Читать книгу Trevellian sucht den Rächer: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 9
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ОглавлениеSusan Hopkins wurde auf dem Greenwood Cemetery in Brooklyn beerdigt. Es war nur eine kleine Trauergemeinde, die sich eingefunden hatte. Auch Floyd Hayes, Will Harney und Tom Jefferson waren anwesend. Einige Girls vom horizontalen Gewerbe waren ebenfalls gekommen.
Direkt am Grab standen Laura Hopkins, die ältere Schwester der Toten, sowie ihre Eltern. Der Vater war ein mittelgroßer, schmächtiger Mann mit grauen Haaren und einem scharf geschnittenen Gesicht, von dem nicht abzulesen war, was in dem Mann vorging. Die Mutter war etwas kleiner und ebenfalls sehr schlank. Sie musste in jungen Jahren einmal eine sehr schöne Frau gewesen sein.
Der Pfarrer hielt eine kurze Grabrede. Er warf eine kleine Schaufel voll Erdreich in die Grube, bat Gott, Susans Sünden zu verzeihen und empfahl sie seiner Gnade. Ein Ministrant schwang ein Gefäß mit Weihrauch. Der andere hielt ein vergoldetes Kreuz, das auf einem Stiel befestigt war, in die Höhe. Nach einem abschließenden Gebet, in dem er um die ewige Ruhe der Verstorbenen bat, gingen der Pfarrer und die beiden Ministranten davon.
Auch Ed Schulz war zu der Beerdigung gekommen. Er beobachtete Floyd Hayes. Der Zuhälter war mit einem dunklen Anzug, einem weißen Hemd und einer schwarzen Krawatte bekleidet. Er schaute ernst, wie es bei einer Beerdigung eben angemessen ist.
Hayes und die beiden Kerle, die ihn begleiteten, wandten sich ab. Ein Stück weiter, auf der Straße, die durch den Friedhof führte, standen die Autos der Trauergemeinde.
Ed Schulz vertrat Hayes und seinen Begleitern den Weg. »Na, Hayes«, sagte Ed, »ist Ihnen schon eine Idee gekommen, wie Susans Blut an die Klinge des Rasiermessers gekommen sein mag?«
»Ich habe nicht darüber nachgedacht«, versetzte der Zuhälter eisig.
Seine beiden Freunde maßen Ed Schulz von oben bis unten. Will Harney hatte die linke Braue angehoben, was seinem Gesicht einen arroganten Ausdruck verlieh. »Zu der Zeit, als Susan aus dem Fenster sprang, war Floyd bei mir«, sagte er zwischen den Zähnen. »Er hat ein Alibi. Tom kann es ebenfalls bezeugen. Also lassen Sie Floyd in Ruhe.«
»Wer ist Tom?«, fragte Ed Schulz.
»Das bin ich, wenn Sie nichts dagegen haben.« Jefferson grinste süffisant. »Was Will sagt, stimmt. Wir waren zu der Zeit, als Susan starb, in seiner Wohnung.«
»Haben Sie sonst noch einen Namen?«
»Jefferson.« Der Bursche grinste wie ein Faun.
»Das alles hier scheint Sie ja ziemlich zu belustigen«, knurrte Ed Schulz.
»Es geht«, grinste Jefferson und kratzte sich am Kinn.
Schulz trat zur Seite. »Sicher«, murmelte er und schaute Harney an, »Sie geben ihm ein Alibi und er ist aus dem Schneider. Wie heißen Sie denn, Mister?«
»Harney – Will Harney.«
»Und was üben Sie für einen Job aus?« Schulz fragte es mit einem seichten Grinsen in den Mundwinkeln.
»Ich bin selbständig«, erwiderte Harney ausweichend. Dann fügte er hinzu: »Ich glaube nicht, dass ich Ihnen Rede und Antwort stehen muss, Detektiv.«
Die drei gingen weiter. Ed Schulz blickte hinter ihnen her. Da trat Laura Hopkins an ihn heran. Von der Krempe des Hutes, den sie trug, hing ein schwarzer Schleier und verdeckte ihr Gesicht. Sie war überhaupt ganz in schwarz gekleidet, was ihre schlanke Gestalt ausgesprochen betonte. Laura war ungefähr eins-siebzig groß. Neben Ed Schulz wirkte sie klein und zierlich.
Sie sagte: »Hayes war Susans Zuhälter, Mr. Schulz. Wer waren die beiden anderen Kerle?«
»Der Blonde, der mit den breiten Schultern, heißt Will Harney. Der andere Bursche ist Tom Jefferson. Es wird schwer sein, Hayes eine Schuld am Tod Ihrer Schwester nachzuweisen, Miss Hopkins. Die Verletzung mit dem Rasiermesser kann sie sich selbst zugefügt haben.«
»Dann müsste es ihre Fingerabdrücke auf dem Griff des Messers geben«, versetzte Laura mit hartem Klang.
»Das ist richtig. Aber selbst wenn ihr Hayes die Verletzung beigebracht hat – wir werden ihm nicht beweisen können, dass er unmittelbar zum Tod Susans beigetragen hat. Vor allem haben soeben Harney und Jefferson behauptet, dass sich Hayes in der fraglichen in Harneys Wohnung befand.«
»Hayes hat meine Schwester in den Tod getrieben«, sagte Laura. »Sie hat sich mir anvertraut. Susan wollte aussteigen. Ich bot ihr einen Job in meiner Boutique. Sie war einverstanden, aber sie hatte Angst. Angst vor der Reaktion Hayes‘, wenn sie ihn vor vollendete Tatsachen stellte.«
»Dass er sie in den Tod getrieben hat, reicht leider nicht aus, um ihm einen Strick zu drehen«, erklärte Ed Schulz. »Wenn er sie aber mit dem Rasiermesser verletzt hat …«
»Er hat Susan auf dem Gewissen«, beharrte Laura auf ihrer Meinung. »Diese niederträchtigen Schufte. Sie nutzen die Mädchen schamlos aus, bedrohen sie, betrügen sie und lassen sie fallen wie heiße Kartoffeln, wenn sie für sie wertlos geworden sind. Die Polizei greift meiner Meinung nach viel zu wenig hart durch, was diese elenden Zuhälter angeht. Diese Kerle sind die Luft nicht wert, die sie atmen. Die Mädchen, die ihnen in die Hände fallen, sind ihnen ausgeliefert. Ich habe es bei Susan beobachten können …«
Laura wandte sich ab. Sie ging hinter Hayes und seinen beiden Begleitern her, die soeben in den Mercedes Hayes‘ steigen wollten. Der Zuhälter sah sie auf sich zu kommen und verhielt in der Bewegung. Mit ausdruckslosen Augen blickte er Laura entgegen.
Die Frau hielt zwei Schritte vor ihm an. »Ich weiß, dass Sie Susan auf dem Gewissen haben, Hayes. Sie hat Ihnen erklärt, dass sie aussteigen möchte. Und das ließen Sie nicht zu. Haben Sie gedroht, ihr mit dem Rasiermesser das Gesicht zu zerschneiden? Haben Sie ihr den kleinen Schnitt zugefügt, um zu beweisen, dass Sie nicht spaßen? Sicher war es so, Hayes. Die Pest an Ihren Hals. Ich verfluche Sie.«
»Warum willst du nicht die Stelle deiner Schwester einnehmen, Süße?«, fragte Will Harney zynisch. »Mit dir wären sicher gute Geschäfte zu machen. Du brauchst nur ein Wort zu sagen. Bei uns ginge es dir gut.«
Hayes und Jefferson lachten. Der schwarze Schleier vor Lauras Gesicht verhinderte, dass sie ihr in die Augen blicken konnten. Wahrscheinlich wären sie erschrocken, wenn sie den Hass hätten wahrnehmen können, der darin wob. Ja, in Lauras Seele brannte das heiße Feuer einer hemmungslosen Leidenschaft – des tödlichen Hasses.
»Sind Sie Will Harney?«, fragte sie, und ihre Stimme klang kehlig.
Das Grinsen im Gesicht des Zuhälters zerrann. »Hat dir der Bulle meinen Namen verraten?«
»Ja. Sie sind es also. Ich denke, Harney, eines Tages werden Ihnen die Worte von eben noch Leid tun.«
»Willst du kleine Schlampe mir drohen?«, schnappte der Zuhälter.
»Lass dich von ihr bloß nicht ins Boxhorn jagen«, rief Tom Jefferson lachend. »Wahrscheinlich ist sie ein wenig aufgewühlt, nachdem sie heute ihr kleines Schwesterchen zu Grabe tragen musste. He, Süße, wenn du Lust hast, übernehme ich dich mal für ein paar Tage. Ich versichere dir, dass du mir hinterher aus der Hand fressen wirst.«
»Sie sind Jefferson, nicht wahr?
»Ja. Merk dir den Namen, Honey. Solltest du mal Notstand haben, ruf mich an. Ich werd‘s dir besorgen, dass dir Hören und Sehen vergeht. He, ich warte auf deinen Anruf.«
Laura wandte sich ab und ließ die drei Kerle stehen. Lachend setzten sie sich in den Mercedes.
Ed Schulz vertrat Laura den Weg. »Der Versuch, bei diesen Burschen das Gewissen wachzurütteln, ist vergebliche Liebesmüh, Miss Hopkins. Sie haben es jetzt selbst erlebt. Sie sind kaltschnäuzig und abgebrüht.«
»Was Sie eben andeuteten, heißt im Klartext, dass Hayes allenfalls wegen Körperverletzung angeklagt werden kann, wenn ihm nachgewiesen wird, dass er Susan die Verletzung zufügte«, konstatierte Laura Hopkins.
»Mehr wird ihm nicht nachzuweisen sein«, antwortete Ed Schulz. »Jedenfalls brächte es Licht in das Dunkel, das den Tod Ihrer Schwester umgibt.«
»Das ist mir zu wenig«, murmelte Laura.
Ed Schulz musterte sie konsterniert. »Wie soll ich das verstehen?«, fragte er. »Sie haben doch nicht vor, sich zu rächen?«
»Dazu fehlen mir die Mittel«, versetzte Laura. »Ich habe vor, zusätzlich einen Detektiv zu beauftragen, der die Umstände, die zu Susans Tod führten, ermittelt. Können Sie mir einen Tipp geben, Mr. Schulz?«
Ed Schulz kratzte sich hinter dem Ohr. Dann sagte er: »Ich wüsste einen guten Mann. Sein Name ist Hank Hogan. Früher war er mal V-Mann für das FBI. Vor einiger Zeit hat er eine Detektei übernommen. Er dürfte einer der besten seiner Zunft sein.«
»Vielen Dank. Sicher finde ich Hank Hogans Nummer im Telefonbuch.«