Читать книгу Trevellian und das Geschäft mit dem Tod: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8
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ОглавлениеDetective Lieutenant Harry Easton von der Mordkommission Manhattan verständigte uns. Er hatte meine Nummer gewählt. »Ich weiß, dass ihr wegen Aktienbetrugs zu Lasten der Firma Concorde New York ermittelt«, sagte Cleary. »Heute wurde am hellen Nachmittag auf der Park Avenue Trevor Armstrong erschossen.«
Ich war wie elektrisiert. Meine Kehle war schlagartig trocken. »Sprichst du von Trevor Armstrong, der bei der Concorde New York im Aufsichtsrat sitzt?«
»Ja. Genau von dem ist die Rede.«
»Weiß man, wer ihn erschossen hat?«
»Ein Mann konnte sich erinnern, dass neben dem Porsche Armstrongs ein Lexus angehalten hatte, weil die Ampel zur 34th auf Rot stand. Von dem Mord bekam niemand etwas mit. Wahrscheinlich hat der Mörder einen Schalldämpfer benutzt. Die Nummer des Lexus hat sich der Mann natürlich nicht gemerkt. Er erinnert sich lediglich daran, dass der Wagen anthrazitfarben war.«
»Das ist nicht viel.«
»Ich weiß. Es tut mir Leid. Die Staatsanwaltschaft hat den Porsche und die Leiche beschlagnahmt. Der Coroner hat den Toten ins Gerichtsmedizinische Institut gebracht. Die Kollegen von der Spurensicherung werden sich an euch wenden, wenn Ermittlungsergebnisse vorliegen.«
»Vielen Dank, Harry«, sagte ich, dann war die Leitung tot, ich drapierte den Hörer auf den Apparat und schaute Milo an. »Das ist kein Zufall. Zwischen dem Aktienbetrug und dem Mord an Armstrong besteht ein Zusammenhang.«
Milo wiegte den Kopf. »Sieht ganz so aus. Um herauszufinden, welche Rolle Armstrong gegebenenfalls spielte, sollten wir uns vielleicht etwas in seiner Wohnung umsehen. Eventuell weiß seine Frau etwas. Möglicherweise gibt sein Computer etwas her. Ein Mann wie Armstrong verfügt sicher über ein häusliches Arbeitszimmer. Warum sollten wir nicht auf irgendeinen Hinweis stoßen?«
»Worauf warten wir noch?«
Armstrong wohnte in Queens, Ketcham Street.
Ich sagte Mandy Bescheid, dann verließen wir unser Büro und fuhren hinunter in die Tiefgarage. Eine Minute später rollte der Wagen in Richtung Brooklyn Bridge, auf der ich den East River überqueren wollte.
Es dauerte fast eine Stunde, bis ich vor der Villa Armstrongs parkte. Ja, es war eine Villa, die in einem großen, parkähnlichen Garten lag. Eine geteerte Zufahrt führte vom Tor zur Doppelgarage, die etwa zwanzig Schritte vom Haus errichtet worden war, und die ein flacher Zwischenbau mit dem luxuriösen Gebäude verband. Die Außenwände waren weiß getüncht, das Dach mit dunkelgrauen, fast schwarzen Ziegeln gedeckt. Vor dem Haus gab es ein Rondell, das mit Blumen bepflanzt war und dessen Mitte ein Springbrunnen zierte.
Das schmiedeeiserne Tor war geschlossen. Daneben gab es eine Pforte, hinter der ein gepflasterter Fußweg begann, der ebenfalls zum Wohnhaus führte. Auch sie war verschlossen, aber es gab eine Klingel an einer der mächtigen Granitsäulen, an denen die Tür und das doppelflügelige Tor verankert waren, und Milo legte den Daumen auf den Klingelknopf.
Sicher wurde das Grundstück videoüberwacht. Mein Blick suchte nach einer entsprechenden Kamera, konnte aber keine entdecken.
»Wer ist da?«, tönte eine männliche Stimme aus dem Lautsprecher der Gegensprechanlage.
»FBI! Die Special Agents Trevellian und Tucker.«
Ein leises Summen ertönte, die Pforte öffnete sich wie von Geisterhand gesteuert, Milo versetzte ihr einen leichten Stoß, und sie schwang lautlos auf. Wir betraten das Grundstück, schritten auf dem gepflasterten Gehweg zum Haus und wurden an der Haustür schon erwartet. Es war ein livrierter Mann um die Fünfzig, der im Türrahmen stand und uns entgegenblickte. Ein grauer Haarkranz umgab seinen Kopf. Die Schädeldecke war kahl und erinnerte an eine Tonsur.
»Ich nehme an, Sie kommen wegen der schrecklichen Sache, die Mr. Armstrong widerfahren ist. Wir sind alle zutiefst betroffen. Mrs. Armstrong hatte einen Nervenzusammenbruch und befindet sich im Krankenhaus.«
»Wir würden uns gerne mal im Haus umsehen«, erklärte ich.
Die linke Braue des Hausdieners hob sich. »Haben Sie einen Durchsuchungsbefehl?«
»Den können wir innerhalb kürzester Zeit besorgen und wiederkommen«, knurrte Milo. »Hat Mr. Armstrong etwas zu verbergen?«
Der uniformierte Mann schüttelte den Kopf. »Er war ein ehrenwerter Mann, geachtet und respektiert. Bitte, kommen Sie herein.«
Er vollführte eine einladende Handbewegung und trat zur Seite.
Wir schritten an ihm vorbei und standen in einer Halle, in deren Mitte eine schwere Polstergarnitur um einen niedrigen Tisch gruppiert war. An den Wänden standen einige Vitrinen, eine Treppe führte hinauf zu einer Galerie, von der aus Türen in die verschiedenen Räume im Obergeschoss führten.
Hier war alles teuer und prunkvoll. Als Aufsichtsratsmitglied der Concorde New York musste Armstrong ganz gut verdient haben.
»Führen Sie uns ins Arbeitszimmer Armstrongs«, forderte ich den Mann im Livree auf.
Im Gesicht des Burschen zuckte kein Muskel. »Folgen Sie mir.« Er stieg vor uns die Treppe hinauf, die mit einem dicken Teppich ausgelegt war. Oben öffnete der Diener eine Tür. »Das Arbeitszimmer Mr. Armstrongs.«
»Vielen Dank.« Ich ging an dem Diener vorbei, Milo folgte mir auf dem Fuß. Es gab hier einen Schreibtisch mit einer Computeranlage, einige Regale mit Büchern, die bis unter die Decke reichten, an den Wänden zwischen den Regalen hingen einige Bilder, unter anderem ein Kandinsky. Ich konnte jedoch nicht beurteilen, ob er echt war oder ob es sich nur um einen Kunstdruck handelte.
»Ich darf Sie bitten, nichts durcheinander zu bringen«, sagte der Diener und schaute pikiert. »In diesem Büro hat Mr. Armstrong auch seine persönlichen Unterlagen aufbewahrt. Versicherungspolicen, Verträge, Wertpapiere …«
»Aktien?«, fragte ich.
»Aktien der Concorde New York etwa?«, ergänzte Milo.
»Das kann ich Ihnen nicht sagen. Es gab keinen Grund für Mr. Armstrong, mir Einblick in seine persönlichen Angelegenheiten zu gewähren.«
Wir machten uns daran, das Büro zu durchsuchen. Ich fuhr den PC hoch. Das Betriebsprogramm war nicht kennwortgeschützt, und so hatte ich kein Problem. Der Computer war vernetzt. Zunächst einmal durchforstete ich die Dateien im Explorer. Ich stieß auf einige gespeicherte Briefe, die Armstrong in eigener Angelegenheit verfasst hatte. Nichts von Bedeutung. Dann verschaffte ich mir Zugang zum Internet und ging in der Historie die Web-Adressen durch, die Armstrong kontaktiert hatte. Ich stieß auf Adressen wie redsheets.com, winningstockpicks.net und lunchparty.com. Web-Adressen, die sich mit dem Handel von Aktien befassten.
Wenn ich mich richtig erinnerte, waren bei winningstockpicks.net und lunchparty.com die hochgepuschten Aktien der Concorde New York angeboten worden.
Ich schaute mir das elektronische Telefonbuch des E-Mail-Programms an und stieß auf einige Adressen, die ich mir notierte. Unter anderem waren es die E-Mail-Adressen der anderen Aufsichtsratsmitglieder der Concorde New York, da waren aber auch einige andere Namen.
Der elektronische Briefkasten war leer. Einige E-Mails waren gespeichert, aber sie waren für uns bedeutungslos.
Der Zugriff auf Online-Banking wurde mir verwehrt. Das erforderliche Kennwort kannte ich nicht. Aber selbst wenn es mir bekannt gewesen wäre, es hätte mir kaum etwas genutzt, weil ich die notwendige Pin-Nummer nicht hatte.
Ich richtete meinen Blick auf den Diener, der mit versteinert wirkendem Gesicht dastand und uns beobachtete. »Wir werden den PC beschlagnahmen«, gab ich zu verstehen. »Wissen Sie, bei welcher Bank Armstrong sein Privatkonto unterhielt?«
»Ich habe keine Ahnung«, erwiderte der Bursche.
Ich zuckte mit den Schultern. »Wie sieht es aus, Milo?«
»Ich habe ein ganzes Aktienpaket gefunden. Wertpapiere der Concorde New York sind nicht darunter. Es gibt einen Stapel Aktien der South Manhattan Oil Company und von ComTec Industries. Außerdem habe ich einige Policen gefunden. Lebensversicherungen. Überschlägig etwa zwei Millionen Dollar, die Mrs. Armstrong im Falle des Ablebens ihres Mannes erhält.«
Ich wandte mich wieder dem Diener zu. »Wie war das Verhältnis zwischen Mrs. und Mr. Armstrong?«
Das Gesicht des Burschen verschloss sich noch mehr. »Sie waren verheiratet und zeigten sich bei offiziellen Anlässen zusammen in der Öffentlichkeit. Wie das Verhältnis tatsächlich war, kann ich nicht beurteilen. Ich hatte keinen Einblick in die Privatsphäre der Ehegatten.«
»Das können Sie Ihrer Großmutter erzählen«, stieß Milo hervor. »Wahrscheinlich waren Sie Tag und Nacht hier anwesend. Es kann Ihnen gar nicht entgangen sein, in welcher Beziehung die Ehegatten zueinander standen.«
»Mein Dienst beginnt morgens um acht Uhr und endet abends um zwanzig Uhr. Nur wenn Mrs. und Mr. Armstrong Gäste zu sich eingeladen hatten, musste ich über zwanzig Uhr hinaus zur Verfügung stehen. Ich stecke meine Nase nicht in Dinge, die mich nichts angehen.«
Zuletzt hatte die Stimme etwas ungeduldig und genervt geklungen.
»In welchem Krankenhaus liegt Mrs. Armstrong?«
»Im Bellevue Hospital.«
Ich hatte angefangen, die Kabel vom Tower des PCs zu lösen; die Verbindung zum Monitor, zur Tastatur, zum Drucker …
Als wir das Haus verließen, trug ich den Tower unter dem Arm. Unser Computerspezialist Craig E. Smith würde sich mit der Festplatte des PC befassen. Er war sogar in der Lage, gelöschte Dateien wieder herzustellen.