Читать книгу Trevellian und die späte Rache: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 11

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Dienstag, 4. Mai, 8 Uhr 15

Vor einer Viertelstunde hatte ich den Dienst angetreten, als mein Telefon dudelte. Ich nahm den Hörer ab und hob ihn vor mein Gesicht. „Trevellian, FBI New York.“

Jemand räusperte sich am anderen Ende der Strippe. Dann erklang eine Stimme: „Mein Name ist Breston – Richard Breston. Ich wende mich an Sie. Denn ich denke, bei Ihnen bin ich richtig …“

„Worum geht es denn?“, fragte ich und schaltete den Lautsprecher ein, damit auch Milo hören konnte, was der Anrufer zu sagen hatte.

„Ich bin in Lebensgefahr. Jemand will mich ermorden.“

„Wie kommen Sie denn darauf? Hat sich der Mörder bei Ihnen angekündigt?“

Wahrscheinlich hatte meine Stimme eine Nuance zu spöttisch geklungen, denn der Mann sagte:

„Bitte, Mr. Trevellian. Es ist ernst. Der Mann, der mich töten will, heißt Alfred Wagener und wurde erst vor Kurzem aus Sing-Sing entlassen. Er hat dort einundzwanzig Jahre gesessen. Man hat ihn damals wegen Mordes zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt, aber er wurde vorzeitig entlassen.“

„Und warum will er Sie umbringen?“

„Ich habe damals im Prozess gegen ihn ausgesagt. Er – er will sich rächen.“

„Wie kommen Sie zu diesem Schluss?“, fragte ich schon ein wenig genervt. Es gab immer wieder Menschen, die unter Verfolgungswahn litten. Ich zählte den Anrufer auch dazu.

„Er hat bereits zwei Zeugen von damals auf dem Gewissen. Erst hat er Price Mallory und dessen Ehefrau ermordet, dann Dennis Wallace.“

Ich war ziemlich von den Socken. Das war eine Eröffnung, die ich erst mal verarbeiten musste. „Er hat bereits zwei Zeugen von damals ermordet?“, stieß ich hervor.

„Ja. Und heute morgen erhielt ich einen Anruf. Als ich mich meldete, legte der Anrufer wortlos auf. Ich bin davon überzeugt, dass es Wagener war, der angerufen hat. Und nun fürchte ich, dass er auftaucht, um mich ebenfalls zu ermorden.“

„Wie, sagten Sie, waren die Namen der Leute, die er bereits ermordet haben soll?“, fragte ich.

„Price Mallory und Dennis Wallace. Mallory wohnte in Staten Island. Wallace in Philadelphia. Sie müssen mir helfen, Mr. Trevellian. Ich bitte Sie. Wagener will auch mich und Gene Holliday umbringen. Er ist übergeschnappt. Wahrscheinlich irrsinnig vor Hass.“

„Wo wohnen Sie, Breston?“

„In Midtown, fünfundfünfzigste Straße, Nummer vierzehn-fünfunddreißig, dritte Etage, Apartment drei-null-vier. Kommen Sie schnell, Trevellian. Wagener ist unberechenbar und kann jeden Moment auftauchen. Dass er ernst macht, hat er auf blutige Art und Weise bewiesen.“

„Wir kommen, Breston. In einer halben Stunde sind wir bei Ihnen.“

„Ich warte auf Sie. Vielen Dank.“

Ich legte auf und schaute Milo an. „Was hältst du davon?“

„Von dem Mord in Staten Island habe ich in den Nachrichten gehört“, sagte mein Freund und Partner und erhob sich. „Da war die Rede von diesem Alfred Wagener. Man verdächtigt ihn der Tat. Er wurde erst vor zwei Wochen aus dem Gefängnis entlassen.“

Nachdem Milo dies gesagt hatte, nahm ich den Anruf von eben nicht mehr auf die leichte Schulter. Auch ich drückte mich hoch, griff nach meiner Jacke, die über der Stuhllehne hing, und schlüpfte hinein. „Ich glaube, wir sollten uns beeilen, Milo“, sagte ich.

Auch Milo zog seine Jacke an. Dann verließen wir unser gemeinsames Büro. Wir fuhren mit dem Aufzug in die Tiefgarage, wo ich meinen Wagen geparkt hatte. Ich klemmte mich hinter das Steuer, Milo nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Wenig später waren wir auf dem Weg nach Norden. Es dauerte eine gute halbe Stunde, dann parkte ich den Sportwagen vor dem Gebäude mit der Nummer 1435.

Es war ein Wohn- und Geschäftshaus. Eine breite Treppe führte hinauf zur Eingangstür. Die Frontseite des Erdgeschosses war aus Glas. Es war ein ziemlich modernes Gebäude, und ich sagte mir, dass Richard Breston kein armer Mann sein konnte, wenn er sich in dieser noblen Gegend eine Wohnung leistete.

Wir betraten das Gebäude durch die Drehtür. Es gab einen Portier. Er saß hinter der Rezeption und las in einer Zeitschrift. Als wir in die Eingangshalle traten, hob er den Kopf. „Zu wem möchten Sie denn?“

„Zu Mr. Breston in der dritten Etage.“

„Was ist denn los heute? Soviel Besuch hat Breston in den vergangenen fünf Jahren nicht erhalten.“

Ich war wie elektrisiert. „Wie meinen Sie das? Ist vor uns beiden schon jemand angekommen, der zu Breston wollte?“

„Ja. Ein Mann von etwa fünfzig Jahren. Er war sehr freundlich …“

Milo und ich stürmten schon los. Wir nahmen nicht den Aufzug, sondern die Treppe. Immer drei Stufen auf einmal nehmend hetzten wir sie empor. Ziemlich außer Atem kamen wir in der 3. Etage an. Im nächsten Augenblick standen wir vor dem Apartment mit der Nummer 304.

Ich drückte mein rechtes Ohr gegen die Tür. In der Wohnung war es ruhig. Milo legte seinen Daumen auf die Klingel. Durch die geschlossene Tür war das Ding-dong der Glocke deutlich zu vernehmen.

Drin erklangen Schritte.

Ich atmete auf. Dann wurde ein Schlüssel gedreht, eine Sicherungskette schepperte, und schließlich schwang die Tür auf. „Mr. Breston?“

„Ja, kommen Sie herein. Sie sind sicherlich die beiden Gentleman vom FBI.“

„Ja. Ich bin Special Agent Trevellian.“ Mit dem Kinn wies ich auf Milo. „Special Agent Tucker. Sie haben angerufen …“

Breston ließ uns an sich vorbei in das Apartment. Er bot uns Sitzplätze auf der Couchgarnitur an, die um einen niedrigen Tisch gruppiert war. „Möchten Sie etwas trinken?“

„Nein, danke“, versetzte ich und ließ mich nieder.

Auch Milo setzte sich.

„Dann schießen Sie mal los, Breston“, forderte ich unseren Gastgeber auf, zu sprechen. „Was steckt dahinter?“

„Es ging damals um den Mord an einer Achtzehnjährigen“, sagte Breston und setzte sich in einen Sessel. „Der Mord geschah auf einer Party. Es war ein regelrechtes Besäufnis. Wagener zog sich mit der Kleinen – ihr Name war Jane Seymour –, ins Schlafzimmer zurück. Es wurden auch Joints verteilt. Auch ich rauchte Haschisch. Irgendwann kam Wagener aus dem Schlafzimmer getorkelt und sagte, dass er die kleine Hure erwürgt habe. Sie sei ihm nicht so zu Willen gewesen, wie er das wollte. Er wollte Oralverkehr, sie nicht. Darum habe er sie so lange gewürgt, bis sie kein Lebenszeichen mehr von sich gab.“

„Und wegen dieses Mordes wurde er zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt“, sagte ich, „und jetzt, nach einundzwanzig Jahren Haft wurde er begnadigt.“

„Ja. Und er will sich an allen rächen, die damals gegen ihn ausgesagt haben.“

„Wer ist das?“, fragte Milo.

„Price Mallory und Dennis Wallace. An den beiden hat sich Wagener schon gerächt. Außerdem war außer mir noch Gene Holliday dabei. Wir vier haben gegen Wagener ausgesagt. O mein Gott! Er hat sich zu einer reißenden Bestie entwickelt. Er muss ausgeschaltet werden.“

„Der Portier unten sagte uns, dass Sie Besuch von einem Mann erhalten haben, Breston. Wir befürchteten schon …“

„Das war ein Versicherungsvertreter. Ich habe ihn weggeschickt.“ Breston holte Luft. „Ich denke, dass als nächster ich auf der Abschussliste Wageners stehe. Darum habe ich Sie angerufen. Sie müssen mich beschützen, G-men. Nachdem Wagener in zwei verschiedenen Staaten gemordet hat, ist das FBI dafür zuständig.“

„Was sollen wir tun?“, fragte ich. „In Ihrem Apartment warten, bis Wagener auftaucht?“

„Warum nicht?“

„Nun, wir können nicht tagelang in Ihrer Wohnung ‘rumsitzen“, erklärte Milo. „Wir können Sie in Schutzhaft nehmen, bis Wagener geschnappt wird. Mehr, fürchte ich, können wir im Moment nicht für Sie tun, Mr. Breston.“

„Schutzhaft! Auf keinen Fall. Ich weiß schon, was ich tue. Ich begebe mich zu meinem Bruder nach St. Louis. Dort bin ich sicher.“

„Müssen Sie denn nicht arbeiten? Außerdem werden Sie nicht ewig bei Ihrem Bruder bleiben können. Sie unterhalten eine Wohnung in New York. Eines Tages müssen Sie wieder hierher zurück.“

„Bis dahin, hoffe ich doch, dass Sie den elenden Mörder gefasst haben“, schnappte Richard Breston.

„Wir werden unser möglichstes tun“, versprach ich. Dann setzte ich hinzu: „Wir werden einige Zeit das Gebäude hier observieren, um notfalls schnell eingreifen zu können. Sie sollten sich nicht aus Ihrer Wohnung hinausbewegen, Breston.“

„Ich bin ja nicht lebensmüde.“

Milo und ich verabschiedeten uns. Wir stiegen die Treppe hinunter, verließen das Gebäude und setzten uns in den Wagen.

Trevellian und die späte Rache: Action Krimi

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