Читать книгу Trevellian und die Mörder unter Wasser: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9

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Es war Nacht. Die Komet lag vertäut am Pier. Eine tiefziehende Wolkendecke verhinderte, dass Mond und Sterne die Dunkelheit lichteten. Die wenigen Männer, die auf dem Boot geblieben waren, schliefen.

Irgendwo in der Ferne schlug eine Kirchenglocke dreimal. Auch in Nassau County, in Queens und in der weiter entfernten Bronx schliefen die meisten Menschen. Weiter im Westen, über Manhattan, war der Himmel von den Lichtern der Stadt aufgehellt.

Ein Ford Mercury fuhr langsam vor. In der Nähe des Piers hielt er an. Die Scheinwerfer und Rücklichter verloschen, der Motor starb ab. Einige Sekunden verstrichen, dann stiegen zwei Männer aus dem Wagen. Sie trugen Supermarkttüten und entfernten sich in Richtung der Komet. Ein dritter Mann war im Ford sitzen geblieben. Er saß auf dem Beifahrersitz. Sein Gesicht wirkte in der Finsternis hinter der Windschutzscheibe wie ein heller Klecks.

Die beiden anderen Kerle erreichten die Komet. Sie lag dicht beim Pier. Wasser plätscherte. Es roch nach Öl und Seetang. Die Wasseroberfläche glitzerte und erinnerte von der Farbe her an Tinte.

Über eine Eisenleiter, die am Schiffsrumpf befestigt war, stiegen die beiden düsteren Gestalten auf das Deck des Schiffes. Sie verursachten kaum Geräusche. Niemand hatte daran gedacht, Wachen aufzustellen. Man bewacht ja auch sein Haus nicht in der Nacht.

Die beiden Kerle befanden sich schließlich auf Deck und orientierten sich. In einem Aufbau war die Tür zu der Treppe, über die man in den Leib des Bootes gelangen konnte. Dort unten war die Messe und befanden sich die engen Kajüten.

Einer der Kerle übergab dem anderen die Supermarkttüte, in der ein schwerer Gegenstand lag. Jener Bursche, der jetzt beide Tüten trug, schlich zu der Tür, öffnete sie und setzte seinen Fuß vorsichtig auf die oberste Stufe. Eine Taschenlampe blitzte auf. Der Schein glitt die Treppe hinunter. Unten schloss sich ein enger Flur an. Von ihm zweigten die Türen in die Kajüten und anderen Räume ab. Der Maschinenraum befand sich im Heck des Schiffes.

Es war ruhig.

Der Bursche mit den beiden Plastiktüten stieg die Treppe hinunter. Einmal knarrte eine Stufe, das Geräusch versank in der Stille. Der Eindringling hielt den Atem an und verharrte auf der Stelle, als aber alles ruhig blieb, schlich er weiter. Eine der Tüten legte er am Ende des Flurs ab, die andere bei der Treppe, als er zurückkehrte und wieder nach oben stieg. Die Taschenlampe erlosch. Die beiden Kerle verließen die Komet. Niemand hatte ihre Anwesenheit bemerkt, kein Mensch auf dem Schiff ahnte, dass sich das tödliche Unheil bereits an Bord befand.

Die beiden Männer kehrten zu dem Ford zurück, setzten sich hinein, jener, der auf dem Fahrersitz Platz genommen hatte, startete den Motor. Die Scheinwerfer gingen an.

»Und?«, fragte der Bursche auf dem Beifahrersitz, der im Fahrzeug geblieben war.

»Wenn sie hochgehen, reißen sie den Kahn auf. Er wird absaufen wie ein bleierner Fisch.«

»Gut.«

Der Fahrer wendete. Langsam fuhren sie in die Richtung davon, aus der sie gekommen waren.

»Es werden zwei oder drei Tage vergehen, bis ein anderes Bergungsboot mit entsprechendem Gerät vor Ort ist«, meinte einer der Kerle. »In dieser Zeit schaffen wir den Schatz beiseite. Wir fangen in der kommenden Nacht an.«

»Erwartungsgemäß wird man bis zum Abschluss der Ermittlungen die Bergungsarbeiten ganz einstellen«, meinte der Bursche, der den Wagen lenkte. »Wir werden also Zeit haben, den Schatz zu verstecken. Alles andere hat Zeit. Hauptsache, wir haben ihn erst mal zur Seite geschafft. Ihn zu heben ist dann nicht mehr das Problem. Das können wir mit einem langen Seil und einem Einkaufskorb machen, wenn es sein muss.«

Der Mann auf dem Beifahrersitz lachte. »Wenn du die Körbe voll Gold nach oben ziehst.«

»Für so viel Geld bin ich gerne bereit, etwas körperliche Anstrengung in Kauf zu nehmen.«

Der Wagen bog in die Kings Park Road ein und wandte sich nach Süden.

Pünktlich um fünf Uhr erfolgte die Explosion der ersten Bombe. Es war diejenige, die der geheimnisvolle Bursche zwei Stunden vorher am Ende des Flurs deponiert hatte. Türen flogen auf, Holzwände wurden aus den Halterungen gerissen, es splitterte, knirschte und schepperte, Feuer flackerte und Qualm bildete sich.

Männer kamen in den Flur. Sie waren in Nachtkleidung, brachten keinen zusammenhängenden Gedanken zustande, schrien durcheinander. Und in dieses Durcheinander hinein ging die zweite Bombe hoch. Die Stufen der Treppe wirbelten durch die Luft. Krachend flog die Tür oben auf. Rauch suchte sich einen Weg ins Freie. Aus dem Geschrei des Schreckens und des Entsetzens im Bauch des Bootes waren Schmerzens- und Hilfeschreie geworden.

Das Boot legte sich zur Seite. Holzverkleidungen und Möbel brannten. Männer mit rußgeschwärzten Gesichtern, blutend und den Ausdruck des grenzenlosen Grauens in den Augen, konnten sich nicht mehr auf den Beinen halten und stürzten. Sie wurden auf Grund der Schräglage des Schiffes an der Wand zu einem Knäuel ineinander verkeilter Leiber zusammengepresst, die Todesangst und der Schmerz ließen sie brüllen, stöhnen und ächzen.

Die Explosion hatte ein Loch in die Außenwand des Schiffes gerissen. Wasser drang ein. Die Komet legte sich immer mehr auf die Seite und ging schnell auf Grund. Das angstvolle Geschrei verstummte. Zischend verloschen die Brandherde. Dann schlug das Wasser über dem Boot zusammen. Qualmwolken standen noch einige Zeit über dem Pier. Der Morgenwind zerpflückte sie und ließ sie zerflattern. Einige Männer schwammen im Wasser.

Nach zwanzig Minuten kamen drei Einsatzwagen des Fire Department an. Wenig später erschien Polizei. Vier Männer konnten gerettet werden. Anwohner sagten aus, eine gewaltige Explosion gehört zu haben, und gleich darauf eine zweite. Gesehen hatte niemand etwas.

*

Kurz vor sieben Uhr kamen Sheldon, Wellman und Riggs. Denn um sieben Uhr wollten sie wieder hinausfahren zu dem Wrack, um ihre Arbeit dort fortzusetzen. Die anderen Mitglieder des Schatzsucherteams, die nicht auf dem Schiff übernachtet hatten, waren schon anwesend. Der Kapitän und die beiden Archäologen waren fassungslos. Zwölf Männer waren an Bord gewesen. Und es sah so aus, als hätten sich acht von ihnen nicht retten können.

»Trevellian und Tucker müssen benachrichtigt werden«, entrang es sich Arthur Riggs. Er war bleich. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Er saß auf dem Rücksitz eines Einsatzfahrzeugs der Polizei. In seinem Gesicht zuckten die Muskeln. »Das – das ist es doch alles gar nicht wert.«

»Kein Gold der Welt ist acht Menschenleben wert«, sagte der Polizist, der neben der Hecktür des Fahrzeugs stand und seine Linke auf das Dach gelegt hatte.

»Es sind zehn Menschenleben«, verbesserte ihn Riggs mit heiserer, belegter Stimme. »Das verdammte Gold hat schon zehn Menschenleben gefordert.« In seinen Augen stand der Ausdruck namenlosen Entsetzens.

Trevellian und die Mörder unter Wasser: Action Krimi

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