Читать книгу Trevellian und die korrupten Kollegen: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 8

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Wir hatten den Club Barbados umstellt. Wenn ich sage wir, dann meine ich sechs G-men vom FBI New York und zwei Dutzend Kollegen von der Sitte, dem Rauschgiftdezernat und der DEA, der Drug Enforcement Agency.

Da Clive Caravaggio mit von der Partie war, leitete er den Einsatz als Special Agent in Charge.

Der Club befand sich in East Village. Wir hatten von einem V-Mann einen Hinweis bekommen, dass in dem Etablissement nicht nur mit Kokain gehandelt werden sollte, sondern dass dort auch einige Girls aus Mexiko und Südamerika der illegalen Prostitution nachgingen.

Besitzer des Clubs war Martin McNeal, ein Mann, der polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten war.

Wir standen per Walkie-Talkie miteinander in Verbindung. Clive Caravaggio befand sich zusammen mit Blacky und einem weiteren G-man an der Hintertür, Milo, ein Special Agent namens Tom Bannister und ich wollten durch die Vordertür den Laden stürmen. Die Kollegen vom Police Department und von der DEA hatten das Gebäude hermetisch abgeriegelt.

»Seid ihr bereit?«, fragte Clive an.

Ich hielt das Walkie-Talkie vor meinem Gesicht. »Ja. Wir können...«

»Also dann, Zugriff!«

Die Vordertür war verschlossen. Aus den Fenstern fiel kein Licht, da sie mit Holztafeln abgedunkelt worden waren, die man mit roter Folie überzogen hatte und auf denen die Fotos von Striptease-Tänzerinnen klebten. Sie muteten an wie Schaukästen. Ich läutete. Eine Klappe in der Tür wurde geöffnet, Licht sicherte durch das kleine Viereck heraus, ein Gesicht zeigte sich.

»FBI!«, stieß ich hervor. »Öffnen Sie!«

Die Klappe flog zu. Durch die Tür hörte ich die laute Stimme des Türstehers brüllen: »Die Bullen stehen draußen! FBI! Sie machen eine Razzia...«

Milo richtete seine SIG auf das Türschloss und drückte ab. Im nächsten Moment warf er sich mit der Schulter gegen die Türfüllung. Krachend flog sie auf. Wir stürmten, die Waffen in den Fäusten, in das Lokal. Zunächst aber mussten wir durch einen Vorraum, in dem sich wahrscheinlich die Türsteher aufhielten, denn es standen zwei Stühle herum, dann durch einen kurzen Flur und dann befanden wir uns im Gastraum. Lampen mit rotem Glas in den Wänden sorgten für diffuses Licht. Nur die Theke war hell beleuchtet. Dahinter standen zwei Keeper mit südländischem Aussehen. Leise Musik wurde gespielt. In den Nischen, die den Gastraum teilten, saßen hauptsächlich Männer. Rötlicher Schein von den Lampen lag auf den Gesichtern.

An der Hintertür, durch die man wahrscheinlich die Toiletten und den Ausgang zum Hof erreichte, erschienen Clive, Blacky und der dritte Kollege.

»Licht an! Musik aus!«, rief Clive. »Keiner verlässt das Lokal.«

Jetzt erst schien den Gästen klar zu werden, dass die Polizei dabei war, den Laden hops zu nehmen. Wildes Stimmendurcheinander erklang plötzlich. Einige Kerle sprangen auf.

»Bleiben Sie auf Ihren Plätzen!«, rief Clive mit Tenorstimme. »Das Gebäude ist umstellt. Sie werden überprüft und wenn nichts gegen Sie vorliegt, haben Sie nichts zu befürchten.«

Es wurde schnell ruhig.

Nach einiger Zeit flammten die Neonstäbe an der Decke auf, die Musik war abgestellt worden. Einige Beamte vom Police Department und der DEA übernahmen es, die Gäste zu überprüfen und nach Rauschgift zu durchsuchen.

Milo und ich hatten die Bar durchquert und stiegen nun zusammen mit Clive und Blacky die Treppe nach oben. Der illegale Bordellbetrieb sollte sich in der ersten und zweiten Etage abspielen.

Oben, auf der Treppe, erwartete uns ein vierschrötiger Bursche mit Bürstenhaarschnitt und Oberarmen, die fast seine Hemdärmel sprengten. Sein Gesicht war verkniffen, in seinen Augen flackerte Unruhe.

Clive richtete die Waffe auf ihn. »Versuchen Sie nicht, Widerstand zu leisten«, warnte der SAC.

Der menschliche Büffel hob die Hände. Gleich darauf hatte ihm Blacky Handschellen verpasst.

Es handelte sich um zwei gegenüberliegende Wohnungen. Ein Teil der Wand zum Treppenhaus hin war herausgebrochen und zu einer großen, zur Treppe hin offenen Diele umfunktioniert worden. Eine schwere Polstergarnitur aus Leder stand da um einen niedrigen Tisch herum gruppiert. Pflanztröge und -kübel mit exotischen Pflanzen und einigen billigen, allerdings recht freizügigen Bildern an den Wänden vervollständigten die Einrichtung.

Mehrere Türen zweigten von der Diele ab. Ich öffnete eine und sah im diffusen Rotlicht ein nacktes Pärchen auf einem breiten Bett. Sie nahmen mich gar nicht wahr. Wahrscheinlich hatten sie den Schuss, mit dem Milo das Türschloss zerschmetterte, nicht gehört oder für die Fehlzündung eines Motors gehalten.

Ich räusperte mich und jetzt hielt der Mann in seinem Bestreben, sich für teures Geld körperliche Befriedigung zu holen, inne und drehte den Kopf zu mir herum. »Was soll das?«, herrschte er mich an.

»FBI New York«, sagte ich. »Ziehen Sie sich an und kommen Sie dann aus dem Zimmer.«

Es dauerte fast eine Viertelstunde, bis sich sämtliche Freier und Freudenmädchen in der Diele eingefunden hatten. Es waren zehn Leute. Fünf Kerle und fünf Mädchen. Die Männer schauten betreten drein und es war deutlich, dass sich keiner von ihnen wohl fühlte in seiner Haut.

Aus dem darüber liegenden Stockwerk war Clives dunkle Stimme zu vernehmen.

Die Überprüfung ergab, dass sich keines der Girls einer gesundheitsamtlichen Überwachung unterzogen hatte und über den sogenannten Bockschein verfügte. Es handelte sich um vier Girls aus Brasilien und Argentinien, die weder über eine Aufenthaltsgenehmigung noch eine Arbeitserlaubnis verfügten. Das fünfte Mädchen war rothaarig und Amerikanerin. Ich schätzte es auf achtzehn, höchstens zwanzig Jahre.

»Wie ist Ihr Name«, fragte ich.

»Cindy.«

»Sie haben sicher auch einen Familiennamen.«

»Graham. Cindy Graham.«

Mir fielen die geweiteten, starren Pupillen des Mädchens sowie ihre Unruhe auf und ich ahnte, dass es unter Drogen stand.

Einige Kollegen von der Sitte tauchten auf. Insgesamt waren es elf Prostituierte, die keine Lizenz hatten, dem horizontalen Gewerbe nachzugehen. Keines der Mädchen war über zwanzig. Der Geschäftsführer des Clubs und die Türsteher wurden verhaftet. Drei Kollegen vom NYPD fuhren in die Wohnung Martin McNeals und verhafteten ihn. Die Beamten fanden einiges an Rauschgift, vor allem Amphetamine, also synthetisch hergestellte Drogen, aber auch Heroin und Kokain. Personalien wurden aufgenommen.

Die Mädchen wurden in verschiedene Krankenhäuser verbracht. Ihnen wurde Blut entnommen, um ihnen eventuellen Drogenkonsum nachzuweisen. Am nächsten Tag erhielten wir die Ergebnisse der toxischen Untersuchungen. Sämtliche der Girls hatten unter Drogen gestanden. Amphetamin-Intoxikation lautete durchwegs das Ergebnis.

Cindy Graham befand sich im New York Hospital. Um die illegal nach Amerika eingereisten Mädchen kümmerte sich die Ausländerpolizei.

Wir besuchten Cindy Graham im Krankenhaus. Bleich lag sie im Bett. Sie wirkte abwesend und lethargisch. Ohne Interesse schaute sie Milo an, ihr Blick wechselte zu mir, dann sagte sie mit lahmer Stimme: »Ihr wart in der Nacht dabei, nicht wahr?«

»Mein Name ist Jesse Trevellian. Das ist mein Kollege Milo Tucker. Wir sind vom FBI. Fühlen Sie sich in der Lage, uns einige Fragen zu beantworten?«

»Was für Fragen?«

Ich wusste, dass nach dem Absetzen von Amphetaminen einige Entzugserscheinungen auftreten, meist psychischer Natur wie Depressionen und Suizidneigung, aber auch Erschöpfungszustände, übersteigertes Schlafbedürfnis, Heißhunger.

Damit erklärte ich mir auch den apathischen Zustand des Mädchens. »Wie kamen Sie in den Club Barbados?«

»Man hat mich dorthin gebracht und Stacy, dem Geschäftsführer, übergeben.«

»Seit wann sind Sie vom Rauschgift abhängig?«

»Ich – ich wollte das alles nicht. Ich war in einem Boot Camp in der Nähe von Junction City. Girls Ranch wurde das Camp genannt. Ich hatte die Wahl zwischen Gefängnis und dem Camp. Eines Nachts brachte man mich weg. Ich habe die Männer nicht gekannt. Sie spritzten mir Speed. Nach einigen Tagen Fahrt landeten wir in New York. Ich wurde Stacy übergeben und der versorgte mich auch weiterhin mit Drogen...«

»Stacy ist der Geschäftsführer des Clubs«, sagte ich, als das Mädchen abbrach.

Cindy nickte. »Ja. Ich – ich musste irgendwelchen Kerlen zu Willen sein. Stacy schlug mich auch. Er versorgte mich aber auch mit Drogen.«

»Seit wann arbeiteten Sie in dem Club?«

»Seit April. Bitte, lassen Sie mich schlafen. Ich – ich fühle mich total erschöpft. Bitte...«

Ich war ziemlich perplex.

Der Arzt, der uns begleitet hatte, sagte: »Dieser Erschöpfungszustand ist deutliches Zeichen des Entzugs. Sie sollten Cindy jetzt wohl tatsächlich in Ruhe lassen.«

Wir verließen das Krankenhaus.

Trevellian und die korrupten Kollegen: Action Krimi

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