Читать книгу Trevellian jagt die Waffenschmuggler: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 10
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ОглавлениеIch hatte in meinem Büro das Ende der Pressekonferenz abgewartet. Milo kam und sagte: »Die Medien werden uns wieder einmal in der Luft zerreißen. Wir konnten den Kerlen kaum etwas bieten. Von Mr. McKee habe ich erfahren, dass der Stadtverordnete Dave Overhill eine neue Kampagne gegen das organisierte Verbrechen starten will.«
Ich dachte kurz nach. »Overhill ist doch schon einmal mit einer derartigen Kampagne in Erscheinung getreten.«
»Richtig. Das war zu der Zeit, als wir wegen der angeblichen Selbstmordserie auf Rikers Island ermittelten. Er hat damals sämtliche Führungskräfte der New Yorker Polizeidienststellen zu einer Konferenz eingeladen und dem organisierten Verbrechen den Krieg angesagt.«
»Der Stadtverordnete will sich damit nur wieder einmal in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rücken«, knurrte ich. »Das ist meine Überzeugung. Er will sich ein Denkmal setzen. Sollte die Verbrechensrate zurückgehen, heftet er sich den Erfolg an seine Fahne. Wenn nicht, schiebt er die Schuld auf die Polizei. Sein eigenes Image jedoch wird strahlen.«
»So ist das«, versetzte Milo. »Overhill hat Mr. McKee und seinen Vertreter erneut zu einer Konferenz in die City Hall eingeladen. Er will für eine effiziente und effektive Polizeiarbeit sorgen und die Zusammenarbeit zwischen den Dienststellen verbessern. Auch ein Vertreter des Justizministeriums wurde eingeladen. Overhill zieht die Sache ziemlich publikumswirksam auf.«
»Das Geltungsbedürfnis mancher Zeitgenossen ist einfach monströs«, sagte ich. »Nun drück dich mal etwas klarer aus. Ihr habt die Vertreter der Medien also nicht zufriedenstellen können.«
»Nein. Und dafür werden wir wohl wieder ziemlich herbe Prügel beziehen. Wir wissen fast nichts, und das wenige, das wir wissen, durften wir nicht preisgeben. Allgemeinplätze aber wollten diese Aasgeier nicht hören.«
»Vielleicht ändert sich das nach unserem Einsatz auf Pier zweiunddreißig«, murmelte ich.
»Gebe Gott, dass wir Erfolg haben.«
Die Stunde der Wahrheit nahte. Die SRD hatte mir einen 7,5-Tonner zur Verfügung gestellt, auf den die Kisten mit den beschlagnahmten Boden-Luft-Raketen geladen wurden. Die Schlagbolzen waren ausgebaut worden. Wir wollten nicht das geringste Risiko eingehen. Ohne Schlagbolzen waren die Raketen wertlos. Aber alles sollte so echt wie möglich dargestellt werden.
Es war ein Uhr fünfundfünfzig, als ich auf dem Pier ankam. Es war finster. Auf dem Hudson spiegelten sich die Lichter der Stadt, die in den Nächten niemals ausgingen, und das Wasser schimmerte wie flüssige Bronze. Auf der West Street fuhren nur vereinzelt Fahrzeuge vorbei. Ich war allein. Von meinen Geschäftspartnern war noch nichts zu sehen. Ich stellte den Motor ab und schaltete das Licht aus, blieb aber in dem Kleinlaster sitzen. Das Autoradio lief. Ganz wohl war mir nicht zumute. Es gab zu viele Unwägbarkeiten.
Natürlich war ich mit einem Minisender ausgerüstet. Milo, der den Einsatz leitete, konnte jedes Wort hören, das gesprochen wurde. Zu gegebener Zeit würde ich den Zugriff anordnen. Aber noch war nicht abzusehen, wie sich die Sache entwickeln würde.
Um Punkt zwei Uhr fuhr ein BMW auf den Pier. Die Lichtfinger der Scheinwerfer durchstießen die Dunkelheit, der Lichtkegel kroch vor dem Fahrzeug her über den Beton. Neben dem Laster hielt der Pkw an, die Lichter gingen aus, die Tür schwang auf, ein Mann stieg ins Freie.
Auch ich verließ das Fahrzeug. Es roch nach Seetang. Bei dem Kerl handelte es sich um einen der Burschen, die mich von Charlys Inn aus zu Snyder gebracht hatten. Er hatte sich einen Trenchcoat übergezogen. Sein Gesicht war ein heller Klecks in der Dunkelheit. »Ich will die Ware sehen«, sagte er.
»Was soll das?«, fragte ich. »Wollen Sie die Kisten im Kofferraum transportieren? Ich dachte …«
»Glaubst du, wir kaufen die Katze im Sack?«, schnappte der Kerl. »Wir kennen dich außerdem nicht. Dein Name ist in einschlägigen Kreisen nicht bekannt.«
»Ihr misstraut mir!«
»Lass die Ware sehen. Wenn alles seine Ordnung hat, kommen wir ins Geschäft.«
»Hast du das Geld dabei?«
»Natürlich.«
Ich schnürte die Plane des Lasters auf und schlug sie zurück. Dazu musste ich wie ein Affe auf der Bordwand herumklettern. Dann half ich Snyders Abgesandten auf die Ladefläche. Da standen die Kisten fein säuberlich gestapelt. »Mach eine auf«, verlangte der Bursche und zückte eine kleine Taschenlampe, knipste sie an und ließ den Lichtkegel über die Kisten gleiten.
»Dazu brauche ich ein Brecheisen«, sagte ich.
»Du hast doch sicher Werkzeug im Wagen.«
Ich stieß die Luft durch die Nase aus. »Du nervst.«
Der Kerl lachte kehlig, gab aber keine Antwort.
Ich sprang von der Ladefläche und holte aus dem Werkzeugkasten einen Schraubenzieher, stieg wieder auf und öffnete eine der Kisten. Der Bursche leuchtete hinein. »Es sind zwanzig Kisten mit jeweils fünf Raketen«, sagte ich. »Zufrieden?«
»Sie sind funktionsfähig?«
»Natürlich.«
»Das scheint in Ordnung zu sein. Du kannst die Kiste wieder verschließen.« Der Bursche holte ein Handy aus der Tasche, tippte eine eingespeicherte Nummer her, drückte den grünen Knopf und hob das Mobiltelefon vor sein Gesicht. »Ihr könnt kommen. Die Sache ist in Ordnung.«
Er schaltete das Handy wieder aus und stieg vom Laster. Nachdem ich die Kiste wieder verschlossen hatte, folgte ich ihm. In dem BMW saß ein zweiter Mann. Einzelheiten konnte ich im Finstern nicht erkennen. Es dauerte einige Minuten, dann vernahm ich auf dem Hudson Motorengeräusch. Und dann näherte sich ein Boot dem Pier und legte an. Es war eine Yacht mittlerer Größe. Ein Mann sprang auf den Pier und schlang eine Leine um einen Poller. Dann kamen weitere Männer an Land.
Der Bursche, der die Ladung kontrolliert hatte, ging zu dem BMW und setzte sich hinein.
Ich war um den Lastwagen herumgegangen und konnte vom BMW aus nicht mehr gesehen werden. »Es ist soweit, Milo. Lass die Falle zuschnappen.«
Es dauerte etwa dreißig Sekunden, dann lösten sich von den Piers 26 und 40 Boote der Wasserschutzpolizei und näherten sich Pier 32. Bei den Lagerhallen, die neben dem Pier errichtet waren, flammten Scheinwerfer auf. Eine Lautsprecher verstärkte Stimme erklang: »Hier spricht Special Agent Tucker vom FBI! Sie sind umstellt und können uns nicht entkommen. Ergeben Sie sich!«
Ich stieg schnell ins Führerhaus des Lasters und startete den Motor, legte den Rückwärtsgang ein und fuhr an. Der BMW stieß mit kreischenden Reifen zurück, fuhr einen Halbkreis, und machte dann einen Satz nach vorn, als der Fahrer den Vorwärtsgang hineinrammte und Gas gab.
Ich bremste. Der BMW kam auf mich zu. Ich legte den Vorwärtsgang ein und kurbelte am Lenkrad. Im letzten Moment gelang es dem BMW, mir auszuweichen. Ich sprang aus dem Laster und rannte in Richtung der Lagerhallen.
Schüsse peitschten. Der BMW kam ins Schleudern, und plötzlich stellte er sich quer. Die beiden Insassen sprangen heraus und ergriffen zu Fuß die Flucht.
»Stehen bleiben!«, erklang es. Einige Kollegen lösten sich aus der Deckung der Lagerhallen und schnitten den beiden Kerlen den Weg ab. Sie wurden niedergerungen.
Auf der Yacht begann eine MP zu rattern. Dann legte das Boot vom Pier ab und nahm Fahrt auf. Die Kerle, die an Land gegangen waren, befanden sich wieder an Bord.
»Ergeben Sie sich!«, tönte es von einem der Polizeiboote. Die megaphonverstärkte Stimme trieb über den Fluss. Die MP war verstummt. Die Yacht bewegte sich voll im Licht der Scheinwerfer. Und nun erklang auch noch das Dröhnen eines Hubschraubers. Wenig später schwebte der Heli über dem Pier, den Suchscheinwerfer nach unten auf die Yacht gerichtet, die nun von den beiden Polizeibooten in die Zange genommen wurde.
Der Einsatz war ein voller Erfolg. Sowohl die beiden Kerle, die mit dem BMW gekommen waren, wie auch die Besatzung der Yacht wurden verhaftet. Die beiden Beauftragten Snyders wurden ins Field Office gebracht. Den Laster mit den Waffen übernahmen die Kollegen aus dem Police Department und brachten ihn wieder auf Nummer sicher.