Читать книгу Trevellian und die Mörder unter Wasser: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8
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ОглавлениеWir hatten Jeff Sheldon grünes Licht gegeben. Die Bergungsarbeiten gingen weiter. Wir begaben uns an Bord der Komet. Ein Aggregat, von dem ein dicker Schlauch unter der Reling hindurch in die Tiefe führte und im Wasser verschwand, arbeitete mit viel Lärm. Sheldon erklärte uns, dass man begonnen habe, den Sand von dem Wrackboden wegzusaugen.
Nach der Yacht mit dem Namen Virginia wurde auf Hochtouren gefahndet. Ein positives Ergebnis hatte sich jedoch noch nicht ergeben. Dass die drei Taucher, die von der Virginia aus ins Wasser gegangen waren, etwas mit den Morden an John Dreager und Dan Mason zu tun hatten, war für uns keine Frage.
»Wir würden Sie gerne sprechen«, erklärte ich Sheldon und musste schreien, um den Lärm zu übertönen, den das Aggregat verursachte.
Sheldon, der die Arbeiten auf Deck überwachte, rief einen Mann heran und trug ihm auf, seine Stelle einzunehmen. Dann begaben wir uns in die Messe im Schiffsrumpf und setzten uns.
»Denken Sie nach, Mr. Sheldon«, forderte ich ihn auf. Der Lärm war nur noch schwach vernehmbar. Ich konnte mit normaler Lautstärke sprechen. »Wer wusste noch von dem Wrack? Wem gegenüber wurden Andeutungen gemacht, dass es vielleicht Wertgegenstände dort unten gibt?«
»Natürlich wusste man in der Firma Bescheid«, sagte Sheldon und räusperte sich. »Ich habe mit niemandem darüber gesprochen, außer mit den Leuten, die sowieso davon wussten. Die Rede ist von Wellman und Riggs, und natürlich der Mannschaft, die mich begleitet.«
»Wer war bisher unten bei dem Wrack?«, wollte Milo wissen.
»Dreager und Mason waren die ersten. Die Lage und die Maße des Wracks unter dem Sand haben wir mit dem Protonenmagnetometer ermittelt.«
»Handelt es sich hierbei um eine Art Echolot?«, fragte ich diesmal, aber ohne besonderes Interesse.
»Das Protonenmagnetometer reagiert auf feinste Störungen. Der Eisengehalt des Holzes der Wracks macht entsprechende Messungen und Ortungen möglich. Das Protonenmagnetometer arbeitet anders als das Echolot, das einen Schall aussendet, der je nach Untergrundbeschaffenheit gar nicht oder aber in unterschiedlicher Intensität zum Gerät zurückkehrt und vom Schallwandler empfangen wird …«
Ich winkte ab und Sheldon unterbrach sich. »Wir sind Laien«, sagte ich, »und der Umgang mit Echolot und Sidescan Sonar ist für uns so etwas wie ein Buch mit sieben Siegeln.«
»Ich wollte nur Ihre Frage beantworten«, erklärte Sheldon und zog den Mund schief.
»Vielen Dank. Sie sagten, dass Sie noch mit Dreager sprachen. Plötzlich habe er abgebrochen, und sie vernahmen nur noch ein Stöhnen. Was sagte Dreager?«
»Dass es viel Sand dort unten gebe, dass die Sicht schlecht sei und dass das Wrack auseinandergefallen ist.« Die Stimme Sheldons senkte sich. Fast verschwörerisch fügte er hinzu: »Dreager und Mason haben einige Goldbarren entdeckt.«
»Warum sagen Sie uns das erst jetzt?«
Sheldon zeigte sich überrascht. »Habe ich Ihnen das nicht gesagt, als sie das erste Mal auf der Komet waren?«
»Nein.« Ich ließ Sheldon nicht aus den Augen, versuchte in seinen Zügen zu lesen.
»Ich war wohl ziemlich durcheinander.« Er wischte sich über die Augen. »Es will mir noch immer nicht in den Sinn, dass Dreager und Mason tot sind.«
»Irgendjemand muss Bescheid gewusst haben, jemand, der auf eigene Faust versucht, das, was das Wrack an Schätzen birgt, aus dem Wasser zu holen.«
»Haben Sie einen konkreten Verdacht?« Sheldon erwiderte meinen Blick.
Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er mich belauerte. Aber ich war wohl schon so sehr von meinem stetigen Kampf gegen das Verbrechen geprägt, dass ich allem und jedem misstraute. Ich versuchte dagegen anzukämpfen. »Verdächtig ist jeder, der Bescheid wusste«, versetzte ich.
»Also auch ich.«
»Auch Sie, Mr. Sheldon. Wellman, Riggs, Brunot, jeder Mann Ihrer Besatzung, selbst das Filmteam.«
»Es ist nicht der erste Schatz, den ich hebe«, knurrte Sheldon. »Dabei verdiene ich nicht schlecht. Und es ist mir bisher nie in den Sinn gekommen, mich an fremdem Eigentum zu vergreifen. Warum also sollte ich dieses Mal entsprechende Ambitionen haben?« Ein Lächeln umspielte seine Lippen, erlosch aber sogleich wieder, und er schloss: »Noch dazu, wo kein Mensch weiß, ob es sich überhaupt lohnt, zu bergen, was das Wrack noch hergibt. Was denken Sie, wie viel eine solche Bergungsaktion kostet? Wir sind mit modernstem Gerät ausgestattet.« Sheldon holte Luft. »Die Crew bezieht Lohn. Es sind hochbezahlte Spezialisten darunter. So eine Expedition verschlingt zigtausende. Der Einsatz muss sich lohnen und in einem – hm, gewissen Verhältnis zum Erfolg stehen.«
»Das ist nicht das Thema«, warf Milo dazwischen.
Sheldon nickte. »Ich weiß. Wir sind hier, und Sie gehen davon aus, dass etwas auf dem Meeresboden liegt, das wertvoll genug ist, um unter Einsatz immenser Mittel gehoben zu werden, etwas, an dem nicht nur die Archäologen und der Staat New York interessiert sind.«
»Etwas, in dessen Fahrwasser es Mord und Totschlag gegeben hat«, sagte ich. »Und sicher war die Sache mit Dreager und Mason erst der Anfang. Begeben Sie sich eigentlich täglich an Land?«
»Ja. Wir wohnen in einem Hotel in Nassau County. In Great Neck. Da gibt es auch einen Landungssteg für das Boot. Nur einige Männer bleiben an Bord.«
Sheldon schaute mich längst nicht mehr an. Sein Blick war abgeirrt. Er hatte sich auf dem Stuhl zurückgelehnt und ein Bein über das andere geschlagen. Plötzlich ergriff er noch einmal das Wort.
»Im Moment sind drei Taucher unten und arbeiten mit dem Absaugschlauch. Erst, wenn das Wrack vom Sand frei ist, können wir sagen, ob sich ein Großeinsatz lohnt. Man müsste in der Manhasset Bay ein Schiff stationieren, das die Annäherung fremder Boote beobachtet. Ich schließe nicht aus, dass die Mörder noch einmal kommen, wenn wir den Sand entfernt haben.«
»Sie denken, jemand an Bord steht mit den Verbrechern in Verbindung?«
Sheldon zuckte mit den Schultern. »Nur eine Vermutung. Aber es ist nicht auszuschließen.«
Ich musste ihm Recht geben. Aber auf einen Verdacht hin würde uns die Küstenwache kein Boot zur Verfügung stellen, das wir zu Beobachtungszwecken in der Manhasset Bay stationieren konnten. Den Gedanken daran konnte ich mir von vornherein abschminken.
Wir entließen Sheldon und baten ihn, uns Jack Wellman in die Messe zu schicken.
»Was hältst du von ihm?«, fragte Milo, als sich die schmale Tür hinter Sheldon geschlossen hatte.
»Ich halte ihn für einen ehrlichen Mann, der seinen Job macht und loyal zu seinem Arbeitgeber steht.«
»Ganz meine Meinung«, antwortete Milo und nickte einige Male, als wollte er damit seinen Worten Nachdruck verleihen.
Wellman kam. Er setzte sich auf den Stuhl, auf dem bis vor wenigen Minuten Sheldon gesessen hatte. Etwas unruhig schaute er von mir auf Milo, wieder zurück zu mir, und an mir blieb sein Blick schließlich auch hängen. »Ich habe bereits alles gesagt, was ich weiß. Das ist fast nichts.« Er hob die Schultern, ließ sie wieder nach unten sacken. »Wir haben das Wrack auf dem Meeresboden entdeckt und die Firma Sea Explorer Ltd. mit der Bergung beauftragt. Noch wissen wir nicht, was uns erwartet.«
»Dreager und Mason haben Goldbarren gefunden, ehe sie ermordet wurden.«
Wellman knetete seine Hände. Auf seiner Stirn glitzerte ein feiner Schweißfilm. »Das hat mir Sheldon berichtet. Bevor sie das Gold fanden, war nicht bekannt, ob sich etwas Wertvolles an Bord des Wracks befindet. Wir wissen auch jetzt nicht, wie viel Gold dort unten liegt.«
»Denken Sie, dass es Zufall war, dass Dreager und Mason ihren Mördern auf dem Meeresboden begegneten.«
»Ich kann Ihnen darauf keine Antwort geben. Vielleicht hat jemand vor uns schon das Wrack und den Goldschatz entdeckt und wollte verhindern, dass wir auf das Gold stoßen.«
Milo ließ seine Stimme erklingen. »Sheldon denkt, dass vielleicht jemand von der Crew mit den Mördern in Verbindung steht.«
Wellman schaute konsterniert drein, wiegte den Kopf und sagte schließlich: »Die Mörder waren unabhängig von dem Fund, den Dreager und Mason machten, vor Ort. Die musste niemand verständigen. Sie waren bereits da.«
»Sicher«, pflichtete ich bei, »von dem Fund konnten die Killer auf keinen Fall angelockt worden sein. Sie mussten schon vorher Bescheid gewusst haben. Es ist also davon auszugehen, dass jemand den Schatz vor Ihnen lokalisiert hat und ihn in eigener Regie heben will.«
»Das sehe ich auch so. Kann ich gehen?« Wellman erhob sich, ohne eine Antwort abzuwarten.
»Ja. Schicken Sie uns Ihren Vertreter herunter.«
Arthur Riggs kam wenige Minuten später. Auch aus seinem Mund erfuhren wir nichts Neues. Er wiederholte nur, was wir bereits wussten. Und so entließen wir auch ihn.
*
Zwei Tage vergingen.
Die Spurensicherung hatte nichts ergeben. Das Gutachten des Pathologen brachte auch nichts zum Ausdruck, was wir nicht schon gewusst hätten. Bei Dreager hatte der Treffer mit der Harpune zum Tod geführt, Mason war mit einem Dolch erstochen worden. Ein fünf Zoll tiefer Stich in die Leber hatte ihn innerlich verbluten lassen.
Am späten Nachmittag dieses Tages erhielt ich einen Anruf von der Wasserschutzpolizei. Der Kollege sagte: »In der Eastchester Bay wurden die Trümmer einer Yacht angeschwemmt. Nach ersten Erkenntnissen wurde sie in die Luft gesprengt. Es könnte sich um die Virginia handeln, nach der Sie fahnden.«
»Setzen Sie mich in Kenntnis, wenn Sie mehr wissen«, bat ich.
»Natürlich. Ich wollte Sie lediglich vorab informieren, dass wir wahrscheinlich die Virginia gefunden haben. Sicherlich hat sie ihr Besitzer in die Luft gejagt, als er mitbekam, dass die Polizei nach ihm und seinem Boot fahndet.«
»Davon ist auszugehen.« Ich bedankte mich, verabschiedete mich und legte auf.
»Und damit hat sich wohl auch diese Spur in Wohlgefallen ausgelöst«, meinte Milo gallig.
»Sieht ganz so aus.«