rief einer der Männer am Feuer. Er erhob sich.
Tom drückte gegen das Tor.
Der Mann am Feuer griff zum Colt. Auch die anderen sprangen auf, griffen zu den Waffen.
Links und rechts schlugen die Kugeln neben Tom ins Holz. Der Halb-Cherokee riss ebenfalls die Waffe aus dem Holster, feuerte zurück. Zwei der Kerle am Feuer sanken getroffen zu Boden. Das Tor stand inzwischen halb offen. Hughes war der erste Blaurock, der hereinstürmte.
Tom spurtete vorwärts, nahm hinter dem Brunnen Deckung.
Der eingeschlafene Posten auf dem Wehrgang oberhalb des Tores war inzwischen erwacht. Er griff nach dem Gewehr, legte an.
Tom wirbelte herum, ließ den Revolver loskrachen.
Der Wächter stürzte mit einem Schrei hinab.
Weitere Bridger-Leute starben im Kugelhagel der Soldaten. Bevor sie in Deckung gehen konnten, sanken sie getroffen zu Boden. Ein Gewehrschütze in der Näghwe der Pferdeställe wurde ebenfalls ausgeschaltet.
Nur aus dem Blockhaus heraus wurde jetzt noch gefeuert.
Zwei der hereinstürmenden Soldaten sanken getroffen zu Boden. Die anderen verteilten sich, nahmen Deckung an den Stützpfeilern der Wehrgänge und bei den Stallungen.
Ein heftiges Bleigewitter toste. Ein weiterer Soldat sank getroffen in den Staub.
Reilly gab den Befehl, das Feuer einzustellen.
Es hatte keinen Sinn, die Schießerei fortzusetzen. Die letzten überlebenden Mitglieder der Bridger-Bande hatten sich dort verschanzt. Offenbar verfügten sie über genügend Munition, um noch eine ganze Weile durchzuhalten.
"Hier spricht Captain Reilly!", rief der Kommandant aus seiner Deckung neben dem Pferdestall heraus. "Geben Sie auf, dann wird Ihnen nichts geschehen!"
"Damit man uns dann an den Galgen hängt?", höhnte eine Stimme zurück. "Nein, danke, darauf verzichte ich gerne!"
"Spricht da Leslie Crown?", rief Reilly.
"Erraten."
"Wenn Sie in den Tod gehen wollen, dann ist das Ihre Entscheidung! Ich weiß nicht wie viele Männer noch bei Ihnen sind. Aber die sollten selbst entscheiden. Jeder bekommt ein faires Verfahren!"
"Vor einem Yankee-Gericht!", erwiderte Crown höhnisch.
"Besser als der sichere Tod ist das allemal!", erwiderte Reilly. "Irgendwann werden Sie Ihre Munition verballert haben, das Wasser und die Nahrungsmittel werden Ihnen ausgehen..."
Eine Pause des Schweigens folgte.
"Ich ergebe mich!", rief eine Stimme aus dem Blockhaus.
Ein Mann kam mit erhobenen Händen durch die Tür, lief in die Mitte des Forts, wo der Schein des Feuers ihn beleuchtete. Ein Schuss fiel und traf ihn von hinten. Er griff sich an den Rücken. Ein weiterer Schuss ließ ihn zusammensacken.
"Dieser Hund!", presste Reilly zwischen den Zähnen hindurch.
Tom White Feather tauchte aus seiner Deckung hinter dem Brunnen hervor. Er lief zu den Palisaden. Für einige Augenblicke war er im Schein des Feuers zu sehen. Aus dem Blockhaus heraus krachten zwei Schüsse in seine Richtung. Die geballte Feuerkraft der Soldaten entlud sich daraufhin. Ein Schrei gellte aus dem Inneren des Blockhauses.
"Feuer einstellen!", rief Reilly erneut.
Tom schlich an den Palisaden entlang. Er befand sich im Schatten, war kaum zu sehen. Schließlich erreichte er das Blockhaus, presste sich gegen die Außenwand. Innen war es ziemlich dunkel.
In diesem Augenblick krachten im Inneren des Hauses zwei Schüsse. Ein Schrei gellte. Tom vernahm das dumpfe Geräusch eines menschlichen Körpers, der auf die Bretter fiel. Der Halb-Cherokee schnellte mit gezogenem Colt unter dem Fenster her zur Tür. Niemand bemerkte ihn.
Die Soldaten rückten inzwischen ebenfalls weiter vor. Keine Gegenwehr aus dem Haus hinderte sie daran.
Tom stürzte mit dem Colt in der Faust durch die halboffene Tür, trat sie zur Seite. Mondlicht und der Schein des Lagerfeuers fielen durch die glaslosen Fenster, die sich nur mit massiven Holzläden verschließen ließen.
Drei Männer befanden sich im Inneren des Blockhauses. Sie standen da, wandten Tom erstaunlicherweise den Rücken zu.
In dem Moment, als Tom eintrat, wirbelten Sie herum.
"Hände hoch!", rief der Halb-Cherokee. "Das Spiel ist aus!"
Sie gehorchten.
Tom trat auf sie zu, nahm dem ersten von ihnen das Gewehr ab. Dann bemerkte er den Toten auf dem Boden. Der Kerl besaß nur einen Arm. Die Hand krallte sich noch im Tod um den Coltgriff.
"Leslie Crown hätte uns alle eiskalt über die Klinge springen lassen", sagte einer der anderen Männer. "Wir ergeben uns!"
Inzwischen hatte die ersten Soldaten das Blockhaus erreicht und waren durch die Tür getreten. Jim Hughes war unter ihnen.
Die Banditen wurden entwaffnet. Tom gab ihnen sein Lasso, damit sie gefesselt werden konnten. Anschließend kehrte er ins Freie zurück.
"Einer seiner eigenen Leute hat Leslie Crown ins Jenseits geschickt", wandte er sich an Captain Reilly. "Unser Job dürfte damit erledigt sein."
"Blutig genug war er ja", stellte Tom fest.
"In der Tat", sagte Reilly tonlos. "Aber es wird wohl leider nicht das letzte Mal gewesen sein, dass erst Blut fließen muss, bis endlich Frieden einkehren kann."
"Schätze, bis dahin ist es noch ein langer Weg", gab der Halb-Cherokee seinem Vorgesetzten Recht. "Die Narben des Krieges verheilen nicht so schnell, wie sich das der eine oder andere in Topeka oder Washington vorstellt."
"Right." Reilly nickte. "Wie auch immer: Sie haben gute Arbeit geleistet, Mr. White Feather. Ihren legendären Ruf genießen Sie zu Recht."
"Danke, Sir."
"Ich werden Sie für eine Beförderung vorschlagen."
"Wenn ich dann diese unpraktische Uniform tragen muss, lehne ich das ab, Captain!"
Reilly lächelte matt. Ein langer Weg lag vor ihnen, um die Gefangenen vor einen Richter zu stellen. Ganz sicher würde dieser Trail über eine kleine Stadt namens Liberal führen. Reilly freute sich schon auf das Wiedersehen mit einem hübschen, grünäugigen Girl namens Jane...
ENDE