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Dienstag, 20. April, acht Tage vor dem Mord an Price Mallory

Für Alfred Wagener öffneten sich die Tore des Gefängnisses. Seine Schwester holte ihn ab. Sie hatte in all den Jahren nicht an seine Schuld geglaubt. Jennifer West liebte ihren Bruder.

Die Geschwister fielen sich in die Arme. Dann setzten sie sich in Jennifers Wests Auto. Sie chauffierte ihren Bruder in die 28. Straße, wo sie ein Apartment hatte.

Während der ganzen Fahrt war Wagener ziemlich schweigsam gewesen. Gedankenverloren schaute er aus dem Seitenfenster. Jennifer war glücklich. Ihr Bruder war frei. Sie stellte keine Fragen. Nach mehr als zwanzig Jahren hinter Gefängnismauern musste Alfred die Eindrücke, die sich ihm boten, erst verarbeiten.

Alfred Wagener Gedankengut war unheilvoll. Er dachte nur an Rache. Er wollte die Männer umbringen, die ihn mit ihren Aussagen hinter Gitter gebracht hatten. Price Mallory, Dennis Wallace, Richard Breston und Gene Holliday. Sie sollten büßen für das Unrecht, das ihm, Alfred Wagener, widerfahren war.

Alfred Wagener dachte über sich nach. Er war krank – sterbenskrank. Magenkrebs hatte man diagnostiziert. Die Ärzte gaben ihm noch drei Monate. Eine Operation wurde gar nicht mehr durchgeführt. Überall in seinem Körper hatten sich schon Metastasen gebildet. Er war nicht mehr zu retten.

Als er verurteilt wurde, war er 27 Jahre alt gewesen. Jetzt war er 48, und sein Leben war vorbei. Fast die Hälfte davon hatte er hinter Zuchthausmauern verbracht. Es zog durch Wageners Kopf, und er fragte sich, ob das wirklich alles gewesen sei, was ihm das Leben geboten hatte.

Und schon brach der Hass wieder in ihm durch. Er richtete sich gegen seine vier ehemaligen Freunde. Ihre Aussagen hatten ihn ins Gefängnis gebracht. Sie hatten geschworen, dass er der Mörder Jane Seymours sei. Der Hass war tief verwurzelt. Und er, Wagener, hatte nichts mehr zu verlieren. In spätestens drei Monaten würde er tot sein. Er konnte nur noch seiner Leidenschaft den Tribut entrichten, den sie forderte. Das Leben der Männer, die ihn um fast die Hälfte seines Lebens betrogen hatten.

In der Wohnung seiner Schwester angekommen, fragte er sie, ob er telefonieren dürfe.

„Natürlich“, antwortete Jennifer. „Fühl dich hier wie zu Hause.“

Wagener suchte im Telefonbuch eine Nummer heraus, nahm den Hörer und tippte sie in den Apparat.

Ein Mann meldete sich. „Seymour.“

„Wagener – Alfred Wagener. Sie erinnern sich an mich?“

Ein Keuchen kam durch die Leitung. „Und ob ich mich an Sie erinnere. Sie haben meine kleine Schwester umgebracht. Weshalb rufen Sie an?“

„Ich bin heute aus dem Gefängnis entlassen worden. Auf Bewährung. Man hat mich sozusagen begnadigt. Ich wollte Ihnen nur sagen, dass ich es nicht war, der Ihre Schwester damals umbrachte.“

„Wer war es dann?“

„Das weiß ich nicht so genau. Ich hatte damals einen Filmriss. Alkohol und Drogen. Aber das habe ich ja dem Gericht damals schon alles erzählt, bloß wollte mir keiner glauben, weil meine damaligen Freunde gegen mich aussagten.“

„Ihrer Geschichte glaubte niemand, Wagener. Und wenn Sie jetzt, nach mehr als einundzwanzig Jahren daherkommen, um mir zu erzählen, dass Sie unschuldiger Weise verurteilt wurden, dann glaube ich Ihnen das ebenso wenig.“

„Es ist aber so. Sprechen Sie mal Richard Breston. Ich hatte damals bei der Verhandlung das Gefühl, dass er nahe daran war, die Wahrheit zu sagen. Sprechen Sie mal mit ihm. Warum sollte ich Sie belügen, Seymour? Es gibt keinen Grund für mich, nach wie vor meine Unschuld zu behaupten. Ich habe meine Strafe abgesessen und bin auf Bewährung frei. In drei Monaten spätestens werde ich tot sein. Ich habe Krebs. Warum sollte ich den Mord nicht zugeben, wenn ich der Mörder gewesen wäre? Verstehen Sie, was ich damit sagen will?“

„Ja, ich kann Ihnen folgen, Wagener. Ich werde mit Breston sprechen. Seine Nummer finde ich sicher im Telefonbuch. Es sei denn, er hat New York verlassen.“

„Sprechen Sie mit ihm, Seymour. Vielleicht ist er bereit, die Wahrheit zu sagen.“

Wagener legte den Hörer auf.

Jennifer West trat neben ihren Bruder. „Du wirst dich schnell wieder an das Leben in Freiheit gewöhnen, Al. Wir werden dir eine Arbeit …“ Jennifer brach ab.

Alfred Wagener lachte gallig auf. „… eine Arbeit suchen? Schwester, glaubst du im Ernst, mir gibt noch jemand Arbeit? Ich will auch gar keine Arbeit. Denn ich bin so gut wie tot. Hast du das vergessen.“

„Ich werde dir das Leben so angenehm wie nur möglich machen, Bruder“, versprach Jennifer mit leiser Stimme. Aus jedem Zug ihres Gesichtes sprachen Anteilnahme und Traurigkeit. Sie wusste, dass die Zeit, die ihr Bruder noch hatte, begrenzt war.

Trevellian und die späte Rache: Action Krimi

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