Читать книгу Trevellian und das Geschäft mit dem Tod: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9
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ОглавлениеEine der E-Mail Adressen, die Armstrong gespeichert hatte, war für uns von Interesse. Es war die Adresse eines Mannes, dessen Namen Owen McAllister war. Und dieser Bursche war polizeibekannt. Vorbestraft wegen Computerkriminalität. Er hatte zusammen mit einigen anderen Freaks Viren programmiert, sie ins Netz gestellt und immensen Schaden angerichtet. Dazu kam Scheckkartenbetrug. McAllister war deswegen zu einer Gesamtstrafe von fünf Jahren Gefängnis verurteilt worden, nach dreieinhalb Jahren wurde er jedoch wegen guter Führung entlassen.
Es war eine interessante Eröffnung unsere Kollegen Craig E. Smith.
McAllister wohnte in der Greene Street, SoHo. Obwohl die Greene Street nur einen Katzensprung vom Federal Building entfernt war, fuhren wir mit dem Sportwagen. Das Gebäude, in dem McAllister wohnte, fanden wir auf Anhieb. Es war ein Hochhaus, in dem auch einige Firmen untergebracht waren. Ich fand einen Parkplatz und rangierte den Wagen hinein. Vom Portier erfuhren wir, dass das Apartment McAllisters in der fünften Etage lag. Wir nahmen den Aufzug.
Ich putzte die Klingel. Aber auch nach dem dritten Läuten blieb es in der Wohnung ruhig. Wie es schien, war McAllister nicht zu Hause. Ich klingelte bei einem Nachbarn. Er rief durch die geschlossene Tür, nachdem er mein Gesicht durch den Spion begutachtet und sich wahrscheinlich ein Bild gemacht hatte: »Wenn Sie von irgendeiner Versicherung sind oder …«
»FBI!«, unterbrach ich ihn. »Öffnen Sie, wir haben eine Frage.«
Jetzt ging die Tür einen Spaltbreit auf, gerade so weit, wie es die Sicherungskette zuließ. Der Teil eines männlichen Gesichts wurde sichtbar. »Sagten Sie FBI?«
»Mein Name ist Trevellian. Wir wollten zu Owen McAllister, wie es aber scheint, ist er nicht zu Hause.«
»Er geht keiner Arbeit nach. Keine Ahnung, wo er ist. Vielleicht einkaufen.«
»Wie kann er sich hier in SoHo eine Wohnung leisten, wenn er nicht arbeitet?«
»Das weiß ich doch nicht. Das müssen Sie ihn schon selber fragen.«
»Bekommt McAllister öfter mal Besuch?«
»Ich kümmere mich kaum um die Leute, die hier wohnen. Manchmal treffe ich McAllister auf der Treppe oder im Aufzug. Ich hab mir auch schon Gedanken gemacht, womit er diese Wohnung finanziert.«
»Schönen Dank«, sagte ich.
Die Tür wurde ins Schloss gedrückt.
In dem Moment vernahm ich das leise Rumpeln, mit dem der Aufzug in der Etage anhielt, in der wir uns befanden. Die Tür fuhr lautlos auf, ein Mann, etwa Ende der Zwanzig, wollte aus dem Aufzug treten. Er stockte jedoch im Schritt, als er uns sah. In seinem Gesicht drückte sich jähes Erschrecken aus, seine Hand zuckte zur Schalttafel mit den Knöpfen, die den Aufzug steuerten.
Ich schaltete sofort und setzte mich in Bewegung. »Bleiben Sie stehen!«, rief ich. »FBI!«
Vor meiner Nase schloss sich die Tür der Kabine. Wieder erklang das leise Rumpeln, mit dem der Aufzug in Gang gesetzt wurde. Es gab an der Wand über der Aufzugtür keine Stockwerksanzeige, lediglich einer von zwei Pfeilen zeigte an, ob der Aufzug nach oben oder nach unten fuhr.
Jetzt fuhr er nach unten.
Milo rannte zur Treppe und stürmte sie, immer drei Stufen auf einmal nehmen, nach unten. Er verschwand um den Treppenabsatz, ich hörte nur noch das Trampeln seiner Schritte, und auch das wurde schnell leiser.
Ich drückte den Knopf neben der Aufzugtür, mit dem man den Lift in die fünfte Etage holte, und presste das Ohr gegen die Tür aus Edelstahl. An den Geräuschen erkannte ich, dass der Aufzug anhielt. Es dauerte nicht lange, dann setzte er sich wieder in Bewegung. Ich schaute auf die Fahrtrichtungsanzeige über der Tür. Der Pfeil, der nach oben wies, war erleuchtet. Der Aufzug kam, die Tür fuhr auf – die Kabine war leer.
Ich ahnte, dass McAllister – dass er es gewesen war, davon war ich überzeugt – irgendwo zwischen der fünften Etage und dem Erdgeschoss ausgestiegen war.
Warum war er geflohen? Hatte er Dreck am Stecken?
Die andere Frage war, woran er uns als Polizisten erkannt hatte. Hatten wir etwas an uns, das uns verriet? Oder war es einfach nur das schlechte Gewissen, das McAllister in die Flucht trieb, als er uns sah?
Ich ging zur Treppe und stieg sie hinunter, warf in jeden der Flure der verschiedenen Stockwerke einen Blick, konnte aber McAllister nirgends entdecken. Dann kam ich unten an. In der Halle, bei der Rezeption, wartete Milo. »Er ist nicht unten angekommen«, empfing mich mein Kollege.
Der Portier hinter der Rezeption schüttelte zu den Worten Milos den Kopf. »Nein, ist er nicht«, pflichtete er bei. »Was hat er denn ausgefressen, dass sich das FBI für ihn interessiert?«
»Nichts. Wir wollten ihm nur eine Frage stellen.« Ich griff in die Innentasche der Jacke, holte meine Brieftasche hervor und fingerte eine von meinen Visitenkarten heraus. »Falls er sich bei Ihnen blicken lässt, bestellen Sie ihm, dass er mich anrufen soll«, sagte ich.
»Mach ich«, versprach der Portier und nahm das Kärtchen.
Wir verließen das Gebäude.
Doch wir fuhren nicht weg. Ich setzte mich in den Wagen und beobachtete den Eingang, Milo postierte sich auf der anderen Straßenseite in einer Reinigung.
Irgendwann, so sagten wir uns, würde McAllister das Gebäude wieder verlassen. Und dann wollten wir uns den Knaben greifen. Seine Flucht war Beweis dafür, dass er etwas zu verbergen hatte. Und sein Name war in einem Mordfall aufgetaucht.