Читать книгу Trevellian und die Autoschieber: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 10

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Am folgenden Morgen flatterte mir die Nachricht auf den Tisch, dass Edric Brown, der Mann, nach dem seit gestern gefahndet wurde, weil er zusammen mit Dee Lewis mir und Sarah Anderson auf dem Gelände des Gebrauchtwagenmarktes eine Schießerei lieferte, und den wir im Verdacht hatten, dass er zu der Autoschieber-Mafia gehörte, am Ufer des Brown River tot aufgefunden worden war. Jemand hatte ihn erschossen.

Das war ein Hammer, und ich musste die Botschaft erst einmal verdauen. Aber ein Irrtum war ausgeschlossen. Der E-Mail eines Kollegen vom Police Department, mit der mir Browns Tod mitgeteilt wurde, war als Anhang ein älteres Polizeifoto beigefügt, und es zeigte den vierschrötigen Burschen mit der Oberst-Matrix-Frisur, der mir gestern über den Drahtzaun entkommen war.

Ich sprach mit Sarah darüber, und wir waren uns einig, dass Edric Brown nach seinem Amoklauf gestern für die Bande nicht mehr tragbar gewesen war. Er war eliminiert worden, um Spuren zu seinen Hintermännern auszulöschen.

„Würde mich nicht wundern, wenn man versuchen würde, auch Dee Lewis mundtot zu machen“, knurrte ich.

„Er liegt im University Medical Center“, wandte Sarah ein, „und wird von zwei Cops bewacht. Ich glaube nicht, dass ein Killer eine Chance hat, an ihn ranzukommen.“

„Dein Wort in Gottes Gehörgang. Aber Lewis wäre nicht der erste, der im Rahmen eines – hm, Zeugenbeseitigungsprogramms einer Bande von Verbrechern im Krankenhaus ermordet werden würde. Ich ruf mal an. Vielleicht ist Lewis sogar schon vernehmungsfähig, und wir erfahren Einzelheiten von ihm.“

Wir saßen seit dem frühen Morgen über den Listen, die uns Clifford Henderson zur Verfügung gestellt hatte. Ein Lamborghini Diablo SE 30, ein Mercedes der absoluten Nobelklasse, und ein schwerer Lincoln, der sich in der Preiskategorie des Lamborghini und des Benz bewegte, waren entsprechend der Aufzeichnung unserer Kollegen in den vergangenen drei Tagen von dem Betriebsgelände entfernt worden.

Wir hatten des Weiteren mehr als ein Dutzend Renommierkarossen, die sich nur der absolute Geldadel leisten konnte, aus der Bestands- und Verkaufsliste herausgepickt. Um die Ankaufs-, Verkaufs- und Wagenpapiere zu überprüfen, mussten wir noch einmal hinüber nach Queens zu Henderson. Außerdem mussten wir einen Abgleich mit den als gestohlen gemeldeten Luxusschlitten durchführen. Nervtötende Schreibtischarbeit. Milo würde wieder seine helle Freude daran haben.

Bevor wir nach Queens aufbrachen, rief ich im Universitätskrankenhaus an. Ich ließ mich mit einem der Ärzte verbinden, die mir Auskunft bezüglich des Gesundheitszustandes Dee Lewis geben konnten.

Der Arzt sagte: „Wir haben den Mann in einer Notoperation wieder soweit hingekriegt. Im Moment ist sein Zustand stabil. – Ja, vor seiner Tür sitzen zwei schwerbewaffnete Polizisten. – Ihn vernehmen – vergessen Sie's. Innerhalb der nächsten acht Tage ist da nichts drin. Seine Chancen, überhaupt durchzukommen, stehen Fifty-fifty.“

Ich bedankte mich.

Dann wählte ich die Nummer des Police Department. Ich erfuhr, dass der Name des in der Mordsache Edric Brown ermittelnden Beamten Jennings war und ließ mich mit ihm verbinden. Auf meine Frage erklärte er: „Wir können noch nicht viel sagen, Trevellian. Nur soviel, dass der Bursche eine Kugel in die Brust bekam, die ihn wahrscheinlich auf der Stelle tötete. Dann wurde er auf einem Feldweg im Ufergebüsch des Bronx River abgelegt, und der Mörder fuhr davon. Wir haben ein paar Reifenabdrücke gesichert. Der Leichnam wurde an die Gerichtsmedizin abgegeben. Die Todesursache dürfte allerdings klar auf der Hand liegen. Wir werden sehen, was die ballistische Auswertung der Kugel ergibt. Sonst kann ich Ihnen kaum was Brauchbares bieten, Trevellian.“

Ich gab dem Kollegen meine Durchwahlnummer und bat ihn, mich in Kenntnis zu setzen, sollte sich was Neues ergeben.

Sarah und ich fuhren unsere Computer herunter, meldeten uns bei Mandy, der Sekretärin Mr. McKees ab, dann ließen wir uns vom Lift in die Tiefgarage tragen. Wenig später lenkte ich den Wagen die Ausfahrt der Tiefgarage hoch, und es gelang mir ohne nennenswerte Wartezeit, den Sportwagen in den vorbeifließenden Verkehr einzufädeln.

Sarah hatte sich auf dem Beifahrersitz zurückgelehnt. Sie war mir an Stelle Milo Tuckers als Teamgefährtin zugeteilt worden, nachdem Milo Tucker aufgrund unglücklicher Umstände seinen Hut nahm und dem FBI den Rücken kehrte.

Sarah war eine schöne Frau, deren Faszination sich kaum ein Mann verschließen konnte. Sie verströmte einen erregenden Hauch von Fraulichkeit. Ihr Hals war schlank, die Linie des fein geformten Kinns makellos. Der Duft des Parfüms, das sie benutzte, erfüllte das Wageninnere und betörte mich.

Die Frau schlug mich mehr und mehr in ihren Bann.

Reiß dich zusammen, Jesse!, durchfuhr es mich. Sie ist deine Kollegin, deine Teampartnerin. Sie ist für dich tabu. Bei Annie und Jennifer warst du immer konsequent und hart zu dir selbst. Werde jetzt bloß nicht schwach!

Himmel, ich war auf dem besten Weg, mich in Sarah zu verknallen.

Doch das durfte nicht sein.

Betont geschäftsmäßig sagte ich: „Wenn wir Henderson auseinandergenommen haben, widmen wir uns dem Handel und der Werkstatt Paul Reynolds. In seinem Fall gibt es eine Reihe von Hinweisen, wonach er ein wichtiges Glied innerhalb der Autoschieber-Mafia ist. Es wäre doch gelacht, wenn es uns nicht gelingen würde, den Kerlen das Handwerk zu legen.“

Soviel hatten wir schon festgestellt: Es gab eine Verbindung zwischen Cliff Henderson und Paul Reynolds, der in Spanish Harlem nicht nur einen Gebrauchtwagenhandel, sondern auch eine Werkstatt und eine Lackiererei betrieb. Darum hatte ich Henderson auch gefragt, ob ihm Reynolds bekannt sei, was er mit einer Mischung aus Verblüffung und Erschrecken verneinte.

Seine Reaktion war mir nicht entgangen.

Und jetzt war ich gespannt, was die Kaufverträge hergaben.

Ich benutzte die Brooklyn Bridge. Der Verkehr war an diesem Vormittag wieder einmal katastrophal. Das Hupkonzert, das die Straßen erfüllte, nervte und schürte Aggressionen. Schließlich waren wir in Queens und im Gegensatz zu Manhattan wirkte dieser Stadtteil wie eine verkehrsberuhigte Zone.

Ich fuhr bis vor das Verwaltungsgebäude des Autohandels und stellte den Sportwagen ab. Sarah und ich stiegen gleichzeitig aus. Die Tür des flachen Gebäudes war geschlossen. Zwischen den Autoreihen sah ich einige Leute, die sich wahrscheinlich für einen Gebrauchtwagen interessierten. Bei zwei Burschen um die 20 stand Cliff Henderson, redete auf die beiden ein und gestikulierte heftig. Er sah uns, und seine Gesichtszüge entgleisten. Widerwillig, wie von Schnüren gezogen, kam er näher. Mit schiefem Mund fragte er:

„Was gibt's denn heute? Könnt ihr mich denn nicht mehr in Ruhe meinen Job machen lassen.“

„Sie wussten doch, dass wir noch einmal kommen würden, Henderson“, gab Sarah mit wohlklingender, sachlicher und präziser Stimme zu verstehen. „Oder waren Sie der Meinung, dass wir die Listen zum Spaß mitgenommen und ausgewertet haben?“

Henderson knirschte mit den Zähnen. „Eure Bemühungen sind sowieso umsonst“, stieß er hervor. „Bei mir geht es sauber zu. Keine krummen Sachen. Ich bezahle pünktlich meine Steuern und …“

„Dann zeigen Sie uns doch zum Einstieg gleich mal die Verkaufspapiere für den Lamborghini SE dreißig, der vor drei Tagen abgeholt wurde, für einen Mercedes, schwarz, S-Klasse, und einen silbermetallic-farbenen Lincoln, der vorgestern dieses Gelände verließ.“

Henderson blinzelte wie ein Uhu. Dann knurrte er: „Kommen Sie herein. Ich werde alles belegen, was Sie von mir verlangen. Alles!“

Wir führten zwei Stunden lang Abgleiche durch. Dann waren wir am Ende. Auf den ersten Blick war alles in Ordnung. Wir notierten die Adressen der Leute, von denen Henderson die teuren Gebrauchtwagen angekauft hatte, beziehungsweise die Adressen derjenigen, die bei ihm einen der teuren Wagen erstanden hatten.

Dann verabschiedeten wir uns. Ehe ich mich aber in den Wagen schwang, sagte ich noch zu Henderson, der unter der Tür des Bürogebäudes stand und mich mit dem Ausdruck eines gehässigen Triumphs fixierte: „Der rothaarige Bursche, dem gestern die Flucht gelungen ist, nachdem er auf meine Kollegin und mich schoss, wurde übrigens oben in der Bronx im Ufergebüsch des Bronx River aufgefunden. Tot, Henderson, erschossen. Die Organisation, für die er tätig war, lässt wohl keine Fehler durchgehen, wie?“

Henderson schluckte würgend. Die Augen traten ihm aus den Höhlen. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Trevellian“, brach es dann wütend über seine feuchten Lippen.

„Ach, noch etwas, Henderson“, ließ Sarah ihre Stimme erklingen. „Lassen Sie sich von den Leuten, mit denen Sie Geschäfte machen, die Ausweise vorlegen?“

Henderson zögerte. Es mutete an, als würde er in sich hineinlauschen, um vielleicht auf irgendeine innere Stimme zu hören. Dann dehnte er: „Natürlich. Was soll die Frage?“

„War rein rhetorisch, Henderson. Danke.“ Sarah ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.

Als wir Richtung Manhattan rollte, sagte ich: „Nun sag schon, Sarah: Was sollte die Frage nach den Ausweisen seiner Kunden?“

„Ich denke, dass die An- und Verkäufe über Strohmänner abliefen.“

Ihre Worte hingen wie ein Manifest im Wagen.

Verdutzt musterte ich meine Kollegin von der Seite.

Ihre Auffassung war nicht von der Hand zu weisen.

Trevellian und die Autoschieber: Action Krimi

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