Читать книгу Trevellian jagt die Waffenschmuggler: Action Krimi - Pete Hackett - Страница 7
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ОглавлениеDen Haftbefehl zu erwirken war nur eine Formsache. Sturgess wurde in die U-Haft nach Rikers Island überführt. Wir hatten uns bei Mr. McKee zum Briefing eingefunden. Es duftete nach Kaffee. Wir saßen an dem kleinen Konferenztisch, um den einige lederbezogene Stühle herumstanden.
»Sturgess hat ein Teilgeständnis abgelegt«, erklärte ich. »Danach wurden die Raketen im Auftrag von Stanislaw Godolwsky hier in den USA aufgekauft.«
»Stanislaw Godolwsky ist das Synonym für internationalen Waffenschmuggel«, sagte der Assistant Director nachdenklich. »Er lebt in Saudi Arabien und verfügt über weitreichende Verbindungen. Staatsmänner gehören zu seinen Duzfreunden. An ihn heranzukommen dürfte schwer sein.«
»Um nicht zu sagen unmöglich«, bemerkte Milo und fügte sogleich hinzu: »Man müsste ihn nach Amerika locken.« Milo grinste. »Aber der gute Mann wird uns was husten und sich in die Höhle des Löwen begeben.«
»Es wäre schon ein großer Erfolg, wenn wir seine Handlanger hier in Amerika ausschalten könnten«, meinte Mr. McKee.
»Sturgess hat keine Namen verraten«, gab ich zu verstehen. »Wahrscheinlich hat er Angst.«
»Haben Sie mit ihm über die Kronzeugenregelung gesprochen, über den Zeugenschutz? Wir haben doch Möglichkeiten.« Fragend schaute mich der Chef an.
»Sicher. Aber Sturgess war nicht dazu zu bewegen, mehr von sich zu geben, als dass er zu Godolwskys Verein gehört. Die Wohnungsdurchsuchung hat nichts ergeben. Lediglich soviel ließ er durchblicken, dass er nicht alleine arbeitete.«
»Wir müssen alles daransetzen, um zu verhindern, dass von amerikanischem Boden aus Waffen nach Angola oder in andere von Bürgerkriegen zerrüttete Länder gehen. Tun Sie alles, um den Waffenschmuggel in unserem Land zu unterbinden.«
»Wir werden sämtliche Hebel in Bewegung setzen, um diesem Auftrag gerecht zu werden, Sir«, versprach ich.
»Das weiß ich«, versetzte Mr. McKee. »Was haben Sie vor?«
»Zunächst werden wir uns noch einmal mit Sturgess befassen«, antwortete ich. »Und dann – nun, wir werden sehen. Kommt drauf an, welche Erkenntnisse wir aus der neuerlichen Vernehmung von Sturgess gewinnen. Vielleicht können wir ihn doch noch davon überzeugen, dass es für ihn von Vorteil wäre, wenn er sich kooperativ zeigen würde.«
»Ich wünsche ihnen viel Glück dabei«, murmelte der AD.
Damit waren wir entlassen.
Wir begaben uns in unser Büro, zogen unsere Übergangsmäntel an, und fuhren in die Tiefgarage. Wenig später saßen wir im Wagen, und ich lenkte ihn in Richtung Brooklyn Bridge, um den East River zu überqueren.
Es war um die Mitte des Vormittags und die Stadt stand wieder einmal vor dem verkehrsmäßigen Infarkt. Ein Hupkonzert erfüllte die Straßen. Es ging nur stockend voran. Ein Nervenkrieg. Adrenalin wurde ausgeschüttet. Aggressionen stauten sich. Immer wieder war das Heulen von Sirenen zu vernehmen.
Es nieselte leicht. Das unbeständige Aprilwetter hatte den Big Apple fest im Griff. Der Winter bäumte sich immer wieder auf und bot dem Frühling Paroli. In den Nächten war es noch erbärmlich kalt. Jedoch die Bäume und Büsche zeigten schon das erste zaghafte Grün. Zeichen dafür, dass sich der Frühling nicht aufhalten ließ.
Wir gelangten nach Brooklyn, und ich wandte mich nach Norden. Unser Ziel war Rikers Island.
Wir benötigen mehr als eine Stunde. Dann stellte ich den Wagen auf dem großen Parkplatz vor dem Gefängnis ab. Da wir hier bekannt waren, bedurfte es keiner großen Formalitäten, um zu erreichen, dass uns Sturgess vorgeführt wurde. Wir befanden uns in einem Raum, in dem nur ein Tisch stand, um den vier Stühle gruppiert waren. Ich bat den Wachtmeister, Sturgess die Handschellen abzunehmen.
Sturgess leckte sich unablässig über die Lippen. Er fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Jeder Zug seines Gesichts verriet Unsicherheit. Sein Blick sprang unruhig zwischen Milo und mir hin und her. »Was wollen Sie? Ich habe Ihnen schon alles gesagt.«
»Wir wissen lediglich, dass Sie für Godolwsky arbeiten«, versetzte ich. »Internationaler Waffenschmuggel. Wir wollen Namen hören, Mister Sturgess. Mit wem arbeiten Sie hier in den USA zusammen?«
Paul Sturgess schwieg verbissen. Wir konnten ihm bieten, was wir wollten, er schwieg.
Wir nahmen mit unserem V-Mann Verbindung auf. Sein Name war Earl Haggan. Von ihm hatten wir schon den Tipp mit der Waffenübergabe im Long Island Sound. »Die Kneipe, in der ich von dem Deal hörte, nennt sich Charlys Inn. Ob es von dort aus einen heißen Draht zu den Waffenschmugglern gibt, weiß ich nicht. Es war wohl eher Zufall, dass ich zu der Information kam.«
Nichtsdestotrotz begab ich mich am Abend in Charlys Inn, einen schummrigen Schuppen in der Cherry Street. Es war einundzwanzig Uhr vorbei. Eine sauber gewachsene Go-Go-Tänzerin verbog sich auf einer Bühne an einem verchromten Rohr die Figur. Dezente Musik untermalte ihre Darbietung. Ich wusste, dass es eine sportliche Höchstleistung war, was die Lady bot.
An den Tischen saßen fast ausschließlich Kerle. Ich setzte mich an der Bar auf einen der Hocker. Ein Keeper fragte mich, was ich trinken wollte. Ich bestellte ein Gedeck, wusste aber, dass ich weder das Bier noch den Schnaps anrühren würde, weil ich mit dem Auto hier war.
Der Tanz war zu Ende. Einige der Kerle klatschten. Die Tänzerinnen wechselten.
»Können Sie mir helfen?«, fragte ich den Keeper. »Ich suche jemand.«
Ich sprach gerade so laut, dass mich der Bursche hören konnte. Er schaute mich an. »Wen suchen Sie denn?«
»Einen Mann namens Paul Sturgess.«
»Sind Sie ein Polizist?«
»Nein. Ich möchte mit Sturgess ins Geschäft kommen.«
Der Keeper zuckte mit den Achseln. »Ich kenne keinen Paul Sturgess und kann Ihnen leider nicht helfen. Tut mir Leid.« Er wandte sich ab.
Ich verließ nach einer halben Stunde die Bar und fuhr nach Hause, von wo ich mit Milo Verbindung aufnahm. »Fehlanzeige«, knurrte ich. »Wobei ich mich lediglich bei dem Keeper nach Sturgess erkundigte. Ich konnte mich nicht allzu auffällig benehmen. Morgen Abend werde ich wieder in den Club gehen.«
*
Den nächsten Tag verbrachten wir zum Teil damit, im Internet Berichte über Stanislaw Godolwsky zu lesen. Dieser Mann hatte sich ein wahres Imperium aufgebaut und Millionen verdient. Und bisher war noch niemand in der Lage gewesen, ihm das schmutzige Handwerk zu legen. Er hatte es immer verstanden, durch die Maschen des Gesetzes zu schlüpfen. Er betrieb seine Geschäfte nicht von Saudi Arabien aus. Und so bot er der dortigen Polizei keinen Hebel. Und seine Verbindungsmänner, die bisher in den verschiedenen Ländern hochgenommen worden waren, hielten dicht.
Am Abend fuhr ich wieder in Charlys Inn. »Na, suchen Sie immer noch nach diesem Sturgess?«, fragte mich der Keeper und schaut mich durchdringend an.
»Sicher. Man hat mir gesagt, dass in diesem Laden Leute verkehren, die ihn kennen.«
»Worum geht es denn?«
»Um ein Geschäft. Wäre einiges drin für ihn.«
»Muss es unbedingt Sturgess sein? Um was für ein Geschäft handelt es sich? Sagen Sie es mir, vielleicht kann ich etwas einfädeln.«
»Haben Sie Verbindungen?«
»Wäre schon möglich. Allerdings müsste ich schon mehr wissen. Was haben Sie anzubieten? Drogen?«
Ich winkte ab. »Geben Sie mir wieder ein Gedeck.«
Ich bekam das Bier und den Schnaps. Auf der Bühne verrenkte sich wieder ein Go-Go-Girl die Figur. Es war schön anzusehen. Teilweise zeigte die Kleine akrobatische Höchstleistung. Und gewachsen war das Girl! Es war ein richtiger Hingucker.
Es ging auf zweiundzwanzig Uhr zu, als zwei Kerle die Bar betraten. Sie trugen Anzüge und Krawatten, kamen zur Theke und einer der beiden sprach mit dem Keeper. Dieser blickte zu mir her. Die beiden ebenfalls. Plötzlich kamen sie zu mir und bauten sich zu meinen beiden Seiten auf. Einer sagte zwischen den Zähnen: »Sie suchen Paul Sturgess?«
Der Keeper hatte also jemand informiert.
Ich nickte. »Richtig.«
»Was für ein Geschäft ist es, das Sie mit ihm abwickeln möchten?«
»Wir sollten das nicht hier besprechen.«
»Geben Sie uns nur einen Hinweis.«
»Waffen.«
Die linke Braue des Kerls, der mit mir sprach, hob sich. »Wie ist Ihr Name?«
»Dodson. Frank Dodson.«
»Für wen arbeiten Sie?«
»In eigener Regie. Es geht um hundert Boden-Luft-Raketen.«
Der Kerl starrte mich an, als wollte er in meinen Verstand eindringen und meine geheimsten Gedanken ergründen. »Wie viel?«
»Hundertfünfzigtausend.«
»Woher stammt das Zeug?«
»Meine Quelle verrate ich nicht.«
»Kommen Sie morgen wieder her?«
»Wenn Sie es möchten.«
»Ihr Angebot ist interessant. Bis morgen also.«
Die beiden Kerle verließen die Bar. Der Keeper kam heran und grinste ein wenig betreten. »Es war doch in Ihrem Sinne?«
»Warum nicht? Wer waren die beiden?«
»Das tut nichts zur Sache.«
Ich bezahlte und verließ ebenfalls das Lokal. Ein erster Kontakt war geknüpft. Ob ich auf der richtigen Spur war, wusste ich nicht. Ich rief von zu Hause aus Milo an.
»Es ist ein Spiel mit dem Feuer«, warnte mein Kollege. »Diese Kerle schrecken sicher vor nichts zurück. Es gefällt mir nicht, dass du dich ihnen sozusagen zum Fraß vorwirfst.«
Ich lachte. »Nichts wird so heiß gegessen wie es gekocht wird. Lassen wir es auf uns zukommen und machen wir unseren Job.«
»Ich werde morgen mit zu dem Inn kommen und dir gegebenenfalls den Rücken freihalten.«
»Ich darf auf keinen Fall das Misstrauen der Kerle erregen. Du könntest auffallen. Drum werde ich alleine hingehen.«
»Es gefällt mir nicht.«