Читать книгу Trevellian, die Agentin und der Killer: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8

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Mit dem zitternden Atemzug lähmenden Entsetzens, der sich meiner Brust entrang, schüttelte ich den Bann ab, der mich fest im Griff hielt. Ich hob meine Pistole auf und holsterte sie. Auch Milo und Annie bückten sich nach ihren Waffen. Annie holte die Pistole Jennifers. In den Gesichtern meiner Kollegen konnte ich lesen wie in aufgeschlagenen Büchern. Sie drückten Ratlosigkeit, Erschütterung, Hilflosigkeit, Wut und eine Reihe weiterer Gemütsbewegungen aus.

Die junge Frau, die sich zunächst in der Gewalt des Gangsters befunden hatte, saß schluchzend auf der Treppe. Milo und Annie kümmerten sich um sie. Möglicherweise stand sie unter Schock. Auf jeden Fall würde sie für einige Zeit psychologische Betreuung notwendig haben. Geiselnahmen lösten bei den Betroffenen fast immer Traumata aus. Oft waren langwierige, kostenintensive Behandlungen erforderlich.

Ich holte mein Handy aus der Jacke und klickte die eingespeicherte Nummer Mr. McKees her, dann drückte ich die OK-Taste. Es tutete zweimal, dann hatte ich den Special Agent in Charge des FBI New York in der Leitung.

Mein Hals war wie zugeschnürt, als ich sagte: „Sir, wir haben einen schwerwiegenden Fehler begangen. Antonio Felli ist uns entkommen.“ Alles in mir sträubte sich dagegen, weiterzusprechen und dem Chef die ungeschminkte Wahrheit zu berichten. Aber ich konnte sie nicht verschweigen, und so würgte ich hervor: „Er hat die Agentin Johnson als Geisel in seiner Gewalt, Sir. Um Jennifers Leben nicht zu gefährden, unternahmen wir nichts – gar nichts.“

Ich glaubte, den Chef japsen zu hören. Dann herrschte sekundenlang Stille – Sekunden, die Mr. McKee benötigte, um das Ungeheuerliche zu verarbeiten. Schließlich hörte ich ihn rau und abgehackt flüstern: „Gütiger Gott, Jesse, wie konnte das passieren?“

Er war fassungslos. Ich hörte es ganz deutlich am Klang seiner Stimme.

Ich erzählte es ihm. „Wir haben Felli unterschätzt, Sir“, schloss ich. „Nicht wir überraschten ihn, sondern er uns, und zwar in dem Moment, als wir mit den gezogenen Waffen sein Büro betreten wollten. Er reagierte ansatzlos. Jennifer begab sich freiwillig in seine Gewalt, weil er drohte, eine unbeteiligte Geisel zu ermorden.“

„Felli sagte, dass er sich melden wird?“, kam es fragend von Mr. McKee. Ich glaubte, ein unterdrücktes Zittern in seiner Stimme zu vernehmen.

„Ja, Sir.“

„Dann bleibt es uns nur, abzuwarten und zu beten, dass er Jennifer kein Leid zufügt. Ich informiere die Kollegen von der Spurensicherung. Sie sollen die Büroräume der Agentur auf den Kopf stellen. Wir haben zwar die Aussage Quentin McKinneys, aber vielleicht finden sich noch weitere Beweise für die Verbrechen Fellis. Kommen Sie, Milo und Annie, sobald die Kollegen von der Spurensicherung eingetroffen sind, ins Field Office, Jesse. In Sachen Jennifer Johnson können wir im Moment nichts tun. Wir sind zur Tatenlosigkeit verflucht.“

Mochte es auch noch so hart und brutal klingen. Es war so. Wir waren zur Untätigkeit verdammt.

Kein Wort des Vorwurfs von Seiten des Chefs. Keine Vorhaltungen. Wir hatten Fehler gemacht. Es war mein und Milos Versagen, das Jennifer dem Verbrecher auslieferte. Ich machte mir selbst die bittersten Vorwürfe, ich zerfleischte mich geradezu innerlich.

Milo machte ein Gesicht, als würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Er schaute mich an. Annie Francesco sprach beruhigend auf die weinende Frau ein. Die Neugierigen und Sensationshungrigen wagten sich aus ihren Löchern.

„Ist in Ordnung, Sir“, sagte ich, nachdem ich vergeblich versucht hatte, mir den Hals freizuräuspern. „Die Kollegen vom Police Department sollen einen Psychologen mitbringen. Die junge Frau, die sich in der Gewalt Fellis befand, ist psychisch ziemlich am Ende. Außerdem sollte auch Fellis Wohnung in der siebzehnten Straße, Gramercy Park, durchsucht werden.“

„Ich werde mich drum kümmern, Jesse“, versprach Mr. McKee. „Und noch etwas: Sie sollten sich nicht mit Selbstvorwürfen quälen. Wir alle haben die Verhaftung des Killers viel zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Aber selbst wenn wir das Gebäude mit einem ganzen Einsatzzug umstellt hätten – es hätte genauso enden können.“

„Vielen Dank, Sir. Bis später, also.“

„Bis später.“

Ich betätigte die Trenntaste. Die Leitung war tot. Die Worte Mr. McKees konnten mich nicht über das Gefühl, versagt zu haben, hinwegtrösten. Meine Stimmung tendierte gegen Null. Nein, ich befand mich in der schrecklichsten Stimmung meines Lebens. Die Ereignisse der vergangenen Viertelstunde lagerten bleischwer auf meinem Gemüt.

Als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, wandte ich mich um. Es war Milo. „Wir holen Jennifer raus“, murmelte er, und es klang wie ein Schwur. „Wir holen Sie raus, Jesse. Und wehe Felli, wenn er dem Girl ein Haar krümmt.“

Ich nickte.

Wir gingen zu Annie und der jungen Frau hin. Annies hilfloser Blick verkrallte sich an meinen Zügen. „Ihr Name ist Carol Wallace“, sagte Annie mit brüchiger Stimme. „Mehr konnte ich nicht aus ihr herausbekommen. Ich denke, sie steht unter Schock.“

„Kommen Sie, Carol“, sagte ich und legte den Arm um die bebenden Schultern der Frau. Ihr schmales Gesicht war kreidebleich. Ihre Lippen zuckten. Ihre Augen waren gerötet vom Weinen. In der Tiefe ihrer blauen Augen wütete nach wie vor das blanke Grauen. Die schrecklichen Minuten der Geiselnahme und der Todesangst würden sie sicher ein Leben lang bis in den Schlaf verfolgen. Sie tat mir Leid. Ihr Anblick schnitt mir tief ins Herz. Banditen wie Antonio Felli konnten gar nicht ermessen, was sie mit ihrer skrupellosen Brutalität anrichteten, was sie in anderen Menschen zerstörten.

Zusammen mit Annie führte ich die junge, völlig aufgelöste Frau in das Gebäude. Mit sanfter Gewalt drückten wir sie in einen der Sessel, die in der Halle um einen niedrigen Tisch herum gruppiert waren. Milo drängte die Neugierigen zurück, die uns folgen wollten.

Als die Jungs vom Police Department kamen, überließen wir die weinende und schluchzende Lady der Obhut einer Polizeipsychologin und fuhren mit den Kollegen hinauf in die 4. Etage. In den Büroräumen von Star Finanz trafen wir auf die beiden Mitarbeiter Fellis. Es waren die Sekretärin, die Milo und ich schon kennengelernt hatten, sowie ein Mann namens Robin Forsyth, der Kompagnon Antonio Fellis.

Wir überließen es den Männern des NYPD, die beiden einzuvernehmen. Wir, also Milo, Annie und ich, fuhren zur Federal Plaza. Die Sorge um Jennifer Johnson verschloss unsere Lippen. Das Schweigen aber machte alles noch bedrückender und unerträglicher.

Trevellian, die Agentin und der Killer: Action Krimi

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